DIETER BUB
Das Honecker-Attentat
und andere Storys
Als stern -Reporter in der DDR
Mit Fotografien von Harald Schmitt
mitteldeutscher verlag
Cover
Titel DIETER BUB Das Honecker-Attentat und andere Storys Als stern -Reporter in der DDR Mit Fotografien von Harald Schmitt mitteldeutscher verlag
Über das Buch
Das Angebot
Frühjahr 1979 – Hamburg – Berlin – Gutengermendorf
Die Akkreditierung
Die Bestimmungen
Die neue Adresse im Osten
Stadtflucht und Idylle
Alltag eines Korrespondenten in Ostberlin
Harald Schmitt – der Fotograf
Die Demonstration
Kindheit in der DDR
Besuch in Grünheide
Der 30. Geburtstag
Warten auf Brigitte B.
Erfüllung unter Kontrolle
Landidyll
Freundin und Komplizin
Landleben
Zwischen den Welten
Wiedersehen mit Halle
Umweltverschmutzung in der DDR
Die Enttarnung
Die „Betreuer“ Otto und Ernst
Die Reise nach Prerow
Der „antifaschistische Schutzwall“ und die Mauer
Die grenzenlose Liebe
Der Volkskammer-Abgeordnete
Proteste in Jena
Apollensdorf bei Wittenberg
Volksgesundheit
Prenzlauer Berg
Wilhelms konspirative Träume
Das Fanal aus Gdansk
Deutsches Gipfeltreffen
Havemanns Prophezeiung
Rainer Eppelmann
Wilhelm in der Burgwallstraße
Roberts Vermächtnis
Besuch in Klein-Venedig
„Die große Liaison“
Landausflug
Zeit der Unzufriedenheit und des Umbruchs
Die Voigts aus Rostock
Wilhelm und Müller in einem Boot
Die ČSSR und die Charta 77
Wegelagerer und Fernstraßen
Mit Max Lehmann im Spreewald
Berliner Impressionen
Die Reise nach Basedow
Halle, fünfziger Jahre
Unerwünschte Kunst – erwünschte Kunst
Moskau
Wilhelm, Helsinki und die Folgen
Die Hüter deutscher Geschichte
Altgarz – das Pfarrhaus am See
Dresden – alte und neue Meister
Edda und Wolfgang Herbst
Aktion Schwein
Das Ende der Geduld
Jugend ans Gewehr
Das „Attentat“
Erich Honecker – Biedermann und Apparatschik
Die Ausweisung
Müllers Traum – Wilhelms Rache
Der Abschied
Auf der anderen Seite
Nachrichten „von drüben“
Boulevard-Journalismus
Ankunft in Westberlin
Stasi-Paranoia: Suche nach Erkenntnis
Erosion und Ende
Glück, Zerwürfnis, Versöhnung
Die Agonie und das Ende der DDR
Heimkehr nach Halle
Das Verblassen und die Auferstehung
Wiedersehen mit Klaus
Spuren, Enttäuschung und Glück
Rückkehr und Glück
Nachwort
Dank
Impressum
Fotoserie
Dies ist die Geschichte des stern -Korrespondenten Dieter Bub, der von April 1979 bis Januar 1983 in der DDR akkreditiert war – und nach einem spektakulären Bericht über einen versuchten Anschlag gegen den Konvoi des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker innerhalb von 48 Stunden Ostberlin verlassen musste.
Dieses Ereignis hatte die Staatssicherheit in Bedrängnis gebracht und im Westen für Schlagzeilen gesorgt. Der Ausweisung war eine Reihe von Beiträgen vorausgegangen, die der Stasi bereits zuvor immer wieder missfallen hatten.
Der Korrespondent hatte nicht nur engen Kontakt zu den Systemkritikern Havemann und Eppelmann, sondern berichtete auch über andere Themen, die in der DDR als Tabu galten zum Beispiel über Umweltverschmutzung und Wehrkunde-Unterricht. Bei Reisen nach Osteuropa informierte er sich über die Frauen und Männer der Charta 77 in der ČSSR und die Solidarność -Bewegung in Polen.
Zu den wichtigsten Ereignissen der Zeit in der DDR gehörte für ihn die Begegnung mit einer Frau, die nicht nur zu seiner Freundin, sondern auch zu einer wichtigen Informantin wurde und viele Bekanntschaften ermöglichte. Mit dieser Frau lebt er heute noch zusammen. Beide hatten einen gemeinsamen Bezugspunkt – ihre Erinnerungen an Halle an der Saale. Denn das war und ist das Besondere: der stern- Korrespondent in der DDR hatte seine Kindheit und Jugend in Halle verbracht.
Seine Geschichte ist so auch eine Rückkehr in die Heimat und ein Stück deutscher Vergangenheit, die bis in die Gegenwart wirkt. Die Reportagen aus den Jahren 1977 bis 1981 zeigen eine DDR, Polen und die ČSSR auf dem Weg zum Ende ihrer Existenz unter der Herrschaft der Sowjetunion.
Das Manuskript ist Erzählung und Erinnerung, Realität, Reflexion und Fiktion. Es ist keine Reportage. Es ist eine Geschichte, in der das Erlebte weiterwirkt, eine Erzählung, die bewusst werden lässt, wie politische Ereignisse, denen wir ausgesetzt sind, so vieles bestimmen, wie scheinbare Zufälle Unerwartetes bringen, für Stunden oder für ein ganzes Leben. Die nicht vollständigen Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes – es fehlen Materialien aus Rostock, Stralsund, Jena und Halle – umfassen 1.600 Seiten. Zu den Reportagen, die im stern erschienen sind, gibt es im Archiv die Fotos von Harald Schmitt, der ab 1975 in der DDR akkreditiert war, Dokumente aus einem fernen und doch vertrauten Deutschland, Bilder, die einzigartige Erinnerungen sind.
Dieter Bub verwendet in seinem Buch den Namen Dieter Müller (um auch Fiction-Passagen einfügen zu können), unter dem er bis 1956 vor seiner Flucht aus der DDR in Halle gelebt hatte. Für die Behörden in der DDR war er, bevor seine Identität von der Staatssicherheit entdeckt wurde, nur unter dem Namen Bub bekannt.
Der Anruf war überraschend gekommen. Ein Termin in der Chefredaktion des stern .
„Wollen Sie für uns nach drüben, nach Ostberlin?“, fragte Koch. „Sie kennen sich dort doch aus. Und wir suchen einen Nachfolger.“
Müller kannte Koch vom Studiogespräch am Morgen . Koch war ein angenehmer Interviewpartner gewesen, präzise klare Antworten. Er hatte sich mit Koch verabredet, war zu ihm in den „Affenfelsen“ an der Alster gefahren, einen stufenförmig ansteigenden Bürobau, nur tausend Meter vom Sender entfernt. Koch hatte sein Büro im fünften Stock und war zusammen mit Schmidt einer der beiden Chefredakteure – er der Mann für Politik, Schmidt für Unterhaltung und Kultur.
Henry Nannen, „der Alte“, der Erfinder der Illustrierten nach dem Krieg, residierte im siebten Stock, widmete sich immer weniger dem Heft. Er war des Berufs nach Jahrzehnten überdrüssig. Ein Blatt zu machen, jede Woche neu, die beste Illustrierte des Kontinents, in Konkurrenz zu Augstein vom „Spiegel“, dem aggressiven Herausforderer im Chilehaus , hatte seinen Reiz verloren. Henry, der kräftige Grauschopf mit dem Gespür für Geschichten, Stimmungen, Entwicklungen, Wünsche, hatte alles erreicht. Er war noch Herausgeber. Seine große Leidenschaft waren Bilder – Gemälde des Impressionismus und Expressionismus. Er sammelte, suchte fieberhaft und gab ein beträchtliches Vermögen dafür aus.
Koch und Schmidt, die beiden Neuen an der Spitze, sind ein interessantes Duo, der eine spielt den Feingeist, ist ein bemerkenswerter Kenner klassischer Musik und ihrer Interpreten und hat bereits eine Karriere als Blattmacher hinter sich – Chefredakteur der Hör zu und der Hamburger Morgenpost . Er kleidet sich elegant und teuer, liebt gute Weine, erkundigt sich vor Interviews nach den Vorlieben seiner Gesprächspartner, um sie so mit ihren Lieblingszigarren, bevorzugten Cognacs oder Whiskys zu überraschen. Die beiden mögen sich nicht besonders, gehen sich aus dem Weg, beschränken ihre Kontakte auf die notwendigen Absprachen bei den Konferenzen.
Koch, der zupackende Macher, nicht eloquent sondern direkt, mit Gespür für attraktive Geschichten. Koch verstellt sich nicht, entscheidet und fordert Entscheidungen. Der schlanke Vierziger, blond mit kurz geschnittenem Haar, Harris-Tweed-Jackett, blaues Hemd, Karokrawatte, Cordhose, empfängt Müller auf flapsige Art, nicht hamburgisch, bleibt hinter seinem Schreibtisch sitzen, lässig, sagt: „Das hat mir gefallen, das Gespräch bei Ihnen. Danach habe ich mich über Sie erkundigt. Sie waren häufiger drüben. Ein Kenner der Verhältnisse dort.“
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