Gerhard Deiss - Rückkehr nach Europa

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Die Route de la Corniche erstreckt sich über die gesamte Küstenlinie im Westen der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Dass es einen Europäer hierhin verschlägt, ist nicht ungewöhnlich, dass er aber als Bettler hier lebt, versetzt die Einheimischen in Befremden. Wie es dazu gekommen ist, erfährt man erst, als er in einem Fischerboot auf dem Atlantik illegal in Richtung Spanien fährt. Während der gefährlichen Reise erzählen ihm die anderen Menschen auf der Piroge ihre bewegenden Geschichten und ihre Träume und Hoffnungen für ein neues Leben.
Gerhard Deiss lebte als Botschafter im Senegal. Mit seinem kundigen und sehnsüchtigen Blick auf Afrika begegnet er den Menschen auf Augenhöhe.

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Aziz ließ mich damals am Abend an seinem Reis teilhaben, von dem ich gierig Hände voll herausschaufelte. »Mamadou« – er hatte mir auf einmal selbst einen Namen gegeben, ohne mich nach meinem echten Namen zu fragen, obwohl der Namen üblicherweise als erstes erfragt wird –, »Mamadou, nur mit der rechten Hand essen!«, ermahnte er mich mehrmals. Wir saßen etwas unterhalb der Kante, dort, wo das Plateau zum Meer hinunter abbricht, um nicht von den Polizisten, die abends die Corniche von Obdachlosen freizuhalten versuchten, vertrieben zu werden. Aziz hatte zwar eine Schlafstelle bei seiner Schwester, war aber gerade mit ihr zerstritten, weil er nicht genügend für den gemeinsamen Haushalt beisteuerte, und kam nur selten in ihr Haus, eigentlich einen Bretterverschlag am Rand des HLM-Marktes, um sich etwas zum Anziehen zu holen.

Von nun an war ich als Mamadou bekannt, einer der Unzähligen, die diesen Namen hier tragen, sicher der einzige mit weißer Hautfarbe, aber nichtsdestotrotz einer der vielen Mamadous, die täglich die stauenden Autos auf- und abliefen. Einige Monate vorher war ich fast noch wie ein Aussätziger behandelt worden, obwohl ich damals noch nicht gebettelt, sondern nur die Tage an der Corniche verbracht hatte, vielmehr auf der kahlen unbebauten Stelle hin zum Abbruch. Damals waren die ersten Vorbereitungen für die Verschönerung dieser verwahrlosten Stein- und Sandwüste getroffen worden. Die großen Betonröhren, die schon vor längerer Zeit dort abgeladen worden waren, ohne dass man wusste wozu, dienten mir als Schlafstätte. Diese musste ich oft verteidigen, manchmal sogar tätlich, wenn jemand behauptete, ich hätte ihm seinen angestammten Platz weggenommen und dann lautstark die Hilfe der anderen anforderte. Ich verstand es aber meist, mich durchzusetzen. Ich bin zwar kein Ringer, wie eines dieser Volksidole, doch hatte ich einmal Judo und Selbstverteidigung gelernt, und das reichte meist aus.

Irgendwie geschah es, dass ich vorübergehend bekannt wurde. Angeblich (ich hörte all das nur von einigen meiner täglichen Kontakte auf der Corniche) berichteten sogar mehrere Zeitungen über den europäischen Gestrandeten, den »Gefangenen der Corniche«, obwohl ich die Versuche der Journalisten, mir Aussagen zu entlocken, abwehrte. Sie waren recht zudringlich, einer quetschte sich sogar zu mir in die Betonröhre. Aus seinem Redeschwall war auch das Wort »Diogenes« zu vernehmen, womit er wahrscheinlich seine Bildung unter Beweis stellen wollte. Ich tat so, als ob ich des Französischen nicht mächtig sei und auch nicht des Englischen, als er ein paar Brocken in dieser Sprache anzubringen versuchte. Schließlich gab er es auf und erfand für seinen Artikel eine gute Story. Angeblich sei ich in meiner Heimat verfolgt worden, weil ich mich dort zu sehr für ausländische Flüchtlinge eingesetzt hätte und sei damit meinerseits zu einem Verfolgten geworden. Andere Zeitungen ergingen sich in weniger schmeichelhaften Vermutungen, von einem flüchtigen Betrüger war die Rede, von jemandem, der, da mit einem Fluch behaftet, aus seiner Gesellschaft verstoßen worden sei. Afrikanische Denkweisen wurden auf mich übertragen, die sich sogar zur Mutmaßung verstiegen, ich sei in Wirklichkeit ein heiliger Mann (wobei man nicht so weit ging, mich mit den Marabouts, die in diesem Land Bruderschaften gegründet hatten, zu vergleichen), der Wunder bewerkstelligt und Kranke heilt, wofür er von der europäischen Schulmedizin strengstens verfolgt werde.

Nach einer Woche erlahmte das Interesse, ein besonders grausamer und ungeklärter Mordfall am anderen Ende der Stadt hielt alle in seinem Bann.

Die anderen Okkupanten der Corniche hatten mich nunmehr aber akzeptiert. Mittlerweile hatte ich meine letzten Franc-Scheine aufgebraucht und begann mit dem Betteln. Es kostete mich erst einige Überwindung, die Hand auszustrecken und ein paar Worte auf Wolof, die mir ein alter Bettler beigebracht hatte, zu sagen. Dann merkte ich, es war wirklich ganz einfach, die Hand auszustrecken und Münzen einzusammeln. Einer der Weißen, die mich zur Rede stellten, meinte, diese Methode werde vom ganzen Land angewendet, auch von der Regierung, und da gehe es um mehr als nur um Münzen.

III

Die ersten Sonnenstrahlen fallen schräg ins Boot und beleuchten Coumbas Gesicht. Sie wacht langsam auf und reibt sich die Augen. Ich war zuvor wach geworden, weil ich den allgemeinen Kübel zur Verrichtung der Notdurft benötigte. Die Sonne fällt nun auch auf mich. Ich halte mir die Hand vors Gesicht, aber es ist zu spät. Aufgeregte Stimmen erheben sich, als die anderen Bootsinsassen der zwei Außenseiter ansichtig werden.

»Ein Weißer und eine Frau an Bord – das sind sicher Spione«, rufen die einen, »Sie bringen auf jeden Fall Unglück«, die anderen.

Das Boot gerät ziemlich ins Wanken, als die Passagiere zu unserem Schlafplatz stürzen oder auch fallen, abhängig von den weiterhin starken Schwankungen, denen unser Platz im Bug ausgesetzt ist.

»Spione – sie geben sicher der Küstenwache Signale. Und wenn nicht: Ein Weißer an Bord bringt Unglück, eine Frau noch viel mehr!«

Sie schreien heftig durcheinander. Einer der Lebous schlägt vor, man solle die zwei Eindringlinge dem lokalen Meeresgott opfern. Wenngleich die Muslime in Afrika meist noch über animistische Wurzeln verfügen, geht das den meisten doch zu weit: »Unschädlich machen ja, aber nicht als Opferung. Es gibt keinen Gott außer Allah. Fesselt sie, damit sie nichts anstellen können.«

Der alte Mann, offenbar der Anführer der Gruppe aus Guinea, ist trotz seiner sanften Stimme sehr bestimmt. Man will uns bereits mit den Fischernetzen festbinden, da tritt Badou dazwischen.

»Ich bin hier der Kapitän und bestimme, was geschieht. Coumba und Mamadou haben nicht nur das Doppelte für die Überfahrt bezahlt, sie stehen auch unter meinem persönlichen Schutz. Wehe, jemand rührt sie an.«

Betretenes Schweigen weicht nach einiger Zeit halblautem Gemurmel. Unsere Mitreisenden haben sich mit den Umständen abgefunden. Wenn sie uns auch in der Folge nichts antun, so ignorieren sie uns aber weitgehend und rücken räumlich, soweit es der beschränkte Platz zulässt, von uns ab, was uns immerhin mehr Komfort verschafft. Nur der junge Mann zu meiner Rechten, der während der gesamten Auseinandersetzung nichts gesagt und offenbar weitergeschlafen hat, verbleibt auf seinem Platz, die Decke über den Kopf gezogen und in sich gekrümmt wie ein Embryo im Mutterleib des Bootes liegend. Das nun sanfter werdende Meer tut auch das Seine, um die Gemüter zu beruhigen. Die steigende Sonne und die sanften Wellenschläge gegen die Ada Bintou versetzen die meisten in einen quasi euphorischen Zustand. Es scheint, als mache die Ada Bintou gute Fahrt und als sei es überhaupt nur noch eine Sache von wenigen Stunden, bis wir die Inseln erreichen würden.

Ich stelle mir vor, wir befänden uns an Bord eines großen Ozeandampfers, wie er vor einigen Jahrzehnten noch das gängige Fernreisevehikel war, ehe ihn die Flugzeuge gänzlich verdrängten, als noch nicht die hypertrophen Kreuzfahrtschiffe, hoch wie Wolkenkratzer, nur zu Vergnügungszwecken und ohne ein wirkliches Ziel mit Tausenden vornehmlich älteren und wohlhabenden Weißen auf den Weltmeeren kreuzten. Auch wenn wir hier ein Ziel haben, lassen wir uns von der Sonne bescheinen und sehen den glitzernden Wellenkämmen zu. Schon ist der Aufruhr von zuvor vergessen. Coumba fängt sogar an, mit ihrer schönen Stimme leise einige Lieder vor sich hin zu summen, als wolle sie das sich wiegende Boot wie ein Kind zum Einschlafen bringen. Die Sonne lässt nicht nur die Wellen mit einer silbernen Aura glitzern, auch Coumbas Gesicht erstrahlt darin. Fast verklärt erscheint sie mir, wie sie zurückgelehnt mit halb geschlossenen Augen vor sich hin singt. Ich muss mich beherrschen, nicht ihre langen Wimpern zu küssen, ein derartiger Akt hätte an Bord wieder für Unruhe gesorgt. Aber sie wird ohnehin immer weniger die Frau, die ich begehre und die ich in meine Arme schließen möchte, sondern vielmehr entrückt, fast wie eine Göttin, die zu uns Irdischen in dieses Boot gestiegen ist, um uns mit ihrer Gegenwart zu beglücken. Während ihres Gesanges merke ich an manch verstohlenen Blicken der anderen Bootsinsassen, dass diese beginnen, Ähnliches zu empfinden.

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