Einmal Soldat, immer Soldat, sagt Getschmar. Kein Wunder nach fünf Jahren Krieg und vier Jahren Kriegsgefangenschaft.
Stolten sieht trotz der Geschichte jünger aus, als er wirklich ist. Eine gute Partie für manche Witwe. So weiß es Getschmar, aber der Kerl bleibt bei seiner Frau und das bis ins hohe Alter. Da ist dem auch nicht mehr zu helfen.
Kein Leben ist das nicht, sagt auch Frenzel und legt nach: Ich würd das sicherlich nicht tun. Wäre doch nicht bescheuert. Aber da ist die jungvermählte Frau nicht dabei. So kann er die große Lippe riskieren, wie der Getschmar sagt. Ist doch sonst auch nicht leichtsinnig, der Frenzel, schon gar nicht im ersten Ehejahr.
Leichtsinnig ist auch nicht der Stolten und doch gibt es auch Gerüchte um ihn. Wie auch sonst, wenn ein junger Mann aus dem Krieg kommt, hungrig nach Leben und sich freiwillig einschließen lässt im Hinterhof, zweiter Stock links.
Lebendig einschließen, wiederholt Getschmar. Und das neben einer, die lebendig begraben ist!
Graustock will weiter. Ja, das Leben, seufzt er bedeutungsschwer und will die Geschichte von den Kloses aus seinem Heimatdorf erzählen. Er, der sein Bein in Russland ließ, sie, die Martha, die, gepeinigt von den Besatzern, vier Jahre im sibirischen Arbeitslager verbrachte. Und doch haben sie zusammengehalten, bis heute. Aber nein, das würde auch der Getschmar nicht verstehn. Weder die Liebe noch das Arbeitslager.
Lügenmärchen! Arbeitslager für Frauen und Kinder, von wegen!
Warum also sollte er, Graustock, noch die Geschichte der Martha Klose erzählen, die dort die erst fünfzehnjährige Schwester verlor und sie eigenhändig in der tief gefrorenen russischen Erde verscharrte. Warum, wo es keiner hören will. Und wen interessiert das schon. Ein Leben, das in Sibirien verscharrt wurde. Und von dem nur eine Wollmütze geblieben ist. Und die bricht der Martha Klose noch heute das Herz. Aber das ist ja eine andere Geschichte. Das Leben geht weiter.
Ja, es geht weiter, aber wie?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, sagt Getschmar in die Ruhe hinein und spielt wieder auf den Stolten an. Muss ja jeder selbst wissen.
Frenzel nickt.
Ja, das müssen die Menschen, denkt Graustock. Trotzdem machen sie weiter, immer weiter.
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