Martin Arnold - Kinder auf der Flucht

Здесь есть возможность читать онлайн «Martin Arnold - Kinder auf der Flucht» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Kinder auf der Flucht: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Kinder auf der Flucht»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Das Drama der geflüchteten Kinder ist nie vorbei. Das zeigen die aktuellen Bilder aus Idlib oder Lesbos, das zeigt aber auch ein Blick in die Geschichte. Während sich heute Kinder aus vielen zerrütteten Ländern via Iran, Syrien und die Türkei, durch die Sahara oder auf anderen gefährlichen Pfaden auf den Weg nach Europa machen, kamen sie früher aus europäischen Ländern, beispielsweise auf der Flucht vor der Franco- oder der Hitlerdiktatur und später vor der stalinistischen Verfolgung. Kinder sind Opfer politischer Machtverhältnisse.
Die Schweiz spielte stets eine besondere Rolle, wenn es um Menschen und insbesondere Kinder auf der Flucht ging – im Positiven wie auch im Negativen. Die beiden Journalisten Martin Arnold und Urs Fitze ziehen mit den Mitteln der historischen Recherche und der Reportage einen Querschnitt durch das 20. und 21. Jahrhundert und beleuchten dabei – anhand von Porträts und zahlreichen O-Tönen – insbesondere auch heutige Fragen von humanitärer Hilfe und Integration in der neuen Heimat. Der historische Vergleich verdeutlicht Parallelen in der öffentlichen Wahrnehmung, und er lotet die Bedeutung von Solidarität damals wie heute aus.

Kinder auf der Flucht — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Kinder auf der Flucht», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Inge Joseph beginnt im Juli 1945 eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie möchte Hebamme werden, helfen, Leben zu schenken, anstatt es zu beenden. Im Mai 1946 reist sie in die Vereinigten Staaten aus, wohin ihr Vater und ihre Schwester schon vor dem Krieg emigriert sind. Ihre Mutter ist in Auschwitz ermordet worden, ihre Großmutter verbringt ihre letzten Jahre in einem Lausanner Altersheim. Die Schweiz behält sie als familiäres und herzliches Land in Erinnerung. Doch ihre traumatische Jugend wird sie nie mehr loslassen. Was damals geschah, darüber spricht sie kaum. Ende der 1950er Jahre schreibt sie ein 66-seitiges Manuskript mit den Erinnerungen an ihre Jahre als verfolgte jüdische Jugendliche in Europa. Das unfertige Manuskript verschwindet, nachdem verschiedene Verlage es zurückgewiesen haben, in einer Schublade. 1983 nimmt sie sich im Alter von 58 Jahren das Leben. In ihren letzten Jahren hatte sie sich mehr und mehr zurückgezogen, auch ihre Angehörigen hatten sie nicht mehr erreicht. Als ihr Neffe David Gumpert ihre Erinnerungen liest, beschließt er, sie posthum fertigzustellen. Er recherchiert, trifft ihre überlebenden Leidensgenossen und auch die noch lebenden Schweizer Helferinnen und Helfer. Das Buch erscheint 21 Jahre nach Inge Josephs Tod. Eine deutsche Übersetzung steht aus.

Naara Appel

»Ich habe mit meinem Großvater geweint«

»Ich vermisse meinen verstorbenen Großvater, er war mir in seinen letzten Jahren sehr nahe, nicht mehr nur der liebevolle Paschlö, der uns Enkelkinder in seinem Sommerhaus mit seinem Akkordeon in den Schlaf wiegte, sondern Klaus Appel, ein sehr selbstbestimmter Mann, der fast seine ganze Familie in der Shoa verlor. Ich bin dem jüdischen Glauben stärker verbunden, als er es war, der sein Judentum als Dienst an der jüdischen Gemeinschaft verstand, und auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es einen Gott oder einen Himmel gibt, so ist der Gedanke doch tröstlich, er möge seine Familie wieder gefunden haben, die er mit 14 Jahren, am 31. August 1939, verlassen musste, um als eines der letzten Kinder nach England gerettet zu werden. Nur Stunden später begann der Zweite Weltkrieg. Mein Großvater wusste, dass er sie nicht wiedersehen würde. Von da an war er weitgehend auf sich allein gestellt.

Ich war ein Teenager, als ich mich zu fragen begann, wie er mit einer solchen Kindheit in ein normales Leben gefunden hatte. Ich, wohlbehütet und im Wohlstand lebend, er, der mit einer solch traumatischen Erfahrung überleben musste. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, alle wussten in der Familie, was geschehen war, und er sprach bereitwillig darüber, wenn er gefragt wurde, nicht nur im Familienkreis, sondern auch in der Öffentlichkeit. Und doch umgab ihn immer etwas Rätselhaftes. Es gab etwas, das er nicht mit uns teilen mochte oder konnte.

Was es war, wurde mir erst später bewusst, als ich meinen Großvater im Rahmen meiner Maturaarbeit befragte. Mein Thema war Resilienz, die Fähigkeit des Menschen, eine traumatische Erfahrung zu überwinden. Ich war in einem Artikel darauf gestoßen, ohne dabei an meinen Großvater zu denken. Erst nach und nach, in Gesprächen mit meinen Eltern und meiner Tante, entwickelte sich die Idee, dieser Frage am Beispiel von Überlebenden der Kindertransporte nach England nachzugehen. 10’000 Kinder wurden nach der ›Reichskristallnacht‹ vom 9. November 1938 bis zum Kriegsausbruch aus dem Deutschen Reich nach Großbritannien gerettet, unter ihnen mein Großvater.

Ich hatte einen Fragenkatalog vorbereitet, und mein Großvater stand mir Rede und Antwort. Er schilderte genau, was geschehen war, doch immer dann, wenn es mir darum ging, etwas über seine Gefühle zu erfahren, da verstummte er, oder er wich aus in Details, ohne dabei zu verraten, wie er sich gefühlt haben mochte, als er in letzter Minute sein geliebtes Akkordeon, seinen ersten wirklichen Besitz, in den Händen seines Bruders zurücklassen musste, weil nur ein Gepäckstück auf dem Transport erlaubt war. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis er sich wieder eines gekauft hat. Aus der Resilienzforschung ist dieses Schweigen über die Gefühle bekannt. Es ist der Schutzmantel, den manche Traumatisierte tragen, tragen müssen, um in ein normales Leben zu finden.

Die jüngere Schwester meines Großvaters, die die Kriegsjahre auch in England überlebt hat, brach alle Brücken zu ihrer Vergangenheit ab. Sie kehrte im Gegensatz zu ihrem Bruder, der regelmäßig in seiner Geburtsstadt Berlin weilte und mir auch die Stätten seiner Kindheit gezeigt hat, nie mehr nach Deutschland zurück, sie legte ihren jüdischen Glauben ab, und sie blieb kinderlos. Gerne hätte ich von ihr erfahren, was sie dazu bewegt hat. Doch ihr Schweigen bricht sie nicht. Mein Großvater sprach dann doch noch über seine Gefühle. Je älter er werde, desto mehr bedrücke ihn das Trauma seiner Kindheit. Er wache jeden Morgen mit Gedanken an seine Familie auf, erzählte er mir unter Tränen. Die Forscherin in mir wusste auch dafür eine Erklärung. Ein Trauma lässt sich niemals überwinden. Resilienz heißt nur, einen Weg zu finden, damit zu leben. Klaus Appel, dieser gute Mensch, der in seinem Leben immer für andere da war und dabei auch sich selbst etwas aus dem Weg ging, fand in seinen letzten Jahren, als die Kräfte nachließen, wieder näher zu sich, im Guten und im Schlechten. Doch das ist die Sprache der Wissenschaft. Die Enkelin, sie hat mit ihrem Großvater geweint.«

Naara Appel, Jahrgang 1998, lebt im Kanton Genf.

Klaus Appel, der aus England kommend in den frühen 1950er Jahren zu seiner Frau in die Schweiz übergesiedelt war, starb am 13. April 2017, einen Monat vor seinem 92. Geburtstag. Aus seinem Leben berichtet er in seinem Buch Eines Morgens waren sie alle weg! , das im Rahmen der Reihe » Mit meiner Vergangenheit lebe ich. Memoiren von Holocaust-Überlebenden« 2016 erschienen ist. Das Buch wurde von Schülerinnen und Schülern einer Bieler Schulklasse ins Französische übersetzt, denen Klaus Appel noch kurz vor seinem Tod im Gespräch Fragen beantwortet hatte. Er konnte kaum mehr selber sprechen. Seine Enkelin, die damals 19-jährige Naara Appel, lieh ihm ihre Stimme. Auf die Frage nach den Auswirkungen seiner Kindheit auf sein heutiges Leben antwortete er: »Seid nachsichtig miteinander und genießt das Leben.« Es war sein letzter öffentlicher Auftritt.

Argyris Sfountouris

»Ich lebe gleichzeitig in zwei Welten«

»Von Assimilation hat man früher in der Schweiz gesprochen, wenn es um Ausländer ging, die sich dauerhaft niederließen. Gemeint war damit die praktisch vollständige Aufgabe jeglicher Identität aus der alten Heimat, und das eigentliche Ziel, die Schweizer Staatsbürgerschaft, war nur für jene zu erreichen, die zu dieser absurden Selbstenteignung bereit waren. Ich war es nicht, und ich hatte zu meinem Glück auch immer Fördererinnen und Förderer, die mir unabhängig von meiner Herkunft beistanden und mir berufliche Wege ermöglichten, die mir eigentlich verschlossen sein sollten. Als griechisches Waisenkind zählte ich 1949 zur ersten Generation, die im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen Aufnahme fanden, um hier zur Schule zu gehen und eine Berufslehre zu machen. Danach hätte ich wie alle anderen zurückkehren sollen. Das war die Bedingung der Eidgenössischen Fremdenpolizei von 1944, als Walter Robert Corti die Idee von einem internationalen Kinderdorf für Kriegswaisen aus ganz Europa publizierte. Doch ich strebte nach einer höheren Bildung, und diese wurde mir tatsächlich ermöglicht. Ich studierte Physik an der ETH und blieb in der Schweiz.

Meine Aufenthaltsbewilligung wurde jährlich erneuert. Nach zwanzig Jahren, zehn davon im Kanton Zürich, wies mich eine Verwaltungsangestellte darauf hin, dass ich mich nach geltendem Ausländerrecht um die Niederlassung und danach um die Schweizer Staatsbürgerschaft bewerben könne. Das tat ich dann auch. Der zuständige Beamte der Stadt Zürich vertröstete mich jahrelang, genoss aber sehr seine Allmacht, indem er demonstrativ beim routinemäßigen Gespräch mein Dossier, das jeweils schon ganz oben am Stapel lag, herausnahm, um es dann ganz unten wieder einzufügen. Ich müsse noch warten, beschied er mir, natürlich ohne jede Begründung. Es war die reine Willkür. Und es war klar, dass die Verweigerung der baldigen Einbürgerung mit meinem politischen Engagement gegen die Militärdiktatur in Griechenland zu tun hatte. Wäre ich gegen eine linke Diktatur engagiert gewesen, so hätte dies meine Einbürgerung beschleunigt. Aber in Griechenland herrschte eine von der NATO unterstützte rechtsextreme Militärdiktatur. Jeglicher Widerstand wurde blutig niedergeschlagen, die Gefängnisse waren überfüllt mit politischen Gefangenen. Der zivile Widerstand eines Griechen, der seit seinem neunten Lebensjahr in der Schweiz lebt und sich nun um die Schweizer Staatsbürgerschaft bewirbt, war offensichtlich in jener Zeit des Kalten Kriegs Grund genug für politische Missverständnisse in den Beamtenköpfen, um so mein Anliegen auf Einbürgerung auf die lange Bank zu schieben. Ich hätte politischen Verrat an meiner Heimat, aber auch an meinem Schweizer Demokratieverständnis begehen müssen, um schneller Schweizer zu werden. Es gab trotzdem auch Schweizer, die gerade meinen Kampf um die Rückkehr der Demokratie in Griechenland als Beweis für eine genügende Integration in der Schweiz und in ihr politisches System ansahen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Kinder auf der Flucht»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Kinder auf der Flucht» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Kinder auf der Flucht»

Обсуждение, отзывы о книге «Kinder auf der Flucht» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x