Joanne Foucher
Unsere heimischen
Göttinnen
neu entdecken
Bücher haben feste Preise.
1. Auflage 2020
Joanne Foucher
Unsere heimischen Göttinnen neu entdecken
© Joanne Foucher/Neue Erde GmbH 2020
Alle Rechte vorbehalten.
Titelseite:
Illustrationen: Meraylah Allwood, www.meraylah.co.uk
Gestaltung: Dragon Design, GB
Satz und Gestaltung:
Dragon Design, GB
Gesetzt aus der ITC Galliard
eISBN 978-3-89060-344-5
ISBN 978-3-89060-767-2
Neue Erde GmbH
Cecilienstr. 29 · 66111 Saarbrücken
Deutschland · Planet Erde
www.neue-erde.de
Einleitung – Was für eine Göttin ist das?
Das Jahresrad der Göttin – zum Aufbau dieses Buches
Die Greisin
Matrona – Göttin der Transformation· Hel – Die Göttin der Unterwelt· Baba Yaga – Die Initiatorin· Die Hexe und die Weise Alte· Rückkehr in den Schoß der Göttin· Die Tore zwischen den Welten· Die Greisin verehren
Die Mutter der Luft
Perchta· Ana – Die Todesgöttin· Luft – das Element der Spiritualität und der Vision· Vogelfrau, Steinfrau· Mütternacht· Rauhnächte· Die Mutter der Luft verehren
Die Mädchengöttin
Idun· Skadi· Brigida· Die dreifache Flamme· Die heilige Brigida· Das Innere Mädchen· Imbolcbräuche· Die Tiere der Mädchengöttin· Die Mädchengöttin verehren
Die Mutter des Feuers
Sonnengöttin Sunna, Sól· Liuba· Ostara – Grüne Göttin der Fruchtbarkeit· Artio – Die Bärengöttin· Die Tiere der Feuergöttin· Das Feuer des Geistes· Das innere Feuer· Gleichgewicht zur Tagundnachtgleiche· Orte der Mutter des Feuers· Der Kraftstab der Mutter des Feuers· Die Mutter des Feuers verehren
Die Liebende Göttin
Freya – Die Liebende Göttin· Ziva· Die Loreley· Epona· Der Venusberg: Initiation in die Liebe· Göttin der Sexualität· Göttin der Magie· Mondmysterien· Die lebendige Liebende Göttin· Die Tiere der Liebenden Göttin· Die Liebende Göttin verehren
Die Mutter des Wassers
Meeresgöttin Ran – Göttin der Salzwasser· Sirona – Göttin des Heilwassers· Die Flussgöttinnen und der Wasserdrache· Göttin des Süßwassers· Das Meer und seine Bedeutung für Frauen· Gewässer, die Tore zur Anderswelt· Göttin der Emotionen und Intuition· Rahannas Kelch· Die Mutter des Wassers verehren
Die Große Mutter
Caiva – Die Mutter· Sif – Göttin des Korns· Rosmerta – Mutter der Fülle· Frigg und Fulla· Lohra – Die Gehörnte Göttin· Kuhmütter· Geburt und Mutterschaft/Elternschaft· Die lebendige Muttergöttin· Die Muttergöttin verehren
Die Mutter der Erde
Gefion· Nerthus/Hertha – Fülle und Frieden der Erdmutter· Mokosch – Die Sinnlichkeit der Erde· Tamfana – Göttin der Ernte und der Manifestation· Tempel der Erde· Die Mutter der Erde verehren
Die Göttin im Zentrum
Holles heilige Bäume· Die heiligen Orte Holles· Holles Tiere· Holle im Jahreskreis· Holle verehren
Mit der Göttin leben
Für Holle
Literatur
Endnoten
Einleitung – Was für eine Göttin ist das?
Die Göttin ist lebendig und kraftvoll. Als ich im Alter von dreizehn Jahren zum ersten Mal Marion Zimmer Bradleys Die Nebel von Avalon gelesen habe, war mir klar, womit ich mein Leben verbringen wollte: Ich wollte Priesterin von Avalon werden, Teil einer Schwesternschaft sein und der Göttin dienen. Ich glaube, dass ich bereits damals irgendwo im Roman gelesen habe, dass die Göttin Tausend Namen und Tausend Gesichter hat. Das habe ich tief in meinem Herzen sofort verstanden. Und ich wollte mehr herausfinden.
Im südlichen Niedersachsen, wo ich aufgewachsen bin, fiel es mir zunächst schwer, die Göttin zu spüren. Das fiel mir leichter in Ländern und Regionen, deren Göttinnen noch nicht ganz so weit in den Nebeln verschwunden waren. Ich verbrachte meine Ferien jedes Jahr bei meinen Großeltern in der Bretagne und suchte die Göttin in der Landschaft, in den Steinreihen von Carnac, im Meer, in den Legenden der Bretagne und ihrer traditionellen Musik. Nach dem Abi ging ich für ein Jahr nach Irland, um mehr über die inselkeltischen Göttinnen zu erfahren. Meine Lehrerin Kathy Jones sagte uns ganz am Anfang meiner Priesterinnenausbildung in Avalon folgenden Satz: »Niemand braucht eine Priesterinnenausbildung. Geht hinaus auf das Land, dort werdet ihr alles lernen.« Ich lernte in Irland wie in der Bretagne, die Göttinnen im Land zu finden, aber auch durch die Begegnung mit anderen Menschen, die die Göttin verehren. In Irland hörte ich zum ersten Mal von der Glastonbury Goddess Conference , und da ich um die Verbindung von Avalon mit Glastonbury wusste, war der Wunsch geboren, dort hinzufahren. Aber das sollte noch ein paar Jahre dauern.
Wieder in Deutschland wollte ich herausfinden, welche Göttinnen in dem Land, in dem ich lebte, verehrt worden waren. Bedingt durch mein Elternhaus und mein Umfeld, wurde ich dabei zunächst maßgeblich von meinem Kopf gelenkt. So ist die Archäologie ein wesentliches Werkzeug für mich, mehr über die Göttin herauszufinden. Die paläolithischen (altsteinzeitlichen) Figurinen lehren uns, dass in allen Kulturen auf der ganzen Welt am Anfang der Religion die Göttin steht. Sie durchdringt mit ihrer schöpferischen und transformierenden Kraft alles. Später in der Kulturgeschichte wird sie aufgespalten in Abertausende Göttinnen und erhält viele unterschiedliche Namen.
Später werden Götter erfunden, zunächst ihre Söhne, dann ihre Gefährten; auf sie werden Kräfte übertragen, die anfangs ihr zugehörig waren. Zur Zeit der Griechen und Römer ist die ursprünglich mächtige und souveräne Göttin bereits herabgewürdigt: zu Töchtern und Ehefrauen männlicher Götter, die als wichtiger und stärker gelten. Mit dem Monotheismus von Judentum, Christentum und Islam ist die Göttin beinahe gänzlich verschwunden. Spuren finden sich durchaus noch in Shekinah, Sophia, Lilith oder Maria, doch die Kraft der Großen Göttin ist beschränkt und verformt. 1
Vor allem aufgrund der genauen Überlieferungen des römischen Pantheons neigen wir dazu zu fragen: »Von was ist dies die Göttin?«, wenn uns Göttinnen aus anderen Kulturen begegnen, etwa dem indischen, keltischen oder nordischen Pantheon. Wir fragen: »Was ist ihre Zuständigkeit?« Im römischen Pantheon war das sauber sortiert; bei den keltischen und nordischen Göttinnen ist es so jedoch nicht möglich.
Diese Göttinnen sind uns neben archäologischen Funden und Befunden durch Schriftquellen überliefert, in denen vielfach bereits christlicher Einfluss deutlich wird. 2Dennoch zeigt sich in diesen Überlieferungen eine facettenreiche Komplexität der Göttinnen, gepaart mit teils sehr alten Motiven, die uns ganz alte Vorstellungen der Großen Göttin zeigen, die bis in diese späten Aufzeichnungen überlebt haben.
Jede Göttin, die uns begegnet, ist im Grunde ein Aspekt der Großen Göttin. Wenn ich in diesem Buch von der Göttin spreche, so meine ich damit keineswegs eine Reduzierung, sondern vielmehr alle Göttinnen der ganzen Welt insgesamt und damit die Große Göttin in ihrer Gesamtheit, die mehr ist als die Summe ihrer Teile.
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