Heinz Florian Oertel - Wenn man aufsteht, wird die Verbeugung tiefer

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Eine Reporterlegende wird 90
Heinz Florian Oertels mitreißende Sportreportagen sind unvergessen, in Radio und Fernsehen begeisterte er mit Sendungen wie «Schlager einer großen Stadt» und «Porträt per Telefon». Auch nach 1990 widmete er sich weiter der Sportberichterstattung, war Herausgeber der Olympiabücher im Verlag Das Neue Berlin und machte auch mit politischen Büchern als streitbarer Geist auf sich aufmerksam. Zum runden Geburtstag gibt es nun noch einmal das Beste von HFO: Anekdoten aus neun Jahrzehnten, die bewegendsten Erlebnisse, legendäre Kommentare und prägnante Bonmots. Wie reißt ein Einzelner Millionen aus ihren Sitzen? In dieser Auswahl wird es noch einmal erlebbar!

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Bildnachweis:

Weyrich, Klaus Winkler und Archiv Heinz Florian Oertel

Quellenverzeichnis:

Heinz Florian Oertel: Mit dem Sportmikrofon um die Welt. Berlin 1958

Ders.: Immer wieder unterwegs. Berlin 1966

Ders.: 30 Jahre wie ein Sprint. Berlin 1984

Ders.: Höchste Zeit. Erinnerungen. Berlin 1997

Ders.: Reportagen. Unvergessenes aus 40 Jahren. CD. Berlin 1998

Ders.: Nachspiel-Zeit. Bemerkungen. Berlin 1999

Ders.: Gott sei Dank. Schluss mit der Schwatzgesellschaft. Berlin 2007

Ders.: Pfui Teufel. Über Verdrängtes und Vergessenes. Berlin 2009

Ders.: Halleluja für Heuchler. Berlin 2011

Manfred Gößinger (Hrsg.): Sportler über Heinz Florian Oertel. Nennen Sie Ihre Söhne Waldemar! Berlin 2012

Jan Hofer und Heinz Florian Oertel: Ein Leben für den Sport. Berlin 2012

ISBN E-Book 978-3-355-50044-9

ISBN Buch 978-3-355-01865-4

© 2017 Verlag Neues Leben, Berlin

Umschlaggestaltung: Verlag, Peter Tiefmann,

unter Verwendung eines Fotos von André Kowalski

Die Bücher des Verlags Neues Leben

erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel.com

Über das Buch

Dieses Buch ehrt den Mann, den »die Stimme des Sports« genannt wird. Und es ist eine Offerte an seine einstigen Hörer und Zuschauer, an seine Leser und all jene, die sich gern an Begegnungen mit ihm erinnern. Schließlich verschanzte sich »Reporterlegende« Heinz Florian Oertel nicht in der Reporterkabine, sondern ging auch dorthin, wo Breitensport stattfand und Menschen sich trafen.

Über den Autor

Heinz Florian Oertel, geboren am 11. Dezember 1927 in Cottbus. Als Siebzehnjähriger wurde er zur Kriegsmarine eingezogen. Aus britischer Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt zurückgekehrt, arbeitete er zunächst als Schauspieler am Cottbuser Stadttheater und dann als Neulehrer für Sport und Deutsch. Von 1949 bis 1991 war er Sportreporter beim Hörfunk, ab 1955 beim Deutschen Fernsehfunk. Erstmals 1952 aus Helsinki, berichtete er von insgesamt 17 Olympischen Spielen, acht Fußball-Weltmeisterschaften und Eiskunstlauf-Welt- und Europameisterschaften. Nach 1990 arbeitete er beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg und beim NDR und war darüber hinaus als Dozent für Rhetorik an der Freien Universität Berlin und als Lehrbeauftragter für Sport und Publizistik an der Universität Göttingen tätig.

Inhalt Geleitwort von Klaus Feldmann Heinz Florian Oertel über seinen Jahrgang - фото 2

Inhalt

Geleitwort von Klaus Feldmann

Heinz Florian Oertel über seinen Jahrgang

Heinz Florian Oertel als …

Kind

Ambitionierter Jungsportler

Schauspieler

Lehrer

Nachwuchsreporter

Sportreporter

TV-Moderator

Reisender

Fan

Kritischer Kopf

Heinz Florian Oertel über …

Heimat

Sportliche Auseinandersetzungen

Breitensport

Vielfalt

Die deutsche Verfassung

Parteien

Lokalpolitik

Kritiker

Ranglisten

Leistungssportler

Die DDR

Parteimitgliedschaft

Ehe

Doping

Fußballmillionäre

Pensionen und Renten

Feinkost

Journalismus heute

Die DEFA

Laufsport

Friedrich Schiller

Gleichberechtigung

Straßenverkehr

Muhammad Ali

Gehaltsverhältnisse

Die Sturmspitze am runden Leder

Falsche Helden

Fernsehen

Buchmuffel

Angst

Weibliche Politik

Das Potenzial der Kirche

Kinder

Sport an der Basis

Wahlheimat

Die Lausitz

Das Alter

Frieden

Unvergessene Reporter-Sprüche

Geleitwort

Ich bin vermessen und verdächtige die Leser, nachdem sie sich mit dem Geleitwort vertraut gemacht haben, mich der Lobhudelei für Heinz Florian Oertel zu bezichtigen. Das halte ich aus.

Unangenehm aber wäre es mir, wenn er meine Huldigung als überflüssig abtun würde. Seine Meinung zu meiner Arbeit war mir immer wichtig. Dabei gehörte er zu jenen Mentoren meines Praktikums 1955 in der Sportredaktion des Rundfunks, die meine Reporter-Untauglichkeit bestätigten und mir so die Illusion nahmen, ein zweiter Oertel werden zu können, wenngleich sie mir Fähigkeiten zum Sportjournalisten nicht völlig aberkannten.

Diese vierwöchige Lehrzeit war für mich eine nicht mit Geld zu bezahlende Lernzeit an der Seite von Heinz Florian Oertel. Er vermittelte nicht nur spezifische Anforderungen an einen Sportjournalisten, sondern auch Haltungs- und Verhaltensweisen.

Als ich Oertel zur Berichterstattung von der Winterbahn in die Werner-Seelenbinder-Halle begleitete, hatte ich mich schon Tage vorher erst einmal über Wettbewerbe im Radsport belesen. Von einem Omnium hatte ich schon gehört. Was das »Ganze« aber beinhaltet, war mir nicht geläufig. Und als ich Einzelverfolgung, Ausscheidungsfahren, Zeitfahren oder Punktefahren auf dem Lattenoval staunend und voller Begeisterung verfolgte, musste mich Heinz Florian daran erinnern, dass ein Berichterstatter, bei aller Begeisterung, nicht in Trance verfallen könne, sondern seine Beobachtungen als Notizen festzuhalten habe. Und wenn diese im Augenblick nicht zu verwerten seien: ein Archiv sei die halbe Miete.

HFO besitzt ein solches Archiv – in Ordnern und in einem mit großem Allgemeinwissen gefüllten und geordneten Kopf. Davon abzugeben, mit Kollegen zu teilen, dazu ist er gern bereit. Man muss ihn nur fragen. Ungefragt wird Oertel nicht zum Klugschwätzer. Und da auch er nicht allwissend ist, scheut er sich durchaus nicht, zum Fragenden zu werden.

Gerade was Regeln bei Fremdsprachen betraf, holte er sich gelegentlich Rat von uns Nachrichtensprechern ein. Manchmal gab das die Zeit nicht her, und da konnte es schon passieren, dass der Name des Benannten für dessen Ohr eigenartig klang. Aber das war selten. Namen, die Heinz Florian Oertel in seinen Sportreportagen nannte, sind heute noch ein Wohlklang in meinem Ohr. Und nicht nur in meinem. Während der »Internationalen Radfernfahrt für den Frieden« alljährlich im Mai tönten die Namen der Fahrer aus den Kofferradios in den Städten und Dörfern unseres Landes, wenn Reporter Heinz Florian Oertel Begriffe und Geschehen für die Stimme arrangierte: »Course de la Paix« mit Fahrern wie Romeo Venturelli, Johannes van der Velden, Aurelio Cestari. Auf diesen Namen konnte er sich ausruhen, jede Silbe war gut zu verstehen. Sogar der Pole Andrzej Mierzejewski und der mehrfache sowjetische Etappensieger Dschamolidin Abduschaparow blieben ohne sprachlichen Makel, wenn Oertel sie zum »Contre la montre« aufrief.

Manch einer mag das als Masche abtun. Ich sehe mich da eher als Bruder im Geiste. Es ist eine Pflicht der Höflichkeit, den Namen eines Menschen korrekt auszusprechen, zumal wenn er einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Wenn junge Reporter sich Oertel zum Vorbild genommen haben und vielleicht heute noch nehmen und ihm nacheifern möchten, dann sollte das eine der Prämissen für die Berufsausübung sein. Wie überhaupt Oertel großen Wert auf die Pflege seines Handwerkszeuges, der Sprache, legte, wozu ein umfangreicher Wortschatz und der Gebrauch von Synonymen gehören. Es nimmt deshalb nicht wunder, wenn er, damals wie heute, Kollegen bei ihren Reportagen nur kopfschüttelnd zuhören kann, weil sie jegliche Bemühungen zur Weiterentwicklung vermissen lassen, obwohl sie schon Jahre dieser Tätigkeit nachgehen.

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