Nataliya Gumenyuk - Die verlorene Insel

Здесь есть возможность читать онлайн «Nataliya Gumenyuk - Die verlorene Insel» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die verlorene Insel: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die verlorene Insel»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Die verlorene Insel ist eine Sammlung faszinierender Reportagen von der besetzten Krim, die die namhafte ukrainische Journalistin Nataliya Gumenyuk im Zeitraum von 2014 bis 2019 bereist hat. Das Buch erzählt die wahren Geschichten und Tragödien der Menschen und ihrer Lebensumstände, die sich seit 2014 grundlegend verändert haben. Seitdem leben die einen Bewohner der Krim unter Besatzung, die anderen schlicht in einem anderen Land. Doch wie sieht ihre Lebenswirklichkeit aus? Unternehmer und Rentner, Krimtataren, Studenten und Aktivisten, Menschenrechtler und Militärangehörige, Menschen mit unterschiedlichen politischen und ideologischen Ansichten – sie alle erzählen offen ihre Geschichten: Einige versuchen, ihrem stillen, dumpfen Schmerz Worte zu verleihen, andere haben genug vom Schweigen und der Angst.
Dieses Buch ist die Stimme der annektierten Krim – in einer beeindruckenden Vielstimmigkeit von Einzelschicksalen, die zu einer einzigen großen und gemeinsamen Erzählung verschmelzen, die noch nicht abgeschlossen ist.

Die verlorene Insel — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die verlorene Insel», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Ich möchte von Onkel Tolja wissen, ob er darauf setzt, dass Moskau ganz ohne Bedingungen Geld aushändigen werde. Doch dieser gerät ins Schwärmen über die Zeiten in der Sowjetunion, als es im Dorf noch drei Traktoristen-Brigaden gab. Onkel Tolja glaubt, dass Krieg vermieden werden kann und dass alle in Frieden leben werden: „Wir – die Ukraine und die Krim – sind eine Familie. Aber es ist besser, wenn jeder seinen eigenen Weg geht. Schlimmer kann´s nicht werden.“

„Wovor wir Angst haben? Es kursieren Gerüchte über ‚ethnische Säuberungen‘, das heißt die Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung der Krim; man will Bedingungen schaffen, die uns zwingen, unsere Heimatstätte zu verlassen.“ In diesem krimtatarischen Haus herrscht eine völlig andere Stimmung. Eine Gruppe von Lehrern hat sich hier versammelt. Die Altersspanne reicht vom Referendar bis zum Beamten im Ruhestand. Alle Augen blicken gebannt auf den Fernseher, über den Bilder des krimtatarischen Senders ATR flimmern. Schewket 9erläutert, dass selbst das Wissen um die Funktionsweise von Propaganda nicht vor Verblendung schütze: „Manchmal fängst du an, an deinen eigenen Gedanken zu zweifeln. Angenommen, du weißt, dass die Mitglieder der Berkut (Steinadler) 10auf dem Maidan Leute verprügelt haben. Im Fernsehen aber wird der Eindruck vermittelt, die Krimtataren wären das gewesen. Sowas schaukelt sich immer weiter hoch. Vor dem Zweiten Weltkrieg war das deutsche Volk geblendet von Hitler und unterstützte ihn auf einer Welle des Nationalismus, der sich zum Chauvinismus steigerte. Und das hat schließlich zum Weltkrieg geführt. Die Gehirnwäsche des russischen Volkes durch die Massenmedien ist ebenso eine Bedrohung für die gesamte Welt.“

An diesem Tag haben sich die Frauen zum gemeinsamen Gebet versammelt: „Allah schenkte uns eine Heimat, auf dass wir mit anderen Völkern in Freundschaft und Harmonie leben. Wir sind froh, dass man in der Westukraine hinter uns steht. Wir unterstützen den Maidan. Wenn wir Worte der Fürsorge und der Solidarität vernehmen, kommen wir zur Ruhe. Wir haben Allah um seinen Segen gebeten, weiterhin in unserer Heimat und in Einigkeit mit der Ukraine leben zu können. Wir haben ihn auch darum gebeten, dass er Putin ein wenig Güte und Weisheit schenken möge, auf dass er seine Truppen und Soldaten, die hierhergekommen sind, abziehe, sie lebendig und unversehrt zu ihren Familien, Müttern und Frauen zurückkehren und hier wieder Friede einkehre wie vor ihrer Ankunft.“

Der Betreiber des Café Musafir, Lenur Osmanow, findet deutlichere Worte. Er sähe es gerne, wenn die Machthaber in Kyjiw die Strom- und Wasserversorgung unterbrechen würden, um den Krimbewohnern ihre Abhängigkeit vom Festland vor Augen zu führen: „Mir ist bewusst, dass man in Kyjiw vor einem Dilemma steht: wie setzt man solche Druckmittel ein, ohne den Menschen zu schaden? Doch wir Krimtataren haben die Deportation überlebt. Wir kennen weitaus schlimmere Verhältnisse – Strom und Wasser sind ein Witz dagegen. Jede Familie hat geliebte Menschen verloren. Daher kann man wohl behaupten, dass wir einiges aushalten. Die Ukraine sollte sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, dass sie ihre eigenen Leute in diese Lage gebracht hat. Die Krim ist ein Teil der ukrainischen Wirtschaft und Gesellschaft. Wir überstehen das.“

Switlana stammt aus Sewastopol und ist Lehrerin für ukrainische Sprache und Literatur. Ihr Tonfall bei unserem Treffen ist eindringlich: „Natalija, sag mir, wie ist das möglich? Im Radio wird behauptet, dass achtzig Prozent der Krimtataren beim Referendum abgestimmt hätten. Ich glaube das nicht. Halb so viele vielleicht, aber doch nicht achtzig?“

Mir kommt die Frage nach der Funktionsweise von Propaganda in den Sinn. Ein Mensch mag vielleicht glauben, dass diese oder jene Zahl etwas frisiert oder gefälscht ist, aber dass man dermaßen dreist lügen kann, das er kann sich nicht vorstellen.

Switlana lief mir damals buchstäblich vor die laufende Kamera. Ich war gerade auf der Institutska-Straße im Zentrum von Kyjiw auf Sendung, während die Menschen in den ersten Tagen nach der Tragödie zu Ehren der Gefallenen der Himmlischen Hundertschaft 11dort Blumen niederlegten. Ihre ukrainische Aussprache ist ungemein korrekt, fast theatralisch. Damals klagte sie mit Tränen in den Augen, dass niemand auf der Krim die Wahrheit über den Maidan kenne und man hinfahren und darüber berichten müsse, bevor es zu spät sei. Schließlich, so warnte sie, würden die Bewohner der Halbinsel gegen die Ukraine aufgewiegelt. Switlanas Mann ist Chorleiter bei der ukrainischen Marine. Sie hat viele Ehefrauen von Soldaten in ihrem Bekanntenkreis. Mehrere Wochen lang standen wir vom Sender mit ihnen in Kontakt, brachten Geschichten über die Blockade von Stützpunkten und sendeten Aufrufe zur Hilfe. Doch nach dem „Referendum“ verweigerte eine Ehefrau nach der anderen den Austausch mit Journalisten: Am Montag ein Live-Interview, am Dienstag ein Treffen, am Mittwoch selbst ein Telefongespräch. Weil alles seinen Sinn verloren hat. Der Verlust der Freiheit auf der Krim wird in diesen Tagen mit jeder Stunde deutlicher spürbar.

Am Stadtrand von Sewastopol, wo Switlana lebt, gibt es so gut wie keine Cafés, und mir wird klar, dass Vertreter ihrer Generation (zumal mit ihrem Gehalt) es nicht gewohnt sind, sich auf einen Kaffee zu verabreden. Sie bittet um ein Treffen im Zentrum, unweit des Markts. Es erscheint mir nicht sehr vernünftig, mit einem Videointerview unter freiem Himmel Aufmerksamkeit zu erregen. In einer Pizzeria im Einkaufszentrum finden wir noch eine freie Ecke. Switlana hat ihre Tochter mitgebracht, die noch zur Schule geht. Das Mädchen ist erschöpft. Wir haben Mühe, uns auf das Gespräch einzustellen, zumal ich es aufzeichne. Die Unterhaltung kommt gerade in Gang, da setzt sich eine Gruppe stämmiger Bartträger an einen großen reservierten Tisch neben uns. Sie sprechen irgendeine slawische Sprache. Ich kann nicht verstehen, was genau sie hier auf der Krim treiben. Stehen sie an den Straßensperren Wache? Hat sie die Sensationslust hierhergetrieben? Oder sind sie als Erfüllungsgehilfen der Annexion hier? Ich nehme meinen Mut zusammen und frage sie nach ihrer Herkunft. Sie schlagen ein Selfie vor und antworten, dass sie aus Novi Sad kämen. Gelegentlich tauchen in den Newsfeeds zur Krim auch Berichte über Tschetniks auf – serbische Nationalisten, die Russland unterstützen. Höchste Zeit, unser Gespräch an einem anderen Ort fortzusetzen. Durch die Verzögerung bin ich für das nächste Interview bereits spät dran.

„Jurij, ich brauche Ihre Hilfe. Wir schaffen es nicht rechtzeitig zu Ihnen und ich habe eine Bitte. Wir wollen noch mit einer anderen Person sprechen, doch ihr Kind ist müde, und wir haben keinen guten Ort für unser Gespräch gefunden. Können wir vielleicht zu Ihnen kommen?“, bitte ich den mir im Grunde unbekannten jungen Mann, den mir ein Bekannter vermittelt hat. Jurij ist in der IT-Branche tätig. Von ihm will ich wissen, wie die unpolitische Jugend und die Unternehmer zu den Ereignissen auf der Krim stehen. Ich will möglichst unterschiedliche Menschen treffen, um zu verstehen, was die Menschen auf der Krim wirklich umtreibt.

Nach einer Stunde Fahrt stehen wir endlich vor dem modernen Büro. Wir sind in Eile und müssen nun zwei Gespräche, die nicht unterschiedlicher sein könnten, irgendwie unter einen Hut bringen. In diesem Moment scheint es, als wären zwei gegensätzlichere Charaktere kaum vorstellbar: Hier die leidenschaftliche Lehrerin, die stundenlang über ihren Stolz auf ihre Schüler und deren Erfolge bei den Schewtschenko-Spracholympiaden reden kann – dort der russischsprachige IT-Spezialist, ruhig und sachlich; bemüht, sich aus der Politik herauszuhalten.

„Am meisten beunruhigt mich die Polarisierung der Meinungen. Meine Freunde und ich streiten uns bis zur Heiserkeit. Bisher ist es gelungen, die persönliche Ebene bei den Auseinandersetzungen außen vor zu lassen, aber das gestaltet sich immer schwieriger“, erzählt Jurij. „Einige meiner Freunde haben die Milizen an den Straßensperren mit allem Lebensnotwendigen versorgt. Die haben das damit begründet, dass diejenigen, die uns angeblich verteidigen, doch Zigaretten und warme Kleidung bräuchten. Ich halte dann immer dagegen: ‚und vor wem beschützen die uns? Ich sehe keine Gefahr.‘ Ich sehe nur Propaganda, die uns weismachen will, dass die Benderiwtsi 12im Anmarsch sind. Das ist lächerlich. Und diese Straßensperren, die sind nichts weiter als Kriegsspielchen erwachsener Männer. Mir scheint, dass die zunehmenden Spannungen für manche nur ein Vorwand sind, um endlich die Waffen sprechen zu lassen. Ich habe aber auch Freunde, die zu den ukrainischen Stützpunkten gefahren sind und Lebensmittel durch den Zaun gereicht haben.“

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die verlorene Insel»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die verlorene Insel» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die verlorene Insel»

Обсуждение, отзывы о книге «Die verlorene Insel» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x