Franz Alt
Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten
Patmos Verlag
I. Neu Denken
1. Katastrophen sind Lernhelferinnen
2. Mit der Natur können wir nicht verhandeln
3. Die Grenzen des Wachstums
4. Die Vorgängerin von Greta heißt Angela
5. Die Angst ist ein Gottesgeschenk
6. »Unser Haus brennt«
7. Nach Corona: Die großen Probleme bleiben
8. Was lernen wir aus der Corona-Krise?
9. Die Klimaerhitzung fordert schon heute mehr Tote als Corona
II. Neu Fühlen
1. Gott ist Geist – Gott ist Liebe – Gott ist Energie
2. Reifen statt wachsen
3. Der Mensch ist eine Körper-Geist-Seele-Einheit
4. Die Aufklärung der Aufklärung
5. Mehr Homeoffice – mehr Klimaschutz
6. Die Zukunft der Arbeit – Die Arbeit der Zukunft – Der Homo Digitalis
7. Hindert Homeoffice Frauen am Karrieremachen?
III. Neu Handeln
1. Sind die Meere noch zu retten?
2. Was nützen uns die Korallenriffe?
3. Alles dreht sich um die Sonne – Die Botschaft des Jahrhunderts
4. Erneuerbare Energien: Die Zeit drängt
5. Bau-Wende jetzt!
6. Wer sind die Treiber der Energiewende?
7. Die hilflose Doppelstrategie der alten Energiekonzerne
8. Rettet Wiederaufforstung das Klima?
9. Waldwende jetzt!
10. Licht ist ein Menschenrecht
11. Präsident Biden will das Klima schützen
12. Klimaziele 2020 nur dank Corona erreicht
13. Grüner Wasserstoff aus der Nordsee
IV. Neu Fühlen
1. Die nächsten zehn Jahre entscheiden
2. Hermann Scheer: abschalten und abwählen!
3. Verkehrswende jetzt!
Es ist höchste Eisenbahn
4. Benziner kosten Zeit und Leben
5. Ist Autofahren heilbar?
6. Mobilität 2030
V. Neu Vertrauen
1. Agrarwende jetzt!
2. Die Würde des Schweins ist unantastbar
3. Gibt es einen Ausweg für die Bauern?
4. Die Zehn Gebote des ökologischen Landbaus
5. Fleisch- und Bodenwende jetzt!
6. Ist die Landwirtschaft am Ende?
7. Gesunde Lebensmittel für alle
VI. Neu gestalten
1. Das ökologische Wirtschaftswunder
2. Für eine Kultur des Friedens, Frau Kramp-Karrenbauer!
3. Costa Rica kann überall werden
4. Atomwaffen sind jetzt völkerrechtswidrig
5. Meine Lehrer eines gelingenden Lebens
6. Das Zauberwort der Konservativen
7. Die sanfte Weltmacht der EU
8. Die neuen Zehn Gebote der Balance
VII. Dokumente
Antonio Guterres: Der Zustand des Planeten Ein Zwischenruf
Franz Alt: Walduntergang oder Waldrettung?
Literatur
Über den Autor
Über das Buch
Impressum
Hinweise des Verlags
Was die Zukunft betrifft, so ist unsere Aufgabe nicht,
sie vorauszusehen, sondern sie zu ermöglichen.
Antoine de Saint-Exupéry
I. Neu Denken
1. Katastrophen sind Lernhelferinnen
Vor einigen Jahren war ich in Taiwan auf einer Vortragsreise zur chinesischen Ausgabe meines Buches »Die Sonne schickt uns keine Rechnung«. Dabei war ich zu einer Geburtstagsfeier des großen chinesischen Philosophen Konfuzius eingeladen, und ich lernte, dass Konfuzius vor 2500 Jahren drei Wege nannte, auf denen wir Menschen klug handeln können:
Erstens: durch Nachdenken, dies sei der edelste.
Zweitens: durch Nachahmen, dies sei der leichteste,
und drittens: durch Erfahrung, dies sei der bitterste.
Wir Heutigen werden wohl erst durch Katastrophen, also durch schlechte Erfahrungen, klug. Wir brauchen offensichtlich Katastrophen als Lernhelferinnen. Erst nach zwei Weltkriegen sind wir Europäer klug geworden und haben in der Europäischen Union zur Zusammenarbeit gefunden. Oder: Der deutsche Atomausstieg 2011 war erst möglich nach Fukushima, obwohl die Gefahr eines großen Unfalls schon lange zuvor bekannt war. Was heißt das für die heute wohl größten Krisen der Menschheit, für die Klimaerhitzung, das große Massensterben oder für die Gefahr eines Atomkriegs, an dem wir bisher nur durch Glück vorbeigeschrammt sind?
Es gibt auch Menschen, die sich damit trösten, dass an den Knöpfen für die Atomraketen nicht Verrückte und Ruchlose sitzen, sondern nur weise und erfahrene alte Männer, die genau wissen, dass sie ihre Waffen nur dazu verwenden dürfen, Kriege zu verhindern. Hoffentlich sind das auch immer durch und durch logisch denkende Menschen.
Ob aber allein deren Logik uns retten wird? Schon mehrmals wäre es mit dieser Logik beinahe schiefgegangen. Wie oft wollen wir nur noch Glück haben? Mehr Glück als Verstand? Ist dieses Denken und Handeln wirklich logisch?
UNO-Berechnungen sagen für den Fall, dass wir einfach so weitermachen wie heute, für das Ende des 21. Jahrhunderts folgende Szenarien voraus:
Erstens: Wir müssen mit einer globalen Erwärmung von bis zu fünf Grad rechnen – gemessen an der vorindustriellen Zeit. Die Klimaziele des Pariser Abkommens, zu dem sich alle Regierungen der Welt verpflichtet haben, werden damit grandios verfehlt.
Zweitens: Unsere Nachkommen werden einen Verlust der Tropenwälder bis zu 80 Prozent erleben.
Drittens: Die Wüstengebiete werden sich um bis zu 23 Prozent ausbreiten.
Viertens: Die Zahl der Klimaflüchtlinge wird auf circa 280 Millionen steigen.
Fünftens: Die Hitzewellen werden sich in Europa mindestens vervierfachen.
Sechstens: Die Corona-Pandemie ist nur ein weiterer Aspekt der größeren ökologischen Krise und kann weitere Pandemien zur Folge haben.
Und das alles, wenn wir nicht schon vorher in einem atomaren Inferno den Untergang unserer Zivilisation organisieren.
Es wäre übrigens nicht das erste Mal, dass eine ganze Zivilisation verschwindet. Das Mauerwerk der »Verbotenen Stadt« in Peking, die himmelhohen Säulen des »Forum Romanum« in Rom, die gigantischen Steinskulpturen auf den Osterinseln oder auch die majestätischen Kuppeln des Taj Mahal in Agra stehen heute wie stumme Zeugen einst blühender Kulturen und Zivilisationen, bestaunt von Touristen.
Historisch gehören Umweltveränderungen und Erschöpfung von Ressourcen nach den Erkenntnissen der »Kollapsologen« – so nennen sich die Untergangsforscher – zu den wichtigsten Ursachen des Untergangs. Auf den Osterinseln lief der Untergang ungefähr so ab: Die Wälder wurden abgeholzt, weil Holz gebraucht wurde zum Bau von Kanus und zum Transport der vielen Steinskulpturen. Als die letzten Wälder gerodet waren, erodierten die Böden und die Moai hatten sich ihrer Lebensgrundlage beraubt. Erinnert Sie diese Entwicklung nicht an unsere heutige Situation, liebe Leserin und lieber Leser? Eine Gesellschaft geht dann unter – so die Übereinstimmung der »Kollapsologen« –, wenn sie keine Antwort auf notwendige Veränderungen findet. Was hat wohl jener Bewohner der Osterinsel gedacht, der den letzten Baum fällte? Wahrscheinlich so viel wie heute ein SUV-Fahrer – nichts.
Was wir vor allem brauchen? Lust auf Zukunft. Mit Angst und Gleichgültigkeit schaffen wir die Wende nicht. Aber vor allem benötigen wir den Dreiklang aus neuem Denken, neuem Fühlen und vor allem neuem Handeln.
Die größten Gefahren des 20. Jahrhunderts waren Männer in Kriegslaune, Faschismus und Kommunismus, dreckige Industrien und gefährliche Technologien. Und jetzt? Ist es die Fledermaus, oder sind es wir Menschen, die dem Tier keinen Raum mehr lassen?
2021 ermittelte eine Studie des Entwicklungsprogramms der UNO (UNDP), dass sich zwei Drittel der Menschheit für mehr Klimaschutz ausspricht. Mehr als 1,2 Millionen Menschen in 50 Ländern nahmen an dieser Umfrage teil.
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