Ella Carina Werner - Der Untergang des Abendkleides

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Der Untergang des Abendkleides: краткое содержание, описание и аннотация

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Für eine Frau jenseits der dreißig steckt die Gegenwart voller Fragen: Kann man jetzt noch eine Punkband gründen? Sind Viererbeziehungen nicht doch besser als Zweierbeziehungen? Wenn man dem Mann den Rücken krault, ist das schon unbezahlte Care-Arbeit? Und wann beginnt endlich die soziale Weltrevolution?
Die Titanic-Redakteurin Ella Carina Werner gehört zu den besten Satiriker*innen Deutschlands. Ihr neuer Kurzgeschichtenband erzählt von Sextouristinnen in Hamburg, filmreifen Geburtserlebnissen und dem idealen Begräbnis.
Witz und Aberwitz, Zwiegespräche über Frauenquoten und #MeToo, Komik und Haltung treffen aufeinander und beweisen: Ella Carina Werner ist eine ebenso warmherzige wie gewiefte Geschichtenerzählerin und eine der humorvollsten Kämpferinnen für den Feminismus.

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Ob man auch seinen Ärger mit der Autoversicherung in dreckige Dreitonakkorde gießen könne, fragt Kirsten, und Lisa sagt: »Das kann man.«

Wo wir auftreten sollen und in welchen Intervallen, auf welche Körperteile wir die Büroklammern stecken, in welcher Sprache wir singen, ob Deutsch, Englisch oder in irgendeinem radikalen Anarchodialekt, Plattdeutsch oder Nordhessisch, und wer die Instrumental-CD einlegt, wenn wir zu dritt ins Mikro grölen, dass der Speichel spritzt: All das denken wir an, aber nicht zu Ende.

»Wir brauchen Sicherheitsnadeln«, sagt Lisa. »Und wir brauchen richtig steile Iros.«

»Der Punker, den ich mal kannte«, sage ich, »hat seinen Iro immer mit Sperma in Form gebracht.«

Das bringt uns ins Grübeln.

»Wir brauchen Sperma«, sagt Lisa. »Und wir brauchen einen guten Bandnamen, der klassisch-anarchisch ist und doch mit unserer realen Lebenssituation irgendwie verwoben.«

» Eiternde Kaiserschnittnarbe «, schlägt Kirsten vor.

» Tod im Eigenheim «, lege ich nach.

» Kommando Klitoris «, erweitert Lisa die Liste. Lisa sagt, sie habe die aktuellen deutschen Punkbands gegoogelt, Zwangsentsamung hießen die oder Erigiert ist der größer . Nun gälte es, verkrustete patriarchale Strukturen aufzubrechen.

»Oder wie wäre es mit Menopause Turbosause

Dann rufen alle durcheinander: Frau Hölle, Blitzkrieg in der Baugemeinschaft, Einstürzende Drittstaaten, Rostige Rosenbüsche, Ausgeleierte Poporitze, Moshende Mütter

»Mütter, wieso denn Mütter«, mault Lisa. Warum wir sie andauernd diskriminierten, nur weil sie als Einzige von uns keine Kinder hätte. Man könne auch ohne Kinder keine Lebensfreude haben. Man könne auch ohne Kinder richtig scheiße drauf sein.

Ich schließe die Augen. Bildgewaltige Szenen schießen mir durch den Kopf wie der Alkohol durch die Venen. Ja, wir gründen eine Punkband. Wir werden auf rotzigen Festivals spielen, dort, wo die Bratwürste fünfzig Cent kosten und das Bier aus verbeulten Dosen schießt. In rostigen Kupferkesseln blubbert gammeliges Chili sin Carne, während die männlichen Punker uns zaudernd zulächeln. In zerfetzten Leggins und Netzhemden toben wir über die Bühne, und am Ende tritt Kirsten an den Bühnenrand und zeigt allen ihre Kaiserschnittnarbe.

Kirsten holt eine neue Weinflasche, ein guter Grauburgunder.

» Schlechter Grauburgunder «, sage ich, »auch ein guter Bandname.«

Jetzt geraten wir richtig in Wallung. Jetzt ist alles auf einmal klar. Wir werden auf Reisen gehen, in unserem Tourbus, wir sausen durch Rostock, Krakau, Minsk bis hinein in Putins Kreml. Wir werden Sex haben, mit zahnlosen Hausbesetzern und den Leitern der Goethe-Institute, beschwört Lisa.

»Wieso denn Goethe-Institute?«, frage ich.

»Weil eine A-cappella-Punkband von Frauen mit universitärer Bildung total in deren Förderkonzept passt«, erklärt Lisa.

Ob wir nicht lieber die FSJler der Goethe-Institute nehmen könnten, schlage ich vor, und alle sind einverstanden.

Ob ihre Kinder mitkommen dürften, will Kirsten wissen.

»Ja, die Kinder dürfen mit«, sagt Lisa, »aber nur im Gepäckfach.«

Und ihr Mann auch, denn irgendwoher bräuchten wir ja das viele Sperma.

Plötzlich scheint sich alles zu fügen. Plötzlich ist mir klar, warum ich meine Doktorarbeit hingeschmissen habe und warum ich den abgebrochenen Mercedes-Stern am Lederband immer noch besitze. Wir haben genug Kulturjobs gemacht, Windeln gewechselt und Softjazz gehört.

»Ich will nicht mehr jeden Tag die Fußbodenheizung spüren«, verkünde ich, ehe ich mein sechstes Weinglas exe. »Ich will mich nicht mehr fühlen wie in einem Song von Tocotronic

»Du hast gar keine Fußbodenheizung«, sagt Kirsten.

»Und natürlich schreibe ich die Texte«, rufe ich, nun kann mich nichts mehr halten.

»Mach richtig dreckige Metaphern rein«, beflügelt mich Kirsten, und Lisa lärmt: »Richtig gute Texte schreiben, das wolltest du doch immer!«

»Das wollte ich immer«, sage ich.

Anarchisches Liedgut spinnt sich in meinem Kopf wie von selbst, Songtitel kommen mir in den Sinn von nie da gewesener Wucht.

»Per Taxi in die Hölle«, »Fußpilz in Flensburg«, »Macht aus dem Staat – Couscoussalat« …

Kirsten sitzt stumm da, schaut auf ihre Socken.

»Eigentlich mag ich den Staat ganz gern«, sagt sie.

»Dumpfbacke«, sagt Lisa. »Das ist doch nur metaphorisch gemeint. Wir wollen aufrütteln, provozieren, sabotieren!«

Ich höre kaum zu, ganze Mitgrölrefrains brechen sich in meinem Kopf Bahn mit ungeahnter Wucht: »Hey, ihr Spießer, unsere Lieder brennen eure Städte nieder«, »Sie fiepen laut, sie kriechen raus – Ratten im Schauspielhaus«, oder Reformhaus? Dürfen sich Punkverse überhaupt reimen? Egal, wüste Liedzeilen fügen sich aneinander, brutaler als Battle-Rap, unappetitlicher als die Geburt meiner Tochter. Und ab und an ein bisschen Diskurs-Punk, aber nur für die Goethe-Institute. Ansonsten: dreckige, eingängige Zeilen, die sämtliche bürgerlichen Werte schreddern.

»Ich mag die bürgerlichen Werte eigentlich ganz gern«, sagt Kirsten.

»Scheiße Mann, ich mag die bürgerlichen Werte auch ganz gern«, sagt Lisa. »Das kann ja ruhig deine faschistische Privatmeinung sein, das musst du ja nicht gerade ins Mikro grölen.«

Kirsten sagt, Lisas Ton sei ihr jetzt zu schroff. Gewalt befürwortende Songtexte gern, aber in dem Ton nicht untereinander. Und wenn sie darüber nachdenke, sei es ihr irgendwie doch zu intim, wenn Lisa und ich das Sperma ihres Mannes im Haar trügen. Überhaupt sei sie sich gerade gar nicht mehr so sicher. Wie solle das mit der Tournee denn laufen, ihre Söhne müssten dienstags zum Hockey.

»Dann nehmen wir halt Analogsperma«, lenkt Lisa ein. »Dann kommt der Hockeylehrer halt mit. Jetzt darf nicht alles wieder platzen. Jetzt, wo wir so weit sind.«

» Analogsperma «, rufe ich. »Auch ein guter Bandname!«

»Wir kündigen unsere Jobs«, glüht Lisa. »Wir kündigen die Kitaplätze, den Generationenvertrag und den bürgerlichen Wertekanon. Fangen wir einfach an.«

»Jetzt gleich?«, frage ich. Lisa nickt. Sie habe dieses Wochenende sonst nichts Wichtiges vor.

»Okay«, sage ich.

»Okay«, sagt Kirsten. »Fangen wir damit an, Löcher in unsere Strickjacken zu schneiden.«

Ich stehe auf, wanke durchs Wohnzimmer.

»Weißt du, wo die Küchenschere liegt?«, ruft Kirsten.

»Ich glaube schon«, sage ich.

Pro und Kontra

Ich war neulich bei meinem 20-jährigen Abijubiläum, und es war richtig nett. Es war nicht mehr dieses Herumgepose wie vor zehn, fünfzehn Jahren, als alle noch beim Sortieren und Ankommen waren. Alle waren inzwischen irgendwo angekommen, wie fragwürdig auch immer. Die Dinge hatten sich ein wenig gesetzt. Wer jetzt kein Kind hatte, gebar keines mehr. Wer jetzt noch rauchte, tat es für immer. Wer jetzt eine nette Ehefrau hatte, verließ sie erst in fünf bis zehn Jahren. Einträchtig stand man beisammen, freute sich, dass man noch am Leben war, und nuckelte an seiner Flasche Herforder Pils.

»Und, Ella, was machst du noch mal?«, fragte Jörn, der draußen zwischen mir und dem Standaschenbecher stand. Wir rauchten. Hinter uns der geräumige Gasthof, in dem die Feier stieg, vor uns der nachtschwarze, westfälische Acker, der sich endlos vor unseren Füßen ausrollte bis zum Horizont.

»Bist du nicht Analytikerin?«

»Satirikerin«, sagte ich.

»Oho«, sagte Jörn.

Er blies den Rauch seiner Zigarette aus in kleinen, schnellen Stößen.

»Also … bist du links?«, fragte er.

»Hm. Schon«, sagte ich.

»Wow«, sagte Jörn. Danach schwieg er eine Weile, sog gedankenvoll an seiner Zigarette, Marke Benson & Hedges.

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