Crusius beschreibt in seiner Chronik das Schlößchen Lichtenstein, wie wir es hier nacherzählen. Er sah es zu Ende des sechzehnten Jahrhunderts, also etwa siebzig Jahre nach dem Jahr 1519. Dort findet sich auch die hieher gehörige Stelle: »Im oberen Stockwerk ist ein überaus schöner Saal, ringsum mit Fenstern, aus welchen man bis an den Asperg sehen kann: darin hat der vertriebene Fürst Ulerich, v. Württemberg öfter gewohnt, der des Nachts vor das Schloß kam und nur sagte: ›Der Mann ist da!‹ so wurde er eingelassen .« Wo aber wohnte er den Tag über? wo hielt sich der Vertriebene auf? Die Frage lag sehr nahe. Jetzt ist in die Ruinen des alten Schlosses ein Jägerhaus erbaut, das noch immer den Namen des »Lichtensteiner Schlößleins« trägt, und am fröhlichen Pfingstfest einer lebensfrohen Menge zum Tummelplatz dient.
Er schickte einen tapfern Ritter, Marx Stumpf von Schweinsberg an sie mit einem beweglichen Schreiben, das Schloß nicht zu übergeben sondern, wo sie solches auch tun wollten, ihm wieder Gelegenheit zu machen, in dasselbe zu kommen; weil er in selbigem zu sterben bereit sei, wenn es Gott über ihn verhänge. Sattler, Gesch. der Herz. v. Würtemb. II. 15.
Diesen merkwürdigen Hund beschreibt Tethinger als einen Liebling Ulerichs ausführlich. A. a. O. S. 1, 58.
»Hie gut Württemberg alleweg.« Findet sich oft als Wahlspruch dieser Partei. Vergl. Pfaffs Geschichte Württembergs I. S. 306, in d. Anmerkung.
Drei Hirschgeweihe, wovon die zwei obersten vier, das untere aber drei Eulen hat, sind das alte Wappen von Württemberg.
»Der Tüfell gsegen in allen«, sind die Worte des Chronisten Stumphardt, die ihm unwillkürlich entschlüpfen, indem er die Unterhandlung der Ritter »beim kielen Wein« beschreibt.
Herzog Ulerich beklagt sich wiederholt, namentlich in diesem Zeitpunkt, daß seine Gegner so viele Lügen gegen ihn ausstreuen. Er verteidigt sich darüber, besonders in seinen Briefen an die schweizerische Eidgenossenschaft. So streuten seine Feinde im Jahr 1519 aus, er habe einen Edelknaben, Wilhelm von Janowiz entzweigehauen. Doch Janowiz lebte noch im Jahr 1562, und war Anno 1550 Kommandant der Feste Asperg. Aber jene Lüge machte damals großes Aufsehen, daher kam es, daß ein Schweizer, dem man diesen Mann zeigte und sagte, was die Feinde des Herzogs von ihm ausgestreut haben, antwortete: » Er muß nochten ein guter Barbier gsyn syn, der den Knaben so suber gehailt hat .« (Sattler II. §. 24.)
Sattler erzählt dies folgendermaßen: Der Schwäbische Bund hatte einen großen Teil seiner Kriegsknechte abgedankt, diese wurden darüber schwürig, sie rottierten sich zusammen, richteten zwölf Fähnlein auf, erwählten ihre Hauptleute und machten unter sich nach damaligem Gebrauch eine Regimentsordnung, es ist sehr wahrscheinlich, daß der Herzog diese Leute an sich gezogen. Geschichte der Herzoge v. Würt. II. S. 16. Lands knechte schreiben wir, nicht Lanzknechte wie man in neuerer Zeit getan, und berufen uns auf die »Historia der Herren von Frondsberg« etc.
Dieses Lied führte auch Lessing in der Sammlung auf, die den Namen trägt: »Altdeutscher Witz und Verstand.«
Der Schwaben- und Frankenbund hielt in diesem Sommer einen Bundestag in Nördlingen. Auch die Herzogin Sabina und der Herzog von Bayern fanden sich dort ein, um hauptsächlich über Württemberg zu entscheiden. Sattler II. §. 15.
Die Regentschaft mußte zu jener Zeit viel seltsamer, leichtfertiger und böser Reden hören. Der Keller in Göppingen berichtete einmal, man habe auf der Straße zwischen Grunbach und Heppach einen Kieselstein gefunden, auf dessen einer Seite ein Hirschgeweih mit der Unterschrift: »Hie gut Württemberg alleweg«, auf der andern Seite ein Jagdhorn mit den Worten: »Vive Dux Ulrice« zu sehen waren. Vergleiche Pfaffs Gesch. v. W. I. 306.
Über dieses neutrale Verhalten des Adels ist zu vergleichen Sattler II. §. 19.
»Der Herzog zog sich mit ungefähr 6000 Landvolk nach Stuttgart, und die angeworbenen Knechte legte er nach Cannstatt.« Sattler II. § 21. »Der Herzog, als er erfuhr, daß der Feind so nahe sei, rief die Seinigen schnell aus Städten und Dörfern herbei, die auch sogleich erschienen.« Tethingeri Commentarius etc. lib. III.
Wir benützen zur Beschreibung dieser Schlacht hauptsächlich: Joh. Betzii hist. Ulrici Ducis Würt. und Tethinger, der besonders bei dem Angriff der Reiterei auf den mit Geschütz besetzten Hügel sehr ins einzelne geht.
Graf Georg von Württemberg und Mömpelgard, der Bruder Ulerichs, ist der Stammvater des jetzigen Regentenhauses von Württemberg. Sein Sohn war Friedrich, VI. reg. Herzog, der das Herzogtum erhielt, weil Ludwig, Christophs Sohn, ohne männliche Deszendenz starb.
Wir setzen für Leser, welche dieses Idiom nicht verstehen, hier eine getreue Übersetzung bei: »Was fällt dir aber um Gottes willen ein, daß du am Werktag den neuen roten Roch zum Spinnen anziehst? Auch das neue Mieder hat sie an und eine silberne Kette. Und einen frischen Schurz und frische Strümpfe ungefragt aus dem Kasten reißen! wer wird solchen Hochmut treiben? Dummes Kind, weißt du nicht daß wir arme Leute sind, daß du die Tochter eines unglücklichen Mannes bist?«
»Lasset Euch doch berichten! was schadet es denn diesem Rock, wenn ich ihn einmal an einem christlichen Werktag anhabe; an der silbernen Kette wird auch nichts verdorben, und den Schurz kann man wieder waschen!«
»So? als hätte man nicht genug zu waschen? Sag mir nur, was ist denn in dich gefahren, daß du dich so aufputzt und schön machst?«
»Ach! wißt Ihr denn nicht, daß heute der achte Tag ist? hat nicht der Vater gesagt, der Junker werde am heutigen Morgen erwachen, wenn sein Trank gute Wirkung hat, da dachte ich nun –«
»Ist's um diese Zeit? wahrlich du hast recht! wenn er erwacht und sieht alles so ohne Ordnung! es wäre nicht gut und könnte beim Vater Verdruß geben. Ich sehe aus wie ein Drache. Gehe, bringe mir mein schwarzes Wams, mein rotes Mieder und einen frischen Schurz.«
»Aber Mutter, Ihr werdet Euch doch nicht hier ankleiden wollen? wenn der Junker gerade jetzt erwachte! gehet hinauf, kleidet Euch oben an; ich bleibe bei ihm.«
»Du hast nicht unrecht.«
»Seid Ihr wieder ganz bei Euch? Ach Herr Jesus! wer hätte das gedacht! Ihr schauet doch auch wieder vernünftig aus den Augen, und nicht so verwirre, daß man Bange bekam!«
»Wie schwatzet Ihr doch! Ein paar Stunden? heute nacht wird es neun Tage, daß man Euch gebracht hat.«
»Ihr müßt nicht weinen! Euer Gnaden sind ja jetzt wieder gesund und können jetzt wieder weiterreiten.«
»Gefangen? nein gefangen seid Ihr nicht, zwar es hätte ein paarmal sein können, wie die vom Schwäbischen Bund vorbeigezogen sind doch wir haben Euch immer gut versteckt, der Vater hat gesagt, wir sollen den Junker keinen Menschen sehen lassen.«
»Er hört es nicht gerne; freilich ist er seinem Gewerbe nach ein Spielmann, aber er hört es am gernsten wenn man Hans zu ihm sagt.«
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