Eugen Ruge - In Zeiten des abnehmenden Lichts

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In Zeiten des abnehmenden Lichts: краткое содержание, описание и аннотация

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Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr '89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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So hatte Alexander gedacht. Wenigstens diesen Triumph hatte er nach der Wende geglaubt verbuchen zu können: Alles das, so hatte er geglaubt, habe sich nun erledigt. Diese angebliche Forschung, dieses ganze halbwahre und halbherzige Zeug, das Kurt da über die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zusammengehämmert hatte — das alles, so hatte Alexander geglaubt, würde mit der Wende hinweggespült, und nichts von Kurts sogenanntem Werk würde bleiben.

Aber dann hatte sich Kurt noch einmal auf seinen katastrophalen Stuhl gesetzt, mit schon fast achtzig, und hatte klammheimlich sein letztes Buch zusammengehämmert. Und obwohl dieses Buch kein Welterfolg geworden war — ja, zwanzig Jahre früher wäre ein Buch, in dem ein deutscher Kommunist seine Jahre im Gulag beschrieb, möglicherweise ein Welterfolg geworden (nur war Kurt zu feige gewesen, es zu schreiben!) —, aber auch wenn es kein Welterfolg geworden war, so war es doch, ob man wollte oder nicht, ein wichtiges, ein einzigartiges, ein «bleibendes» Buch — ein Buch, wie es Alexander nicht geschrieben hatte und nun wohl auch nicht mehr schreiben würde.

Wollte er das? Hatte er nicht immer davon geredet, dass er sich zum Theater hingezogen fühlte, gerade weil Theater etwas Vergängliches war? Vergänglich — klang gut. Solange man keinen Krebs hatte.

Die Mücken tanzten im Sonnenlicht, Kurt schlief noch immer — dabei hieß es doch, alte Leute schliefen nicht mehr so viel. Alexander beschloss, sich ebenfalls ein wenig hinzulegen.

Als er schon im Begriff war, das Zimmer zu verlassen, fiel sein Blick auf den Ordner mit der Aufschrift PERSÖNLICH, der ihn schon immer angezogen, den zu öffnen er aber nie gewagt hatte — obwohl er als Jugendlicher nicht einmal vor der erotischen Fotosammlung seines Vaters zurückgeschreckt war. Bis Kurt ein Sicherheitsschloss in die Schranktür einbauen ließ.

Er nahm den Ordner heraus: Zettel, Notizen. Kopien von Dokumenten. Obenauf mehrere Briefe, mit violetter Tinte geschrieben, wie es vor vielen Jahren in Russland üblich gewesen war:

«Liebste Ira!» (1954)

Alexander blätterte … Typisch Kurt. Selbst seine Liebesbriefe hatte er akkurat zweiseitig beschrieben, in gestochener Schrift, alle Seiten bis zum Letzten gefüllt, und zwar in gleichmäßigem Zeilenabstand, ohne dass die Zeilen am Ende eines Briefes auseinanderrückten oder sich drängten oder dass irgendwo der Rand einer Seite zusätzlich beschrieben war … Wie hatte der Kerl das gemacht? Und bei alldem die irritierend überschwänglichen Anreden, mit denen er Irina überschüttete:

«Liebe, liebste Irina!» (1959)

«Meine Sonne, mein Leben!» (1961)

«Meine geliebte Frau, mein Freund, meine Gefährtin!» (1973)

Alexander stellte den Ordner zurück und stieg die Treppen hinauf zu Irinas Zimmer. Er ließ sich auf das große, mit einer Art Teddybärfell bezogene Sofa fallen, versuchte ein bisschen zu schlafen. Stattdessen sah er wieder den pockennarbigen Karajan, der sich, wie aufgezogen, in seinem Drehsessel hin und her wiegte. Die Gläser seiner Brille blitzten, die Stimme wiederholte immer wieder denselben Satz … Schluss damit. Er musste an etwas anderes denken. Er hatte einen Entschluss gefasst, es gab nichts mehr zu denken, nichts zu beschließen.

Er öffnete die Augen. Betrachtete Irinas Kuscheltiere, die auf der Lehne saßen, ordentlich nebeneinander — so wie die Putzfrau sie aufgereiht hatte: der Hund, der Igel, der Hase mit seinem angekokelten Ohr …

Und was, wenn sie sich geirrt hatten?

Absurd, dachte er, dass Irina bis zum Schluss dein Zimmer gesagt hatte. Ihr schlaft oben in deinem Zimmer , der Satz klang ihm plötzlich im Ohr. Dabei konnte man sich wohl kaum ein Zimmer vorstellen, das mehr als dieses die perfekte, wenn auch späte Verwirklichung eines Mädchentraums darstellte: rosa Wände. Ein Rokokospiegel, beschädigt, aber echt. Am Fenster stand ein weiß angestrichener Sekretär, an dem Irina sich gern in nachdenklicher Pose hatte fotografieren lassen. Und die zerbrechlichen Vermutlich-auch-Rokoko-Stühlchen posierten so anmutig im Raum, dass man sich nicht daraufsetzen mochte.

Und tatsächlich, sobald er sich Irina hier vorzustellen versuchte, sah er sie auf dem Fußboden sitzen, bei ihren einsamen Orgien, wenn sie ihre krächzenden Wyssozki-Kassetten hörte und sich allmählich betrank.

Und dort das Telefon, noch der DDR-Apparat, der früher unten gestanden hatte. Noch derselbe Apparat, in den sie mit tonloser Stimme diese vier Worte gesprochen hatte:

— Saschenka. Du. Musst. Kommen.

Vier Worte aus dem Mund einer russischen Mutter, deren ganzer Stolz es gewesen war, ihren Sohn niemals im Leben um irgendetwas gebeten zu haben:

— Saschenka. Du. Musst. Kommen.

Und nach jedem Wort ein langes, atmosphärisches Knistern, sodass man versucht war aufzulegen, weil man glaubte, die Leitung sei unterbrochen.

Und er? Was hatte er gesagt?

— Ich komme, wenn du aufgehört hast zu trinken.

Er stand auf, ging zu dem weiß angestrichenen Sekretär, in dessen unübersichtlichen Geheimfächern sie nach Irinas Tod ihre Alkoholvorräte gefunden hatten. Öffnete ihn, begann wie ein Süchtiger ihn zu durchsuchen. Ließ sich wieder aufs Sofa fallen. Es gab hier keinen Alkohol mehr.

Oder hatte er «saufen» gesagt? Ich komme, wenn du aufgehört hast zu saufen?

Vierzehn Tage später war er zum Beerdigungsinstitut gefahren, um seine Mutter wieder zum Leben zu erwecken … Nein, er war hingefahren, weil es noch irgendwelche Formalitäten zu erledigen gab. Aber dann, schon auf der Straße, hatte ihn die fixe Idee überkommen, er könnte seine Mutter wiedererwecken, wenn er nur zu ihr sprach . Und nachdem er zweimal um den Block marschiert war und sich die Sache auszureden versucht hatte, war er schließlich hineingegangen und hatte seine Mutter zu sehen verlangt und hatte sich auch nicht davon abbringen lassen, als man ihm fachkundig riet, sie doch lieber so in Erinnerung zu behalten, wie sie «im Leben» gewesen war.

Dann hatte man sie hereingerollt. Ein Vorhang ging zu. Er stand neben einer nachlässig zurechtgemachten Leiche, die, zugegeben, seiner Mutter nicht unähnlich sah (abgesehen von dem zu kleinen Gesicht und den ziehharmonikaartigen Fältchen auf der Oberlippe), stand neben ihr und wagte nicht, sie anzusprechen vor den beiden Mitarbeitern des Beerdigungsinstituts, die hinter dem Vorhang lauerten, so dicht, dass man ihre Schuhe am unteren Rand des Vorhangs sah. Nur um überhaupt etwas versucht zu haben, berührte er ihre Hand — und stellte fest, dass sie kalt war: kalt wie ein Stück Huhn, das man aus dem Kühlschrank nimmt.

Nein, sie hatten sich nicht geirrt. Es gab ein Röntgenbild. Es gab ein CT. Es gab Laborwerte. Es war klar: Non-Hodgkin-Lymphom, langsam wachsender Typ. Gegen das es — wie taktvoll ausgedrückt! — bis heute keine wirksame Therapie gebe.

— Und was heißt das, in Jahren ausgedrückt?

Und dann drehte sich dieser Mensch eine Ewigkeit auf seinem Stuhl hin und her, mit einem Gesicht, als sei es eine Zumutung, eine solche Frage beantworten zu müssen, und sagte:

— Eine Prognose werden Sie von mir nicht hören.

Und seine Stimme schnarrte — wie der Sauerstoffapparat des alten Mannes in seinem Zimmer.

Zeitmaße. Zwölf Jahre: die Wende. Unerreichbare Zeit. Trotzdem versuchte er nachzuspüren: Was wogen zwölf Jahre?

Klar, dass die zwölf Jahre vor der Wende ihm unverhältnismäßig länger erschienen als die zwölf Jahre danach. 1977 — das war eine Ewigkeit! 1989 dagegen — ein Rutsch, eine Straßenbahnfahrt. Dabei war doch einiges passiert, oder?

Er war abgehauen und wieder zurückgekehrt (wenn auch das Land, in das er zurückkehrte, verschwunden war). Er hatte einen ordentlich bezahlten Job bei einem Kampfkunst-Magazin angenommen (und wieder gekündigt). Hatte Schulden gemacht (und wieder zurückgezahlt). Hatte ein Filmprojekt angezettelt (vergiss es).

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