DEM NEUEN ENTGEGEN LEBEN
Biografische Texte zum Umgang mit Kriegs- und Nachkriegserlebnissen
Herausgeberin
Erny Hildebrand
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Quellennachweis für das Cover
street art von kurznachzehn
Foto: Annette Korintenberg
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte bei den AutorInnen
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel DEM NEUEN ENTGEGEN LEBEN Biografische Texte zum Umgang mit Kriegs- und Nachkriegserlebnissen Herausgeberin Erny Hildebrand Engelsdorfer Verlag Leipzig 2014
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Quellennachweis für das Cover street art von kurznachzehn Foto: Annette Korintenberg Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte bei den AutorInnen Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Erny Hildebrand Erny Hildebrand Schreibgruppenleiterin und Psychotherapeutin
Vorwort Vorwort Bombenentschärfung. Evakuierung der Bevölkerung. Ängste und Unsicherheiten. „Es ist wie damals“, sagt eine Frau, die mit vielen anderen in der Turnhalle sitzt und wartet, dass sie wieder in ihre Wohnung kann. Der Nachhall des II. Weltkrieges ist immer noch deutlich zu spüren. Aktuelle Erlebnisse wie eine Bombenentschärfung lassen alte Ängste wieder aufflackern. Dafür braucht es allerdings nicht einmal solch starke Reize. Einmal verbrachte ich einen Nachmittag mit meiner Mutter in unserem Garten. „Ich spür so gern die Sonne auf der Haut.“, meinte ich genussvoll. „Wenn der Himmel so richtig blau ist, habe ich immer auch Angst“, entgegnete meine Mutter und erzählte mir, dass im Krieg bei dieser Wetterlage die feindlichen Flieger kamen. Ich erinnere mich genau, wie schockiert ich war und noch heute kommt mir bei strahlend blauem Himmel häufig die Angst meiner Mutter in den Sinn. Wenn wir heute Nachrichten über Kriege in anderen Ländern bekommen, erhalten wir nüchterne Statistiken. Gezählt werden Tote, Verletzte, zerstörte Häuser oder abgeworfene Bomben. Wenig hören wir von den Ängsten der Kinder, davon, wie Waisen ihre Eltern vermissen oder welche Alpträume sie haben. Solch tiefe Erfahrungen aber sind längst nicht befriedet, wenn der Frieden beschlossen ist. Sie wirken nachhaltig in uns fort. In diesem Buch haben sich Kriegskinder und -enkel der Frage gestellt, wie Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit in ihnen nachgewirkt haben. Zu Beginn des Projektes äußerten einige spontan: „Nein, damals war ich noch zu klein. Damit habe ich nichts zu tun.“ Dabei ist es nicht geblieben. War die Tür in diesen Erinnerungsbereich erst einmal geöffnet, ergaben sich tiefe Einblicke. Andere Mitglieder der Schreibgruppe „Schreibzeiten“, die dieses Buch erarbeitet hat, überlegten, ob sie überhaupt noch einmal so intensiv hinschauen wollten. Manche entschieden sich aus guten Gründen dagegen. Andere haben im Laufe der Arbeit ein Stück mehr Verständnis für bestimmte Gefühle oder Verhaltensweisen entwickelt. Befreiend waren die Momente, in denen Autorinnen sich lange Zurückgehaltenes von der Seele schreiben und miteinander teilen konnten. Erfreulich war, wenn jemand feststellen konnte, dass es über die Jahre gelungen war, belastenden Erlebnissen die Schrecken zu nehmen. Angenehm waren Erkenntnisse darüber, dass Erfahrungen verarbeitet und auch zum Teil positiv gewendet worden waren. Dieses Buch ist das sichtbare Ergebnis einer mehr als einjährigen gemeinsamen Arbeit. Bewegt haben uns dabei auch die heutigen Kriege auf der Welt. Käthe Kollwitz forderte „Nie wieder Krieg“. Dem können wir nur zustimmen.
Christa Anderski Christa Anderski 1945 in Köln geboren, 5 Kinder. Zeitweise lebte und arbeitete sie in England und Südamerika. Lange Zeit war sie als Psychologin in Düsseldorf tätig. Sie schreibt Biographien von Zeitzeugen im Rahmen des ASB-Projekts „Geschichtsschreiber“. Bisherige Veröffentlichungen: Lyrik in verschiedenen Anthologien, Fachbücher, Märchen.
Kriegsende – wirklich das Ende des Krieges?
ewige spuren
Rita Bauer
Resümee oder Ein Jegliches hat seine Zeit
Margarete Gritli Blickensdörfer
Drei Generationen – drei Erfahrungen mit Krieg
Gerda Blume
Hunger und etliche Diebereien
Erwartungen
Der 8. Mai …
Ein Augenblick
Renate Dahms
Mein Lied im Wind
Was mich trägt
Ingrid Denzel
Warum hat niemand den Juden geholfen?
Rita Dietrich
„Kathrinchen, erzähl’ doch mal“
Rohe Gewalt
Vertreibung und Chaos
Ursel Fuchs
Bitte, schickt Nähgarn und Gummiband!
Der Krieg ist zu Ende
Die Russen wollten nicht in den Keller
Christiane Eichhorn
Zwischenräume
Elli Geisler
Die Not-Bremse
Angelika Gewehr
Suche nach dem neuen Leben
Die Angst sitzt tief
Monika Gockel
Getroffen
Dieters Erinnerungen
Deinen Brief in einer Hand
Mr. und Mrs. Eastgate
Mein Leben ein Tanz
Marlis Gondek
Ende der Schreckensherrschaft – Anfang einer neuen Zeit
Meinen Kindern wird es nicht so ergehen
Elisabeth Gradowski
Neuanfang
Astrid Grone
Bruchstücke
Lore Heller
Ich ging im Walde so für mich hin …
Der vereiste Baum
Barbara Heubach
Ochsenaugen
Drückeberger
Flüchtling oder Bloß a weng andersch
Der Krieg ist wieder da
Susanne Holtz
Neubeginn
Kranksein
Erny Hildebrand
Ein Lehrer, der den Krieg weitergibt
Wilma Kohlschein
Wie ich das Kriegsende erlebte
Urvertrauen
Monika Kristen
Ahnungsvolles Schweigen
Unsicherheit und Ängste – Erbe des Krieges?
Brigitte Kümper
Frühe Selbständigkeit
Nachkriegsgedanken
Beziehungen
Christa Lorenz und Isabell Lorenz
Fast eine Geschichte des 20. Jahrhunderts
Entwurzelung
Das Schweigen in der Familie
Die praktische Veranlagung
Schuldig und entlastet
Marlen Lucas
Vom Baggerloch zum Umweltpreis
Pauline Pérez Chalezquer
Zwei Porträts und viele Geheimnisse
Unter blühenden Bäumen
Marion Portz-Kube
Mein erster neuer Mantel
Der Traum vom eigenen Zimmer
Christa Reinke und Kerstin Reinke-Pust
Groß-Vater-los
Diese Tochter bin ich.
Nanni Schnitzler
Was bleibt, ist – nicht nur – die Erinnerung
Vom Geben und Nehmen
Schweigen
Regina Walter
Wunschkind
Vatertag
Meinem Kinde
Muttertag
Karina Weiß
Die Stunde Null in Berlin
Kleine Welten
Adressen
Weitere Bücher der Gruppe "Schreibzeiten"
Bombenentschärfung. Evakuierung der Bevölkerung. Ängste und Unsicherheiten. „Es ist wie damals“, sagt eine Frau, die mit vielen anderen in der Turnhalle sitzt und wartet, dass sie wieder in ihre Wohnung kann. Der Nachhall des II. Weltkrieges ist immer noch deutlich zu spüren. Aktuelle Erlebnisse wie eine Bombenentschärfung lassen alte Ängste wieder aufflackern. Dafür braucht es allerdings nicht einmal solch starke Reize. Einmal verbrachte ich einen Nachmittag mit meiner Mutter in unserem Garten. „Ich spür so gern die Sonne auf der Haut.“, meinte ich genussvoll. „Wenn der Himmel so richtig blau ist, habe ich immer auch Angst“, entgegnete meine Mutter und erzählte mir, dass im Krieg bei dieser Wetterlage die feindlichen Flieger kamen. Ich erinnere mich genau, wie schockiert ich war und noch heute kommt mir bei strahlend blauem Himmel häufig die Angst meiner Mutter in den Sinn.
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