Slavko Leban
IRRUNGEN
UND WIRRUNGEN
EUROPAS
Mensch und Masse in der
modernen Gesellschaft
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ISBN 978-3-99081-023-1
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Zum Geleit Zum Geleit Lieber Leser! Diese Abhandlung soll als Aufruf zum Nachdenken über ein besseres Europa verstanden werden. In Bezug auf materiellen Wohlstand, verschiedene Freiheiten und die strukturelle Entwicklung der Gesellschaft stellt die Europäische Union sicherlich den bisherigen Höhepunkt in der Geschichte der Alten Welt dar, was aber kein Grund sein darf, sich vom Überfluss einlullen zu lassen und die vorhandenen Missstände zu bagatellisieren. Ihnen, lieber Leser, wünsche ich ausreichend Geduld und viele Aufschlüsse. Ich würde mich sehr freuen, wenn es mir gelingen sollte, den Aufruf zum Nachdenken wirksam werden zu lassen. Zadar (Kroatien), 26. November 2019 Dr. Slavko Leban
I.Prolog
II.Die Europäische Union
Die zeitgenössische europäische Gesellschaft
1) Allgemeines
2) Zusammensetzung der Gesellschaft
3) Zivilreligiöse Dogmen
4) Repressiver Apparat
5) Individualismus
6) Krise der Identität
Die religiöse Situation in der Europäischen Union
1) Allgemeines
2) Die Zivilreligion des anthropozentrischen Atheismus
3) Das Christentum
4) Der Islam
Masseneinwanderung und Multikulturalismus
III.Der öffentliche Raum: Grundlagen des gesellschaftlichen Verhaltens
Der Staat
Die Demokratie
Die Macht
Die Ideologie
Die Metapolitik
Die Moral
Die Rechtsstaatlichkeit
Die Gleichheit
Die Politik der Angst
Die Repression
Die Medienwelt
IV.Der zeitgenössische Mensch und die freiwillige Unterwerfung
V.Der Mensch in der zeitgenössischen technisierten Welt
VI.Epilog
Lieber Leser!
Diese Abhandlung soll als Aufruf zum Nachdenken über ein besseres Europa verstanden werden. In Bezug auf materiellen Wohlstand, verschiedene Freiheiten und die strukturelle Entwicklung der Gesellschaft stellt die Europäische Union sicherlich den bisherigen Höhepunkt in der Geschichte der Alten Welt dar, was aber kein Grund sein darf, sich vom Überfluss einlullen zu lassen und die vorhandenen Missstände zu bagatellisieren.
Ihnen, lieber Leser, wünsche ich ausreichend Geduld und viele Aufschlüsse. Ich würde mich sehr freuen, wenn es mir gelingen sollte, den Aufruf zum Nachdenken wirksam werden zu lassen.
Zadar (Kroatien), 26. November 2019
Dr. Slavko Leban
Laut zahlreichen Umfragen weltweit schätzt der zeitgenössische Mensch die Freiheit als den höchsten Wert im öffentlichen Leben der Gesellschaft, oft ohne sagen zu können – oder vielleicht zu wollen –, was genau er darunter versteht. Über Jahrhunderte hinweg haben viele denkende Menschen die Frage aufgeworfen, was die Freiheit eigentlich sei. Das letzte Wort ist diesbezüglich noch nicht gesprochen; die lebhaften Diskussionen über unterschiedliche Freiheitsvorstellungen laufen weiter.
Die Freiheit stellt zugleich jenen Wert dar, für dessen Unvollständigkeit, Einschränkung oder Missbrauch die Politik von den Menschen erbarmungslos verantwortlich gemacht wird. Das ist im Grunde nicht außergewöhnlich, es ist aber auffällig und gewiss merkwürdig, dass diese Vorwürfe intensiver werden, je weiter die liberale Demokratie entwickelt ist und je üppiger die Libertinage auf dem Feld des Apolitischen wird. Ohne dass man an die Frage der philosophischen oder theologischen Erklärung des Begriffs „Freiheit“ näher herangeht, genügt es, festzustellen, dass der heutigen liberalen Demokratie, in deren Rahmen sich die politische Freiheit in der Moderne entwickelt und entfaltet, genug Werkzeuge zur Verfügung stehen, um jedem einzelnen Menschen die Partizipation am politischen und vorpolitischen Leben der Gesellschaft zu ermöglichen. Wir wollen an dieser Stelle nicht die Frage näher erörtern, ob das zeitgenössische Individuum an der aktiven Gestaltung der politischen Freiheit in seiner Gesellschaft und an der Übernahme der Verantwortung, die aus diesem Unternehmen hervorgeht, überhaupt wirklich interessiert ist; es genügt vorerst, festzustellen, dass das oben Erwähnte die zeitgenössische Gesellschaft Europas von den unfreien Systemen der Vergangenheit unterscheidet. Es unterscheidet die zeitgenössische pluralistische und liberal-demokratische Gesellschaft Europas von den tyrannischen, diktatorischen oder autoritären Systemen der Vergangenheit. Aber unabhängig von dem Lobgesang auf den Reichtum des Arsenals der erwähnten theoretischen Werkzeuge muss betont werden, dass das gegenwärtige Europa eine Gesellschaft der einseitigen Freiheit ist, ein Raum des geistigen Vakuums unter dem Etikett des Konsums , eine Welt in Erwartungen gefangener Menschen. Von diesem Standpunkt aus gesehen, ist die kritische Einstellung des Menschen gegenüber dem Stand der Freiheit in der heutigen liberal-demokratischen Massengesellschaft verständlich und nachvollziehbar. Das ist allerdings nur eine Seite der Wirklichkeit. Nimmt man die Motive der Kritik wie auch die Kritik selbst ernst und geht man von der Annahme aus, dass sich der heutige Mensch der Funktion der erwähnten Werkzeuge bewusst sei, dann ergibt sich zwangsläufig folgende Frage: Sind die Resignation und die Unzufriedenheit des heutigen Menschen Ausdruck seiner Trägheit beziehungsweise seines Desinteresses an engagiertem öffentlichen politischen Tun oder aber ein äußeres, sichtbares Zeichen seines mutlosen Gehorsams, sozusagen die Widerspiegelung seiner freiwilligen Unterwerfung ? Als Begriffskonstrukt ist eine vollkommene politische Freiheit zwar möglich, als politische Wirklichkeit bleibt sie aber eine Utopie. Das gilt genauso für das Fehlen der politischen Freiheit; es gibt keine vollkommen freiheitslose Gesellschaft. Im Falle der politischen Freiheit geht es lediglich um die mehr oder weniger stark ausgeprägte Präsenz dieses hohen Wertes in einem Gemeinwesen. Es klingt zwar befremdlich, wenn man über die unterwürfige Verhaltensweise des Menschen in einer liberal-demokratischen und pluralistischen modernen Gesellschaft sinniert, da es in einer solchen Gesellschaft eine unterwürfige Verhaltensweise eo ipso nicht geben kann beziehungsweise sie nur als eine exotische Ausnahmeerscheinung möglich sein sollte. Die Europäische Union ist offiziell eine solche Gesellschaft, allerdings eine, in der die freiwillige Unterwerfung keine Ausnahme darstellt, sondern sogar die Regel ist. Über die Ursache des demütigen Verhaltens des zeitgenössischen massendemokratischen Menschen, die Diskrepanz zwischen dem politischen Gesagten und der politischen Wirklichkeit wie auch die Entfremdung des modernen Menschen von den Imperativen und Tugenden der Natur im zeitgenössischen Europa wollen wir in dieser Abhandlung nachdenken, um der Substanz des Habitus des heutigen Homo politicus näherzukommen.
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