Inhalt
Prolog Prolog Über dem Schlachtfeld kreisten schon die Geier und stießen schrille Laute der Vorfreude aus, als Thariel zornig zwischen all den Gefallenen stand. Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und in der Ferne tanzten Blitze über das Firmament. Bald würde es regnen, auch das noch! Manchmal hörte er auf der Wiese und aus dem nahen Wald noch jemanden seufzen oder stöhnen, doch längst war das Kriegsgeschrei verklungen und eine mächtige Armee war nicht mehr. Thariel trug daran keine Schuld, gewiss nicht! Er hatte eine Strategie gehabt, aber seine Soldaten hatten sie nicht umgesetzt. So war es zu diesem Blutbad gekommen. Er säuberte gerade seine verdreckten Stiefel, als er die Männer den Hügel hinaufkommen sah. Unterhändler aus Tiefburg. Es war Zeit zu verhandeln.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
ZUM BUCH
In der Welt eines fehlerlosen Gottes zu leben, ist sehr angenehm. Solange er keine Fehler macht. Als er den jungen Thariel verflucht, glaubt erst mal niemand an dessen Unschuld.
Also reist er in die Stadt des Allmächtigen, nur um zu erfahren, dass es nicht nur um Gott schlechter steht als befürchtet, sondern gleich um das ganze Königreich. Thariel gerät in Intrigen, legt sich mit finsteren Mächten an und strandet mit einem Zeitmaschinen-Prototypen außerhalb von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wird er den Fluch los und kann er nebenbei das Königreich retten?
»Irren ist göttlich«
Thariel Verlag, Berlin
Copyright © 2020 by Daniel Sand
Covergestaltung: Kati Knitt (www.katiknitt.com)
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form reproduziert und unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
ISBN: 978-3-9822093-1-9
Daniel Sand
Irren ist göttlich
Ein Abenteuer vom Würfelplaneten
Für Haiko – Weil ich vergessen habe, wem ich es eigentlich widmen wollte.
Tritt irgendwo ein Gott ab, tritt irgendwo ein Gott an.
Ein altes (nicht sonderlich bekanntes) Sprichwort
Über dem Schlachtfeld kreisten schon die Geier und stießen schrille Laute der Vorfreude aus, als Thariel zornig zwischen all den Gefallenen stand. Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und in der Ferne tanzten Blitze über das Firmament. Bald würde es regnen, auch das noch! Manchmal hörte er auf der Wiese und aus dem nahen Wald noch jemanden seufzen oder stöhnen, doch längst war das Kriegsgeschrei verklungen und eine mächtige Armee war nicht mehr. Thariel trug daran keine Schuld, gewiss nicht! Er hatte eine Strategie gehabt, aber seine Soldaten hatten sie nicht umgesetzt. So war es zu diesem Blutbad gekommen. Er säuberte gerade seine verdreckten Stiefel, als er die Männer den Hügel hinaufkommen sah. Unterhändler aus Tiefburg. Es war Zeit zu verhandeln.
Engelsbienen sorgten in der Nacht für Licht. Unzählige Wanderer, die sich in den Rokonischen Sümpfen verirrt hatten, folgten ihnen dankbar durch die Finsternis. Und damit tiefer und tiefer in den Sumpf. Niemand von ihnen kehrte je zurück. Hier draußen, in der Wildnis, wo jeder falsche Schritt der letzte sein konnte, wo noch Fabelwesen durchs Unterholz schlichen und Giftpflanzen geduldig auf ihre Opfer warteten, gab es keine Rettung für sie.
Steine, Äste und Quellen konnten den Tod bringen und wer nicht von Engelsbienen ins Verderben geführt wurde, lauschte womöglich dem Gesang ferner Koboldchöre, gab sich ganz ihrer Musik hin und merkte nicht, wie ihn der Sumpf langsam verschlang. Jedes Geräusch aus den Nebelschwaden konnte eine zuschnappende Falle sein, jeder Pfad im Rachen eines Moorlöwen enden. Manche Sumpfgeister nahmen die Gestalt von Menschen an, um Wanderer in Sicherheit zu wiegen und der süßliche Duft betörender Blumen war nicht selten ein lähmendes Gift. Niemand sollte nachts alleine in den Rokonischen Sümpfen sein … ein Lied pfeifend, hüpfte Thariel von Stein zu Stein und von Wurzel zu Wurzel, immer darauf achtend, nicht auf den feuchten Untergrund zu treten. Zu oft stellte dieser sich als hungriger Treibsand heraus.
Heute Nacht gab es keine Engelsbienen, die ihn verwirren konnten. Das fahle Mondlicht reichte aus, um sich den Weg zu bahnen. Manchmal versuchte eines der Sumpfwesen jedoch, ihn ins Unterholz zu locken, indem es die Schreie von Menschen und das Winseln von Tieren nachahmte. Doch er pfiff weiter sein Lied und störte sich auch nicht an den drei giftgrünen Augen, die ihm eine Weile lang folgten, bevor ein großes rotes Auge auftauchte und es zu einem Kampf in der Düsternis kam. Thariel vermutete hinter den grünen Augen eine Sumpfschlange und hinter dem roten einen Zyklopenbären.
Irgendwann leuchtete ein fernes Licht auf. Ein Haus. Und noch ein Haus. Ein ganzes Dorf. Schon blieb die Wildnis zurück und das Land öffnete sich, wurde breiter und freundlicher. Wald folgte auf Sumpf und fester Untergrund auf feuchten Morast. Als Thariel das Moor endgültig verlassen hatte, drehte er sich noch einmal um. In der Dunkelheit leuchteten Dutzende Augenpaare und es fauchte und knurrte im dampfenden Wasser und in den grauen Ästen toter Bäume.
Thariel liebte es, die Augen zu zählen.
»Wo warst du schon wieder?«
Er zuckte zusammen und versteckte etwas unter seinem Hemd, als Lydia plötzlich mit verschränkten Armen hinter ihm stand: »Wir waren bei meinem Vater zum Essen verabredet! Und was versteckst du da?«
Lydia hatte ihre blonden Haare zu einem Zopf geflochten und trug ein grünes Kleid. Er wusste, dass es ihr nicht gefiel, wenn er durch die Sümpfe wanderte. Aber er wollte das nicht aufgeben. Er liebte die Natur und er nahm es den Monstern nicht übel, dass sie ihn fressen wollten. So etwas sollte man nie persönlich nehmen, fand er. Doch Lydia nahm Sumpfkrokodilen, Heckenadlern und den Flammenzahnschnecken genau das übel.
Aber jetzt war die Welt wieder in Ordnung. Die Monster in ihrem Sumpf und Thariel in seinem Dorf.
»Für dich!« Er zog unter dem Hemd nun ein grünlich schimmerndes Etwas von der Größe einer Tontafel hervor, das einen Geruch verströmte, als würde es schwitzen.
»Igitt, was ist das?« Lydia fasste es nicht an.
»Rinde vom Marathonbaum!« Thariel sprach es mit Stolz aus, weil er wusste, wie schwer es war, einen Marathonbaum zu fangen. Es handelte sich immerhin um die ausdauerndste und zäheste Baumart, der noch dazu die eigenen Wurzeln als verwirrende Zahl von Füßen dienten, statt sich tief ins Erdreich zu graben.
Thariel hatte seinen Marathonbaum mindestens zwei Stunden verfolgt und dachte zwischendurch nicht mehr, dass er ihn einholen würde und er hätte es wohl auch nicht geschafft, wenn der Baum nicht einen Krampf erlitten hätte. Also konnte sich Thariel eine Rindenfläche nehmen, wobei er sich für eine entschied, die ohnehin schon schlapp herunterhing. Durch die schweißtreibende Flucht hatte die Rinde natürlich einen starken Eigengeruch entwickelt, was Thariel nicht störte.
»Schön, leg sie doch zu den anderen Sachen aus dem Sumpf, die du immer so mitbringst«, meinte Lydia unbeeindruckt und merkte erst zu spät, dass Thariel auf die Knie gegangen war und ihr die Rinde jetzt mit beiden Händen entgegenstreckte.
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