Rebecca Solnit - Die Kunst, sich zu verlieren

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Geschichten des Verschwindens, des Sich­Verlierens, des Verloren­Gehens und des Sich- Wiederfindens. Trost und Anleitung zu einem freieren Leben. Rebecca Solnit erzählt die Geschichte des spanischen Konquisitadors Cabeza de Vaca, der sich auf dem amerikanischen Kontinent verliert, um als anderer Mensch und in neuer Haut zu sich selbst zu finden; sie schreibt über das Leben ihrer Urgroßmutter, die erst zwischen dem Russischen, Polnischen und Jiddischen und dann auf ihrem Weg von Osteuropa an die amerikanische Westküste verloren geht; sie berichtet von sich und ihrer Welt. Immer geht es um Verlassenheit und Hingabe, um Geschichten als Pfade, um das Einschla­ gen unbekannter Wege. Sanft verführt sie uns zum Abschweifen. Wie in Wanderlust, ihrer Kulturgeschichte des Gehens, beweist die Autorin auch in Die Kunst, sich zu verlieren ihre glasklare Beobachtungsgabe, mit der sie unsere Bereitschaft weckt, zufälligen und überraschenden Entdeckungen nachzugehen. Wie keine Zweite versteht sie es, Lebensgeschichte als das zu erzählen, was sie ist: eine Ansammlung von persönlichen, erlebten, erträum­ten, gefundenen und erfundenen Geschichten, die Rebecca Solnit gleich einer Goldgräberin birgt und mit uns teilt.

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Hier und da lagen kleine Zweige mit braunen Eichenblättern auf dem Boden, obwohl es in Sichtweite keinerlei Bäume gab und das Ufer weit entfernt war; da und dort durchnässte, zusammengeschrumpfte Klumpen aus Federn und Knochen, die einmal Vögel gewesen waren. Wie die Blätter dort hingekommen waren, wie die Vögel gestorben waren, war nicht zu ergründen – diese Tiefen ließen sich nicht ausloten. Hinter mir sah ich, hoch oben in die Felsen und Berge jenseits des Great Salt Lake eingegraben, die Wasserlinie des Lake Bonneville, der so viel größer, so viel tiefer gewesen war, damals, vor langer Zeit, in einer feuchteren Erdepoche, als in Arizona Redwood-Bäume wuchsen und das Death Valley ebenfalls ein See war. Zehntausend Jahre oder mehr ist es her, seit es diesen See nicht mehr gibt, doch sein Ring um die ganze Landschaft herum machte mir klar, dass der Boden, über den ich lief, einmal tief unter Wasser gelegen hatte, genau wie das Strandgut und der weiche Sand mich daran erinnerten, dass ich dort vor nicht allzu langer Zeit hätte rudern oder schwimmen können. Dies war neues Land, temporäres Land, das im Winter wieder unter Wasser liegen würde, und es könnten Jahre vergehen, bis man dort wieder entlanglaufen konnte, oder auch Jahrhunderte. Je weiter ich ging, desto größer und klarer wurde Antelope Island, golden im harten Licht, blieb jedoch stets weit vor mir, wie ein Traum oder eine Hoffnung. Das übrig gebliebene Wasser war hellblau, und an jenem sengend heißen Oktobernachmittag traf es in weiter Ferne mit einem blassen Himmel zusammen, sodass der Unterschied zwischen Wasser und Luft nur schwer zu erkennen war.

Während ich gedankenverloren weiterlief, herausgelöst aus der Verankerung in der Zeit, musste ich an den Vortrag denken, den ich in Salt Lake City gehalten hatte. Bei meinem Versuch, die Tiefe der derzeitigen Veränderungen zu beschreiben, die zur Kenntnis zu nehmen wir versäumen, hatte ich eine Geschichte von einem anderen See erzählt, vom Titicacasee. Als ich zwei war, lebten wir ein Jahr lang in Lima, und einmal machten wir alle, Mutter, Vater, die Brüder und ich, einen Ausflug in die Anden und fuhren dann über den Titicacasee von Peru nach Bolivien. Der Titicacasee – wie der Lake Tahoe, der Lago di Como, der Bodensee und der Lago de Atitlán einer jener hoch gelegenen Seen, die wie blaue Augen zum blauen Himmel zurückstarren.

Vor ein paar Jahren holte meine Mutter eines Tages aus ihrer Zederntruhe die türkise Bluse, die sie mir auf jenem Ausflug nach Bolivien gekauft hatte, Indianerkleidung im Miniaturformat, die ich damals zu besonderen Anlässen getragen hatte. Als sie die kleine Bluse auseinanderfaltete und mir überreichte, kollidierte die lebendige Erinnerung daran, sie einmal getragen zu haben, auf schockierende Weise mit der Tatsache, dass sie so winzig war, dass die Ärmel nicht einmal 30 Zentimeter lang waren, dass darin nur ein klitzekleiner Grillenkäfig von einem Brustkorb, der nicht mehr der meine war, Platz hatte; der Schock rührte daher, dass ich mich zwar noch lebhaft daran erinnern konnte, wie es sich in dieser Brokatbluse angefühlt hatte, nicht aber daran, dass ich darin so winzig klein gewesen war, so vollkommen anders als die Erwachsene, die diese Erinnerung hatte. Die Kontinuität der Erinnerung konnte nicht die Kluft ermessen, die zwischen dem Körper eines kleinen Kindes und dem einer Frau besteht.

Als ich die Bluse wiederbekam, verlor ich die Erinnerung, denn beides gleichzeitig war nicht miteinander zu vereinbaren. Sie verschwand im Nu, ich konnte dabei zusehen. Ab und zu hört man von Wandgemälden und wie durch ein Wunder erhaltenen Leichen, die Hunderte oder auch Tausende von Jahren vergraben, luftdicht abgeschlossen und vor dem Licht geschützt waren. Wenn sie das erste Mal der frischen Luft und dem Licht ausgesetzt werden, beginnen sie zu verblassen, zu zerbröckeln, zu verschwinden. Manchmal sind Gewinn und Verlust enger miteinander verknüpft, als wir uns eingestehen wollen. Und manche Dinge lassen sich nicht bewegen oder besitzen. Manches Licht schafft nicht den ganzen Weg durch die Atmosphäre, sondern wird gestreut.

Ich legte die Bluse in meine eigene Kleiderkiste, und als ich wieder an sie denken musste, holte ich sie hervor und merkte, dass meine Erinnerung sie in etwas verwandelt hatte, was mir vertrauter war, nämlich in die Samtblusen, die Navajofrauen und -mädchen tragen. Die bolivianische Bluse war mit Perlen bestickt und hatte einen mit einer hellblauen Paspel besetzten Zickzackausschnitt sowie zwei blaue Schleifen, deren Bänder vor langer Zeit flachgedrückt worden waren, doch das Material war gestreifter Brokat. Es war türkis, das Blau von Swimmingpools und Halbedelsteinen, heller als der Himmel.

Als ich mit dem Schreiben begann, war ich fast mein ganzes Leben lang ein Kind gewesen, und meine Kindheitserinnerungen waren stark und lebendig, waren die Kräfte, die mich damals prägten. Die meisten sind im Laufe der Zeit schwächer geworden, und jedes Mal, wenn ich eine Erinnerung aufschreibe, gebe ich sie preis: Sie hört auf, das Schattenleben einer Erinnerung zu führen, und wird in Buchstaben fixiert, sie hört auf, mir zu gehören. Sie verliert die Unbeständigkeit und Unzuverlässigkeit all dessen, was lebt – genau wie die Bluse aufhörte etwas zu sein, in dem ich meiner Erinnerung nach einmal selbst gesteckt hatte, und stattdessen ein Kleidungsstück wurde, das, als man es mir gab, von jenem nicht wiederzuerkennenden kleinen Kind auf dem Schnappschuss getragen worden war. Eine Frau in ihren Zwanzigern ist fast ihr ganzes Leben lang ein Kind gewesen, doch im Laufe der Zeit wird der Teil, der ihre Kindheit ausgemacht hat, kleiner und kleiner, rückt ferner und ferner, wird blasser und blasser, obwohl es heißt, dass am Ende des Lebens der Anfang wieder lebendig wird, als sei man um die ganze Welt gesegelt und wieder in die Dunkelheit zurückgekehrt, aus der man gekommen war. Für ältere Menschen wird oft das Nahe und kurz Zurückliegende recht vage und nur das zeitlich und räumlich Ferne ist lebendig.

Für Kinder ist die Distanz von geringem Interesse. Gary Paul Nabhan schreibt davon, wie er mit seinen Kindern zum Grand Canyon fuhr und ihm dort klar wurde,

wie viel Zeit Erwachsene damit verbringen, in der Landschaft nach malerischen Rundblicken und reizvollen Ausblicken zu suchen. Während die Kinder auf Händen und Knien herumkrochen und sich mit dem beschäftigten, was direkt vor ihnen war, bewegten wir Erwachsene uns mittels der Abstraktion.

Er fügt hinzu, dass sein Sohn und seine Tochter jedes Mal, wenn sie sich einem Felsvorsprung näherten, »unvermittelt meine Hand losließen, um auf der Erde Knochen, Kiefernzapfen, glitzernden Sandstein, Federn oder Wildblumen zu suchen«. In der Kindheit gibt es keine Distanz: Für ein Baby ist die Mutter im Nebenzimmer für immer verschwunden, für ein Kind dauert es bis zu seinem Geburtstag endlos lange. Was nicht da ist, ist unmöglich, unwiederbringlich, unerreichbar. Die mentale Landschaft von Kindern ähnelt der von mittelalterlichen Gemälden: ein Vordergrund voller lebendiger Dinge und dann eine Wand. Das Blau der Ferne entsteht mit der Zeit, mit der Entdeckung der Melancholie, des Verlusts, des Wesens der Sehnsucht, der Komplexität des Terrains, das wir durchmessen, und mit den Jahren des Reisens. Wenn Kummer und Schönheit zusammengehören, dann bringt die Reife vielleicht nicht das mit sich, was Nabhan »Abstraktion« nennt, sondern ein ästhetisches Bewusstsein, das die Verluste, die die Zeit bringt, teilweise wettmacht und uns Schönheit in der Ferne finden lässt.

Antelope Island kam näher und näher, wurde größer und klarer, aber schließlich kam ein Punkt, an dem es nicht mehr weiterging. Oder es wäre vielleicht doch gegangen, hätte allerdings bedeutet, in dem See schwimmen zu müssen, der selbst unter normalen Umständen sehr viel salziger als das Meer ist und in dem während jener Trockenperiode das Salz extrem konzentriert gewesen sein muss. Ich kann mir auch eine andere Variante jenes Ausflugs vorstellen, wo ich mich ausgezogen hätte und losgeschwommen wäre, mir den Rücken verbrannt und mich wie ein Korken auf und ab bewegt hätte, bis hin zur Insel, aber ich habe keine Ahnung, was ich dort nach meiner Ankunft getan hätte. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Insel überhaupt dazu bestimmt war, dass man dort ankam, denn aus der Nähe hätte sich ihr glühendes Gold in Buschwerk und Erde aufgelöst.

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