postid novis auctoribus (d.h. tragoedia […] vos augeat) qui usu abditos
revocant theatrales iocos et fabulas
ad vos iuvandos
Nach einer berühmten Anekdote war es dieser Darstellung zu verdanken, dass InghiramiInghirami, Tommaso seinen Spitznamen für immer erhielt:10
fu tenuto Poeta insigne, grandissimo Oratore, perfettissimo Filosofo, et eruditissimo in tutte le scienze, e buon’arti, et ebbe così pronta la poesia latina che recitandosi in casa il Cardinale S. Giorgio la Tragedia di Seneca detta l’Ippolito, et essendo per caso rovinato il ponte dietro alla prospettiva, mentre ch’egli, che rappresentava il Fedra, era solo in scena, continuò tanto il parlare all’improvviso in versi latini, che fu rimediato al disordine
Die Nachricht stammt von Curzio Inghirami, dessen Reputation als Fälscher wohlbekannt ist;11 doch ein der Aufmerksamkeit der Forscher bisher entgangenes Element scheint mir die Wahrhaftigkeit der Anekdote zu bestätigen. Denn die Anekdote spielt sich ab «in casa il cardinale S. Giorgio», nämlich im Palast von Raffaele RiarioRiario, Raffaele (Kardinal), seit 1477 Kardinal von San Giorgio al Velabro. Deshalb bezieht Curzio InghiramiInghirami, Tommaso sich hier auf die Darstellung «intra […] penates», die auch Veroli in seinem Vorwort erwähnt. Also scheint es sicher, dass der damals 16-jährige InghiramiInghirami, Tommaso an den inzwischen zu echten theatralischen Aufführungen gewordenen rhetorischen Übungen teilgenommen hat, indem er, soweit wir wissen, in der Rolle von Phaedra debütierte und seine Zeitgenossen mit seinen außergewöhnlichen Improvisationsgaben in lateinischen Versen erstaunte.
Während sich die drei von Veroli erwähnten Darstellungen einer Tragödie sicherlich auf die Phaedra SenecaPhaedr. beziehen, ist die Erwähnung einer «picturatae scaenae facies», in der die Pomponianer eine Komödie inszenierten, rätselhafter. Zunächst einmal ist es schwer zu verstehen, worauf Sulpicio genau Bezug nimmt. Forscher haben an eine mit Stoff bemalte oder bedeckte Hintergrundmauer, eine Stadtperspektive oder an eine malerische Ausschmückung der architektonisch gestalteten «frons scaenae» gedacht, wie sie für das Kapitolinische Theater und die Feste von 1513 entworfen worden war.12 Was die Komödie betrifft, wissen wir dank eines Briefes von Alessandro Cortesi,13 dass die jungen Schüler von PomponioLeto, Pomponio 1486, kurz vor der Vorstellung der Tragödie von Seneca, den Epidicus Epidicusvon Plautus auf dem Kapitol inszenierten und damit die Reihe der Plautinischen Darstellungen begannen, die sich durch die letzten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts bis zum Höhepunkt der römischen Feste von 1513 fortsetzte. Im Gegensatz zu Ferrara zeigten die Pomponianer zunächst eine Vorliebe für die acht Komödien. Unter den Vorstellungen, denen der Epidicus Epidicus 1486 folgte, gibt es tatsächlich Nachrichten von einem Amphitruo Amphitruo und einem Aulularia Aulularia, die 1492 bzw. 1497 aufgeführt wurden. Die erste der aus dem Korpus der zwölf 1429 in Köln wiederentdeckten und um 1430 in Italien angekommenen Komödien ist die Mostellaria Mostellaria, die 1499 aufgeführt wurde.
Tommaso InghiramiInghirami, Tommaso, der damals als Phaedra bekannt war, hatte sich als bester Redner seiner Zeit einen Namen gemacht und im März von Maximilian I das Diplom des Pfalzgrafen und die Dichterkrone erhalten. Im Jahre 1498, ein Jahr vor der letzten bekannten Pomponianischen Aufführung, starb Pomponio Leto Leto, Pomponiound Inghirami Inghirami, Tommasoersetzte ihn am Lehrstuhl für Rhetorik am Studium Urbis. Eine eingehende Analyse der Pomponianischen Aufführungen wäre von großem Interesse für die Geschichte der Plautus-Rezeption in der Renaissance, aber sie geht über die Grenzen unseres Beitrags hinaus.14 Der neue Frühling des lateinischen Theaters und besonders des Plautus in Rom fällt genau mit den Karrierejahren Inghiramis zusammen. Daher werden wir im Folgenden versuchen, seine Plautinische Studien, die sicherlich von den Pomponianern beeinflusst wurden, mit seiner direkten Beteiligung an den Kapitolinischen Feiern von 1513 in Verbindung zu bringen.
2. Phaedras Plautinische Studien
Die Plautinischen Studien von Inghirami Inghirami, Tommasokeimen, wie wir gesehen haben, im Umfeld der Pomponianer. Obwohl es dafür keine Beweise gibt, scheint es sehr wahrscheinlich, dass ihm seine Anerkennung als Schauspieler, die ihm die Hauptrolle in SenecasSeneca Phaedra einbrachte, erlaubte, an den komischen Aufführungen der Jahre 1486–1499 teilzunehmen. Auch der erwachsene InghiramiInghirami, Tommaso verlor nicht das Interesse an Plautus und seine dauerhafte Arbeit an den Komödien wird deutlich durch eine Nachricht von Aulo Giano ParrasioParrasio, Aulo Giano über Inghiramis durch den Tod unvollendet gebliebenes Werk In Plauti comoedias scrupolosissimae quaestiones :1
Quis ultimam manum tot inchoatis operibus imponet? quae (non secus ac Apellis illa decantatissima Venus) interrupta pendent: luculentissimae scilicet orationes, Apologia Ciceronis in obtrectatores, quam mihi paucis ante diebus quam coepisset aestuare, domi suae per summam voluptatem legit […] in Horatii poeticam vigilantissima commentaria: in Plauti comoedias scrupolosissimae quaestiones
Der Verweis auf den Kommentar zu HorazHoraz’ Ars poetica Horazars, der sich in der autographen Handschrift Vat. lat. 2742 erhalten hat, in der Plautus als genius Latinae linguae beschrieben wird (Vat. lat. 2742, f. 41v), legt nahe, dass die Plautinischen Forschungen Inghiramis im Rahmen der Kurse, die er ab 1497 als Nachfolger Pomponios am Lehrstuhl für Rhetorik abhielt, erfolgten und dass die Abfassung seines Werkes über Plautus bis zu seinem Tod 1516 andauerte.
Das Werk ist (noch) nicht wieder aus den Archiven aufgetaucht, aber wir können uns dank Inghiramis handschriftlicher Kopie von Plautus’ Komödien ein Bild von seinem Inhalt machen. Die Handschrift, die in der Biblioteca Medicea Laurenziana aufbewahrt ist (Laur. Plut. 3636), wurde zweifellos von Inghiramis Hand geschrieben. Die paläographische Untersuchung der Schrift erlaubt es uns, die Handschrift in die so genannte vierte Periode des Pomponianischen Stils einzuordnen, also in die Dekade um 1500, sicherlich nach 1497, und bestätigt damit die Hypothese, dass Inghiramis Plautus-Studien während seiner Lehrtätigkeit am Studium Urbis intensiver wurden.
Die Handschrift besteht aus 42 Fasciculi von 5 Bifolia + 1 anfängliches Bifolion und bietet ein schönes Beispiel für Inghiramis Handschrift. Der Text ist der des sogenannten codex Orsinianus (Vat. lat. 3870: D), den InghiramiInghirami, Tommaso “fotografisch” auch mit PoggiosBracciolini, Poggio Korrekturen und Glossen (D 4) wiedergibt und ihnen die abgekürzte Anmerkung in antiquo voranstellt (Bild 1).2
Neben PoggiosBracciolini, Poggio Korrekturen hat InghiramiInghirami, Tommaso auch das Manuskript mit seinen eigenen Glossen niedergeschrieben. Im Allgemeinen haben sie rein gelehrten Charakter, mit häufigen Verweisen auf grammatische (NoniusNonius Marcellus, Carisius, PriscianusPriscian), historische (LiviusLivius) und literarische Quellen, insbesondere CiceroCicero und HorazHoraz, den InghiramiInghirami, Tommaso, wie gesagt, kommentiert hatte. Die Notizen enthalten häufig etymologische und prosodische Diskussionen. Am Rand finden sich auch Konjekturen von InghiramiInghirami, Tommaso selbst, verständlicherweise häufiger in den “neuen” 12 als in den bereits bekannten 8 und meist mit credo puto und vor allem mit quid si gekennzeichnet.3
Читать дальше