Reinhold Stecher
Mit gläubigem Herzen
und wachem Geist
Begegnungen mit Land und Leuten
Herausgegeben von Klaus Egger
im Auftrag der Diözese Innsbruck
Wir danken der Katholischen Bibelanstalt für die freundliche
Abdruckgenehmigung aus der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (Weish 7,15–25).
© 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart
Viele Bibelstellen in diesem Buch werden von Bischof Reinhold Stecher jedoch nicht wortwörtlich nach der Einheitsübersetzung zitiert, sondern er verwendet auf dem Hintergrund seiner hebräischen und altgriechischen Sprachkenntnisse eigene Ausdrücke.
Mitglied der Verlagsgruppe „engagement“
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
2014
© Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck
Umschlaggestaltung und Layout: Tyrolia-Verlag
Das Umschlagbild zeigt Innsbruck „über den Dächern“: links der Dom,
in der Mitte die Jesuitenkirche und rechts die Hofkirche, daneben der Stadtturm.
Lithografie: Artilitho, Lavis (I)
Druck und Bindung: Gorenjski-Tisk, Kranj (Slowenien)
ISBN 978-3-7022-3324-2 ( gedrucktes Buch ) ISBN 978-3-7022-3354-9 ( E-Book ) E-Mail: buchverlag@tyrolia.atInternet: www.tyrolia-verlag.at
Vorwort(Bischof Manfred Scheuer)
Einführung(Klaus Egger)
Kirche im Wandel der Zeit
Rast unter dem Baum
25 JAHRE DIÖZESE INNSBRUCK (1989)
Die Volksfrömmigkeit – Kostbarkeit oder Gefahr?
INNSBRUCK (1989)
Geleise in die Zukunft der Heimatkirche
PRIESTERTAGUNG, BRIXEN (1992)
Gedanken zum Dienst der Kirche in der Welt von Arbeit und Wirtschaft
TAGUNG, SALZBURG (1992)
Natur und Heimat
Tirol braucht Fenster
50 JAHRE TIROLER KULTURZEITSCHRIFT „DAS FENSTER“ INNSBRUCK (1991)
Durch das Gastland geht ein Erwachen
100 JAHRE TOURISMUS IN TIROL, INNSBRUCK (1989)
Ein Bergblumenstrauß der Dankbarkeit
150 JAHRE OESTERREICHISCHER ALPENVEREIN, WIEN (2012)
Wasser – Schatz der Zukunft
SYMPOSIUM, SALZBURG (2004)
Forstexkursion in die Bibel
150 JAHRE TIROLER FORSTVEREIN, INNSBRUCK (2004)
Christsein in der Welt von heute
Gläubiges Herz und forschender Geist
UNIVERSITÄT INNSBRUCK (1990)
Das christliche Menschenbild
THEOLOGISCHE FAKULTÄT INNSBRUCK (2002)
Christliche Erwachsenenbildung
KATHOLISCHES BILDUNGSWERK KÄRNTEN, KLAGENFURT (1998)
Dichtung und Glaube
UNIVERSITÄTSPFARRE ST. CLEMENS, INNSBRUCK (1996)
Berufe und Berufung
Ringen um Sprache
DREILÄNDERTREFFEN KATHOLISCHER PUBLIZISTEN PUCHBERG BEI WELS (1990)
Zum Profil des Unternehmers
INDUSTRIELLENVEREINIGUNG TIROL, INNSBRUCK (1991)
Die Tiroler Gemeinden
BEZIRKSBÜRGERMEISTERTREFFEN, LANDECK (1995)
Gedanken eines Seelsorgers zum Arztsein
CHIRURGENKONGRESS, INNSBRUCK (1997)
Wachsen und Reifen
Silberne Schale und goldener Apfel
WERKWOCHE DER KINDERGÄRTNERINNEN SÜDTIROLS, NALS (1991)
Liftfahrt in das Hochhaus der Werte
LANDESKINDERHEIM AXAMS, INNSBRUCK (2002)
Zeitlose Geburtstagswünsche
450 JAHRE AKADEMISCHES GYMNASIUM INNSBRUCK (2011)
Auf die alten Tage hin
PRIESTER-SENIOREN-TREFFEN, BRIXEN (1993)
In Sorge um das Humanum
Die Reichskristallnacht
UNIVERSITÄT INNSBRUCK (1998)
Wider die Unmenschlichkeit
ARBEITSGEMEINSCHAFT VATERLANDSTREUER VERBÄNDE TIROLS INNSBRUCK (1990)
Die Frage Judenstein
INNSBRUCK (1985)
Im Durchgangshaus der Gesellschaft
50 JAHRE CARITAS, INNSBRUCK (1995)
Der „Nobody-Helfer“
625 JAHRE BRUDERSCHAFT ST. CHRISTOPH ST. ANTON AM ARLBERG (2011)
In brüderlicher Verbundenheit
Das hohe Amt des Wegweisers
50. UND 25. BISCHOFSJUBILÄUM VON KARDINAL FRANZ KÖNIG UND WEIHBISCHOF HELMUT KRÄTZL, WIEN (2002)
Übersicht der Ansprachen und Vorträge
„Natur als Medizin“, das war der erste Text, den ich von Reinhold Stecher bei Exerzitien erhalten habe. Er weiß darin vom Ordnenden und Heilenden des Gehens, von der schöpferischen Kraft der Bewegung, auch für das Denken. In der Vielfalt der Reize und Sinneseindrücke, z. B. in den Medien, führt die Natur zur Stille und zur Schönheit. Reinhold Stecher hat das Buch der Natur – durchaus im Sinne eines Bonaventura oder auch eines Johannes Kepler – gelesen und erschlossen. Die Natur ist nicht nur Ort des Trainings und der Fitness, auch nicht nur der Ästhetik, sondern sie trägt die Spuren Gottes. Bischof Reinhold hat vielen Menschen geholfen, die Abstumpfung, die Stumpfsinnigkeit und damit auch eine Form der Dummheit zu überwinden.
Ende der Achtzigerjahre habe ich Karikaturen von Bischof Reinhold in die Hände bekommen. Eine zeigt den Schweizer Kampf um die Generalabsolution bei der Weltbischofssynode 1983 zum Thema „Versöhnung und Buße in der Sendung der Kirche von heute“ in Rom, die andere Don Quichotte und Sancho Pansa unverwechselbar als einen österreichischen Kardinal mit seinem damaligen Weihbischof. Reinhold Stecher hat das Buch des Humors und auch der Freiheit gelesen und geschrieben. Er hat durch seine Karikaturen und auch durch seine Deutungen Freiräume und Spielräume in deprimierenden Situationen und Phasen der österreichischen Kirche erschlossen.
In einer kurzen, aber prägnanten Osterpredigt geht es um Fragen der Mengenlehre, um die Klammer vor einer Menge, um das Plus oder das Minus. Auferstehung ist das Plus vor der Menge des Lebens, vor der Ansammlung von Erfahrungen und Widerfahrnissen. Reinhold Stecher hat das große Ja Gottes vermittelt, und das in einem Land, in dem Glaube und Religion teilweise mit viel Druck oder auch mit Angst verbunden waren. Und er hat die Beziehungen zu unserer Wurzel, die trägt, zum Judentum entscheidend verbessert.
Der junge Reinhold Stecher kam wegen „Organisation einer Wallfahrt“ auf die Waldrast in Gestapohaft. Bei einem Gedenken an die Opfer der Pogromnacht im November 1938 hat er das Entsetzen über die Ermordung von Innsbrucker Juden ausgedrückt. Dann forderte er das nüchterne Bedenken der Hintergründe, den Wurzelverzweigungen des Hasses nachzugraben, den Nährboden für Vorurteile, Sündenbocktendenzen, Horizontverengungen, Rassenstolzdummheiten und Aberglauben aufzuspüren. Weil er die absolute Rechtlosigkeit in Zeiten des Staatsterrors erfahren hat, war er ein leidenschaftlicher Verfechter und Verteidiger des Rechtsstaates, auch und gerade gegenüber denen in der Kirche, die meinten, dass der Gegensatz zum Recht die Liebe sei. Aber das Gegenteil von Recht ist nicht die Freiheit und die Liebe, sondern das Unrecht, die Barbarei, die Willkür und die Unterdrückung.
Bischof Reinhold hat etwas von der größeren Gerechtigkeit im Sinne der Bergpredigt verwirklicht: Er hat Menschen mit Behinderung Räume der Beziehung und der Freundschaft eröffnet, er hat Brunnen ermöglicht, deren Wasser Leben gespendet und gerettet haben. Und er hat nicht einfach Recht haben und Recht behalten wollen, sondern die Versöhnung gesucht. 1993 unterzeichnete er die Petition von SOS Mitmensch gegen eine Verschärfung der Asylgesetzgebung. Als der Innenminister 1990 die Abschiebung von 7000 Rumänen ankündigte, meldete er sich in den Medien zu Wort. Die Diözese Innsbruck werde die Flüchtlinge in den Pfarren aufnehmen, so der Bischof, denn er fände „die Idee einer Deportation ungeheuerlich. Vielleicht habe ich zu lange in der Diktatur gelebt.“
Читать дальше