Jan Philipp Reemtsma - Helden und andere Probleme

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Die Zivilisation steht auf dünnem Eis. Hier riskiert ein Intellektueller einen Blick in die abgründige Tiefe!
In seinen Essays diskutiert Jan Philipp Reemtsma das Unbehagen an einer Zivilisation, zu der die Gewalt als mögliche, vielleicht sogar als attraktive Lebensform gehört, eine Lebensform, die sich nicht aus niederen Instinkten, sondern aus praktizierter Bedenkenlosigkeit, aus der Gewährung von Macht oder aus dem Versprechen vermeintlicher Grandiosität erklären lässt. Er geht diesem Problem in seiner historischen, rechtlichen und anthropologischen Dimension nach, indem er Werke der literarischen Tradition seit der «Ilias» nach den in ihnen enthaltenen und künstlerisch gestalteten Gewaltkonstellationen befragt.
Reemtsmas Essays sind anregend, gedankenreich und voller Überraschungen, an denen er die Leserinnen und Leser wie im Gespräch teilnehmen lässt.

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Nun aber zu Achill, der nie fehlen darf, wenn es um Helden geht, und zu einem Film, der mit einem gewissen Recht keine guten Kritiken bekam, der aber in zwei Szenen sehr genau das wiedergibt, was der griechische Inbegriff des Helden ist, Wolfgang Petersens Troja mit Brad Pitt als Achill. In der ersten dieser zwei Szenen wird Achill (die Sache spielt vor dem Feldzug nach Troja, aber Achill ist schon als, wenn das Oxymoron erlaubt ist, freiwilliger Held vom Dienst für Agamemnon tätig) von einem Knaben aus seinem Zelt, wo er dekorativ nackt unter einer Felldecke mit einer namenlosen Frau in postkoitalen Träumen versunken ist, geholt: Er solle gegen den besten Krieger des gegnerischen Heeres antreten, alle warteten auf ihn und so weiter. Achill eilt aus dem Zelt, rüstet sich, steigt aufs Pferd, der Knabe sagt, der ihn erwarte, sei der größte Mann, den er je gesehen habe, »ich würde nicht gegen ihn kämpfen wollen.« Achills Antwort: »Darum wird sich auch niemand an deinen Namen erinnern.«

Darum geht es, daß man sich an seinen Namen erinnert, koste es, was es wolle. Der zweite Ausschnitt zeigt die Landung der Griechen an der Küste Trojas mit optischen Anspielungen auf den Film The Longest Day , aber sonst archaisch-griechisch. Der riesigen griechischen Flotte voraus eilt ein Schiff mit schwarzem Segel, es ist das Achills und seiner Krieger, der Myrmidonen. Der Strand ist wohlbewehrt, Hindernisse, angespitzte Pfähle und so weiter, vor allem voller kampfbereiter trojanischer Krieger.

Kamera auf Brad Pitt, der mit dem Schwert auf den Strand weist: »Wißt ihr, was euch da erwartet?«, und wir Zuschauer, die wir Kriegsfilme gewohnt sind, erwarten etwas wie »Die Hölle!« und »Haltet durch, Männer!«, aber das wäre nicht griechisch, Achill ruft: »Die Unsterblichkeit! Holt sie euch!« Hier hat man den Narzißmus eines mörderischen Helden, der einer Kriegerkultur entstammt. Auch den eines todesbereiten Helden, denn er weiß, daß er vor Troja fallen wird , nur nicht wann. Solchen kriegerischen Narzißmus kann nur der Pazifist ganz zurückweisen. In Kriegen – ungerechtfertigten wie gerechtfertigten – braucht es solche Leute wie Winkelried, der die Lanzen der Gegner packt und sich das Bündel in die Brust stößt, um eine Gasse zu brechen, wie diejenigen, die als erste die Festungsmauer ersteigen – mit meist letalem Ausgang, und wenn nicht, mit einer der höchsten Auszeichnungen bedacht, die Rom zu vergeben hatte. Spielberg widmete dem D-Day ein Heldenepos ( Saving Private Ryan ).

Im Falle Achills nun zeigen sich die Risiken eines narzißtisch übersteuerten Helden der Gewalt. Seine in der Ilias geschilderte Zeit vor Troja ist ein Wechselbad von narzißtischen Kränkungen und destruktiver Raserei. Zunächst zieht er sich vom Kampf zurück, weil er nicht standesgemäß behandelt wird. Der Heerführer Agamemnon nötigt ihm seine Kriegsbeute, die schöne Briseis, ab, dann wird sein Liebhaber und minor-size-hero Patroklos von Hektor mit ihm verwechselt, dann kämpft Achill wieder, wütet unter den Trojanern, doch kurz bevor er Aeneas erschlagen kann, wird dieser von den Göttern vom Schlachtfeld entrückt, er wütet umso mehr, und nach allerlei kämpferischen Großszenarien stellt er Hektor, tötet ihn, sagt dem Sterbenden, er werde dessen Leichnam die konventionellen Ehren nicht erweisen, und statt mit den übrigen Griechen die Stadt zu erstürmen, kehrt er ins Lager zurück, um dem Leichnam des Patroklos ebenjene dem Hektor verweigerten Ehren zu erweisen, und schleift die Leiche Hektors hinter seinem Streitwagen her. Er hat damit – ich sagte es schon – den Komment des Gentleman-Kriegers verlassen. Homer macht deutlich, daß für ihn das Gemetzel an den Trojanern ebensowenig schrecklich oder gar verwerflich ist (man denke: ein Mann gegen Hunderte!) wie der Sieg über Hektor – erst bei der Behandlung des Leichnams beginnt der Abstieg aus den Sphären des Heldentums.

Daß Achill sich zuvor vom Kriege zurückgezogen hatte, ist wie sein Wiedereintritt in den Kampf das Thema der Ilias : »Singe, Göttin, den Zorn des Peleiaden Achilleus« (Latacz hat für Zorn »Groll«), und zwar ist die Behandlung, die ihm vom Heerführer Agamemnon zuteil wird, geeignet, den aristokratischen Krieger zu kränken – aber geht er in seiner Kränkung nicht zu weit, wenn er den Griechen Niederlagen wünscht, damit sie wissen, was sie an ihm haben? Nun, jedenfalls ist diese Bitte aus dem Geiste narzißtischer Übersteuerung zu verstehen, und wie um diese zu strafen, fällt ihr ja auch Patroklos zum Opfer, was zum Wiedereintritt Achills in den Kampf und zu seinem endlichen Aus-der-Rolle-Fallen nach Hektors Tod führt.

Eigentlich ist Achill ja kein Held, wie wir heute meinen, daß er im Buche stehe. Zunächst versucht er, dem Krieg zu entgehen, indem er sich auf den Rat seiner Mutter hin als Frau verkleidet unter Frauen versteckt und erst durch eine List des Odysseus entlarvt wird, dann beschwert er sich permanent bei seiner Mutter, der Meergöttin Thetis, über die Kränkungen, die er über sich ergehen lassen muß.

Mutter, weil du mich nur zu kurzem Leben gebarest,

Schuldete mir der Olympier wohl besondere Ehre,

Zeus mit donnernder Macht! Doch jetzt gewährt er mir gar nichts!

Siehe, des Atreus Sohn, der gewaltige Fürst Agamemnon,

Hat mich entehrt und behält mein Geschenk, das er selbst mir entrissen!

Also sprach er mit Tränen; ihn hörte die herrliche Mutter

– er klagt nämlich so laut, daß man es bis auf den Meeresgrund hört.

Eilend tauchte sie auf aus den schäumenden Fluten wie Nebel,

Setzte sich dann dem bitterlich weinenden Sohn gegenüber,

Streichelte ihn mit der Hand und sprach ihm zu mit den Worten:

Liebes Kind, was weinst du, und was betrübt dir die Seele?

Er erzählt seiner Mutter, was vorgefallen ist, und sie sagt:

Wehe mein Kind […]

Jetzt aber stirbst du so bald und mußt noch leiden wie niemand!

Sie ist es, die dem Sohn empfiehlt, sich vom Kampf fernzuhalten. Als Patroklos fällt, jammert Achill so, daß man fürchtet, er werde Selbstmord begehen, und wieder so laut, daß man es bis auf den Grund des Meeres hört. Thetis eilt zu ihrem Sohn und wiederholt die schon bekannten Worte:

téknon, ti klaíeis …

Liebes Kind, was weinst du, und was betrübt dir die Seele?

Weder das Weinen und Klagen noch die Anrede »Mein Kind« müssen uns befremden. »Mein Kind« (téknon) ist die Anrede der Eltern ihren Kindern gegenüber, auch wenn sie erwachsen sind. Und das Weinen?: Nun, die griechischen Heroen reagierten durch die Bank primärprozeßhaft und nicht nach unserem heutigen Rollenverständnis.

Thetis ist es, die für die Rüstung sorgt, in der Achill später Hektor besiegt. Das alles ist, griechisch, nicht befremdlich. Eher befremden könnte uns, daß die Ehrverletzung schwerer wiegt als der baldige Tod, aber das zeigt uns nur, daß wir von einer aristokratischen Kultur lesen – auch bei uns hat sich der Brauch des Duells, wo ebenfalls das Leben wenigstens riskiert wurde, um eine Kränkung aus der Welt zu schaffen, lange gehalten. – Nun bewahren aber die Mythen und die Hypostasierungen aristokratischer Gesellschaften zu heroischen Zeitaltern in Geschichten, die man Pseudo-Erinnerungen nennen könnte, allerlei psychologische Wahrheiten – direkt und indirekt. Direkt: Freud deutete nicht den Ödipus-Mythos, sondern wies darauf hin, daß in Sophokles’ König Ödipus der ödipale Konflikt im Medium der Traumdeutung bereits erwähnt wird. Indirekt: In der Konstellation Achill / Thetis wird die Ambivalenz der Mutterliebe dargestellt. Einerseits die Liebe, die so weit geht, daß der Sohn sich lächerlich machen soll, wenn er nur der Mutter erhalten bleibt (seine Verkleidung als Frau unter Frauen, aus der ihn Odysseus erlöst, indem er ihm Waffen zeigt, zu denen Achill sofort greift); auch die Anteilnahme an der Kränkung des Sohnes hat, durch den Rat, sich des Kampfes zu enthalten, diesen Zug, aber eben auch, daß die Kränkung des durch die Mutter wenigstens halb-göttlichen Sohnes mehr wiegt als der gesamte Krieg, der ohne ihn, so das Orakel, nicht gewonnen werden kann. So oder so – er ist unentbehrlich, und es ist nicht zuletzt die Mutter, die ihm das unermüdlich sagt.

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