Manfred Bomm - Die Gentlemen-Gangster

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Just an dem Tag, als er in seinen wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wird, holt die Vergangenheit Kommissar August Häberle auf dramatische Weise ein. Er erhält einen anonymen Hinweis, der sich auf einen alten Fall bezieht. Denn 1982 war Häberle mit dem bis dahin größten Kidnapping-Fall Deutschlands konfrontiert gewesen, als drei höflich auftretende Gangster die Tochter des Göppinger Sparkassendirektors als Geisel nahmen. Ins Visier der Ermittler gerieten damals angesehene Bürger. Gerüchte machen die Runde – vor allem, weil sich in dieser Stadt mysteriöse Todesfälle häufen …

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Manfred Bomm

Die Gentlemen-Gangster

Kriminalroman

Impressum Personen und Handlung sind frei erfunden Ähnlichkeiten mit lebenden - фото 1

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © piotrszczepanek / stock.adobe.com

ISBN 978-3-8392-6728-8

Gewidmet allen,

die eine Geschichte wie diese nicht aus der Distanz eines Unbeteiligten lesen, sondern selbst einmal von den bösen Schatten eines Verbrechens betroffen waren – was umso schwerer wiegt, wenn sich die Logik der Ermittlungen plötzlich gegen einen selbst richtet.

Denn wenn das scheinbar Naheliegendste zur Wahrheit erhoben wird, bleibt für das Unwahrscheinliche kein Raum mehr. Das Nachvollziehbare, wie es der Lebenserfahrung entspricht, lässt nämlich keine Zufälle gelten und verleitet dazu, leichte Wege zu gehen. Dann wird eine Verkettung unglücklicher Umstände oft als unwahrscheinlich empfunden, obwohl jedes Unglück kein solches wäre, wenn sich nicht schicksalhafte Ereignisse gekreuzt hätten.

Denken wir an all jene, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren, die in den Strudel von Gerüchten und Verschwörungstheorien gelangt sind – und ein Leben lang diese Last tragen müssen, sofern sich niemand die Mühe macht, das oftmals Undurchschaubare zu entwirren und die einfachen Wege zu verlassen.

Denken wir also an all jene, die vieles von dem, was in diesem Roman erzählt wird, selbst ertragen mussten: Todesängste in langen Nächten, schreckliche Ungewissheit in der Gewalt von Kidnappern – und dann noch die unterschwelligen Verdächtigung, womöglich selbst Rädelsführer gewesen zu sein.

Dies alles sind üblicherweise Geschichten, aus denen Thriller gemacht sind.

Im vorliegenden Fall sollten wir aber auch – und gerade – an die Opfer denken.

Ein Kriminalroman soll Spannung und Unterhaltung sein, uns aber gleichzeitig vor Augen führen, was wir niemals selbst erleben möchten.

Was man wissen muss

Dass Personen und Geschichte frei erfunden seien, trifft im vorliegenden Fall nur bedingt zu. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Mischung aus Dokumentation und Fiktion. Zugrunde liegt nämlich einer der bis dahin größten Raubüberfälle auf ein Geldinstitut in der Bundesrepublik Deutschland. Geschehen im März 1982. Geändert wurden jedoch einige Namen und teilweise die Funktionen der geschilderten Personen. Somit wären Ähnlichkeiten mit den tatsächlich Beteiligten, deren Charakteren und Tätigkeiten rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Als die Kreissparkasse mit der Idee an mich herantrat, diesen spektakulären Fall anlässlich ihres 175-jährigen Bestehens im Jahre 2021 als Grundlage für einen Kriminalroman zu nehmen, habe ich mich in meinem privaten Archiv noch einmal intensiv mit diesem Verbrechen befasst, über das ich damals als junger Journalist der Neuen Württembergischen Zeitung in Göppingen tage-, ja sogar wochenlang berichtete.

Glücklicherweise hatte ich unzählige Schriftstücke, Dokumente und Zeitungsartikel aufgehoben, sodass es mir nun möglich war, den Fall möglichst genau zu rekonstruieren – auch dank einiger Zeitzeugen, die sich bereit erklärt haben, mit mir über diese vermutlich schrecklichsten Stunden ihres Lebens zu reden.

Viele hatten sich damals auch im Mittelpunkt von Gerüchten und sogar falschen Verdächtigungen gesehen, weil angesichts des geradezu unglaublichen Vorgehens der Gangster zahlreiche Verschwörungstheorien die Runde machten, die sich jedoch nach intensiver Recherche allesamt als völlig aus der Luft gegriffen erwiesen. Vieles, was die Betroffenen erdulden mussten, war nie in der Zeitung zu lesen gewesen.

Nicht auszudenken, welchen Schmähungen und Unterstellungen sie heute im Zeitalter der sogenannten Sozialen Medien ausgesetzt wären, in denen jeder alles ungeprüft behaupten kann. 1982 waren veröffentlichte Informationen noch verantwortungsvoll recherchiert und nicht von gehetzten Journalisten oder Laien überhastet in die Welt gesetzt worden.

Ein Jurist sprach später von einem »einmaligen Fall«, von den »erfolgreichsten Gangstern Deutschlands«, die »wie Gentle­men« gehandelt hätten. Männer mit zwei Gesichtern: zum einen »biedere Bürger«, zum anderen aber »knallharte Täter mit wahrhaft kriegerischer Bewaffnung.« Fast ein Vierteljahrhundert lang konnten sie unerkannt ihre Raubzüge unternehmen und jedes Mal wie vom Erdboden verschwinden.

Ich habe mithilfe einiger fiktiven Handlungsstränge versucht, all das Merkwürdige und Ungewöhnliche aufzugreifen, das damals in und um diese Stadt Göppingen für Gesprächsstoff gesorgt, jedoch nie Eingang in die offizielle Berichterstattung gefunden hat. In Göppingen, das Garnisonsstadt der Ersten US-Infanteriedivision Forward gewesen war, die von hier aus engen Kontakt zum weithin bekannten Atomraketenstandort Mutlangen (bei Schwäbisch Gmünd) hatte, dürften auch international tätige Spione und clevere Geschäftemacher zwischen Ost und West ihr Unwesen getrieben haben. Einige (echte) Spuren führen deshalb in meiner Geschichte nach Sankt Petersburg (das damals noch Leningrad hieß) und in die Slowakei.

Der damals noch junge Kommissar August Häberle (für den es ein echtes Vorbild gab) wurde irgendwann in diese Gerüchteküche involviert und kam ein Berufsleben lang nicht mehr davon los. Vieles, was dann in der »Neuzeit« geschah, ist meiner Fantasie entsprungen. Häberle wurde just am Tag, als er in seinen Ruhestand verabschiedet wurde (siehe Roman »Schlusswort«), auf dramatische Weise von der Vergangenheit eingeholt.

1

Ein Sonntagabend Anfang März 1982

Martin Seifritz war leicht gereizt, als es an der Haustür klingelte. Der 48-Jährige erwartete weder Besuch noch wäre er an diesem Sonntagabend darauf eingestellt gewesen. Aber vermutlich war es wieder mal Manuela, seine ältere Tochter, die sich erst vor einer halben Stunde mit ihrem Freund verabschiedet hatte, um Richtung Tübingen zu fahren, wo sie Jura studierte. Oft genug schon hatte sie etwas vergessen.

Seifritz, angesehener Chef der Kreissparkasse Göppingen und seit zwei Jahren verwitwet, wollte das Wochenende vor dem Fernseher ausklingen lassen. Während die jüngere Tochter Marion im Obergeschoss Musik hörte, hatte er es sich gerade im Wohnzimmer beim Fernsehfilm Der Hauptmann von Köpenick gemütlich gemacht, den das ZDF anlässlich des 80. Geburtstags des Hauptdarstellers Heinz Rühmann zeigte.

Deshalb nervte das Klingeln an der Haustür. Seifritz sah auf die Uhr, erhob sich und drückte missmutig auf den Türöffner, fest davon überzeugt, dass gleich eine atemlose Manuela hereinstürmen würde, weil sie möglicherweise etwas vergessen hatte.

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