Dieter Bub - Das Honecker-Attentat und andere Storys

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Das Leben in einer Wohnung, die mit Wanzen abgehört wird. Kein Schritt, keine Begegnung, die nicht beobachtet und registriert wird. Verfolgungsfahrten mit der Stasi. Heimliche Verabredungen, Kurierdienste, brisante Manuskripte und Aufrufe, die über die Grenze geschmuggelt werden. Dieter Bubs Leben als Korrespondent in der DDR war Abenteuer, Herausforderung und Albtraum. Er galt wie seine West-Kollegen als gefährlicher Klassenfeind, der Tag und Nacht kontrolliert werden musste. Trotzdem unterhielt er intensive Kontakte zu Oppositionellen und Bürgerrechtlern wie Robert Havemann, Rainer Eppelmann und Lutz Rathenow. Als er 1983 über ein vermutliches Honecker-Attentat berichtete, entzog man ihm die Akkreditierung und wies ihn aus.

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DIETER BUB

Das Honecker-Attentat

und andere Storys

Als stern -Reporter in der DDR

Mit Fotografien von Harald Schmitt

mitteldeutscher verlag

Inhalt

Cover

Titel DIETER BUB Das Honecker-Attentat und andere Storys Als stern -Reporter in der DDR Mit Fotografien von Harald Schmitt mitteldeutscher verlag

Über das Buch

Das Angebot

Frühjahr 1979 – Hamburg – Berlin – Gutengermendorf

Die Akkreditierung

Die Bestimmungen

Die neue Adresse im Osten

Stadtflucht und Idylle

Alltag eines Korrespondenten in Ostberlin

Harald Schmitt – der Fotograf

Die Demonstration

Kindheit in der DDR

Besuch in Grünheide

Der 30. Geburtstag

Warten auf Brigitte B.

Erfüllung unter Kontrolle

Landidyll

Freundin und Komplizin

Landleben

Zwischen den Welten

Wiedersehen mit Halle

Umweltverschmutzung in der DDR

Die Enttarnung

Die „Betreuer“ Otto und Ernst

Die Reise nach Prerow

Der „antifaschistische Schutzwall“ und die Mauer

Die grenzenlose Liebe

Der Volkskammer-Abgeordnete

Proteste in Jena

Apollensdorf bei Wittenberg

Volksgesundheit

Prenzlauer Berg

Wilhelms konspirative Träume

Das Fanal aus Gdansk

Deutsches Gipfeltreffen

Havemanns Prophezeiung

Rainer Eppelmann

Wilhelm in der Burgwallstraße

Roberts Vermächtnis

Besuch in Klein-Venedig

„Die große Liaison“

Landausflug

Zeit der Unzufriedenheit und des Umbruchs

Die Voigts aus Rostock

Wilhelm und Müller in einem Boot

Die ČSSR und die Charta 77

Wegelagerer und Fernstraßen

Mit Max Lehmann im Spreewald

Berliner Impressionen

Die Reise nach Basedow

Halle, fünfziger Jahre

Unerwünschte Kunst – erwünschte Kunst

Moskau

Wilhelm, Helsinki und die Folgen

Die Hüter deutscher Geschichte

Altgarz – das Pfarrhaus am See

Dresden – alte und neue Meister

Edda und Wolfgang Herbst

Aktion Schwein

Das Ende der Geduld

Jugend ans Gewehr

Das „Attentat“

Erich Honecker – Biedermann und Apparatschik

Die Ausweisung

Müllers Traum – Wilhelms Rache

Der Abschied

Auf der anderen Seite

Nachrichten „von drüben“

Boulevard-Journalismus

Ankunft in Westberlin

Stasi-Paranoia: Suche nach Erkenntnis

Erosion und Ende

Glück, Zerwürfnis, Versöhnung

Die Agonie und das Ende der DDR

Heimkehr nach Halle

Das Verblassen und die Auferstehung

Wiedersehen mit Klaus

Spuren, Enttäuschung und Glück

Rückkehr und Glück

Nachwort

Dank

Impressum

Fotoserie

Dies ist die Geschichte des stern -Korrespondenten Dieter Bub, der von April 1979 bis Januar 1983 in der DDR akkreditiert war – und nach einem spektakulären Bericht über einen versuchten Anschlag gegen den Konvoi des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker innerhalb von 48 Stunden Ostberlin verlassen musste.

Dieses Ereignis hatte die Staatssicherheit in Bedrängnis gebracht und im Westen für Schlagzeilen gesorgt. Der Ausweisung war eine Reihe von Beiträgen vorausgegangen, die der Stasi bereits zuvor immer wieder missfallen hatten.

Der Korrespondent hatte nicht nur engen Kontakt zu den Systemkritikern Havemann und Eppelmann, sondern berichtete auch über andere Themen, die in der DDR als Tabu galten zum Beispiel über Umweltverschmutzung und Wehrkunde-Unterricht. Bei Reisen nach Osteuropa informierte er sich über die Frauen und Männer der Charta 77 in der ČSSR und die Solidarność -Bewegung in Polen.

Zu den wichtigsten Ereignissen der Zeit in der DDR gehörte für ihn die Begegnung mit einer Frau, die nicht nur zu seiner Freundin, sondern auch zu einer wichtigen Informantin wurde und viele Bekanntschaften ermöglichte. Mit dieser Frau lebt er heute noch zusammen. Beide hatten einen gemeinsamen Bezugspunkt – ihre Erinnerungen an Halle an der Saale. Denn das war und ist das Besondere: der stern- Korrespondent in der DDR hatte seine Kindheit und Jugend in Halle verbracht.

Seine Geschichte ist so auch eine Rückkehr in die Heimat und ein Stück deutscher Vergangenheit, die bis in die Gegenwart wirkt. Die Reportagen aus den Jahren 1977 bis 1981 zeigen eine DDR, Polen und die ČSSR auf dem Weg zum Ende ihrer Existenz unter der Herrschaft der Sowjetunion.

Das Manuskript ist Erzählung und Erinnerung, Realität, Reflexion und Fiktion. Es ist keine Reportage. Es ist eine Geschichte, in der das Erlebte weiterwirkt, eine Erzählung, die bewusst werden lässt, wie politische Ereignisse, denen wir ausgesetzt sind, so vieles bestimmen, wie scheinbare Zufälle Unerwartetes bringen, für Stunden oder für ein ganzes Leben. Die nicht vollständigen Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes – es fehlen Materialien aus Rostock, Stralsund, Jena und Halle – umfassen 1.600 Seiten. Zu den Reportagen, die im stern erschienen sind, gibt es im Archiv die Fotos von Harald Schmitt, der ab 1975 in der DDR akkreditiert war, Dokumente aus einem fernen und doch vertrauten Deutschland, Bilder, die einzigartige Erinnerungen sind.

Dieter Bub verwendet in seinem Buch den Namen Dieter Müller (um auch Fiction-Passagen einfügen zu können), unter dem er bis 1956 vor seiner Flucht aus der DDR in Halle gelebt hatte. Für die Behörden in der DDR war er, bevor seine Identität von der Staatssicherheit entdeckt wurde, nur unter dem Namen Bub bekannt.

Das Angebot

Der Anruf war überraschend gekommen. Ein Termin in der Chefredaktion des stern .

„Wollen Sie für uns nach drüben, nach Ostberlin?“, fragte Koch. „Sie kennen sich dort doch aus. Und wir suchen einen Nachfolger.“

Müller kannte Koch vom Studiogespräch am Morgen . Koch war ein angenehmer Interviewpartner gewesen, präzise klare Antworten. Er hatte sich mit Koch verabredet, war zu ihm in den „Affenfelsen“ an der Alster gefahren, einen stufenförmig ansteigenden Bürobau, nur tausend Meter vom Sender entfernt. Koch hatte sein Büro im fünften Stock und war zusammen mit Schmidt einer der beiden Chefredakteure – er der Mann für Politik, Schmidt für Unterhaltung und Kultur.

Henry Nannen, „der Alte“, der Erfinder der Illustrierten nach dem Krieg, residierte im siebten Stock, widmete sich immer weniger dem Heft. Er war des Berufs nach Jahrzehnten überdrüssig. Ein Blatt zu machen, jede Woche neu, die beste Illustrierte des Kontinents, in Konkurrenz zu Augstein vom „Spiegel“, dem aggressiven Herausforderer im Chilehaus , hatte seinen Reiz verloren. Henry, der kräftige Grauschopf mit dem Gespür für Geschichten, Stimmungen, Entwicklungen, Wünsche, hatte alles erreicht. Er war noch Herausgeber. Seine große Leidenschaft waren Bilder – Gemälde des Impressionismus und Expressionismus. Er sammelte, suchte fieberhaft und gab ein beträchtliches Vermögen dafür aus.

Koch und Schmidt, die beiden Neuen an der Spitze, sind ein interessantes Duo, der eine spielt den Feingeist, ist ein bemerkenswerter Kenner klassischer Musik und ihrer Interpreten und hat bereits eine Karriere als Blattmacher hinter sich – Chefredakteur der Hör zu und der Hamburger Morgenpost . Er kleidet sich elegant und teuer, liebt gute Weine, erkundigt sich vor Interviews nach den Vorlieben seiner Gesprächspartner, um sie so mit ihren Lieblingszigarren, bevorzugten Cognacs oder Whiskys zu überraschen. Die beiden mögen sich nicht besonders, gehen sich aus dem Weg, beschränken ihre Kontakte auf die notwendigen Absprachen bei den Konferenzen.

Koch, der zupackende Macher, nicht eloquent sondern direkt, mit Gespür für attraktive Geschichten. Koch verstellt sich nicht, entscheidet und fordert Entscheidungen. Der schlanke Vierziger, blond mit kurz geschnittenem Haar, Harris-Tweed-Jackett, blaues Hemd, Karokrawatte, Cordhose, empfängt Müller auf flapsige Art, nicht hamburgisch, bleibt hinter seinem Schreibtisch sitzen, lässig, sagt: „Das hat mir gefallen, das Gespräch bei Ihnen. Danach habe ich mich über Sie erkundigt. Sie waren häufiger drüben. Ein Kenner der Verhältnisse dort.“

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