Ava Farmehri - Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen

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Im düstern Wald werden unsre Leiber hängen: краткое содержание, описание и аннотация

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Sheyda Porroyas Tage sind gezählt. Sie sitzt im Todestrakt eines iranischen Gefängnisses – es ist das Jahr 1999, sie ist zwanzig Jahre jung. Ihre Erzählung, die zwischen Rückblicken auf ihre Kindheit und Jugend und dem barbarischen Alltag im Gefängnis hin- und herwechselt, ist nicht ganz zuverlässig: Ist sie wahnsinnig? Wachsen ihr wirklich Engelsflügel aus den Schulterblättern? Und hat sie wirklich ihre Mutter getötet?
Schon als Kind flüchtet sich Sheyda in eine Traum- und Wahnwelt und gewinnt in der repressiven Umgebung, in der sie aufwächst, immerhin eine Art Narrenfreiheit. Ungeliebte Tochter unglücklicher Eltern, Sonderling ohne Freunde und einzig zur grenzenlosen Liebe begabt, schafft sie sich ein Alter Ego ausgerechnet in Gestalt von Dantes Beatrice – folgerichtig ist auch der Romantitel aus Dantes «Inferno» entliehen.
In berückend schöner, kraftvoller Sprache entfaltet Ava Farmehri eine Geschichte von politischem Aufruhr, von Realitätsflucht, Unterdrückung und Isolation – makaber und magisch zugleich.

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Ich gab erst ihm und dann meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und sagte: »Es macht mich nicht traurig. Es ist das schönste Lied der Welt.«

Wir hielten am Straßenrand, um uns die Beine zu vertreten, oder in nebelverhangenen Wäldern für ein Picknick. Mein Vater klemmte unsere Plastikflaschen mit Parsi-Cola oder einem Joghurt-Minz-Getränk zwischen die Steine eines rauschenden Bergbachs, krempelte sich die Hosenbeine bis zu den Knien hoch, setzte sich auf einen Felsen und hängte die Füße ins Wasser. Die Socken schob er säuberlich aufgerollt in seine Schuhe, die er auf dem Schoß hielt. Er rief nach mir, wenn er eine Wasserschlange oder einen Vogel mit roten Schwanzfedern entdeckte, und wenn ich mal musste, schirmte er mich mit seiner Jacke ab. Ich hockte mich dahinter, bohrte mit meinem Strahl ein Loch in die Erde und spielte währenddessen mit Zweigen und Blütenblättern. Wenn es Zeit fürs Mittagessen war, sah ich zu, wie meine Mutter Gemüse in einer gelben Plastikschüssel wusch. Ich beobachtete die braunen Halbmonde ihrer Fingernägel, während sie das Shish-Kebab auf die Spieße schob und Tomaten, Zwiebeln und die leckeren Zitronen von dem Baum in unserem Garten dazwischen verteilte.

Drei Tage lang waren wir glücklich, alle drei waren wir glücklich.

4

Als nichts zu helfen schien und niemand meinen Eltern sagen konnte, was mit mir los war, wandte sich meine Mutter an Gott. Gott war ihr Sicherheitsnetz, Gott und die Porzellanengel. Meine Mutter, die Götzendienerin, die früher so gern in die Disco gegangen war, meine Mutter mit ihren verführerischen nachtschwarzen Augen! Während ihr rosa Cocktailkleid zusammen mit dem Rest ihrer Siebziger-Jahre-Garderobe im Schrank von Motten zerfressen wurde, unternahm sie Pilgerreisen zu Moscheen und Mausoleen. Mich nahm sie mit, wild entschlossen, jemanden zu finden, der mich segnete oder mir die Dämonen austrieb.

Doch auch das half nicht.

Wir fuhren zum Tadschrisch-Platz und besuchten die Imamzadeh-Saleh-Moschee. Am Tor mussten wir unsere Schuhe bei einer Frau abgeben, die sie in grüne Regalfächer stellte. Dann suchte sich meine Mutter aus einem Stapel Stoff ein großes geblümtes Tuch aus, das sie sich wie einen Tschador umhängte und mit schmalen Fingern vor ihrem Herzen zusammenhielt.

» Narz mikonam barat , Sheyda dschan «, sagte meine Mutter. »Falls Gott meine Gebete erhört, werde ich ihm in deinem Namen etwas zurückgeben. Sitz du einfach still da und lies im Koran.«

Ich konnte an nichts anderes denken als an die arme Frau, deren Aufgabe es war, den ganzen Tag stinkende Schuhe einzusammeln.

Offenbar erhörte Gott die Gebete vieler Leute, denn im Hof kamen wir an Menschen vorbei, die uns mit Pistazien gefüllte Plätzchen, Datteln und pralle blau-weiße Säckchen Salz anboten. Meine Mutter dankte den großzügigen Spendern fromm, und ich, die ich die Geschenke tragen durfte, wiederholte ihre Worte und imitierte ihre Gesten, zog mir das Tuch vors Gesicht und neigte sittsam den Kopf. Das Gebet meiner Mutter dauerte ewig. Die ganze Zeit tat ich, als würde ich auch beten, als wüsste ich, was ich da machte und worum ich Gott bitten sollte. Ich vermisste Gott und sagte ihm, dass ich ihn gerne mal sehen würde und dass er bitte meine Eltern glücklich machen solle.

Plötzlich war mir zum Weinen zumute. Mein Gesicht begann zu brennen, und mein Herz schlug heftig gegen seinen Käfig. Ich wollte frei sein von all dem, frei von der Traurigkeit, frei von Gott. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gelegt, wäre eingeschlafen, die Wange auf den kalten Marmor gepresst, und hätte meinem schlafenden Herzen gelauscht. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, während meine Mutter aufstand, sich vorbeugte, auf die Knie ging, sich zu Boden warf und dabei dieselben arabischen Verse murmelte, die wir in der Schule auswendig gelernt hatten, ohne ein Wort davon zu verstehen. Sie wiederholte wieder und wieder dieselben Formeln, und ich hörte die weißen Perlen der Gebetskette an ihrem Handgelenk verzweifelt aneinanderschlagen. Als sie endete, hob ich den Blick und sah, dass sie weinte. Ich wollte so schnell wie möglich fort von diesem traurigen, beklemmenden Ort.

Alle Menschen hier sahen unglücklich aus; alle beteten für ein Wunder, einen guten Rat oder einen Segen. Mütter beteten für die sichere Rückkehr ihrer Männer und Kinder; Mädchen beteten für immerwährende Liebe; Ehefrauen beteten für den frühen Tod ihrer Schwiegereltern; alte Jungfern beteten für einen Prinzen auf einem weißen Pferd; junge Männer beteten für einen Weg aus Iran; Alte beteten für den Jungbrunnen; zahnlose Männer beteten für eine zweite Frau; reiche Männer beteten für Gesundheit; Arme beteten für Geld.

Alle wollten Gott ihre Geschichte erzählen, alle erhoben ihre Stimmen zu einem einmütigen »Amen«. Alle wollten, dass Gott eingriff, dass er einen Blick, nur einen kurzen Blick, auf ihr jämmerliches Leben warf und Mitleid mit ihnen hatte, weil sie selbst hilflos waren und niemand sonst sie bemitleidete. Ein Gebet ist ein Akt der Verzweiflung. Es geht dem Selbstmord voraus. Es kann zu ihm führen. Diese Leute gehörten alle in Therapie.

Der Höhepunkt des Ausflugs zum Tadschrisch-Platz waren die verwinkelten Gassen des Basars, wo hinter Schaufensterscheiben Goldketten und Anhänger in Form von Herzen und Schmetterlingen schimmerten oder rosa und blaue Duschschwämme unblutig an Wände genagelt waren. Perücken in verschiedenen Haarfarben balancierten auf den abgetrennten Köpfen von Schaufensterpuppen, und in Lingerie-Geschäften bedeckten rote Spitzenhöschen, aufreizende Push-up-BHs und Strapse ihre enthaupteten Körper.

Ich fragte meine Mutter, warum die Schaufensterpuppen sich so kleiden durften. Sie erklärte mir, die Puppen dürften tun und lassen, was sie wollten, weil sie tot seien. Und ihre Körper seien verstümmelt, damit sie keiner lebenden Frau ähnelten, anderenfalls wären ihre Leichen wohl auch auf Lastwagen gestapelt und abtransportiert worden. Der Tod war in unserer Familie schon immer ein Thema, das untrennbar mit Freiheit und dem Ende einer Gefangenschaft zusammenhing.

»Wenn du eine Schaufensterpuppe wärst«, hätte ich am liebsten zu meiner Mutter gesagt, »könntest du dich auch so anziehen.« Aber meine Gedanken gingen in dem dichten Gedränge unter. Wir schoben uns durch die engen Gassen und lauschten dem Ruf zum Abendgebet, der einen Schwarm Tauben aufscheuchte. Die Vögel flatterten mit lautem Flügelschlag durch den dunklen, verrauchten Gang. Wir lächelten, als mit einem Mal ringsherum an Bäumen, Dächern und Mauern orange Lichter aufflammten. Sie brachten unsere Augen zum Leuchten, verliehen allem einen rätselhaft sinnlichen Schimmer und erhellten die düsteren Winkel und Ecken, die nach abgestandenem Regenwasser und Apathie stanken. Wir sahen Erdbeeren, groß wie Mangos und hellrot wie verdünntes Blut. Einmachgläser mit eingelegten Rüben, Oliven und roten Paprika standen in Reih und Glied, und darüber hingen Seile mit getrockneten gelben Limetten.

Als meine Mutter stehen blieb, um Erdnüsse für meinen Vater zu kaufen, drückte mir der Verkäufer ein paar Cashewnüsse in die Hand und fragte mich, wie ich heiße. Ich antwortete brav, schob mir dann die Cashews in den Mund, kaute auf dem salzigen Brei herum und schmeckte seinen alltäglichen Kampf, das Nörgeln seiner Frau, die Tränen seiner Kinder und die Liebe zu seinem Gebetsteppich. Pantoffeln, billiger Schmuck, Spielzeug, Fahnen, Zimt, Safran, Versprechen, Garantien, Rabatte, Zwei-zum-Preis-von-einem, weiße Zuckerwattebäusche, die aussahen wie essbare Perücken von Adeligen, Talismane, in die dein Name und der deiner Mutter eingraviert wird, Geburtssteine, jeder in einer anderen Farbe und aus einem anderen Material, die etwas über dich und dein Leben aussagen. Ich bin Widder, ich bin der kristallklare Diamant des Monats April; angeblich bin ich voller Unschuld. Meine Mutter stieß ein höhnisches Lachen aus und schob mich aus dem Laden.

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