Ava Farmehri - Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen

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Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen: краткое содержание, описание и аннотация

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Sheyda Porroyas Tage sind gezählt. Sie sitzt im Todestrakt eines iranischen Gefängnisses – es ist das Jahr 1999, sie ist zwanzig Jahre jung. Ihre Erzählung, die zwischen Rückblicken auf ihre Kindheit und Jugend und dem barbarischen Alltag im Gefängnis hin- und herwechselt, ist nicht ganz zuverlässig: Ist sie wahnsinnig? Wachsen ihr wirklich Engelsflügel aus den Schulterblättern? Und hat sie wirklich ihre Mutter getötet?
Schon als Kind flüchtet sich Sheyda in eine Traum- und Wahnwelt und gewinnt in der repressiven Umgebung, in der sie aufwächst, immerhin eine Art Narrenfreiheit. Ungeliebte Tochter unglücklicher Eltern, Sonderling ohne Freunde und einzig zur grenzenlosen Liebe begabt, schafft sie sich ein Alter Ego ausgerechnet in Gestalt von Dantes Beatrice – folgerichtig ist auch der Romantitel aus Dantes «Inferno» entliehen.
In berückend schöner, kraftvoller Sprache entfaltet Ava Farmehri eine Geschichte von politischem Aufruhr, von Realitätsflucht, Unterdrückung und Isolation – makaber und magisch zugleich.

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Solche Dinge, solche scheinbar unwichtigen Dinge, spielen nämlich eine große Rolle. Ich war wahrhaftig rettungslos verloren.

3

Meine Eltern hatten mir meinen Teddybär weggenommen, nachdem sie mich mit einer großen Schere auf dem Bett ertappt hatten. Ich hatte versucht, meinen Kopf in das Loch zu schieben, das ich in die Unterseite meines Teddys geschnitten hatte, in der Hoffnung, dass der Rest meines Körpers folgen würde. Das ursprüngliche Loch zwischen seinen Beinen war durch Abnutzung entstanden und ich war unschuldig daran, aber seine Erweiterung war zugegebenermaßen ein überlegter, gezielter Akt. Ein paar Tage zuvor hatte mein Onkel Dariusch mich auf seinen Knien reiten lassen, und während ich damit beschäftigt war, seinen absonderlichen Walross-Schnurrbart zu studieren, begann er, mir die wundersame Geschichte von Ḥayy ibn Yaqẓān zu erzählen. Hayy war ein Kind der Wildnis, das wie Moses von seiner wohlmeinenden Mutter in einen Fluss geworfen wird und auf einer unbewohnten Insel landet. Dort nimmt sich eine Gazelle, die ihr Kitz verloren hat, seiner an. Sie zieht ihn auf, bis sie stirbt. Bei ihrem Tod ist er gerade einmal sieben Jahre alt. »Genauso alt wie du!« Aus wissenschaftlicher Neugier seziert Hayy mithilfe von angespitzten Zweigen und scharfkantigen Steinen die Leiche seiner Mutter. Er will herausfinden, warum die Wärme aus ihrem Körper gewichen und das leise Pochen in ihrer Brust verstummt ist. Dann streift er über die Insel und seziert alles, was er in die Finger bekommt. Er vergleicht die Tiere und Pflanzen mit sich selbst, weil er den Tod, die Materialität des Körpers und die Körperlosigkeit der Seele verstehen will …

Hier endete die Geschichte meines Onkels, aber in Wahrheit geht sie weiter. Hayy widmet sein Erwachsenenleben dem Nachdenken und der inneren Einkehr. Als er von der Insel gerettet wird und in den Schoß der Gesellschaft zurückkehrt, kann er nicht fassen, wie ahnungslos die Menschen sind. Sie ignorieren all die mystischen Erkenntnisse, zu denen er in der Einsamkeit gekommen ist. Er kann ihre irrationale Hingabe an fromme Praktiken und religiöse Lehren nicht verstehen. Er selbst will diese Lehren über ihre offensichtliche Bedeutung hinaus erweitern, um seinen Mitmenschen einen Gefallen zu tun, aber sie begegnen ihm mit Ungeduld und Feindseligkeit. Er sinnt über die Irrtümer und den Exhibitionismus der religiösen Rituale nach, die nichts zu tun haben mit einem Leben in innerer Harmonie und dem direkten Weg zur Wahrheit. Er beschließt, auf seine Insel zurückzukehren, wo er zuvor jenseits aller religiösen Dogmen ein sehr viel besseres Verhältnis zur Wahrheit hatte, als es unter den Menschen, die nicht begreifen, dass Religion nur ein Mittel zum Zweck ist, möglich ist.

Faszinierender spiritueller Hokuspokus, aber damals war ich wie besessen von Hayys Geschichte. Deshalb ertappte mich mein Vater eines Nachts, nachdem ich das Sorgerecht für meinen Teddy an einen verschlossenen Schrank verloren hatte, dabei, wie ich mich mit einer Schere in der Hand über meine schlafende Mutter beugte, um sie aufzuschneiden. Ein paar Wochen später saß ich in Dr. Fereyduns Praxis.

Zu meiner Verteidigung: Sie schlief reglos wie ein Stein, ihre Haut war kalt, und als ich mein Ohr an ihre Brust legte, um ihrem Herzschlag zu lauschen, hörte ich nichts.

Als Kind, und so lange ist das noch gar nicht her, legte ich oft den Kopf in den Nacken, blickte in den Himmel – was mir jetzt verwehrt ist – und dachte über Gott nach. Ich fragte mich, warum er beschloss, sich manchen Menschen zu erkennen zu geben und anderen nicht. Waren wir in seinen Augen nicht alle gleich? Und wenn er seinen Propheten tatsächlich Tugenden mitgegeben hatte, die für Normalsterbliche unerreichbar waren, warum hatte er sie dann obendrein auserwählt ? Erst erschuf er sie als etwas Besonderes und belohnte sie dann auch noch für diese Ehre (oder diesen Fluch).

In der Schule nahmen wir diese Art von phantastischen Fabeln im Unterricht durch, und ich saß wie gebannt da, das Kinn auf die Hand gestützt, und starrte auf die Lippen der Lehrerin. Ich stellte mir das Leben dieser bemerkenswert frommen Männer vor – ja, es waren immer Männer, aber das fiel mir damals nicht auf –, die offenbar samt und sonders eine eher seltsame Kindheit gehabt hatten: Sie waren Außenseiter oder Waisen, von den Eltern verstoßen, ausgesetzt oder verraten. Ihre missverstandenen Herzen quollen vor Weisheit über, und sie verbrachten die meiste Zeit allein, mit Visionen oder in tiefer Meditation. Auch wurden sie alle für verrückt erklärt, entweder von Kindesbeinen an oder im Verlauf ihres Lebens.

Gott schien Einzelgänger zu bevorzugen. Ich dachte, dass Gott sicher gut nachempfinden kann, wie man sich als solcher fühlt, weil die Götter auch meist allein sind. Als ich Hayys Geschichte zum ersten Mal hörte, entwirrten sich tausend Knoten in meinem Magen und ein Seil schoss von meinem Kopf zum Himmel und verband mich mit all diesen großen Seelen. Ich war eine von ihnen. Ich war sicher, dass meine Zeit noch kommen würde. Ich war überzeugt, dass Gott Großes mit mir vorhatte. Für meinen Schmerz gab es einen Grund, und die Leiden meiner Kindheit, dieses schreckliche Gefühl von Verlust, das mich nie verließ, hatte eine Bedeutung, die irgendwann ans Licht kommen würde. Und dann würde der Wal mich in die sandigen Arme eines Ufers spucken. Ich war Hayy, ich war Jonas im Bauch des Wals, ich war Joseph auf dem finsteren Grund des Brunnens.

Einmal nahm mein Vater uns mit in den Norden, ans Ufer des Kaspischen Meers. Ich lief bekleidet und bekopftucht ins Wasser, kämpfte mich durch die Wellen und rutschte über Algen und Steine, die meinen Namen riefen und mich immer weiter hinauslockten. Das Wasser zerrte an meinen roten Plastiksandalen, spülte sie vor und zurück, bis das Meer sie mir auszog und die Sandalen wie zwei kleine rote Schiffchen in den Wellen versanken. Ich musste das Unglück hilflos mitansehen, während mir der Sand durch die Zehen rann und ich mit den dürren Armen einer Neunjährigen gegen die Brecher anschwamm, die mich trafen.

Ein Stück weiter weg hatte mein Vater seine Angel ausgeworfen, und meine Mutter war zurück zum Auto gegangen, um Brot und eine zweite Kanne Chai zu holen. Ich wollte den Beweis für meine Theorie erbringen, dass Gott mich vor dem Ertrinken retten würde, so wie er meine Seelenverwandten lange vor meiner Geburt gerettet hatte. Er würde seine Engel schicken, um mich aus den Wellen zu heben, das Meer würde sich scheiden oder ein breit grinsender Wal würde sein Maul öffnen und mich auffordern, hineinzuspazieren. Der Wal würde mich seine Sheyda-Suppe nennen, aber dann würde er mir zuzwinkern und in einem freundlichen, wenn auch belehrenden Ton sagen, dass das alles nur eine Geschichte sei, eine kleine Lektion. Er würde mir sagen, dass er Gottes gehorsamer Diener sei und ich ein ganz besonderer Mensch. Und dann, wenn man längst aufgehört hätte, nach meiner Leiche zu suchen, wenn die Tränen auf den Gesichtern meiner Eltern getrocknet wären und sie stattdessen mit dunklen Augenringen herumliefen, würde der Wal mich wieder ausspucken und mir zum Abschied mit der Schwanzflosse zuwinken.

Leider blieb Gott nicht genug Zeit, mir einen Wal vorbeizuschicken. Aber mir blieb genug Zeit, eine Menge Wasser zu schlucken und ein hastiges Gebet zu sprechen, als ich den Boden unter den Füßen verlor und unterging. Der Himmel verschwamm vor meinen Augen, die Wellen brachen über mein Leben herein, und ich atmete einen Schwall kleiner Luftblasen aus. Ich sank auf den Grund. Alles war ruhig und friedlich. Die nasse Höhle des Kaspischen Meers umfing mich. Aber dann erhörte noch jemand mein Gebet: Ein Fischer, der mich in den Wellen hatte planschen und untergehen sehen, packte mich an der Bluse und zog mich zurück an die Oberfläche.

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