»Ich komme bestens allein zurecht.«
Wir sagen nichts.
Keine von uns.
Wir wissen, dass Minuten und Stunden alleine
seine Worte verschlingen werden.
Ich schaue Mutter an.
Wo ist sie,
meine Mutter ohne Kummerfalten?
Ich nicke.
Erleichterung kommt von ihr mit einem Seufzer.
Ihr Lächeln wärmt mein Herz.
Unsere Schuld nagt,
triezt und terrorisiert uns,
bis alles leer ist.
Als die Haustür ins Schloss fällt
und das Tor zuschnappt,
dauert es nicht lange
und in Großvaters Gesicht ist
Traurigkeit.
Schatten der Vergangenheit
zehren an seiner Seele.
Was geschieht in seinem Kopf,
was ihm so zusetzt?
Was bedrückt
den Mann,
der mir einst
das Radfahren
beibrachte?
Der Großmutter drängte,
tanzen zu lernen,
um es dann selbst
zu lernen.
Der mich weckte,
um mir in einer klaren Nacht
die Sterne
zu zeigen.
Der mit Freunden
Schach spielte.
Und jedes Jahr
Marmelade kochte.
Der lächelte
und lachte
und lebte.
Jeden Tag.
Ich vermisse
diesen Mann.
Seine Finger wandern
über das Buch auf dem Tisch.
Seine Hand streift den gebrochenen Buchrücken.
»Hier gibt es keine Magie mehr«, sagt er.
»Ich bin ein schlechter Mensch«, sagt er.
Und geht davon.
Raus aus der Küche,
durch den Flur,
in sein Zimmer.
Ich folge ihm.
Die Bücher auf seinem Regal halten den Atem an.
Was wissen sie?
Was haben sie ihn im Schlaf
murmeln hören?
Das Lächeln des Regals
wird unter der Last
zu einer Grimasse.
Er dreht mir den Rücken zu.
»Ich habe etwas Schlimmes getan, Mizuki.
Ich kann es nicht länger verbergen.
Deine Großmutter hat es verstanden.«
Er hebt einen Arm
und schlägt sich mit seiner Faust
gegen die Brust.
»Sie hat
diesen
Schmerz
verstanden.
Diese
Schuld .
Sie hat mir geholfen,
sie zu tragen.
Sie zu er tragen.
Jetzt bin es nur noch ich,
der sich erinnert.
Doch ich bin alt und bald …
werde ich sterben.
Und dann …«
Er streckt seinen Arm in die Luft.
Er ballt die Finger
Zu einer Faust.
Dann öffnet er sie
weit.
Die Pantomime einer
Explosion.
»Selbst die Erinnerung
an sie
wird verschwinden.«
Seine Melancholie,
seine Traurigkeit,
seine Verzweiflung
sind greifbar.
»Ich verstehe nicht«, sage ich.
»Meinst du Großmutter?
Ich werde mich an sie erinnern.
Immer.«
Er schüttelt den Kopf und
beugt sich zu Boden.
Mit knackenden Knien
holt er eine Kiste
unter dem Bett hervor.
»Du weißt nicht, was ich getan habe«, sagt er.
»Aber ich muss es dir erzählen.
Jemand Jüngeres muss es
erfahren.«
Er nimmt ein Buch aus der Kiste.
Ich habe nie ein älteres gesehen.
Der Einband ist verblichen,
die Bindung gerissen.
Es hat keine Seiten mehr.
Er schlägt es auf.
Ich habe mich geirrt.
Eine Seite ist übrig.
Er reißt sie heraus.
Faltet sie.
Zuerst in die eine Richtung, dann in die andere.
Und weiter.
Kunstvoll.
Präzise.
Bewegungen, die er schon tausendmal
gemacht hat.
»Hör mir zu«, sagt er.
»Dann verurteile mich.
Hasse oder
liebe mich,
vergib mir oder
verachte mich.
Doch zuerst …
musst du zuhören.«
Er stellt
auf das Regal
einen perfekt gefalteten
Papierkranich.
»Und erinnere dich
immer.«
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