Norbert Scheuer - Überm Rauschen

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Einst sind der Vater und die Brüder gemeinsam fischen gegangen, das Rauschen des Wehrs hinter der Gaststätte in der Eifel, in der sie gelebt haben, hat die Kindheit der Brüder mit Ahnungen und Phantasien belebt. Aber der Vater, der beim Angeln immer auf der Suche nach einem riesigen, mythischen Urfisch war, ist schon lange tot. Und der ältere Bruder Hermann ist abgeholt worden, musste in die Klinik, er hat den Verstand verloren, sein Schicksal ist ungewiss.
Der jüngere Bruder, der Ich-Erzähler, ist zurückgekehrt an den Ort der Kindheit, um der Familie zu helfen, steht im Fluss, angelt und lässt das Leben des Bruders, sein eigenes, das der Familie Revue passieren. Die Kindheit am Fluss, die erste Liebe, die kauzigen Gäste der elterlichen Gastwirtschaft, die Ausbruchsversuche des Bruders, der Niedergang der Kneipe, der Fluss und die Fische, der Tod der holländischen Gelegenheitsgeliebten des Bruders und die ungeklärte Frage nach dem eigenen leiblichen Vater — erschöpft und doch überwach versucht der Erzähler, aus den Erinnerungen und Gesprächen, Ereignissen und Beobachtungen einen Zusammenhang herzustellen, eine Erklärung zu finden.
Norbert Scheuers neuer Roman „Überm Rauschen“ entwickelt mit seiner genauen und poetischen Sprache einen enormen Sog. Trauer und Schönheit einer ganzen Welt entstehen durch diese suggestive Geschichte, deren Protagonisten mit ihrer Suche nach dem großen mythischen Fisch zugleich auf der Suche nach dem Glück sind. Und das Glück ist da, im Rauschen, in der wehmütigen Kraft des Erzählens.

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Ich setzte mich zu den Schwestern an den Tisch. Alma brachte mir Kaffee. Alma konnte sich nicht zu uns setzen. Sie sagte, sie müsse noch das Frühstück für die späten Angler machen. Nach Ansicht von Vater und Hermann gibt es frühe Angler, die eben sehr früh aufstehen, und andere, die späten Angler, die erst am Vormittag zum Fluss gehen. Von den Letzteren hielten Vater und Hermann nicht viel. Sie nannten sie auch verächtlich Kneipenangler, weil sie meist nur groß daherredeten und mehr am Tresen als am Fluss zu finden waren. Alma ging zur Anrichte und füllte Marmelade in kleine Schälchen. Ich sah plötzlich vor mir, wie sie früher in der Küche herumgetanzt und französische Lieder geträllert hatte.

Die Schwestern beäugten jeden Handgriff von Alma, tuschelten hinter ihrem Rücken. Alma holte Besteck aus der Schublade und polierte es mit ihrem Schürzenzipfel auf. Sie machte immer noch, auch wenn sie älter geworden war, weiche Bewegungen, so als würde sie auf Pantoffeln herumschweben und tanzen. Mutter hatte sie früher oft ermahnt, dass sie mit den Albernheiten aufhören solle, doch Alma kümmerte sich nicht darum, sie sang weiterhin Lieder von France Gall, auf Deutsch mit französischem Akzent. «Das war eine schööne Party … laa lala lalalaa … über uns hing, als ich Feuer fing, ein rosaroter Lampion», sie tanzte dabei wie ein Gnom und eine Fee zugleich, bis es selbst Mutter amüsierte, und schließlich saßen wir alle lachend in der Küche.

Gestern war wegen des Markttages viel Betrieb, und außer den Anglern logierten seit einigen Tagen auch Brückenarbeiter im Haus, die alle Brücken im Umkreis überprüften und jetzt an der Brücke vor unserer Gaststätte arbeiteten. Alma hatte viel zu tun und konnte sich nicht zu uns an den Tisch setzen. Ich glaube, die Schwestern hätten es auch nicht gewollt, außerdem hatten sie vom ersten Tag an, als Alma zu uns in die Gaststätte gekommen war, um wegen einer Anstellung zu fragen, immer schon etwas gegen Alma gehabt. Sie hatten sich über ihren Französischtick lustig gemacht und sie spöttisch «Francesoir» genannt.

Renate nahm ihre dürren Finger vom Tisch, nestelte an ihrem Jackenkleid herum, dann in ihrem rötlich gefärbten Haar. Sie hatte braune Augen und dick getuschte, verklebte Wimpern. Mager und krank sah sie aus, ich weiß nicht, ob ich sie unter den vielen Menschen irgendwo in der Stadt überhaupt erkannt hätte. Ihr Mann hatte sie vor einiger Zeit wegen einer anderen Frau verlassen, nun arbeitete sie wieder, wie vor ihrer Ehe, als Einkäuferin bei einer Cateringfirma in Trier.

«Langsam beginne ich mich davon zu erholen und vergess diesen Kerl, seine Demütigungen und all das», sagte sie zur älteren Schwester. Während die Jüngere redete, strickte Reese. Sie war seit dem frühen Morgen in der Küche, half Alma noch immer, so gut sie es in ihrem Alter vermochte. Neben Reeses Stuhl stand ihre Handtasche aus weißem Kunstleder, die Mutter ihr vor vielen Jahren geschenkt hatte. Sie bedeutete Reese viel, alle wichtigen Dinge trug sie darin mit sich herum, alte Liebesbriefe aus ihrer Jugend, einen abgenutzten Lippenstift, zerknitterte Kinokarten aus dem seit Jahren geschlossenen Kino, ein Katzengoldbröckchen, eine verblasste Adresse auf einem Kaugummipapier, Fotografien von Valentin in seiner Fliegeruniform und vergilbte Bilder unseres Ortes, die vor dem Krieg aufgenommen worden waren.

Reese hatte, wenn Karneval oder Kirmes gefeiert wurde, immer bei uns im Saal bedient. Wir mussten alle an diesen Tagen helfen, hinter der Theke stehen, kellnern, Cola und Limo aus dem Keller heraufholen, die Kühlung hinter der Theke mit Getränken auffüllen, den Hausmüll zur Kippe fahren, den Bürgersteig fegen, meine Schwestern mussten in der Küche zur Hand gehen, auch Hermann half. Sonst sollte er nur lernen und ‹die Schule ordentlich absolvieren›, wie Vater immer gesagt hatte, aus Hermann sollte etwas Besonderes werden, er sollte Abitur machen und studieren. Voller Stolz hatte Vater dies immer an der Theke verkündet. Damals hatten nur wenige Jugendliche aus dem Ort Abitur gemacht und studiert. Hermann war das Lernen leichtgefallen, wenn er etwas hörte oder las, behielt er es sofort, er konnte, als er eingeschult wurde, bereits rechnen und lesen.

«Was macht Hermann nur die ganze Zeit allein da oben auf seinem Zimmer — kann mir das mal einer sagen?», fragte die ältere Schwester.

Reese erzählte, wie Renate und Hermann sich als Kinder auf Rollschuhen von einem Gülleanhänger hatten ziehen lassen und sich dabei am Auslaufstutzen festgehalten hatten, wie der Hahn sich geöffnet hatte, die Gülle sich über sie ergossen und sie beide anschließend ihre Kleider im Haus versteckt hatten. Reese scheint nichts vergessen zu haben, an jede Kleinigkeit kann sie sich noch erinnern. Wenn ich alt bin, möchte ich so wie Reese sein oder vielleicht wie Zehner, aber auf keinen Fall wie meine Mutter, die immer nur schweigt, als wäre niemals etwas geschehen. Tagelang hatten damals alle gerätselt, wo wohl der schreckliche Gestank im Haus herkäme, bis der Bauer eines Abends an der Theke lachend vom Missgeschick meiner Geschwister berichtet hatte.

Reese wandte ihren Kopf mit dem spitzen Kinn, kicherte und sah Renate verschmitzt an. Alma war gerade am Tisch vorbei in die Gaststätte gegangen, um zu bedienen. Die Schwestern redeten weiter mit Tante Reese; wir nennen sie so, obwohl sie eigentlich nicht mit uns verwandt ist. Würde ich eine Chronik unserer Familie schreiben, so würde Reese bestimmt darin vorkommen, mit ihrem knittrigen Gesicht, der spitzen Nase und den wachen schelmischen Augen. Während sie mit uns sprach, war es für einen Moment lang wie früher, wenn wir in der Küche zusammensaßen. Claudia erzählte von ihrem Sohn, der das Gymnasium besuchte und Sänger in einer Punkband war, sie scherzte über sein Aussehen, seine Piercings in der Lippe, aber in Wirklichkeit gefiel ihr das gar nicht. Renate lachte, als kleines Mädchen hatte sie mit Reeses Kindern gespielt, auf dem Heuschober und im Stall, damals standen noch Kühe dort, Goldfliegen und Bremsen summten, Rauchschwalben, die unter der Decke der Stallung nisteten, schwirrten umher, es roch nach Kuhpisse, Mist und saurer Milch. Renates Gesicht wirkte so unbeschwert, als wären all die Jahre nicht vergangen, als hätte der Fluss stillgestanden und spiegelte in seinen glitzernden Wellen all diese schönen Erinnerungen. Bestimmt war Renate in Gedanken mit Thorsten, Reeses Sohn, die Leiter zum Heuschober hinaufgeklettert, hatte im staubigen Heu gesessen und zum Stall hinunter, auf Kuhrücken und nach Fliegen schlagende Schwänze gesehen, hatte gehört, wie der Milchstrahl aus den Zitzen in einen Eimer zwischen die Beine der hockenden Reese spritzte. Früher hatte Reese den größten und schönsten Hof im Ort gehabt, in den Siebzigerjahren wurden die Landwirte dann mit der Landreform gezwungen, Siedlungshöfe mitten in ihre Felder zu bauen, im Ort hatte man keinen Platz mehr für große Viehställe. Um rentabel zu produzieren, brauchte man mindestens hundert Kühe, sonst erhielt man kein Geld von der Genossenschaftsbank. Chrisand, Reeses Mann, wollte damals aber den Ort nicht verlassen, so gaben sie irgendwann die Landwirtschaft ganz auf, und Chrisand hatte, wie die meisten hier, daraufhin im Zementwerk gearbeitet.

Während die Schwestern mit Reese redeten, gebärdeten sie sich wieder wie kleine Mädchen. Renate drehte Haare um ihren Finger und Claudia biss sich auf die Unterlippe, während sie Reese gespannt zuhörte. Doch dann fragte die Jüngere, wie es so weit habe kommen können, was bloß mit Hermann sei. Reese zuckte mit den Schultern, wickelte etwas Wollfaden um ihren Zeigefinger, das Knäuel rollte unter den Küchentisch. Renate sah in die Runde, als müssten wir die Antwort parat haben, als wüsste jemand, warum dies geschehen war. Niemand sagte etwas, was sollten wir auch sagen? Hermann war in den letzten Jahren immer sonderbarer geworden, hatte keinen Kontakt mehr zu seinen Schwestern gehabt, die ihn, wie er meinte, enttäuscht hatten, aber das hat er auch von anderen gedacht. Eigentlich haben ihn alle enttäuscht, schließlich konnte es ihm niemand mehr recht machen. Und was hatte er gemacht? Alles war geblieben, wie es immer war, nichts hatte sich verändert, die Zeit verging, der Fluss strömte an unserem Haus vorbei zum Rauschen, wo das Wasser unaufhörlich hinunterstürzte, in einen großen See verlorener Zeit.

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