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Leo
Wismeldas Rache
Eva Haring-Kappel
Illustriert von Lisa Kappel
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstraße 10, 88085 Langenargen
Alle Rechte vorbehalten.
Taschenbuchauflage erschienen 2017
Lektorat: Melanie Wittmann
Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM
ISBN: 978-3-86196-725-5 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-301-9 - E-Book
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Prolog Prolog Das kleine Mädchen läuft singend durch den Wald. Es trägt ein Körbchen über seinem Arm und stapft munter mit seinen kurzen, dicken Beinen durch das weiche Moos. Die blonden Zöpfe wackeln lustig im Takt der Schritte und des Liedes mit. „Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern ist des Müllers Lust, das Waaandern ...“ Die helle, klare Stimme des Kindes steigt empor zum Geäst der altehrwürdigen Buchen und Eichen, das Kathedralen gleich den Waldweg überspannt. Hätte das Kind ein rotes Käppchen auf, könnte man glauben, es sei aus einem Märchenbuch herausgeklettert und so mitten in unsere Welt geplumpst. Aber das Mädchen trägt kein rotes Käppchen, dafür wäre es heute auch viel zu warm. Die Sonne lugt durch die Baumwipfel und malt zarte Schattenmuster auf den Waldboden. Während sich das Mädchen immer wieder bückt, um ein paar Heidelbeeren abzupflücken und sie anschließend in das Körbchen zu legen, huscht hinter den Bäumen ein anderes Wesen hervor. Es ist recht klein, hat große dunkelgrüne Augen und hellbraunes, lockiges Haar. Es trägt ein zartes Kleidchen und auf seinem Rücken sirren zwei durchsichtige, blaugeäderte Flügel unablässig auf und ab, sodass es über dem Boden dahinschweben kann. Das kleine Mädchen erstarrt mitten in seinen Bewegungen, das Lied verstummt, das Körbchen fällt zu Boden und die Heidelbeeren kullern über das Moos in alle Richtungen davon. „Wer ... wer bist du denn?“, ruft das Kind erschrocken. „Ich bin Leonore Alba Rusnelda von Albenstein, aber du darfst mich Leo nennen.“
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
Personalien
Unser Buchtipp
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Danksagung:
Was wären wir ohne euch?
Darum gilt unser Dank all jenen, die uns tatkräftig unterstützt haben mit Rat, Lob und auch konstruktiver Kritik
sowie erhellenden Vorschlägen.
Danke an David, Paul, Markus und Roland!
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Das kleine Mädchen läuft singend durch den Wald. Es trägt ein Körbchen über seinem Arm und stapft munter mit seinen kurzen, dicken Beinen durch das weiche Moos. Die blonden Zöpfe wackeln lustig im Takt der Schritte und des Liedes mit.
„Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern ist des Müllers Lust, das Waaandern ...“ Die helle, klare Stimme des Kindes steigt empor zum Geäst der altehrwürdigen Buchen und Eichen, das Kathedralen gleich den Waldweg überspannt.
Hätte das Kind ein rotes Käppchen auf, könnte man glauben, es sei aus einem Märchenbuch herausgeklettert und so mitten in unsere Welt geplumpst. Aber das Mädchen trägt kein rotes Käppchen, dafür wäre es heute auch viel zu warm. Die Sonne lugt durch die Baumwipfel und malt zarte Schattenmuster auf den Waldboden.
Während sich das Mädchen immer wieder bückt, um ein paar Heidelbeeren abzupflücken und sie anschließend in das Körbchen zu legen, huscht hinter den Bäumen ein anderes Wesen hervor. Es ist recht klein, hat große dunkelgrüne Augen und hellbraunes, lockiges Haar. Es trägt ein zartes Kleidchen und auf seinem Rücken sirren zwei durchsichtige, blaugeäderte Flügel unablässig auf und ab, sodass es über dem Boden dahinschweben kann.
Das kleine Mädchen erstarrt mitten in seinen Bewegungen, das Lied verstummt, das Körbchen fällt zu Boden und die Heidelbeeren kullern über das Moos in alle Richtungen davon. „Wer ... wer bist du denn?“, ruft das Kind erschrocken.
„Ich bin Leonore Alba Rusnelda von Albenstein, aber du darfst mich Leo nennen.“
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Hallo, mein Name ist Felix. Ich bin inzwischen zwölf Jahre alt geworden und einige von euch werden sich bestimmt an mich erinnern und daran, wie alles begann. Wir, meine Freunde Georg, Wendel, Benni und ich, trafen in den letzten Sommerferien bei einem Ausflug auf eine seltsame Erscheinung. Ein kleines, dickliches, schmutziges Wesen, das behauptete, eine Elfe zu sein, begegnete uns auf einer Lichtung im Wald und wir wurden es nicht mehr los. Zuerst hatten wir Angst vor dem Geschöpf, denn es hatte ständig Hunger und aß alle unsere mitgebrachten Vorräte auf, angeblich weil es sich in ein Menschenmädchen verwandeln wollte und darum viel essen musste. Irgendwann wurden wir beste Freunde. Wie das alles genau weiterging, könnt ihr ja in meinem ersten Buch nachlesen. Nun will ich lieber erzählen, was seither alles passiert ist.
Es war ein trüber, regnerischer Tag Anfang September. Leo stürmte zur Tür herein, wie es so ihre Art ist, und schrie: „Felix, stell dir vor, wir werden zusammen in die Schule gehen!“
Ich schaute sie ein wenig verwundert an, wie konnte jemand wie sie überhaupt noch etwas dazulernen? Leo, die in ihrem früheren Leben eine Elfe gewesen und mit unserer Hilfe ein Menschenmädchen geworden war, ist nämlich wirklich extrem weise und schlau.
„Man kann immer etwas dazulernen, niemand weiß alles, nicht einmal ich, obwohl ich sicher viel mehr weiß als ihr und all eure Bücher und diese Computerlexika. Vielleicht weiß ich sogar mehr als eure Lehrer“, antwortete sie auf meine Gedanken hin, die sie meistens errät, wenn sie mir nur lange genug in die Augen guckt.
„Du bist bescheiden wie immer“, stänkerte ich.
„Na ja, Ehre, wem Ehre gebührt! Agnes hat mich heute in der Schule angemeldet. Ich wäre ja viel lieber mit Anna in einer Klasse gewesen, aber die Frau Direktor hat gemeint, ich wäre viel zu klug für die erste Klasse, deshalb probieren wir es gleich mal mit der zweiten.“
Ich setzte eine gleichgültige Miene auf, denn ich wollte auf keinen Fall, dass Leo herausfand, was ich dachte. Mir war die Vorstellung, mit ihr in einer Klasse zu sitzen, nämlich eher unangenehm.
Ich bin kein besonders guter Schüler. Meine Freunde wissen das und Georg zum Beispiel kämpft auch dauernd mit schlechten Noten, obwohl er immer angibt, was das Zeug hält, und so tut, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Aber Leo hätte ich gerne im Unklaren gelassen, was meine schulischen Fähigkeiten betrifft.
„Du freust dich offenbar nicht besonders“, stellte sie denn auch sofort fest.
„Doch, doch, aber ich muss diese Information erst einmal verarbeiten“, log ich. „Schließlich brauchst du wirklich keinen Schulunterricht.“
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