FRANK GOYKE
Der Geselle des Knochenhauers
Ein Hansekrimi
Die Hanse
© e-book Ausgabe CEP Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2014
Umschlag: Motiv: Detail aus Bartholomäus Bruyn d. Ä.,
»Junger Mann mit Handschuhen«, um 1550
© Kunsthistorisches Museum, Wien, akg-images/Erich Lessing
ISBN 978-3-86393-512-2
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DIE PERSONEN DIE PERSONEN Tile Brandis Kaufmann und Ratsherr in Hildesheim Gesche Brandis dessen Frau Frater Eusebius ein Dominikanermönch, zurück von der Pilgerfahrt nach Rom Johannes ein junger Novize im Konvent des Heiligen Paulus Balthazar Fannemann Weihbischof von Hildesheim Arnold Friedag Domherr von Hildesheim Johann Caspari Subdiakon von Sankt Godehard Der bischöfliche Offizial Harmen Sprenger Bürgermeister der Stadt Hildesheim Die Ratsherren Hinrich Einem , Dirich Raven und Eggert Unverzagt Christoph von Hagen , protestantischer Anführer der Majorisbäuerschaft Heinrich von Alfeld Knochenhauer in Hildesheim Johanna von Alfeld dessen Weib Waldemar Klingenbiel Knochenhauer und Ratsherr in Hildesheim Marie Klingenbiel seine junge Frau Jacob Findling Geselle und Ziehkind des Knochenhauers Klingenbiel Peter Groper Holzhändler und Brauer aus Einbeck Hiltrud Groper dessen Frau Wenzel ein Wandergeselle Meister Hans Scharfrichter und Abdecker
PROLOG Tod im Zuber
ERSTES KAPITEL Der Ruf der Glocke
ZWEITES KAPITEL Die Freiheit eines Christenmenschen
DRITTES KAPITEL Ein zweiter Mord
VIERTES KAPITEL Irrungen und Wirrungen
FÜNFTES KAPITEL Noch ein Auftrag
SECHSTES KAPITEL Ein Zuviel an leiblicher Lust
SIEBENTES KAPITEL Unter Druck
ACHTES KAPITEL Zeter und Mordio
NEUNTES KAPITEL Meister Hans
ZEHNTES KAPITEL Der Gerstensaft
ELFTES KAPITEL Der Betrug
EPILOG Eine männliche Entscheidung
Die allerletzten Dinge
Hildesheim, im Jahre 1542: In einer öffentlichen Badestube wird ein Einbecker Holzhändler erstochen. Am nächsten Abend wird der Hildesheimer Knochenhauer Klingenbiel auf offener Straße erdolcht. Und wenig später zieht man die zwölfjährige Tochter des Knochenhauers tot aus dem Fischteich. Von der Mordwelle gegen die Klingenbiels bleibt nur die junge Witwe Marie und der Geselle des Knochenhauers verschont.
Weihbischof Balthazar Fannemann lässt von den Kanzeln herab die Protestanten als die Schuldigen an den Mordfällen anprangern. Consul Tile Brandis, Ratsherr der Stadt, will verhindern, dass im katholischen Hildesheim die Reformation ausbricht. Er heuert einen wandernden Zimmergesellen an, der den alten Dominikanerpater Eusebius und den Novizen Johannes überwachen soll, die wiederum der Weihbischof darauf angesetzt hat, nach dem wahren Täter zu forschen. Eine seltsame Jagd beginnt, die die Beteiligten von den Schankstuben zur Domburg und schließlich in die Folterkammer von Meister Hans führt.
Frank Goyke, 1961 in Rostock geboren, gehört zu den bekanntesten und ambitioniertesten Krimiautoren in Deutschland. Mit seinem Erstling »Der kleine Pariser« startete er 1992 eine Krimi-Serie mit Hauptkommissar Dietrich Kölling, die inzwischen fünf Bände umfasst. Für »Dummer Junge, Toter Junge« erhielt er 1996 den Marlowe der Raymond-Chandler-Gesellschaft für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des Jahres. Frank Goyke studierte Theaterwissenschaften in Leipzig, von 1991 bis 1996 war er Dramaturg am Fürst-Oblomov-Theater. Seit 1997 lebt und arbeitet er als freier Schriftsteller in Berlin.
In der Reihe Hansekrimis sind bis jetzt bereits vier Titel von ihm erschienen: »Balthazar Vrocklage ist verschwunden« (Rostock), »Lüneburger Totentanz« (Lüneburg), »Tödliche Überfahrt« (Lübeck) und »Der falsche Abt« (Wismar).
Denn die geheime Macht der Gesetzwidrigkeit ist schon am Werk; nur muss erst der beseitigt werden, der sie bis jetzt noch zurückhält. Dann wird der gesetzwidrige Mensch allen sichtbar werden .
Apostel Paulus,
2 Thess. 2
Tile Brandis Kaufmann und Ratsherr in Hildesheim
Gesche Brandis dessen Frau
Frater Eusebius ein Dominikanermönch, zurück von der Pilgerfahrt nach Rom
Johannes ein junger Novize im Konvent des Heiligen Paulus
Balthazar Fannemann Weihbischof von Hildesheim
Arnold Friedag Domherr von Hildesheim
Johann Caspari Subdiakon von Sankt Godehard
Der bischöfliche Offizial
Harmen Sprenger Bürgermeister der Stadt Hildesheim
Die Ratsherren Hinrich Einem , Dirich Raven und Eggert Unverzagt
Christoph von Hagen , protestantischer Anführer der Majorisbäuerschaft
Heinrich von Alfeld Knochenhauer in Hildesheim
Johanna von Alfeld dessen Weib
Waldemar Klingenbiel Knochenhauer und Ratsherr in Hildesheim
Marie Klingenbiel seine junge Frau
Jacob Findling Geselle und Ziehkind des Knochenhauers Klingenbiel
Peter Groper Holzhändler und Brauer aus Einbeck
Hiltrud Groper dessen Frau
Wenzel ein Wandergeselle
Meister Hans Scharfrichter und Abdecker
Ein scharfer Wind fuhr von Mitternacht durch die Gassen der Stadt. Er brachte Regenwolken mit, die sich schon seit Tagen immer wieder in heftigen Schauern entluden. Doch von den Unbilden der Witterung bekamen die beiden Männer in der Badestube wenig mit. Das Pfeifen und Heulen des Windes hörten sie zwar, doch das focht sie nicht an: Sie saßen im Warmen. Soeben hatten die Bademägde noch heißes Wasser nachgegossen, und als besondere Gabe des Baders an seine hohen Gäste hatte er ihnen erlaubt, zu den beiden Männern in den Zuber zu steigen. Auf den Brettern, die der Badeknecht über die Holzwannen gelegt hatte, standen je ein Krug mit edlem Malvasier und ein Becher aus Siegburger Keramik – die Männer ließen es sich gut gehen.
»Nun werden die Anhänger dieses Luther wohl bald die Geschicke auch Eurer Stadt in die Hand nehmen«, sagte der Kleinere der beiden. Es war der brauberechtigte Holzhändler Peter Groper aus Einbeck.
»Was wird schon so heiß gegessen, wie es auf den Tisch kommt, mein lieber Freund?« Der größere der Männer lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er hatte ein eingefallenes, asketisch wirkendes Gesicht, und seine Augen lagen in tiefen Höhlen.
»Wo soll ich Euch massieren, Herr?«, fragte die Bademagd, die in seinem Zuber saß.
»Das weißt du doch, Dummchen.«
Peter Groper ließ nicht locker. »Ich meine nur, in allen Euren Nachbarstädten ist der Martinismus längst eingeführt. In Braunschweig, Goslar, auch bei uns in Einbeck. Und Euer altgläubiger Bürgermeister Wildefuer ist im letzten Dezember gestorben. Wer hält die Lutherschen noch auf?«
»Meine geringste Sorge.« Der Hildesheimer Knochenhauer und Ratsherr Heinrich von Alfeld seufzte. Er schob die Hand des Mädchens fort, öffnete die Augen und beugte sich vor. »Uns kann es doch gleichgültig sein, Peter. Essen die Lutherischen kein Fleisch? Trinken sie kein Bier? Na also. Sie können doch singen, was sie wollen. Sie können den Ablasshandel verteufeln, den Papst hassen, die sieben Sakramente in Zweifel ziehen und ihren Predigern die Ehe erlauben; sollen sie doch. Wenn sie vom Reformieren hungrig und durstig geworden sind, müssen sie essen und trinken.«
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