Andrew Abbott - Zeit zählt

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Eine zeitgemäße Sozialforschung sollte prozessual angelegt sein, argumentiert der US-amerikanische Soziologe Andrew Abbott. Damit vertritt er einen radikal anderen Blickwinkel auf die soziale Welt als in den Sozialwissenschaften üblich. Nicht die Stabilität gesellschaftlicher Verhältnisse ist der Normalfall, sondern ihr Wandel. Nicht die kontinuierliche Veränderung sozialer Strukturen und kultureller Deutungen ist erklärungsbedürftig, sondern ihre Konstanz. Nicht die Modellierung sozialer Vorgänge mit Variablen wie Bildungsniveau, Haushaltseinkommen oder soziale Herkunft ist die angemessene Methode ihrer Analyse, sondern die Narration ihrer prozesshaften Entfaltungen, Wendungen und Abbrüche. Andrew Abbott geht es darum, die Temporalität des Sozialen als zentralen Aspekt sozialwissenschaftlicher Methodologie und soziologischer Theoriebildung zu verankern.
Mit dem Band «Zeit zählt» liegen erstmals ausgewählte Aufsätze von Abbott gebündelt in deutscher Übersetzung vor. Sie eröffnen den Zugang zu einem Autor, der in den USA und in Frankreich längst zu den prominentesten Sozialwissenschaftlern der Gegenwart gehört und der nicht nur gegen den Strich, sondern auch gegen sich selbst denkt.

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Auf eine ganze Kohorte bezogen, ist die Masse dieser substanziellen Historizität zu jeder Zeit ein zentraler Bestimmungsfaktor nicht nur der Erfahrung dieser Kohorte, sondern der der gesamten sie umgebenden Gesellschaft. So bedeutet zum Beispiel die substanzielle Historizität von Rentenkohorten, dass wir uns »die Rente« nicht in einem abstrakten Sinn vorstellen können, selbst wenn wir zugestehen, dass sich unsere Wahrnehmung von ihr über die von uns analysierten historischen Epochen verändert. Jede Kohorte bringt eine unterschiedliche Reihe von Aktivposten und Verbindlichkeiten aus der von ihr ebenso gemachten wie erlittenen Geschichte in den Ruhestand mit. Da überdies der Ruhestand zu jedem beliebigen Zeitpunkt mehrere Kohorten potenzieller Ruheständler einschließt, kann selbst ein Periodenansatz dem Umstand nicht gerecht werden, dass die diversen vom Ruhestand betroffenen Kohorten jederzeit eine systematisch verschiedenartige Reihe eingeschriebener Erfahrungen in ihn einbringen, eine Verschiedenartigkeit, die selbst die Rentenpolitik in diesem Moment bestimmen wird.

Was für den Moment der Verrentung zutrifft, gilt auch allgemeiner. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt kennzeichnen Ereignisse und sozialer Wandel die Erfahrung der verschiedenen Kohorten. Langfristige Trends, lokale Schwankungen, idiosynkratische Veränderungen: All dies kennzeichnet Kohorten unauslöschlich – mit charakteristischen Berufsbiografien, mit bestimmten Fähigkeiten und Erfahrungen, mit finanziellen Mitteln, mit beruflichen und beschäftigungsspezifischen Vorteilen und Nachteilen –, und all diese Kennzeichen werden durch die simple Historizität von Individuen in die Zukunft überführt.

Die Gesamtsumme dieser Kennzeichen, dieser eingeschriebenen historischen Erfahrung, stellt jederzeit eine Menge von Möglichkeiten und Einschränkungen dar, in deren Rahmen die verschiedenen Akteure in der Gegenwart handeln müssen. Einschneidende Ereignisse in dem betrachteten Zeitraum – die »größeren Kräfte« der meisten Modelle der Arbeitswelt – sind diesem System historischer Strukturen nicht äußerlich. Sie setzen sich selbst als Teil von ihm ins Werk. So können etwa Arbeitgeberinnen mit neuen technischen Konzeptionen oder bürokratischen Vorstellungen bestimmte Arten von hochqualifizierten Arbeitnehmern nicht einstellen, wenn es diese Arbeitnehmerinnen nicht gibt. Das heißt: Die eingeschriebene Historizität von Individuen zwingt die Arbeitgeber jederzeit dazu, mit ihren Einschränkungen zu leben. Sie werden womöglich kurzfristig mit nicht optimalen Arbeitskräften auskommen müssen. Und langfristig werden sie womöglich in unterschiedlicher Weise auf diese Einschränkungen reagieren müssen. Vielleicht müssen sie den Arbeitsprozess verändern, um das bestehende Angebot an Arbeit und Qualifikationen zu nutzen. Vielleicht müssen sie eine Arbeitsmigration erzwingen oder erleichtern oder ihre Produktion in neue Arbeitsmärkte verlegen. Vielleicht müssen sie Institutionen unterstützen, die Menschen in bestimmten Fähigkeiten ausbilden. Irgendwie aber müssen sie reagieren. Ihre Geschichte machen sie nicht ausschließlich selbst, genauso wenig wie sie sie allein durch ihre Auseinandersetzung mit den sozialen Bewegungen der arbeitenden Klassen machen. Die eingeschriebene Masse an Historizität ist faktisch ihre größte einzelne Beschränkung. 7

Bis hier scheint meine Argumentation – um es mal ganz nüchtern zu formulieren – womöglich einfach darauf hinauszulaufen, dass die historische Demografie zu wichtig ist, um sie den Demografen zu überlassen. Ich möchte aber zumindest die Anfänge zweier weiterer Argumente andeuten, die damit verwandt sind, das eine im Sinne direkter Abstammung, das andere im Sinne einer ehelichen Verbindung, die mit einer gewaltigen und imposanten Mitgift einhergeht.

Der argumentative Sprössling zielt darauf, über die Reflexion der Historizität von Individuen hinauszugehen und über die Historizität von intermediären Gruppen nachzudenken. Ich habe im Zusammenhang mit Gruppen wie der gesamten Bevölkerung und der erwerbstätigen Bevölkerung von substanzieller Historizität gesprochen. Dies sind große, inklusive Gruppen, aus denen man im Allgemeinen auf eine relativ überschaubare und gleichbleibende Weise ausscheidet – durch Tod im ersten Fall und durch Pensionierung oder eine andere Form des Ausscheidens aus der Erwerbsbevölkerung im zweiten. Wenn wir meinen Begriff von Historizität jedoch im Zusammenhang etwa mit einzelnen Berufen ins Feld führen, begeben wir uns auf völliges Neuland. Sich die Historizität eines einzelnen Berufs im Lauf der Zeit vorzustellen ist offensichtlich der erste Schritt in jeder allgemeinen Theorie der Geschichte von Berufen, doch fällt dies extrem schwer. Eine solche Konzeption muss sämtliche Fäden individueller substanzieller Historizität umfassen, die durch die normalen demografischen Prozesse des Berufseinstieges, der internen Mobilität und des Berufsausstieges in den Beruf hineingewoben und aus ihm herausgetrennt werden. Gleichzeitig muss ein solches Konzept auch die eher traditionelle »Geschichte« der Berufe umfassen – die sukzessive Veränderung von beruflichen Tätigkeiten und Arbeitsorganisationen im Lauf der Zeit. Und sie muss die kontextuelle Geschichte der sich oft radikal verändernden Stellung eines Berufs im Rahmen der Arbeitsteilung umfassen, also jene ökologische Ebene, die im Mittelpunkt meiner ersten berufssoziologischen Arbeit stand. 8Es ist diese Wiedereinführung der individuellen Historizität von Individuen in die Analyse von Berufen auf Makro- und auf ökologischer Ebene – Analysen, über die wir zum großen Teil bereits verfügen –, die mein argumentativer Sprössling unterstreicht.

Mein zweites verwandtes Argument – das »angeheiratete« – ist weniger leicht zu fassen. Es geht um Folgendes: Sobald wir den Begriff der Einschreibung ( encoding ) dazu genutzt haben, zu erkennen, wie große Mengen vergangener Geschichte in die Gegenwart gebracht werden – nämlich als Aktivposten und Verbindlichkeiten und Einschränkungen in der Gegenwart, die in Erscheinung treten, wenn wir uns der Historizität von massenhaften Individuen erinnern –, müssen wir im Anschluss einen weiteren Schritt machen, um zu sehen, wie sich die strukturelle Neuordnung im gegenwärtigen Moment vollzieht. Wir müssen also nachvollziehen, wie die Kodierung von einem Moment zum nächsten voranschreitet und dabei potenziell die gesamte soziale Struktur neu ordnet.

Hier verbirgt sich eine entscheidende Prämisse. Die Idee der Einschreibung ist deshalb so nützlich, weil sie uns aus der Falle der vermeintlichen Tatsache befreit, dass die Vergangenheit wirklich und wahrhaftig vergangen ist, der Tatsache, dass es aus der historischen Distanz keine Wirkung geben kann. Die Begriffe der Historizität und der Einschreibung befreien uns aus dieser Falle, indem sie uns daran erinnern, dass bestimmte Teile der Vergangenheit permanent (wieder) in die gegenwärtige synchrone Sozialstruktur eingeschrieben werden, in dem Sinne, dass sie dadurch Historizität erwerben – den Anschein zeitlicher Dauer. In dieser momenthaften Abfolge von Gegenwarten steht jedoch alles an der Sozialstruktur auf dem Spiel, und alles kann sich ändern – selbst die »großen Strukturen«. Gleichzeitig erzeugt etwas an dem Prozess und der Natur des Einschreibens die Illusion, dass es »große historische Strukturen« gibt, die sich irgendwie über lange Zeiträume erstrecken und die zusätzliche Illusion einer langen, beständigen Historizität bestimmter Arten von sozialen Strukturen erzeugen – etwa unserer alten Bekannten »moderner Kapitalismus« und »Produktionsverhältnisse«. Wir müssen ergründen, wie dieser illusionierende Prozess funktioniert. Zweifellos umfasst er nicht nur eine unmittelbare synchrone Determination »kausaler« Art, sondern auch eine begriffliche Umstrukturierung der Art, die man für gewöhnlich »kulturell« nennt. Das ist die Mitgift meines angeheirateten Arguments. Wenn wir erkennen, dass die Einschreibung mit einer synchronen Phase der Umgestaltung der Dinge verbunden ist, öffnen wir den Prozess des Einschreibens für die kognitive und, allgemeiner gesprochen, kulturelle Neustrukturierung. 9

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