Früher hätte ich ganz anders empfunden. Was ist nur mit mir los? Er bringt mich ganz durcheinander. Ich hatte nie Angst vor harten Züchtigungen, im Gegenteil. Jetzt fürchte ich mich plötzlich davor und sehne mich danach, in seinem Bett zu liegen, seinen Körper zu spüren, mich an ihn zu kuscheln. Bin ich noch ich selbst?
Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag. Ich habe mich verliebt. Halt mich ganz fest, Leo …
»Vielleicht helfen ja auch einfach ein paar Striemen, deinen Status zu verinnerlichen, meinst du nicht?«
Striemen? Sophies Aufregung sank. Wenn es weiter nichts war. Damit würde er sie niemals kleinkriegen.
»Ich weiß nicht«, antwortete sie ein wenig patziger, als sie wollte. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken und zwar genau jetzt, um zu verstehen, was mit ihr passierte. Sie verlor vollkommen die Kontrolle über sich, mehr als sie hatte hergeben wollen. Es hatte nie zu ihrem Plan gehört, ihr Herz zu verlieren.
Leo lachte laut. »Aber ich weiß es«, gab er zurück. »Komm mit.«
Grundgütiger, sie befand sich mitten in einem Chaos ihrer Gefühle. Leo rette mich . Am liebsten hätte sie ihn angefleht, sie nicht zu züchtigen, sondern stattdessen fest an seine Brust zu drücken.
Das Regal schwang langsam zur Seite und öffnete den Zugang zum Spielzimmer.
»Warum wirst du bestraft?«
Sophie seufzte tief. »Ich habe die Regeln missachtet. Ich versuche mich selbst zu befriedigen. Ich habe heimlich telefoniert. Ich rebelliere gegen Ihre Erziehungsmaßnahmen. Ich denke immer nur an mich und mein Vergnügen«, sprudelte es aus ihr heraus.
Leo wirkte für Sekunden erstaunt. Offensichtlich hatte er nicht so viele Schuldeingeständnisse auf einmal erwartet.
Es ging ihr nicht anders. Soviel hatte sie gar nicht zugeben wollen. Als käme es tief aus ihrem Inneren, von ihrem Unterbewusstsein herausgetrieben, hatte sie die Worte herausgestoßen und auf einmal fühlte sie sich erleichtert, dass es heraus war. Es gab keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen.
»Gut, sehr gut. Ein erster Schritt zur Besserung. Leg dich über den Strafbock. Ich will, dass du zählst. So kann ich jederzeit kontrollieren, wie viel du erträgst.«
Das klang gar nicht so sehr nach Strafe und selbst wenn … Sophie drehte sich zögernd zu ihm um. Auf ihrer Haut lag ein Vibrieren, das mehr schmerzte als alles, was sie sich vorstellen konnte.
»Herr, könnten wir nicht …« Wenn es ihr nur nicht so schwerfallen würde, ihn um Gnade zu bitten. »Bitte, ich bin doch schon mit dem Keuschheitsgürtel gestraft. Ich werde mir wirklich mehr Mühe geben. Bitte erlassen Sie mir die Strafe«, wimmerte sie.
»Ich dachte schon, du bist zu tough, mich zu bitten. Aber unter deiner zur Schau getragenen harten Schale scheint sich ja doch ein weicher fraulicher Kern zu verbergen«, erwiderte er so freundlich, dass Sophie ihn wie paralysiert anstarrte.
Was? Hatte er diesen Satz einstudiert? Sie schnappte nach Luft.
Seine Geste war eindeutig und sie gehorchte und positionierte sich auf dem Strafbock. Was war nur in sie gefahren?
»Ich werde das Strafmaß mildern. Sechs Striemen. Außer du springst auf, dann fangen wir von vorne an.«
Er ging hin und her. Sie hörte, wie er die Schranktüren öffnete und wieder schloss. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er sie endlich mit einem Stock auf der rechten Pohälfte antippte. Der kurz darauf folgende Schmerz war diabolisch. Sophie war so überrascht von der schneidenden Intensität, dass sie fast vergaß zu zählen.
»Eins«, keuchte sie. Der Schweiß brach ihr aus den Poren. Entweder war sie empfindlicher geworden, oder Leo beherrschte eine besondere Schlagtechnik. Anders war es nicht zu erklären, dass ihr ein einziger Hieb derart zu schaffen machte.
Er wartete, bis sie sich gefangen hatte, dann tippte er die linke Pohälfte an. Sophie biss vorsorglich die Zähne zusammen. Der Schmerz brannte sich tief in ihre Haut und rote Punkte tanzten vor ihren Augen.
»Zwei«, presste sie zwischen den Zähnen heraus.
Hieb drei und vier trafen sie auf den Oberschenkeln, fünf und sechs wieder auf dem Po. Jeder einzelne brachte Sophie fast an die Grenze der Belastbarkeit, aber erst beim letzten schrie sie laut auf, aus voller Kehle. Verzweifelt versuchte sie mit den Händen Halt zu finden, sich am Strafbock zu klammern, um nicht aufzuspringen. Hatte jemals zuvor etwas so schrecklich weh getan?
Plötzlich fand sie sich in Leos Umarmung wieder. »Geschafft.« Er streichelte ihren Rücken, hauchte einen Kuss in ihre Haare, drückte sie liebevoll an sich.
»Danke, Herr«, stieß sie an seiner Brust hervor. Es fühlte sich fantastisch an, gehalten und getröstet zu werden. So nah wollte sie ihrem Herrn immer sein und dafür wollte sie künftig alles geben. Wie durch einen Nebel nahm sie sein kräftig schlagendes Herz wahr und seufzte zufrieden.
Kapitel 17 
In der einen Minute fühlte sie sich in Leos Arm geborgen, in der nächsten stand sie vor ihm und wurde mit einer neuen Aufgabe beauftragt. Wenn das so weiter ging, war sie bald reif für die Männer in den weißen Kitteln. Sie brauchte ihn, seine Nähe, seine Zuwendung. Zugleich hatte sie ein wenig Angst vor seiner Dominanz.
Nach einem arbeitsintensiven Tag war Sophie sofort eingeschlafen. Eine Stunde vor dem Klingeln ihres Weckers wachte sie auf und war hellwach. Ihr Magen knurrte nervös.
Sophie schlich leise auf die Toilette, aber das Magengrummeln hatte weder etwas mit Darmproblemen noch mit Hunger zu tun. Es setzte sich nach oben fort, umklammerte ihr Herz und nahm ihr die Luft.
Vorsichtig strich sie mit den Händen über ihre Pobacken. Aua! In einer Schublade des Spiegelschranks befand sich ein kleiner Handspiegel. Sophie hielt ihn hinter ihren Po und betrachtete ihre Striemen. Dunkelrot bis blau. Wow! Nur selten hatten die Züchtigungen Striemen hinterlassen. Sophie hatte immer Wert auf eine vorausgehende Vereinbarung gelegt, dass sie keine Striemen wollte, weil sie gerne in die Sauna ging. Die brauchte ja nicht jeder zu sehen.
Leise schlich sie auf Zehenspitzen bis ins Wohnzimmer und die Stufen zur Empore hinauf.
Leo schlief fest. Im Zwielicht des nahenden Morgens erkannte Sophie, dass er auf dem Bauch lag, die Decke halb von sich geschoben. Er atmete langsam und tief, ohne zu schnarchen. Sein Oberkörper hob und senkte sich in gleichmäßigen, kraftvollen Bewegungen.
Sophie drückte eine Faust auf ihren Mund, um nicht laut aufzustöhnen. Seine Arme waren muskulös und alles an ihm verdammt sexy. Sie wollte neben ihm auf dem Bett knien, ihn massieren und streicheln, seine Haut mit Küssen bedecken und ihm zeigen, wie sehr sie ihn begehrte. Aber es war zu früh dafür, sie musste zurück in ihr einsames Bett.
Warum eigentlich? Es war warm genug in der Wohnung, um es sich auf seinem Bettvorleger so gut wie möglich gemütlich zu machen. Es blieb genügend Zeit, rechtzeitig in ihr Bett zurückzukehren und noch ein wenig zu schlafen, bis der Wecker klingelte. Er würde es gar nicht merken, dass sie da war. Nur seinem Atem wollte sie lauschen und ein bisschen davon träumen, dass er sich um sie kümmerte …
»Verdammt, Sophie, was machst du hier?«
Leos Stimme klang wenig begeistert.
Wo bin ich? Sophie benötigte Sekunden, um sich darüber klar zu werden, dass sie vor seinem Bett lag und dort eingeschlafen war. Sie fröstelte. Offensichtlich war es doch nicht warm genug, um nackt und ohne Zudecke zu schlafen.
Leo stand über ihr, sein Gesichtsausdruck eher verzweifelt als wütend. Es wirkte ein wenig komisch, weil er verstrubbelt und zerknautscht aussah, als hätte er sein Gesicht zu fest in die Kissen gedrückt. Zugleich machte es sie aber auch an, ihn von unten zu betrachten, mit seiner sexy Ausstrahlung. War er ihr böse, weil sie sich angemaßt hatte, in seiner Nähe zu schlafen?
Читать дальше