Franz Taut - Roter Stern am Schwarzen Meer

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Roter Stern am Schwarzen Meer: краткое содержание, описание и аннотация

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Oberleutnant Emser und seine Männer glauben nicht mehr an die Ideale, die Ihnen jahrelang eingetrichert worden sind. Die Hoffnung auf den Sieg schwindet. Verzweifelt versuchen die Soldaten, die bereits eroberten Gebiete zu halten. Der Kuban-Brückenkopf spielt dabei eine erhebliche Rolle. Als Emser erfährt, dass seine Frau bei einem Luftangriff ums Leben gekommen ist, fällt es ihm schwer, noch einen Sinn in seinem Leben zu sehen. Da lernt er Marianne kennen. Die junge Frau schafft es, ihm neuen Lebensmut zu geben. Und inmitten von Krieg und Zerstörung erlebt er ein kleines bisschen Glück. Doch der Brückenkopf ist nicht zu halten und der Rückzug auf die Krim fordert weitere Leben.

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Der Ablauf des militärischen Geschehens entspricht der geschichtlichen - фото 1 Der Ablauf des militärischen Geschehens entspricht der geschichtlichen - фото 2

Der Ablauf des militärischen Geschehens entspricht der geschichtlichen Wahrheit. Die Namen der handelnden Personen sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten sind daher rein zufällig.

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2013

©2013 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelfoto: © Bundesarchiv, Bild 146-1974-099-19 / Fotograf: Kempe

Lektorat, Satz und Datenkonvertierung: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten

E-Book ISBN 978-3-475-54233-6 (epub)

Inhalt

Die Höhenstellung

Befehl von oben

Der neue General

Meldung für die Front

Roter Stern am Schwarzen Meer

Ratas und geborgte Stunden

Das Wiedersehen

Rückkehr zum Regiment

Fernruf vom Kuban

Panzeralarm

Der Gegenangriff

Roter Stern im Pulverqualm

Die Überfahrt

Das Ende

Die Höhenstellung

Ein Leutnant trat durch den niedrigen Eingang in den Bunker. Sein Gesicht war auf eine erschreckende Weise entstellt. Es bestand nur noch aus Flicken seidiger, rosiger Haut und einem Gewirr von Narben und Nähten, aus dem zwischen wimperlosen roten Lidern zwei Augen blickten, deren Iris von einem unwahrscheinlich leuchtenden tiefen Blau war. Es war Leutnant Lemke. Der Bataillonsadjutant hatte ihn durch den Fernsprechdraht angemeldet, der zufällig seit zwei Tagen intakt war. Lemke war als mein Nachfolger vorgesehen. Ich sollte ihn in die Stellung einweisen und ihm dann die Kompanie übergeben.

Der Befehl meiner Versetzung zum Divisionsstab kam völlig überraschend für mich. Denn ich hatte mich nicht um den Posten eines dritten Ordonnanzoffiziers beworben, der, wie es so schön hieß, »infolge Feindeinwirkung« frei geworden war.

Leutnant Lemke nahm die Tropenmütze ab. Er trug an der Khakifeldbluse seiner neu verpassten Tropenuniform neben dem EK I das goldene Verwundetenabzeichen. Ich nahm nicht an, dass es ihm ein auch nur annähernd hinlänglicher Ersatz für den Verlust seines menschlichen Gesichtes war; mir selbst genügte im Übrigen vollauf das in Silber.

Wir begrüßten uns nach dem noch immer gültigen Komment: »Leutnant Lemke« – »Oberleutnant Emser.« Gegenseitige Verbeugung, kurz angedeuteter »deutscher« Gruß.

»Da bin ich also«, sagte Lemke mit seltsam knarrender Stimme, wobei er seine dünnen, vernähten Lippen angestrengt schief zog. Seine rechte Gesichtshälfte zuckte, als führe sie ihr eigenes Leben. »Hübsche Gegend«, fügte er hinzu.

»Leider ist die Luft stark eisenhaltig«, sagte ich und ergriff seine Hand. Erst jetzt merkte ich, dass ihm der Mittelfinger fehlte.

»Ich bin es noch dicker gewöhnt«, meinte er mit verkrampftem Lächeln. Er war aus Stalingrad entkommen – einer der wenigen vom Schicksal begünstigten Schwerverwundeten, die noch vor Torschluss ausgeflogen worden waren. Ich wies auf eine Munitionskiste, die als Sitzgelegenheit diente.

»Wie gefällt Ihnen die Villa?«, fragte ich.

»Ganz groß«, sagte er und sah sich um. Was er erblickte, war nicht gerade erhebend. Der Bunker, der in eine Hangstufe geschachtet war, maß etwa drei Meter im Geviert. Es gab einen roh zusammengenagelten Tisch aus Kistenbrettern, eine Holzpritsche mit Strohauflage und eine an der Bohlendecke hängende Petroleumlampe. An einem in die Wand getriebenen hakenförmigen Granatsplitter hingen mein Stahlhelm, die Gasmaske, das Koppel und eine Maschinenpistole.

»Sehr wohnlich«, meinte Lemke anerkennend. »So ein Heim habe ich mir schon immer gewünscht.«

»Hatten Sie eine angenehme Überfahrt?«, fragte ich. Vom Bataillonsadjutanten hatte ich erfahren, dass er geradewegs von Cherson am unteren Dnjepr kam, wo die Führerreserve der Heeresgruppe lag.

Lemke zeigte wieder sein karges Lächeln. »Meinen Sie die Überfahrt über die Straße von Kertsch? Na, ein Fest war es gerade nicht. Die Russen flogen mit gepanzerten J L zwo drei Angriffe auf unsere Fähre. Aber die Marine-Flak war auf Draht.«

»Muss sie ja auch«, sagte ich. »Schließlich kommt der Nachschub für eine ganze Armee übers Wasser.«

»Hoffen wir, dass er nicht eines Tages ausbleibt«, erwiderte Leutnant Lemke. »Im Übrigen ist ja das Kriegführen im Sommer leichter. Macht mehr Spaß. Finden Sie nicht auch?«

»Spaß?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Lemke, ausgesprochen spaßig ist das hier nicht. Aber im Grunde haben Sie schon recht. Ich habe den ersten Russland-Winter im Donezgebiet mitgemacht. Wenn es auch sicher nicht zu vergleichen ist mit dem, was Sie erlebt haben, sind wir auch da nur knapp einer Katastrophe entkommen.«

»Donezgebiet«, murmelte Lemke. »Mein Haufen lag damals bei Bjelgorod – ostwärts Charkow, Sie wissen ja. Muss ziemlich übel gewesen sein, der russische Durchbruch bei Isjum. Zu dieser Zeit kam ja der großartige Befehl, keinen Fußbreit Boden aufzugeben, bis zur letzten Patrone zu kämpfen, Unterkünfte in Brand zu stecken als loderndes Fanal für die Kameraden in entfernteren Stützpunkten. Himmelschreiender Quatsch vom militärischen Standpunkt aus gesehen.«

»Kann man wohl sagen«, stimmte ich zu. »Mein damaliger Regimentskommandeur hat es abgelehnt, sich daran zu halten. Er hat teuer dafür bezahlt.«

»Wieso das?«, fragte Lemke. »Götz-Zitat frei nach Goethe oder so?«

»Nein«, sagte ich, »so einfach war das nicht. Es ging bei uns um rund 400 Verwundete, die mit uns eingeschlossen waren. Mein Kommandeur – er hieß Oberst Metzelbrod – gab den Ausbruchbefehl, um die Verwundeten zu retten. Und weil wir Gespanne für die Schlitten zum Abtransport brauchten, ließ er die schweren Waffen sprengen. So war das. Mein Kommandeur ist daran zugrunde gegangen. Kriegsgericht, Verurteilung, Degradierung, Bewährungsbataillon. Das war sein Weg. Vor Kurzem, als wir nach ein bisschen Ruhe wieder in die Stellung vorrückten, habe ich meinen Oberst wiedergesehen. Er lag auf einer Krankentrage – ohne Rangabzeichen, ohne Orden, ein menschliches Wrack, dem irgendein Iwan den Gnadenschuss gegeben hatte.«

Lemke räusperte sich, als säße ihm ein Kloß im Hals. »Es ist nicht zu fassen«, murmelte er. »Und wir? Für eine Führung, die so etwas gutheißt, lassen wir uns die Knochen polieren. Wissen Sie, was mir kürzlich ein Veteran von 14/18 gesagt hat? ›Wir haben uns wohler gefühlt in unserem grauen Rock als ihr Soldaten des Führers.‹ Ist schon was dran, Herr Emser, hol’s der Teufel! Und ich sage Ihnen, die da oben wissen recht gut, was viele – vielleicht die meisten – von uns denken. Trotzdem verlassen sie sich auf uns. Es ist ein Rätsel. Ich kann es nicht lösen, und Sie vermutlich auch nicht. Was haben Sie denn getan, als Sie Ihren Oberst so wiedersahen?«

»Ich habe die Kompanie nach vorn geführt«, sagte ich. »Was hätte ich denn anderes tun sollen?«

»Da haben wir’s ja«, versetzte Leutnant Lemke. »Wir sind schon wirklich Glückspilze, dass wir in dieser großen Zeit unsere Haut zu Markte tragen dürfen. Und hier – was wird hier eigentlich geboten? Kubanbrückenkopf sagt nicht viel. Ist es eine Ausgangsstellung für einen neuen Vorstoß ins Ungewisse, oder ist man hier einfach sitzengeblieben, weil der hohen Führung nichts Besseres eingefallen ist?«

»Ich weiß es genauso wenig wie Sie«, entgegnete ich. »Kürzlich war der Chef des Stabes vom Jägerkorps hier vorn bei mir. Ein ehrgeiziger, noch junger Generalstabsoberst – Blutordensträger, aber trotzdem kein sturer Parteimann. Er schaute durchs Scherenfernrohr hinaus ins Feindgebiet. Das einzige Sehenswerte, mit dem ich ihm aufwarten konnte, war eine Kolonne deutscher Kriegsgefangener, die sozusagen vor unseren Augen drüben, nordostwärts Krymskaja, für den Iwan eine Straße bauen – eine Panzerstraße, wie mir scheint.«

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