Inhaltsverzeichnis
… wie läuft’s?
Wieso, weshalb, warum?
Funke, Sehnsucht, Reiselust
Was brauche ich denn so?
Auf ins Baltikum!
Gesund und munter!
Iss was!
Wohin des Wegs?
Reisende soll man nicht aufhalten.
Jede Jeck is anders!
Wo man singt, da lass Dich nieder
Wie schön ist’s auf dem Land
Was bleibt?
Chronologie der 107 Reisetage
Packliste Abenteuer Baltikum
Kapitelübersicht dieses Buches
Danke
Guido Lange
Abenteuer Baltikum
Mein Lauf 2.000 km an der Ostseeküste
Ampelpublishing.de
Alle Schilderungen in diesem Buch basieren auf subjektiven Erinnerungen. Die Dialoge geben nicht wortwörtlich, sondern sinngemäß vergangene Gespräche wieder.
Unbebilderte Tolino-ePUB-Fassung für tolino.de
Dieses Buch gibt es auch mit 234 teils großformatigen Fotos, gedruckt oder als eBook (PDF+ePUB) oder als Hörbuch direkt beim Verlag:
http://ampelpublishing.de
1. Auflage 2020
© 2020 Verlag: AmpelPublishing, Nörtershausen Alle Rechte vorbehalten.
Text: Guido Lange Lektorat: Jane Connell
Fotos: Jonas Danauskas, Guido Lange
ISBN des Orinalwerkes: 9783982078106
Für Ull
Es wohnt Genuß im dunklen Waldesgrüne,
Entzücken weilt auf unbetretner Düne,
Gesellschaft ist, wo alles menschenleer,
Musik im Wellenschlag am ewgen Meer,
Die Menschen lieb ich, die Natur noch mehr.
Lord Byron
Läufer sehen in dieser Frage natürlich die offensichtliche Doppeldeutigkeit und setzen gern eins drauf: „Es läuft!“ In keinem noch so kurzen Dialog spiegelt sich die Mentalität vieler Läufer besser wider. Wir sind entspannt – ob zweimal eine halbe Stunde die Woche oder Ultraläufer. Wie geht das? Entscheidend ist das Loslaufen. Bin ich mit den ersten Schritten unterwegs, komme ich in eine Zufriedenheit, die sich mit nichts anderem vergleichen lässt. Sicherlich kann man auch meditieren, jonglieren, malen oder musizieren, um in diesen Zustand zu kommen, bei mir ist es das Laufen. Kein Wunder, dass ich auf die Idee des Laufens entlang der Ostsee kam. So habe ich die Aussicht, dauerhaft und täglich zu laufen – weiter, immer weiter, hinaus in die Welt. Was kann es Schöneres geben!
22.000 km bin ich in den letzten neun Jahren gelaufen, 2.000 davon durchs Baltikum. Entlang der Ostseeküste von Stralsund bis nach Tallinn lief ich jeden Tag ein Stück und reiste so auf die denkbar einfachste Weise durch unsere europäischen Nachbarländer. Wie kommt man darauf, wie ist es – jeden Tag laufen, ist das nicht zu gewagt und überhaupt: Warum macht man das?
Es gibt unzählige Gründe, zu laufen. Aber eigentlich zählen die wenigsten Läufer sie auf. Oder haben Sie schon mal jemanden gehört, der sagte: „Laufen erhöht meine kognitiven Fähigkeiten“? Wohl eher nicht. Das Laufen macht mir Freude, auch ohne darüber nachzudenken, warum. Es ist für mich einfach schön – es macht mich glücklich. In Magazinen oder Büchern zu lesen, warum es außerdem noch gut für mich ist, kommt oben drauf, aber deswegen laufe ich nicht los. Ich will machen, was mir Freude bereitet, und die empfinde ich beim Laufen – draußen.
Wie wäre es denn, jeden Tag laufen zu können; und zwar immer weiter geradeaus, statt Runden in heimatlichen Gefilden? Man wird doch wohl sehr weit kommen, wenn man drei, vier Monate Zeit hat. Wie weit eigentlich? Und wie schön wäre es, am Meer entlang zu laufen. Gerade die Ostsee ist für mich ein Traumziel. Warum wohl? Wahrscheinlich, weil der Normalsterbliche aus dem Osten Deutschlands zu Zeiten der Mauer – ohne Verwandtschaft an der Küste – nur sehr geringe Chancen auf ein schönes Feriendomizil hatte. Oder einfach, weil sie so schön und so mystisch ist, so romantisch, so klar, so einsam und doch mitten in Europa.
Die Baltischen Staaten sind ein Teil dieser Mystik. Sie sind die unbekannten Schönen. Sie sind ein gutes Stück des „alten Europas“, sie haben reiche Kulturen und interessante Landschaften. Sie sind wunderbare Reiseländer und doch kenne ich kaum jemanden, der eine Beziehung zu ihnen hat. Als ich Ende der 90er Jahre mit dem Fahrrad in den Masuren unterwegs war, da habe ich vielleicht einen Samen für die Sehnsucht nach dem Baltikum gesät. Bisher dachte ich: „Da hinten ist es einfach nur flach, grün, einsam.“ Und ich dachte insbesondere, dass Litauen, Lettland und Estland sich stark ähnelten, aber das ist nicht der Fall. Sie sind so vielfältig, so unterschiedlich in Sprache, Kultur, Landschaft, Essen und Trinken und Mentalität. Sie sind nicht baltisch, sondern litauisch, lettisch oder estnisch. Und auch polnisch, russisch oder finnisch, denn diese Länder habe ich ebenfalls bereist.
Abwechslung ist mein zweiter Vorname und so ist das Baltikum perfekt für mein Abenteuer. Es wurde mein ganz persönlicher Lebenslauf!
Funke, Sehnsucht, Reiselust
Als ich die Idee beim Laufen kommen sah, – denn so war es wirklich – als ich also einen plötzlich auflodernden Funken eines Laufes entlang der Ostsee und damit ins Baltikum sah, war ich total angeregt. Ich habe das manchmal beim Laufen. Nicht immer taugen die Ideen, aber viele waren auch schon richtig gut. Ich dachte hier irgendwie: Mensch, das Baltikum, das Gute liegt so nah, das wär’s doch!
In den ersten Minuten beim Laufen strömen gewöhnlich die ganz aktuellen Fragen auf mich ein, sie drängeln sich gegenseitig vor und priorisieren sich selbst. Und sie werden oft zügig beantwortet oder manchmal verpackt in Kartons mit Etiketten wie: „Das wird schon noch“, „das mach‘ ich später“, „das ist nicht so schlimm, wie es aussieht“ oder „wo liegt eigentlich das Problem?“ Dann weiter kommen die grundsätzlichen Fragen, die wirklich wichtigen Fragen im Leben: „Haben Lügen kurze Beine,“ „haben wir noch genug Holz“ oder „wollte ich nicht längst mal meine Mutter anrufen?“ Und dann kommt der Kreativteil. Heute zum Beispiel: „Was ist denn mit dem Buch über das Baltikum? Das wolltest du doch machen“.… Ist eigentlich ganz einfach: Computer aufklappen und anfangen. Nach also 90 oder 100 Minuten bei einem Lauf in jener Weihnachtszeit in den heimatlichen Wäldern kam der Funke von einem Span namens „Auszeit, aber was Richtiges“, der schon länger vor sich hin glimmte. Und der hieß: „Lauf doch am Meerentlang, immer an der Ostsee entlang, Richtung Osten!“
Und wie gut die Idee war: Der Wind kommt meist von Westen, also von hinten. Je länger ich laufe, desto schöner wird der Sommer, desto länger ist es hell. Da wollte ich doch immer schon mal hin, da soll es so schön sein. Und auch wichtig: Ich muss nicht dauernd auf eine Karte gucken, das Meer ist links, der Strand ist rechts. Sollte das Meer mal rechts sein, stimmt grundsätzlich etwas nicht. Genial! Ich steigerte mich da hinein, das kannte ich ja von mir.
Später am Abend, als die Familienpflichten vorüber waren, las ich noch in einem Magazin namens „Explorer“. Da ging es um Allradfahrzeuge und Expeditionen. Und ich dachte nur: „Gut, dass ich das nicht mache.“ Nichts gegen ein schönes Offroad- Wohnmobil, ich oben als Chefscout. Aber wehe, da klemmt in der iranischen Pampa die Wasserpumpe. Dann wird’s für mich, der sich um jedes öffnen der Motorhaube herum drückt, schwierig. Aber was es da natürlich auch zu lesen gab: seitenweise Sehnsucht. Fernweh!
Das war der Abend, da ich erst noch kurz über eine Radtour nachdachte und dann aber auf immer mehr Webseiten kam, auf denen stand: „Der Ostseeradweg ist oft sandig und dann heißt es schieben.“ Darauf hatte ich nun gar keine Lust, dass mir das Fahrrad zur Last würde. Nee, nee, laufen, das ist es!
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