»Ja, ja«, sagt Adam lachend. »Also, Drinks?«
»Ja, bin in zwanzig Minuten bei O'Malley's.«
***
Als ich ankomme, sitzt Adam bereits mit einem Bier an der Bar. Vor dem leeren Platz neben ihm steht noch ein Glas. Ich rutsche auf den Stuhl, nicke ihm dankend zu und hebe das Bier an meine Lippen.
»Also, wie läuft es in der neuen Wohnung?«, fragt Adam.
Ich zucke mit den Schultern und konzentriere mich auf den Wasserring, den mein Glas auf dem Holz hinterlassen hat, damit ich Adam nicht ansehen muss und mich verrate.
»Passt schon.«
»Tatsächlich?« Er klingt nicht überzeugt. »Denn ich vermisse meinen besten Freund wie verrückt.«
Ich lege meine Hand auf Adams Schulter und drücke sie dankbar, während ich noch immer seinen Blick meide; dieses Mal, weil ich mir Sorgen mache, dass ich sonst rührselig werde.
»Komm schon, Mann, ich bin sicher, dass du mit Nox zu beschäftigt bist, um überhaupt zu bemerken, dass ich weg bin. Ich bin nicht dämlich, ich weiß, wie es ist, verliebt zu sein.« Mein Herz zieht sich traurig zusammen. Ich hatte Johnny nicht lange, aber verdammt, ich habe ihn mit jeder Faser meines Körpers geliebt.
»Das heißt nicht, dass ich es nicht vermisse, mit dir rumzuhängen. Wir waren unser ganzes Leben an der Hüfte zusammengewachsen. Ich liebe Nox, mehr als alles andere, aber das heißt nicht, dass ich unsere spätabendlichen Netflix-Marathons und diese ätzenden Smoothies nicht vermisse, die du machst.«
»Die tun dir wirklich gut«, widerspreche ich lachend. »Du solltest sie mal probieren, anstatt Donuts und solchen Mist zum Frühstück zu essen.«
»In letzter Zeit bevorzuge ich Protein-Shakes.« Adam wackelt mit den Brauen und ich stöhne.
»Na ja, ich vermisse dich auch. Aber ich glaube immer noch, dass es der richtige Schritt war auszuziehen. Ihr braucht euren Raum und ich…« Was brauche ich? Einen Neuanfang? Ein Löschen meiner Erinnerung? Einen Weg, um weiterzumachen.
»Muss flachgelegt werden?«, schlägt Adam vor. Ich gebe einen unverbindlichen Laut von mir und trinke noch einen Schluck Bier. »Und da wir gerade dabei sind, wirst du Beck anrufen?«
Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare und fange dann an, das Etikett von meiner Bierflasche zu pulen, während ich mein Gehirn zwinge, nicht einmal über Adams Frage oder die Andeutung dahinter nachzudenken.
»Braucht ihr noch was?«, fragt Beau, der sexy Barkeeper, und erkauft mir damit ein paar Sekunden, um herauszufinden, wie ich auf Adams Frage antworten soll.
»Nein, danke, Beau.«
»Hey, wie geht's Cas? Ich hab ihn hier in letzter Zeit nicht gesehen«, fragt Adam. Cas Bratton, der Cop, der versucht hat, Nox zu helfen, als er von seinem Ex gestalkt wurde, ist zufälligerweise auch Beaus Mitbewohner.
Das Lächeln, das sich bei Cas' Namen auf Beaus Gesicht ausbreitet, zeigt deutlich, wie viel Cas ihm bedeutet.
»Er hat viel auf der Arbeit zu tun. Er arbeitet an einer Beförderung zum Detective, es geht also drunter und drüber.«
»Das ist großartig, er verdient es.«
»Danke, ich grüße ihn von euch.«
»Also, wirst du Beck anrufen?«, fragt Adam erneut und ich schnaube.
»Wahrscheinlich nicht.«
»Warum?«, will Adam wissen.
»Was hätte es für einen Sinn?«, kontere ich herausfordernd.
»Was das für einen Sinn hätte?« Adams Stimme trieft nur so vor Unglauben und Frustration. »Weißt du was? Lassen wir das Thema sein, weil es offensichtlich zu nichts führt.«
»Danke.«
»Kein Ding«, erwidert Adam sarkastisch, ehe er einen Arm um meine Schultern legt und mich ungeschickt von der Seite umarmt. »Also, reden wir stattdessen über die Spendensammlung für das Rainbow House. Das scheint ein unverfängliches Thema zu sein.«
Erleichtert atme ich auf und wende mich endlich meinem besten Freund zu.
»Mir gefällt Nox' Idee, an bestimmten Tagen einen gewissen Prozentsatz der Einnahmen aus dem Heathens zu spenden. Die Frage ist nur, wie vermarkten wir das, um die Leute anzulocken?«
Beck
»Jetzt ruf ihn schon an«, sagt Clay mit einem Hauch von Ungeduld in der Stimme.
Mit einer Hand drehe ich mein Handy um, damit ich den Bildschirm nicht sehen kann, während ich die Position des nach unten schauenden Hundes halte. Ich sehe hinüber, um Clay ein entschuldigendes Lächeln zu schenken und lache, als ich sehe, mit welcher Leichtigkeit er sich zu einer Brezel verknotet hat.
»Wie kannst du nur Single sein?«
»Süßer, diese Büchse der Pandora willst du nicht öffnen. Jetzt hör auf, abzulenken. Warum hast du ihn nicht angerufen? Es ist schon zwei Wochen her, oder?«
»Zweieinhalb Wochen«, grummle ich. »Ich kann ihn nicht anrufen, weil ich Idiot seine Nummer nicht habe.«
»Na und? Du weißt, wo er arbeitet, geh hin.«
»Ist das nicht zu aufdringlich?«
Clay bricht über meinen Kommentar in Gelächter aus, während ich die Krieger-Pose einnehme.
»Seit wann machst du dir Sorgen, bei einem Typen zu aufdringlich zu sein?«
»Gutes Argument«, gebe ich nach.
»Seit du ihm deine Nummer gegeben hast, siehst du ständig auf dein Handy. Ich sage nur, du solltest ihn dir entweder schnappen oder drüber hinwegkommen.«
Ich denke über Clays Worte nach, während ich in die Sonnen-Pose wechsle. Ich habe wie besessen darauf gewartet, etwas von Gage zu hören, sogar lange über den Zeitpunkt hinaus, an dem ich normalerweise die Hoffnung aufgebe, dass mich ein Kerl anruft. Vielleicht, weil mir einiges klar wurde, nachdem er mir von seinem Freund erzählt hat und ich verstehen konnte, warum er für Flirten nicht so empfänglich war. Oder vielleicht liegt es einfach daran, dass er etwas an sich hat, das mir das Gefühl gibt, mehr über ihn wissen zu müssen.
***
Ein paar Stunden später bin ich wieder allein in meiner Wohnung und sitze Frodo am anderen Ende der Couch gegenüber, während ich geistesabwesend durch Grindr scrolle.
Bei einem einigermaßen süßen Typen mit blauen Haaren halte ich inne, aber meine Gedanken wandern sofort zu Gages pinken Haaren. Es scheint so unpassend zu sein. Dahinter muss es eine Geschichte geben und aus irgendeinem Grund will ich sie schrecklich gern hören.
Ich wische nach links, um ihn abzulehnen, und seufze genervt.
Clay hatte recht, entweder muss ich zum Heathens gehen oder darüber hinwegkommen. Ich bin nicht der Typ, der sich nach jemandem verzehrt. Selbst als mein bescheuerter Ex abgehauen ist, habe ich ihm nicht nachgeweint. Vielleicht habe ich eine Woche lang geschmollt, aber dann habe ich verdammt noch mal weitergemacht. Todsicher habe ich nie rumgesessen und darauf gewartet, dass mein Handy klingelt.
Gage
Wie ein eingesperrter Löwe gehe ich auf der Suche nach irgendeiner Art von Ablenkung in meiner Wohnung auf und ab. Ich wünschte beinahe, ich wäre süchtig nach irgendwelchen Drogen, wie Madden und Nox es waren, einfach, damit irgendetwas diesem verdammt unerträglichen Gefühl den Stachel zieht, dass irgendetwas unter meiner Haut entlangkriecht. Es ist, als wäre in mir eine Energie, die verzweifelt ausbrechen will, aber nirgendwo hin kann.
Während der ersten paar Jahre nach Johnnys Tod konnte ich froh sein, wenn ich genug Energie hatte, um den Tag zu überstehen. An manchen Tagen habe ich es nicht einmal aus dem Bett geschafft. Die Einsamkeit war eine physische Präsenz, die mich runtergezogen hat. Und zumindest in meinen Träumen oder im Halbschlaf konnte ich vergessen, dass Johnny nicht mehr da war.
Aber irgendwann, vor etwa drei Jahren, gab es zum ersten Mal Momente, in denen ich schreien und um mich schlagen und alles rauslassen wollte, das sich in mir aufgestaut hatte. Es ist, als würde ich mir verzweifelt etwas wünschen, das ich nicht benennen kann.
Vor zwei Jahren wollte ich versuchen, es rauszuficken. Die Idee schien genauso gut zu sein wie jede andere. Das Ficken machte es schlimmer. Dabei, einen Mann zu berühren, den ich nicht kannte, wurde mir beinahe körperlich schlecht und es ließ den Sturm in mir noch heftiger toben.
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