Ursula Krechel - Landgericht

Здесь есть возможность читать онлайн «Ursula Krechel - Landgericht» весь текст электронной книги совершенно бесплатно (целиком полную версию без сокращений). В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Год выпуска: 2012, Издательство: Jung und Jung, Жанр: Современная проза, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Landgericht: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Landgericht»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Nach "Shanghai fern von wo" geht Ursula Krechel noch einmal den Spuren deutscher Geschichte nach. Ihr neuer Roman handelt vom Exil und von den fünfziger Jahren, von einer Rückkehr ohne Ankunft.Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrt? Nach ihrem gefeierten, 2008 erschienenen Buch "Shanghai fern von wo" geht Ursula Krechel mit ihrem neuen großen Roman "Landgericht" noch einmal auf Spurensuche. Die deutsche Nachkriegszeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, ist der Hintergrund der fast parabelhaft tragischen Geschichte von einem, der nicht mehr ankommt. Richard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaasschen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Ursula Krechels Roman lässt Dokumentarisches und Fiktives ineinander übergehen, beim Finden und Erfinden gewinnt eine Zeit atmosphärische Konturen, in der die Vergangenheit schwer auf den Zukunftshoffnungen lastet. Mit sprachlicher Behutsamkeit und einer insistierenden Zuneigung lässt "Landgericht" den Figuren späte Gerechtigkeit widerfahren. "Landgericht", der Roman mit dem doppeldeutigen Titel, handelt von einer deutschen Familie, und er erzählt zugleich mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik.

Landgericht — читать онлайн бесплатно полную книгу (весь текст) целиком

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Landgericht», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Das, was ihn in dieser Zeit elektrisierte und von sich fortriß, waren die Nachrichten aus Kuba. Er las Zeitungen und korrespondierte mit Boris Goldenberg. Das müde, übermüdete Regime, die handstreichartige Machtübernahme nach Castros Scharmützeln in der Provinz, all das konnte er sich gut vorstellen. Auch das Abwarten der Intellektuellen, das Taktieren und auch die archaisch rührende Lächerlichkeit, mit der die polacos — wie viele einfache Leute — den Sieg Castros am 1. Januar 1959 begrüßt hatten. Leider fand er weder eine spanische noch eine jiddische Quelle, und so las er staunend in Mainz, auf einem weichen Sessel sitzend: They saw Castro as a Messiah who came to save Cuba from corruption and violence . Das war ein großes Thema, zu dem er am liebsten Boris Goldenberg befragt und der mit seinem schönen russischen Bass in Máximos Hof „Nun ja, nun ja.“ gesagt hätte. Aber Kornitzer las auch eine Rede von Castro vom Dezember 1960, die auf die institutionelle Gewalt und die Rechtsprechung zielte. Die Rede war ein Peitschenhieb. Man mußte sich nach der Lektüre fragen: Was sollte überhaupt noch eine Rechtsprechung in Kuba? Kornitzer versuchte, Kontakt mit Rodolfo Santiesteban Cino aufzunehmen, aber als das nicht gelang, grübelte er darüber nach, ob sein Arbeitgeber nicht längst das Land verlassen hatte. Wie sehr sich Kornitzer auch bemühte, der Kontakt zu seinem früheren Arbeitgeber war abgebrochen.

Alle Welt fragt , so begann diese Rede Castros sehr rhetorisch: wann wird man endlich die richterliche Gewalt säubern? Womit befaßte sich denn überhaupt die zivile Justiz? Im allgemeinen mit Problemen, die das Volk nichts angingen: mit Hypotheken, Kündigungen, Erbstreitigkeiten, mit Rechtsstreitigkeiten zwischen Unternehmern, Grundbesitzern, Finanziers. Und heute? Wird etwa eine Kooperative die andere anklagen? Wird man Mieter dazu verurteilen, auszuziehen — wo es doch überhaupt keine Mieter mehr, sondern nur noch Eigentümer gibt? All diese Gerichte und die vielen Richter entbehren heute der Existenzberechtigung . Das war eine trübe Verführung zur Einfachheit, zumal wenn die vielen neuen Wohnungseigentümer nicht einmal einen Dichtungsring für eine tropfende Wasserleitung kaufen konnten und kein Dachdecker mehr zu bestellen war, wenn nach einem Hurrikan die Dachbalken offen lagen. Alle diese bürgerlichen Zwischenexistenzen, Handwerker, Richter, Lehrer, Gewerbetreibende waren uninteressant, unproduktiv. Sie trugen nichts zum revolutionären Prozeß bei. (Fidel Castro war selbst Anwalt gewesen; er mußte es wissen.) Auf Grund der Castro-Rede vom 19. 12. 1960, so las Kornitzer, traten allein acht Richter des Obersten Gerichts zurück. Am 22. 12. wurde ein neues Gesetz beschlossen, das den Präsidenten ermächtigte, neue Richter zu ernennen und das Gericht zu reorganisieren. Zwei Monate später war auch dieser Prozeß abgeschlossen.

Boris Goldenberg ließ seinem Zorn über die Entwicklung in vielen Aufsätzen freien Lauf. Er hatte als Halbwüchsiger die russische Revolution erlebt, er kannte die Vorboten, die Höhepunkte, die Enttäuschungen, wußte, wie es gekommen war, und warum es den Bach hinunterging, was er ersehnt, wofür er gekämpft hatte. Er war bewundernswürdig, und Kornitzer bewunderte ihn aufrichtig. Ehe er es sich versah, war die Universität von Havanna gleichgeschaltet worden. Die Revolutionäre hatten jede Menge Vorwürfe gegen diese Institution, die von jeher ein Hort aller revolutionären Bewegungen gewesen war. Am 9. Mai 1960 erklärte der neu gegründete Studentenverband unter Major Cubela, die Autonomie der Universität müsse beseitigt werden, falls sie der Revolution im Wege stehe . Das war ein deutliches Signal. Die private katholische Universität Villanueva wurde im Frühjahr 1961 verstaatlicht, die große Mehrheit ihrer Professoren war ins Ausland geflohen, auch der Rektor und der stellvertretende Rektor der Universidad Santa Clara. Der Vorsitzende des Studentenrats Porfirio Ramirez war als Aufständischer in den Bergen Zentralkubas gefangen genommen und hingerichtet worden.

Auch in den Gewerkschaften wurde geholzt und aufgeräumt, das Arbeitsministerium bekam das Recht, bei ihnen zu intervenieren , das bedeutete: unliebsame Funktionäre abzusetzen. Bei fast allen, die ihres Postens enthoben wurden, handelte es sich um Castro-treue Gewerkschafter, die erst nach den Säuberungen in den ersten Monaten des Jahres 1959 in ihre Funktion gelangt waren. Eine lautstarke offiziöse Propaganda warb für freiwillige Arbeit und mehr oder minder freiwillige Abgaben zur Anschaffung von Waffen, von Petroleumtankern, von Kühen für die Kooperativen, mit anderen Worten: für Sondersteuern. Und es fiel nicht leicht, sich dieser Pflicht zu entziehen. Was man früher Ausbeutung genannt hatte, war nun Dienst am Volke, und nicht jeder Arbeiter dachte so klassenbewußt, um den entscheidenden Unterschied zu erkennen, schrieb Goldenberg ironisch. Die Minister — mit Castro an der Spitze — betätigten sich vor der Presse und vor Photographen eifrig als sonntägliche Zuckerrohrschneider oder Bauarbeiter. Das kam gut an. Zur systematischen Bekämpfung der Konterrevolution wurden Komitees zum Schutze der Revolution ins Leben gerufen, die sich krakenhaft in allen Häuserblocks, Dörfern und Kooperativen ausbreiteten und sich das Recht auf Einmischung in alles Mögliche nahmen. Goldenberg kritisierte, es gebe keine Tradition lokaler oder regionaler Selbstverwaltung, der Aufbau eines politischen Zwangsapparats war ihm zuwider. Er kritisierte, daß Kuba — mit vollem Einverständnis Castros — ein Satellitenstaat Moskaus wurde, wie es vorher ein Hinterhof, eine abschüssige Hintertreppe in die USA gewesen war.

Dann erreichte Kornitzer ein Telegramm von Goldenberg: AMANDA KOMMT VIA FRANKFURT MAIN. Und es folgte ein Datum. Eine gänzlich unerwartete Nachricht, nicht einmal eine Nachricht aus einem Traum. So stand er an einem frühen Dezembermorgen am Frankfurter Flughafen in einem Sonderbereich Amanda gegenüber. Gänzlich unvorbereitet und sprachlos — sein Spanisch war in eine tiefe Herzensfalte gerutscht und wollte nicht gleich über die Lippen. Aufmerksam stand sie da, nicht sonderlich übernächtigt nach dem langen Flug, sehr hellhäutig, und sie war groß, fast so groß wie er. Sie stand ihm in Augenhöhe gegenüber (wie Claire es getan hatte, nur Charidad, zierlich, beweglich, hatte eine fremde Körperlichkeit), es schien, als sei sie gar nicht aufgeregt, im Gegensatz zu ihm. Und sie hatte, anders als Georg und Selma, als er sie als Halbwüchsige wiedertraf, ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Ein Lächeln, als gebührte das dem fremden Vater in Deutschland. Und Kornitzer lächelte zurück; etwas schmolz. Und aus der Erinnerung an die erste Wiederbegegnung mit Selma schoß es ihm durch den Kopf: Ich darf sie nicht berühren! Ich darf sie nicht umarmen! Vielleicht, sagte sich Kornitzer später, hätte Amanda eine Berührung durch den fremden Vater genossen. Und so stand er steif neben ihr, in seinem schweren, dunklen Wintermantel, sie dagegen trug ein windiges, schäbiges Mäntelchen, Schuhe mit zu dünnen Sohlen, aber anstatt die kalten Hände in den Taschen zu vergraben, fuchtelte sie damit herum, wies auf ihre Gepäckstücke. Sie sprach mit einer für eine junge Frau ungewöhnlich tiefen Stimme, selbstbewußt wie ihre Mutter und eigenwillig, wie sie ihr Gepäck aufnahm und es den Vater keinesfalls tragen lassen wollte. Es kam ihm vor, als schone die kraftvolle Tochter ihn.

Er erledigte die schwierigen Formalitäten der Einreise mit ihr. Ja, sie war eine Asylantin, ein politischer Flüchtling. Nach einer Wartezeit auf einer harten Bank blieb es ihr erspart, in eine Notunterkunft, in ein Heim eingewiesen zu werden. Kornitzer bürgte für sie, er verpflichtete sich, im Notfall (was hieß hier Notfall?) für sie zu sorgen. Daß ein Senatspräsident a. D. eine junge Kubanerin in Empfang nahm, das machte Eindruck bei den Beamten am Flughafen, alles war leichter, als er es erwartet hatte. Der Grund seines Engagements für die junge Kubanerin blieb den Beamten verborgen. Unlauter schien es nicht. Man notierte seine Adresse, Amanda würde Befragungen über sich ergehen lassen. (Kam sie in einer Mission, war sie zur Spionage angeheuert, aufgestachelt worden? Was konnte sie über ihr Land berichten, welche brisanten Interna wußte sie? Ein Herr vom Bundesnachrichtendienst würde sie befragen, einmal, zweimal, mehrmals vielleicht.) Es war auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Nicht jeden Tag kam eine Asylantin aus einem mittelamerikanischen Land am Frankfurter Flughafen an.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Landgericht»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Landgericht» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Landgericht»

Обсуждение, отзывы о книге «Landgericht» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x