Frank Urbaniok - Darwin schlägt Kant

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Der Verstand gilt als schärfste Waffe des Menschen. Durch den Verstand ist er anderen Lebewesen überlegen. Er ist das Beste, was die Evolution in Millionen Jahren hervorgebracht hat, ihr ultimatives Erfolgsmodell. So weit die Legende. Fakt aber ist: Der primär evolutionäre Zweck der Vernunft, nämlich die Überlebensfähigkeit der menschlichen Art zu steigern, wird oft zu wenig beachtet. Ihr Potenzial hingegen wird überschätzt.Denn in den menschlichen Verstand wurden viele Mechanismen eingebaut, die sich in der Evolution über Millionen von Jahren als sehr erfolgreich erwiesen: stereotype Automatismen und emotionale Kurzschlüsse, sogenannte evolutionäre Stoßdämpfer, die oft zu verzerrten Beurteilungen führen. Diese Mechanismen stehen im Widerspruch zu den Ideen der Aufklärung und des Humanismus und werden bis heute in Diskussionen stark vernachlässigt.Frank Urbaniok analysiert differenziert, welche fatalen Folgen daraus für das Individuum und die Gesellschaft resultieren können. Nicht zuletzt, so sein Fazit, zielen gerade populistische und extremistische Kräfte mit ihrer Propaganda genau auf diese Schwächen und erschüttern die Demokratien bis in die Grundfesten.

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Zur »Behandlung« der Masturbation wurden Klitorisentfernungen vorgeschlagen. Das dunkle Kapitel der Zwangssterilisation im Nationalsozialismus sei hier nur am Rande erwähnt. [28] [Beispiele aus: 19, S. 30]

Vieles, was man vor fünfzig oder hundert Jahren glaubte, wirkt heute merkwürdig oder sogar verstörend. Machen wir uns aber nichts vor. Mit einer Vielzahl unserer heutigen Erkenntnisse wird es in fünfzig oder gar hundert Jahren nicht anders aussehen. Das ist kein Vorwurf an die damaligen Autoren und auch keine Generalkritik an der Wissenschaft schlechthin. Denn hier gilt das Gleiche, was auch für den Gebrauch unserer Vernunft im Allgemeinen zutrifft. Das Potenzial, Wichtiges und Richtiges differenziert zu erkennen und dadurch Fortschritte zu erzielen, letztlich die Welt besser zu machen, ist allgemein durch den Gebrauch der Vernunft und im Speziellen durch Wissenschaft durchaus vorhanden. Es gibt fantastische wissenschaftliche Arbeiten mit faszinierenden Ergebnissen. Aber sie sind in der Minderheit. Denn auch in der Wissenschaft ist gleichermaßen das Potenzial für Verzerrungen, Falsches, Unnützes und Absurdes vorhanden. Das wird häufig nicht erkannt.

6.5Das erkenntnisleitende Interesse

»Erkenntnisleitendes Interesse« ist ein Begriff der Frankfurter Schule. Er steht im Zentrum einer von Jürgen Habermas formulierten umfassenden Gesellschafts- und Wissenschaftskritik. [29; 30] Die Bezugssysteme, auf die sich Wissenschaften stützen, sind durch Wertungen und Interessen geprägt. Sobald man die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diese Bezugssysteme bezieht, »zerfällt der objektivistische Schein [der Wissenschaften; F. U.] und gibt den Blick auf ein erkenntnisleitendes Interesse frei«. [29, S. 155]

In einem allgemeineren Sinn beschreibt das erkenntnisleitende Interesse den Einfluss, den eigene Interessen darauf ausüben, was wir für wahr halten. Sichtweisen, die uns nutzen, haben eine sehr viel größere Chance, vehement als Wahrheit vertreten zu werden, als solche ohne einen persönlichen Nutzen.

Diese Verzerrungen erfolgen manchmal bewusst. Häufiger sind sie aber das Ergebnis psychischer Mechanismen. Sie stellen dann einen Spezialfall der Ausrichtung unserer Urteile an einem bequemen und/oder vertrauten und/oder emotional stimmigen psychischen Erleben dar. Nicht, dass man es nicht wissen könnte, dass sich die Urteilsbildung an eigenen Interessen ausrichtet und durch sie beeinflusst wird. Aber es sind all die dienstbaren Verzerrungsmechanismen des RSG-Modells am Werk, diesen Zusammenhang in die weite Ferne einer bestenfalls nur punktuell aufflackernden Ahnung zu schieben, ihn ansonsten aber umzudeuten und zu verschleiern. Dabei ist die Wissenschaft mit ihren hohen moralischen Ansprüchen vor dem Einfluss offensichtlicher oder verdeckter Interessen alles andere als gefeit.

Zwei Beispiele:

Man kann auf den jahrzehntelangen Kampf von Lobbyisten der Tabakindustrie verweisen. In von den Tabakkonzernen finanzierten Studien wurde lange Zeit bestritten, dass Rauchen gesundheitsschädlich sei. Als diese Position nicht mehr aufrechtzuerhalten war, entstanden jahrelang von gleicher Seite in Auftrag gegebene »hochwertige wissenschaftliche Studien« mit der Aussage, dass zumindest Passivrauchen keine Gefahr darstelle. Es wurde gelogen, es wurden Anwälte eingespannt und Medien manipuliert, um unliebsame Wahrheiten zu unterdrücken. Der Umgang mit Kritikern grenzte an mafiöse Methoden (vgl. Kap. 8.7).

Die Steuerung von Forschungsvorhaben und -ergebnissen findet über die Auswahl von Studien statt, die realisiert werden, über die Vergabe von Forschungsgeldern, über Fortbildungen oder schöne Hochglanzprospekte. Dafür gibt es viele Belege. Henry Thomas Stelfox untersuchte Wirksamkeitsnachweise von Calciumantagonisten – Medikamente, die u. a. bei der Behandlung von Bluthochdruck und Angina pectoris eingesetzt werden. »96% der Autoren, die in ihren Studien zu positiven Ergebnissen […] kamen, waren […] finanziell unterstützt worden.« Bei Autoren, die sich kritisch zur Verwendung äußerten, waren es nur 37 Prozent. [31, zitiert nach 19, S. 31]

Was zeigen uns diese Beispiele? Unvollständige, selektierte Informationen, die Objektivität vorgaukeln, aber zu völlig verzerrten Resultaten führen können. Also die WYSIATI-Regel in Reinkultur. Runde, stimmige Geschichten, die bequem oder nützlich sind, die Vermeidung kognitiver Dissonanzen, ein Denken in bequemen, ausgetretenen Pfaden, das fehlende Bewusstsein von Schwächen und Grenzen naturwissenschaftlicher und speziell statistischer Methoden, die Tendenz zur Generalisierung und vieles mehr. Alles typische Elemente des RSG-Modells.

Die Wissenschaft ein Ort objektiver Glückseligkeit? Alles andere als das. Sie ist durch die gleichen Fehlerquellen und Verzerrungsmechanismen geprägt, die untrennbar mit der menschlichen Vernunft verbunden sind. Auch die naturwissenschaftliche Methode ist hier keine Ausnahme. Ihre besondere Gefahr liegt genau darin, dass sie von vielen als eine solche Ausnahme und als Königsweg zu objektiver Erkenntnis propagiert wird. Genau deshalb bietet sie eine gute Grundlage für verhängnisvolle und hartnäckige Fehlbeurteilungen.

6.6Das Hamsterrad dreht sich immer und überall

Thomas S. Kuhn, der von Hause aus Physiker war, schrieb 1962 ein Buch über wissenschaftliche Revolutionen, das als eines der wichtigsten Werke der Wissenschaftstheorie gilt. [32] Er unterscheidet Phasen der Normalwissenschaft von wissenschaftlichen Revolutionen. Bei wissenschaftlichen Revolutionen kommt es zu einer Änderung zentraler Paradigmen.

Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die wissenschaftliche Revolution von heute der Normalbetrieb von morgen ist. Dieser Normalbetrieb von morgen schwebt stets in der Gefahr, durch die wissenschaftliche Revolution von übermorgen in der Zukunft nur noch mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen zu werden. Die Phase der Normalwissenschaft ist diejenige, in der Aristoteles und all seine Schüler merkwürdige Lehren über physikalische Sachverhalte verbreiteten, ohne sich der Merkwürdigkeit bewusst zu sein. Es ist die Phase, in der Christoph Kolumbus fest davon überzeugt war, in Indien gelandet zu sein, und vehement die Möglichkeit bestritt, dass er selbst einen neuen Kontinent entdeckt haben könnte.

Die Wissenschaft bewegt sich im Normalbetrieb in einer Art Hamsterrad. Sie kann nicht unterscheiden, was sie mit ihrer aktuellen Weltsicht, den jeweils gut etablierten Werten und Theorien bzw. den vorherrschenden Paradigmen zutreffend identifiziert und erklärt und was sie mit ihren Paradigmen nicht einmal im Ansatz sehen kann und deswegen ignoriert, verdeckt oder verzerrt. Innerhalb des Hamsterrades geht alles logisch auf. Alles wirkt stimmig und rund. Die Kunst wäre es, aus einer hypothetischen Perspektive in der Zukunft einen Blick auf die Gegenwart werfen zu können oder irgendeinen anderen Weg zu finden, der uns in die Lage versetzt, aus einer theoretischen Außenperspektive auf das eigene Hamsterrad zu schauen. Die wenigsten Wissenschaftler wollen das. Denn sie bevorzugen es, sich auf ausgetretenen, vorgegebenen und deswegen sicheren Bahnen zu bewegen. Die wenigsten können das, weil es ein schwieriges Unterfangen ist, sich von den aktuell vorherrschenden Paradigmen so weit zu lösen, dass zumindest teilweise ein davon unabhängiger Blick ermöglicht wird.

Das betrifft aber nicht nur die Wissenschaft. Die Wissenschaft ist nur ein spezieller Anwendungsfall dieser Tendenz, die der menschlichen Natur zutiefst naheliegt. Wir mögen stimmige Geschichten. Wir vermeiden kognitive Dissonanz – mit all den beschriebenen Mechanismen und Konsequenzen des RSG-Modells. Daher kann es nicht erstaunen, wie langlebig die Irrtümer des Normalbetriebs der Wissenschaft sind. Denn sie befinden sich in einem sich immer wieder selbst bestätigenden Zyklus von selektiver Beobachtung und selektiver Erkenntnis auf dem Boden vermeintlich gesicherten Wissens und etablierter Normen und Werte. Solange die Menschen glaubten, die Erde sei eine Scheibe, machten sie jeden Tag eine Fülle persönlicher Beobachtungen, die diese Erkenntnis bestätigten. Man muss doch nur geradeaus schauen. Dann sieht man, dass man bis zum Horizont eine gerade Fläche vor sich hat. Das Meer, das Land, die Berge, alles basiert auf geraden Flächen. Nirgendwo sieht man etwas Rundes. So selbstverständlich es uns heute vorkommt, dass die Erde keine Scheibe ist, so selbstverständlich war genau das Gegenteil für die Menschen, die in den Zeiten lebten, bevor dieses Paradigma verändert wurde.

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