Manchmal glauben wir, dass Gott uns in eine bestimmte Richtung führt, aber wenn wir diesen Weg fortsetzen, werden wir entmutigt und unsicher, weil es nicht so funktioniert, wie wir es erwartet haben. Vielleicht ist es nicht so einfach und angenehm, wie wir dachten, oder es führt nicht dorthin, wo wir eigentlich hinwollen. Dann denken wir, dass wir offensichtlich den falschen Weg eingeschlagen haben, und entscheiden uns für eine Kurskorrektur. Doch auf dem neuen Weg entdecken wir schnell, dass wir einen gravierenden Fehler gemacht haben.
Einer der Gründe, warum wir die Wege ändern und Gott nicht gehorchen, ist, dass unser Glaube der Angst weicht. Daher möchte ich die Frage anders stellen: Was hält dich gefangen? Welche Angst hält dich fest umklammert und hat ihre Hände auf deine Ohren gelegt? Vielleicht sind es deine Erwartungen, Pläne, Zweifel oder dein Gedankenkarussell. Was auch immer es ist, es definiert nicht, wer du bist oder was Gott durch dich tun kann. Gott gibt uns keine Angst oder Unsicherheiten, er zerbricht sie.
Abraham ist ein Beispiel für jemanden, dessen Glaube der Angst gewichen ist. Als der Herr zum ersten Mal zu ihm sprach, gab er ihm klare Anweisungen und bedingungslose Verheißungen: »Zieh los, geh dorthin, wohin ich dich führen werde, und ich will dich segnen und zu einer großen Nation machen.«
Voller Glauben und Gehorsam verließ Abraham seine Heimat und reiste nach Kanaan. Nach seiner Ankunft baute er Altäre zur Anbetung des Herrn und stellte dort sein Zelt auf (1. Mose 12,7-8). Doch bald entstand eine Situation, die ihn dazu brachte, am Herrn zu zweifeln. »Damals brach eine Hungersnot im Land aus« (Vers 10), und Abraham wurde ängstlich.
Die Stimme, der du heute folgst, beeinflusst die Zukunft, die du erleben wirst.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ] INHALT Über den Autor [ Zum Inhaltsverzeichnis ] Der Tiefpunkt in Isolation [ Zum Inhaltsverzeichnis ] Teil 1: Hier TEIL 1: HIER Die erste Nacht – Nachfolge ist neuer Mut [ Zum Inhaltsverzeichnis ] Abraham & der neue Anfang Das Evangelium des Abraham [ Zum Inhaltsverzeichnis ] Die zweite Nacht – Nachfolge ist Beziehung Mose & der innere Kampf Gott stellt sich vor Echt statt perfekt Teil 2: Bin Die dritte Nacht – Nachfolge ist gemeinsames Hören Samuel & der sprechende Gott Eine Frage der Reihenfolge Ein Ort des Wortes Die vierte Nacht – Nachfolge ist Gehorsam Hananias & der einfache Gehorsam Die Priorität des Gehorsams Wellen für das Königreich Teil 3: Ich Die fünfte Nacht – Reicht dir Jesus? Jesaja & die Gegenwart Gottes Verloren und gefunden Teil 4: Sende mich Die sechste Nacht – Hinein in Gottes Zukunft … zum Wachstum … ohne Masken … zu den Menschen … mit gefalteten Händen … in deine Zukunft Epilog Anmerkungen
DAS EVANGELIUM DES ABRAHAM
Die Angst im Unbekannten
Damals brach eine Hungersnot im Land aus. Und Abram zog nach Ägypten, um dort zu wohnen, denn die Hungersnot nahm große Ausmaße an.
1. Mose 12,10
Abraham ergriff die Flucht. Er floh aus dem Land, das Gott ihm gezeigt hatte, aus der Sicherheit und von dem Weg, den Gott ihm bereitet hatte. Dafür gab es einen einfachen Grund, der auch uns so viele Tausend Jahre später immer wieder vom Weg Gottes abbringen kann: Angst. Der Glaube weicht der Angst, wenn sich unser Fokus von Gott auf unsere Umstände verlagert.
Abraham hatte Gott während seiner ganzen Reise im Auge behalten und sich gehorsam im Land niedergelassen und ihn angebetet und ihm für seinen Schutz und seine Versorgung gedankt. Aber jetzt zweifelte er an seinem Überleben. Was für Abraham unerwartet und beängstigend war, betrachtete Gott als eine Gelegenheit für Abraham, ihm zu vertrauen. Anstatt sich um sich selbst zu kümmern, hätte Abraham sich an Gottes Verheißungen erinnern und sich auf ihn verlassen können. Veränderte Umstände sind kein Grund, das Vertrauen auf Gott aufzugeben.
Ich traf Jennifer in meinem ersten Jahr als Pastor. Sie war eine gläubige Christin und versuchte, ihr Leben entsprechend zu gestalten. Nun gab es da einen jungen Mann. Kein Christ, aber ein netter Kerl. Jennifer erzählte mir von ihm und im Gespräch wurde sehr schnell deutlich, dass sie mit sich rang. Sie wollte ihn einerseits besser kennenlernen und bemerkte besondere Gefühle für ihn. Andererseits spürte sie, dass sein Einfluss auf ihr Leben nicht immer der Beste war. Mit einem Satz fasste sie ihren Zwiespalt zusammen: »Ich habe einfach Angst, alleine zu bleiben.« Sie ahnte nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört hatte.
Wenn der Glaube der Angst Platz macht, treffen wir Entscheidungen auf der Grundlage der menschlichen Vernunft.
Abraham argumentierte, dass der Weg zum Überleben darin bestand, nach Ägypten zu gehen, wo es Nahrung gab. Er hielt diese Reise nach Ägypten wahrscheinlich nur für vorübergehend und dachte, er würde nach Kanaan zurückkehren, wenn sich die Bedingungen verbessert hätten. Doch so vernünftig sein Plan auch schien, selbst eine vorübergehende Reise weg vom Willen Gottes kann verheerende Folgen haben.
Jennifer ging die Beziehung ein. Nach einem Monat merkte sie, dass ihr neuer Partner immer ein wenig mit den Augen rollte, wenn es um den Glauben ging. Nach drei Monaten blieb sie ihm zuliebe an manchen Sonntagen für ein gemeinsames Frühstück zu Hause. Nach vier Monaten spürte sie, wie sie sich veränderte. Dies machte ihr Angst. Schließlich trennte sie sich von ihrem Partner.
Wenn wir vergessen, dass Gott unser Versorger und Beschützer ist, nehmen wir die Dinge selbst in die Hand. Aber dann bewegen wir uns aus seinem Willen heraus.
Abraham hätte mit seiner Angst fertigwerden können, indem er in Kanaan geblieben und Gottes Schutz und Versorgung gesucht hätte. Gott wäre treu gewesen, er hätte sich um ihn gekümmert und alle seine Verheißungen an ihn erfüllt.
Wir machen oft den gleichen Fehler wie Abraham. Wir betrachten unsere Situation, vergessen, dass Gott unser Versorger und Beschützer ist, und ersetzen das, was er in seinem Wort gesagt hat, durch unseren eigenen Plan. Die Begründung – ausgesprochen oder nicht – ist, dass sein Weg nicht funktionieren wird. Außerdem glauben wir, dass Gott verstehen wird, warum wir die Richtung ändern mussten. Aber der einzige Plan, der scheitern wird, ist unser Plan.
Wahre Nachfolge ist, das zu tun, was Gott sagt, wann er es sagt und wie er es sagt. Jede Veränderung ist Ungehorsam. Wenn wir versucht sind, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, müssen wir uns daran erinnern, dass Gott uns in diese Situation gebracht hat, damit wir lernen, uns ganz auf ihn zu verlassen und auf seine Verheißungen zu vertrauen.
Beziehungen wie bei Jennifer erlebe ich gerade bei jungen Christen häufiger, als mir lieb ist. Natürlich bleibt es nie bei dem ersten Schritt. Wenn wir der Angst nachgeben, sind wir bereit, unser wertvollstes Gut zu opfern, um die Gunst anderer zu gewinnen.
Abrahams erster falscher Schritt führte bald zu einem weiteren:
Als sie sich der Grenze Ägyptens näherten, sagte Abram zu seiner Frau Sarai: »Du bist eine sehr schöne Frau. Wenn die Ägypter dich sehen, werden sie sagen: ›Das ist seine Frau.‹ Dann wirst du zwar am Leben bleiben, mich aber werden sie töten. Gib dich doch als meine Schwester aus, damit die Ägypter mich gut behandeln und am Leben lassen, weil ihnen an dir gelegen ist.«
1. Mose 12,11-13
Aus Angst vor dem, was in Ägypten geschehen könnte, war Abraham bereit, seine Frau aufzugeben, um sein eigenes Leben zu retten, obwohl Gott versprochen hatte, ihn zu schützen.
Wenn wir der Angst nachgeben und Gottes Wege verlassen, entspinnt sich ein Kreislauf, der dazu führen kann, dass wir uns vor Gott verstecken. Ähnlich wie Adam und Eva im Paradies, die nach dem Essen der verbotenen Frucht versuchten, sich vor Gott zu verstecken, glauben wir, dass wir Teile unseres Lebens im Gebet ausblenden können. Solange wir Gott nichts davon erzählen, bekommt er es auch nicht mit. Auf Dauer führt das dazu, dass wir nicht mehr in die Gemeinde kommen wollen, weil wir Fragen nach unserem Leben und unserem Verhalten fürchten. Wenn wir die bedingungslosen Verheißungen Gottes vergessen, beginnen wir, Menschen zu fürchten.
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