Michael Lutz - DIE ZUKUNFT und andere verlassene Orte

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DIE ZUKUNFT und andere verlassene Orte: краткое содержание, описание и аннотация

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Ganz unterschiedliche «verlassene Orte» finden sich, manchmal jenseits von Zeit und Raum, in den Kurzgeschichten der fünfunddreißig Autorinnen und Autoren dieser Anthologie. Die titelgebende Geschichte «Die Zukunft» von Markus Böhme weist in eine posthumane Ära, in der der Mensch sich selbst zum Raubtier wird. Dabei ist Endzeit-SF eine Variante unter vielen, die ausgewählt wurden, unterschiedlichste Geschichten um die Insignien der Vergangenheit herum zu erzählen. Faszinierende Szenerien laden zum Erforschen ein, in überraschenden, spannenden und nachdenklichen Geschichten.
Die zweiundzwanzig Bilder des Aachener Lost-Places-Fotografen Sebastian Schwarz zeigen teils melancholisch, teils dramatisch, immer auf beeindruckende Weise den Verfall und das Verweilen des Vergangenen im Jetzt.
Dieses Buch ist Band 1 eines zweibändigen Werkes zum Thema «verlassener Orte», einem Thema, das im Dezember 2012 mit dem allerersten Buch «Verlassene Orte» seinen Anfang nahm. Band 2 erscheint unter dem Titel «Kindergefängnis und andere verlassene Orte» (ISBN 978 3 95765 198 3).
Hinweis:
In diesem E-Book sind Fotografien von Sebastian Schwarz enthalten. Sie wurden vierfarbig und in Originalgröße eingefügt, werden jedoch aus technischen Gründen in einem E-Book-Reader nur in ganz besonderen Ausnahmefällen – der E-Book-Reader ist DIN-A5-formatig oder größer; er kann Vierfarbfotos darstellen – ihre volle Wirkung entfalten. Wer neben den Geschichten auch Wert auf die Fotos legt, wird um den Kauf des gedruckten Buches nicht herumkommen. Das Buch kann im Buchhandel, im Internet oder direkt beim Verlag erworben werden. Wer direkt beim Verlag bestellt und nachweist, dass er das E-Book gekauft hat, bekommt das gedruckte Buch von uns mit 20 % Rabatt geliefert.

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Ich sinke in den Sitz und umarme meinen Rucksack.

Am zweiten Kontrollposten stehen wir bibbernd in der Kälte. Ich sehe die nackten Knöchel der Bloggerin – Nerdbrille und Pagenschnitt wecken Erinnerungen an Velma aus Scooby-Doo – und ziehe meine Mütze weiter über die Ohren. Ihr Freund, bewaffnet mit Hipsterbart und Profikamera, verrenkt sich, um das perfekte, nicht gestellt wirkende Foto zu machen. Die beiden sind, neben mir und den hibbeligen Italienern, die einzigen Verrückten, die bei Minusgraden diesen Tagesausflug unternehmen.

Ich trete von einem Fuß auf den anderen und beobachte, wie mein kondensierter Atem davonfliegt. Bisher das Spannendste, was ich heute gesehen habe. Wir sind umgeben von Winterwiesen und ein paar grauen Gebäuden in der Nähe der Schranke, die uns an der Weiterfahrt hindert. Verstaubte Kiesel und umgeknickte Grashalme verstärken die Tristesse und flüstern: Geht weg. Es gibt nichts zu sehen.

Dmitri spricht mit einem Kontrolleur, der Pelzmütze und Sturmgewehr trägt. Sie lachen rau und schlagen sich auf die Schultern. Schließlich wird die Schranke geöffnet und wir fahren in die Todeszone. Von hier sind es dreißig Kilometer Luftlinie zum Reaktorblock vier.

Der Motor dröhnt. Auf dem Zweier neben mir zerquetschen sich Velma und Bartmann fast ihre Hände. Luca und Matteo halten die Münder geschlossen und die Augen offen, als hätten sie Angst, etwas Wichtiges zu verpassen.

Ich habe mich informiert. An einem Tag in Tschernobyl bekommt man so viel Strahlung ab wie auf einem einstündigen Flug. Absolut ungefährlich. Oma hatte sich nie wieder hergetraut. Oft erzählte sie mir, wie es damals gewesen ist, aber begriffen habe ich es nie. Ich muss sehen, wozu der Mensch fähig ist, die Auswirkungen mit eigenen Sinnen spüren. Um endlich zu verstehen. Meine Hände reibe ich an der Jeans trocken und klemme sie unter die Achseln.

Der Kindergarten hockt bleich hinter den Brombeersträuchern, ein ausgetretener Pfad führt durch das Dickicht zu weißen Flügeltüren. Langsam gehe ich auf das Haus zu. Von den blauen Holzrahmen blättert die Farbe, die meisten Fenster fehlen oder sind zerbrochen. Das Dreirad auf der Veranda wird wohl kein Kind mehr zum Lachen bringen, zwei der Räder fehlen.

Im Laub sehe ich blonde Haare, weiße Rüschen. Ein totes, blaues Auge starrt mich an und ich fange an, in meiner Daunenjacke zu schwitzen. Es ist nur eine Puppe, kein Grund nervös zu werden.

Ein Schrei lässt mich zusammenfahren.

»Vierzehn Komma sechs!« Durch die blätterlosen Sträucher sehe ich Velma vor einem kleinen Erdhaufen auf und ab hüpfen. Ihr Geigerzähler piept den Rhythmus dazu. Meine Reisekollegen schwirren umher wie Bienen, die den Honig suchen, die gelben Geräte knattern und weisen den Weg zum nächsten Hotspot. Wer die höchste Strahlung findet, darf sie behalten.

Ich werfe einen Blick auf mein Messgerät. Es zeigt einen Wert von vier Komma sieben Mikrosievert – weit entfernt von normal. Ich sehe diese Zahlen und versuche, mir vorzustellen, wie die Strahlen sich in meine Zellen drängen, immer tiefer, bis die Moleküle auseinanderbrechen und meine DNA mutiert. Versuche zu begreifen, dass diese unsichtbare Gefahr Zehntausende Menschen dazu gezwungen hat, ihre Wohnungen und alles darin zurückzulassen. Und jetzt stehen wir hier und machen Fotos von ihrem verlorenen Leben.

Das Gejohle klirrt in meinen Kopf. Ich erinnere mich an ein Foto, das vor Kurzem einen Shitstorm ausgelöst hatte. Zwei Mädchen mit strahlendem Lächeln, Victoryzeichen und über ihren Köpfen »Arbeit macht frei«.

Ich wende mich von den anderen ab. Zwei Stufen führen auf die Veranda des Kindergartens, das brüchige Holz knarrt unter meinen Winterstiefeln. Die Flügeltüren stehen offen und mit klopfendem Herz betrete ich das alte Gebäude. Betonbrocken und Berge von altem Laub erschweren den Weg in das erste Zimmer. Verrostete Metallgestelle füllen den Raum, dann erkenne ich ein kleines Bett neben dem anderen. Die Matratzen sind verrottet und die Tapete hängt von den Wänden. Fünf Tage hat es gedauert, bis dieser Ort nach dem Unglück evakuiert wurde. Fünf Tage, an denen Jungen und Mädchen hier gespielt und geschlafen haben.

Ich schleiche weiter. Überall liegen Bücher, lose Seiten bedecken die Holzdielen. Auf einer Fensterbank sitzen vier Puppen mit hochgestreckten Ärmchen und winken mir zu.

Im Türrahmen des nächsten Zimmers bleibe ich stehen und ziehe die Luft scharf ein. Der Boden ist übersät mit Gasmasken. In der Mitte des Raumes steht ein roter Stuhl, der Lack blättert ab. Darauf sitzt stolz eine Puppe mit Maske. Die Herrin der Masken.

Hinter mir knarrt eine Diele. Ich zucke herum. Nichts zu sehen. Das Haus ist alt und heruntergekommen, natürlich macht es komische Geräusche.

Dann höre ich die Kinder. Sie lachen. Und es ist, als würde mir eine kalte Hand in den Nacken packen, ein Kribbeln läuft über meinen Körper. Bewusst langsam atme ich ein und wieder aus. Ich lausche und höre außer dem Rauschen meines Blutes nichts.

Eine feste Hand packt mich an der Schulter. Ich fahre herum und sehe Dmitris grimmiges Gesicht. »Immer in der Gruppe bleiben.«

Ich zittere. »Sorry.«

Luca und Matteo poltern mit gezückten Handys an mir vorbei und die Herrin wird zum Shootingstar. Ich warte im Flur, bis wir weiterfahren.

Wie kleine Sonnen leuchten uns die Gondeln des Riesenrads über die Bäume hinweg an. Wir fahren zum Freizeitpark und sofort habe ich den Geruch von gebrannten Mandeln und Bratwürsten in der Nase. Ich höre das Bimmeln der Fahrgeschäfte, Ansagen von übermotivierten Schaustellern. Wir steigen aus dem Bus und es ist still. Mein Trommelfell zieht sich zusammen, verkrampft sich in dem Bemühen, das zu hören, was ich erwarte.

Nebeneinander stehen wir vor dem Van und keiner traut sich, die Mauer der fehlenden Geräusche zu durchbrechen. Dann klatscht Bartmann in die Hände. »Los geht’s!«, ruft er, als müsse er sich selber antreiben und stapft mit Kamera und Stativ los. Velma hinterher. Luca und Matteo lachen und schon stehe ich alleine da.

Meine Füße scheinen festgewachsen zu sein. Das mächtige Riesenrad wacht über den Platz. Auf dem von Gras durchbrochenen Beton kauern Autoscooter, wirken wie blassgelbe Mäuse, die sich verstecken, um zu sterben.

Ich schüttle meinen Kopf frei und gehe zu dem Karussell, dessen Holzsitze fast vermodert sind, suche mir einen noch einigermaßen intakten Sitz. Po und Oberschenkel kribbeln, als sie sich auf das verstrahlte Holz drücken. Die Füße baumeln in der Luft, ich schließe die Augen und versuche mich zu sammeln. Ich wollte hier hin. Und ich will diese Erfahrung immer noch.

Mit einem Ruck setzt sich das Karussell in Bewegung und im selben Moment höre ich die Kinder lachen. Ich öffne die Augen und kralle mich an die Armlehnen. Die Konstruktion bewegt sich nur widerwillig, Metall kreischt und Rost rieselt herab. Und doch werde ich immer schneller, mein Rücken drückt gegen die Lehne. Ich bin wie erstarrt und die Umgebung verschwimmt.

Meine Augen fangen an zu tränen. Ich blinzle. Und noch einmal. Ein paar Reihen vor mir flattern braune Haare im Wind. Velma!

»Heee«, rufe ich, »was ist hier los?« Keine Reaktion.

Mir wird schlecht. Die Bloggerin trägt keinen rosa Haarreif. Und ist viel größer. Der kindliche Fahrgast schmeißt die Arme in die Luft und jauchzt vor Freude. Plötzlich überzieht Raureif meine Arme, die Kälte kriecht in mein Gesicht und die nassen Wimpern gefrieren. Mit geschlossenen Augen fange ich an zu schreien. Ich schreie und auch als mein Hals zu schmerzen beginnt, kann ich nicht aufhören, bis das Karussell langsamer wird. Erst als sich nichts mehr bewegt, wische ich mir über die Augen und versuche durch den Tränenschleier etwas zu erkennen. Das Mädchen ist nicht mehr zu sehen.

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