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Lina und
der magische Schmetterling
Kiki Kreuder
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstr. 10, 88085 Langenargen
Titelbild: Walburga Wedig / Kristina Kreuder
Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2014
Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM
ISBN: 978-3-86196-439-1 – Taschenbuch
ISBN: 978-3-96074-356-9 – E-Book
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Inhalt
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Es war einmal ein kleines Dorf mit dem Namen Blumheim. Die Sonne strahlte jeden Tag vom blauen Himmel. Überall wuchsen Bäume und wunderschöne gelbe, rote und blaue Blumen. Jenen wunderschönen Blumen verdankte das Dorf seinen Namen, denn nirgends leuchteten die Blumen stärker in all ihren Farben.
In Blumheim lebte ein Mädchen von acht Jahren. Es hatte langes, blondes Haar, winzige Sommersprossen auf der Nase, blaue Augen und hörte auf den Namen Lina. Ihr Vater Norman war Dachdecker und Lina liebte es, ihm bei der Arbeit zuzuschauen, wie er in schwindelerregender Höhe zerbrochene Dachziegel durch neue ersetzte. Linas Mutter arbeitete als Schneiderin. Lina liebte die Kleider, die ihre Mutter für sie anfertigte.
Doch am allermeisten liebte sie es, kunterbunte Blumen zu sammeln oder stundenlang in die Luft zu schauen. Dann träumte sie von Wolkenschlössern, Wolkenpferden und weißen lachenden Wolkenkindern, die vom Wind in die Ferne getragen wurden. Lina liebte außerdem die Geschichten, die ihre Mutter ihr abends vor dem Schlafengehen vorlas. „Eines Tages werde ich mit den lachenden Wolkenkindern in die Ferne gehen“, sagte Lina dann und schlief mit einem Lächeln ein.
Viele Jahre lebten die Bewohner des Dorfes glücklich und zufrieden. Die Felder warfen eine gute Ernte ab und die Bauern züchteten gesundes und starkes Vieh, das sie auf dem Markt in der großen Stadt Fulalla verkauften. Einige Bauern hatten etwas mehr Glück beim Verkauf als andere und so kam es, dass sich Neid unter den ärmeren Bauern verbreitete.
Manche Bauern hatten etwas mehr Geld und das gönnten die ärmeren Bauern ihnen nicht. Böse Worte fielen auf dem Markt und schon bald stritten sie so sehr, dass niemand mehr den anderen leiden mochte. Wenn sie nach Blumheim zurückkehrten, schrien sie sich an und drohten einander mit Fäusten.
Die Blumheimer fühlten sich nicht mehr wohl in ihrem Dorf und schließlich kam es, dass Gregory, dem Hufschmied, der Kragen platzte. „So kann es doch nicht weitergehen! Alle haben genug zu essen! Niemand muss Hunger leiden! Wir waren alle glücklich und zufrieden. Und nun streiten alle, weil manche etwas mehr und manche etwas weniger haben. Was ist denn nur passiert?“
Die Bewohner Blumheims schauten verlegen auf den Boden. Der Neid war groß in ihren Herzen, doch noch größer war ihr Stolz und so kam es, dass sie sich nicht beieinander entschuldigen wollten.
Wenn es im Dorf Probleme gab, dann wurde eine Versammlung einberufen, um sich zu beraten, wie das Problem gelöst werden könne. So taten sie es nun auch und beriefen eine Ratsversammlung im großen Saal des Rathauses ein, um zu klären, wie sie wieder friedlich zusammenleben konnten.
Auch Norman und Gerta waren eingeladen. Als sie das Haus verließen, drückten sie Lina und versprachen, schnell wieder zurückzukommen: „Wir sind bald wieder da, versprochen.“
Doch Lina war sehr neugierig und so folgte sie ihren Eltern heimlich. Sie spähte durch ein Fenster des Rathauses und entdeckte das perfekte Versteck. Auf Zehenspitzen schlich sie in den Raum und verbarg sich hinter einem Vorhang, damit sie mithören konnte, was die Erwachsenen besprachen.
Doch zunächst besprachen die Dorfbewohner gar nichts. Stattdessen stritten sie erneut und brüllten sich an: „Du hast doch noch zehn Säcke Mehl in deinem Keller gelagert! Schäm dich und gib uns etwas ab. Wir haben nur noch einen Sack Mehl und der reicht auch nur noch bis zum Ende des Monats!“
Ein anderer Bauer schrie: „Dir etwas abgeben? Pah! Du willst doch nur mein Mehl haben, damit du nicht dein eigenes Mehl zum Brotbacken nehmen musst, du Geizhals!“
Sie stritten und stritten und stritten, bis der Bürgermeister laut „Ruuuuhe!“ brüllte. Mit hochrotem Kopf stand er da und schüttelte den Kopf. „Ich schäme mich für euch. Ihr wart einmal Freunde und nun seid ihr Feinde. Wir müssen eine Lösung finden, jetzt. Denn so kann es nicht weitergehen.“
Sie überlegten lange hin und her. Lina hörte den Erwachsenen erstaunt zu. Ihr Streit war sehr ernst und wenn sie keinen Weg fanden, wieder glücklich miteinander zu leben, dann würde noch jemand verletzt werden. Gregory hatte schließlich eine Idee: „Ich habe von einem Schmetterling in einem fernen Land gehört, der alles verändern kann, wenn er mit den Flügeln schlägt.“
Die Leute sahen sich erstaunt an. „Er kann alles verändern, wenn er mit den Flügeln schlägt?“
Ein anderer fragte: „Wenn er mit den Flügeln schlägt, dann vertragen wir uns wieder und alles ist gut?“
„Aber wenn er in einem fernen Land lebt, wie kann sich dann bei uns etwas verändern, wenn wir doch so weit von ihm weg leben?“ Neugierig sahen sie den Hufschmied an.
„Aber liebe Leute“, sagte er und lächelte. „Es ist ein magischer Schmetterling!“
„Ahh“, riefen da die Dorfbewohner. „Und wie finden wir den Schmetterling?“
Gregory antwortete: „Die Legende besagt, dass nur ein Kind mit reinem Herzen den magischen Schmetterling finden kann.“ Linas Herz klopfte schneller. War das ihre Chance? Würde sie endlich mit den weißen Wolkenkindern in die Ferne ziehen?
„Wir können doch kein Kind losschicken! Was, wenn dem Kind etwas passiert?“, rief eine Frau entrüstet.
„Aber es kann doch so nicht weitergehen. Wir streiten tagtäglich. Es dauert nicht mehr lange und die Streitigkeiten enden in einer handfesten Prügelei. Es wird noch jemand zu Schaden kommen“, warnte der Bürgermeister. Die Bewohner schwiegen.
„Das ist meine Chance“, dachte Lina. „Sie sind verzweifelt und sie brauchen ein Kind mit reinem Herzen. Ich möchte ihnen unbedingt helfen.“ Mutig trat sie hinter dem Vorhang hervor. „Ich werde es tun“, sagte Lina mit fester Stimme. „Ich werde den magischen Schmetterling suchen und ihn bitten, uns zu helfen!“
Mutter Gerta sprang auf. „Aber Lina! Nicht doch! Du bist viel zu jung!“
Doch Norman zog sie am Arm auf den Stuhl zurück. Er sah Lina in die Augen und entdeckte großen Mut und Entschlossenheit. Dann nickte er ihr zu. „Ich vertraue dir, du wirst es schaffen.“
Niemand erhob Einspruch, denn sie wussten, dass Lina ihre einzige Chance war, die Probleme im Dorf zu lösen. Alle waren dem Mädchen sehr dankbar.
Bereits am nächsten Tag packte ihr Vater Norman einen ledernen Beutel mit Proviant zusammen. Mutter Gerta war zutiefst traurig und voller Angst, sie könnte ihr Kind nie wiedersehen.
„Aber Mama, ich werde sehr vorsichtig sein. Ich werde heil zurückkommen. Versprochen!“, beruhigte Lina ihre weinende Mutter.
Ihr Vater umarmte sie und drückte ihr einen kleinen, spitzen Gegenstand in die Hand. „Das ist mein Leuchtstern. Er wird dir an dunklen Tagen und Nächten den Weg weisen.“ Lina schaute den Stern überrascht an.
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