Anna Zabo - Mein geliebter Jäger

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Auf einer Kreuzfahrt begegnet Rhys dem attraktiven, mysteriösen Silas, der ihn von Anfang an fasziniert. Als Silas ihm erzählt, dass er ein Fae ist und sich auf dem Schiff aufhält, um Vampire zu jagen, erklärt Rhys ihn zunächst für verrückt. Bis ihn eine unangenehme Begegnung mit einer dieser seelenlosen Kreaturen eines Besseren belehrt. Silas tut alles, um Rhys zu beschützen, doch seine Möglichkeiten sind auf hoher See sehr beschränkt, weil er nur die Elementarkraft von Pflanzen nutzen kann. Die Feststellung, dass auch Rhys diese Kraft in sich trägt, wirft eine folgenschwere Frage auf: Wenn Silas seine Energie aus Rhys zieht, ist er dann nicht genauso verabscheuungswürdig wie die Monster, die er jagt? Selbst wenn es um sein Leben und seine Liebe geht?
Dazugehörige Kurzgeschichte: «Ein Walzer für uns»

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»Ja«, sagte Silas. »Ich bin mir sicher, dass es das würde.«

Würde alles, was der Mann sagte, ihn in Brand setzen? Er atmete tief ein, dann nippte er ein weiteres Mal und sagte: »Würdest du mir erlauben, mich dafür zu entschuldigen, ein Tablett voll mit Drinks über dich geschüttet zu haben?«

Ein tiefes Lachen. »Das hast du bereits. Und mir hat das sehr gefallen.«

Allein der Gedanke an die Begegnung im Gang sorgte dafür, dass seine Hose eng wurde. Rhys trank einen weiteren, zittrigen Schluck Scotch.

Silas hob sein Glas. »Und jetzt hast du mich für meinen ruinierten Scotch entschädigt. Ich würde sagen, damit sind wir quitt.«

Ein ebenes Spielfeld. Rhys leckte sich die Lippen. »Was jetzt?« Die Frage kam ihm als Flüstern über die Lippen. Er hoffte auf die Antwort und fürchtete sich zugleich davor.

Silas stellte seinen Drink ab. Nahm Rhys das Glas aus der Hand. »Du machst eine Pause vom Scotch, während ich deine Krawatte richte.«

Seine Krawatte richtete? Bevor Rhys protestieren konnte, hatte Silas den Knoten unter seiner Kehle gelöst und begonnen, daran zu ziehen. Innerhalb kurzer Zeit hatte er ihn komplett geöffnet und machte sich daran, ihn neu zu knoten.

»Du trägst nicht oft Anzüge, oder?«

»Nein.« Wie kam es, dass sonst keiner in der Bar bemerkte, was gerade passierte? Niemand schaute auch nur in ihre Richtung. »Nicht so oft.«

»Das sieht man.« Silas richtete den Kragen und glättete die Vorderseite seines Jacketts. »Besser.«

Abgesehen von seiner Erektion. Wenn Silas nur mit seiner Hand darüber fahren würde. Rhys musste zugeben, dass sein Hals sich weniger beengt anfühlte.

Warum tat Silas das? Was wollte er? »Wer bist du?«

Kurz blitzten seine Zähne auf. Belustigung schwang in der tiefen Stimme. »Hast du meinen Namen etwa schon vergessen?«

Rhys schluckte. Er betrachtete das Glas auf dem Tresen, wusste es aber besser, als es schon wieder anzurühren. Silas hatte recht. Er brauchte eine Pause vom Scotch. Der Mann war noch viel stärker als Alkohol.

Silas drückte sich an ihn und sprach in Rhys' Ohr. »Mein Name?«

Rhys schauderte bei dem Befehl. »Silas.« Er bezweifelte, dass er ihn je vergessen würde. Er würde sich zumindest sicher an die Hand auf seiner Hüfte erinnern, an Silas' Finger, die ihn unter seinem Jackett streichelten, die Zähne, die kurz an seinem Ohr knabberten.

Keine einzige Person hier beobachtete sie.

Rhys senkte die Stimme. »Du bist der attraktivste Mann, den ich je getroffen habe. Umwerfend. Ich meine, jeder hier sollte sich so schnell zu dir umdrehen, dass er ein Schleudertrauma bekommt.«

Irgendetwas wandelte sich in Silas' Gesichtsausdruck. Da war immer noch ein Hauch Belustigung, doch das Lächeln war verschwunden. »Ich sollte mich geehrt fühlen.«

»Die Sache ist die«, sagte Rhys. »Niemandem fällt es auf. Zur Hölle, du hast mir die Krawatte abgenommen, mich dann befummelt und kein einziger Mensch schaut auch nur in unsere Richtung.«

»Das ist ziemlich merkwürdig, nicht?«

Die ganze Sache war sehr seltsam. Der Tonfall, in dem Silas antwortete, ließ Angst durch Rhys rieseln. »Du weißt, dass es passiert.«

Silas sagte nichts, hob einfach nur seinen Scotch an und nippte daran.

Nun ja, Theorien waren dafür da, um getestet zu werden. Rhys schnappte Silas den Scotch aus der Hand und stellte ihn auf dem Tresen ab. Dann nahm er Silas' Gesicht in seine Hände und küsste ihn.

Rhys bezweifelte, dass er je genug von dem Mund des Mannes auf seinem haben würde oder von dem Gefühl ihrer Zungen, die miteinander spielten.

Dieses Mal war es keine tropische Nacht, sondern ein Nadelwald im Hochsommer, ein Hauch warmer Felsen und feuchter Erde. Rhys spürte Silas' Finger an seiner Kehle, dann zog sich der andere Mann zurück.

»Du bist überaus unverfroren.«

»Es scheint dir zu gefallen«, sagte Rhys. »Und ich hatte recht. Niemand hier im Raum hat das gesehen.«

Am entfernteren Ende des Tresens plauderte Vasil mit anderen Barbesuchern. Ein paar Leute schauten in ihre Richtung, aber es war so, als würden er und Silas nicht existieren, nicht als würden die Leute absichtlich zwei Männer beim Rummachen übersehen.

»Also, wer bist du?«

Silas' amüsiertes Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. »Du stellst weiterhin die falschen Fragen.«

Verdammt. Rhys nahm seinen Scotch. »Was zur Hölle sind denn die richtigen Fragen?«

Der andere Mann lachte leise. »Ich mag dich, Rhys. Das ist für uns beide sehr gefährlich.« Silas holte sich seinen eigenen Drink zurück. »Hättest du Lust, mit mir zu Abend zu essen?«

Abendessen? »Warum habe ich das Gefühl, dass du bereits angenommen hast, ich würde Ja sagen?«

»Weil ich das habe. Weil du es wirst.« Silas legte seine Hand unter Rhys' Kinn. »Weil ich dir vielleicht die Antworten gebe, die du begehrst. Wenn du die richtigen Fragen stellst.«

Silas' Griff war fest und seine Finger warm. Rhys kämpfte gegen das Verlangen an, seinen Kopf zu senken und an ihnen zu lecken.

»Ja, ich werde mit dir zu Abend essen.«

Kapitel 3

Silas strich mit seinem Daumen über Rhys' Kiefer, ehe er ihn losließ. Der Amerikaner war tatsächlich gefährlich. Er durchschaute Silas' Illusionszauber ohne Probleme. Noch interessanter war, dass Rhys Silas' wahre Erscheinung sah und nicht davon überwältigt wurde. Zur Lust getrieben, ja – das ließ sich leicht genug erkennen. Aber er behielt die Kontrolle über sich selbst.

Nicht gerade ein menschlicher Zug. Aber Rhys war ein Mensch. Silas schob seine wachsenden Zweifel beiseite. Rhys musste ein Mensch sein, trotz des sanften Stroms an Energie, den er beim Kuss gespürt hatte.

Ein mutiger Schritt. Unerwartet. Verlockend. Silas konnte ihn noch immer schmecken, obwohl er Scotch getrunken hatte. Anscheinend war Rhys die Art von Mann, die ebenso gut austeilen wie einstecken konnte. Silas' Schwanz wurde bei dem Gedanken hart.

Es war außerdem ein Test gewesen, um zu sehen, was im Raum um sie herum passierte. Ein kluger Zug.

Rhys flachzulegen, könnte sehr interessant werden.

»Sollen wir dann?« Silas deutete zum Eingang der Bar.

Rhys zögerte. »Der Scotch?«

»Also magst du ihn doch?« Silas kannte die Antwort bereits, doch er wurde mit einem Hauch Röte auf Rhys' Wangen belohnt.

»Ja, ich mag ihn.« Rhys hielt inne und beugte sich dann zu ihm. »Du sorgst dafür, dass alles besser schmeckt.«

Noch mutiger.

Silas ließ seine Finger über Rhys' Kehle geistern und stahl sich einen kurzen Kuss von seinen Lippen. »Wir werden das irgendwann austesten müssen.«

Oh, das brachte Rhys zum Erröten. Silas war versucht, das Abendessen einfach zu überspringen, Rhys mit in seine Kabine zu nehmen und dessen Mund an die Arbeit zu schicken. Doch das Sonnenlicht draußen warf lange Schatten. Er brauchte keine Uhr, um zu wissen, dass die Nacht näher kam. Nach so vielen Jahren spürte er den Sonnenuntergang in seinen Knochen.

Rhys wäre dann in Gefahr, wenn Silas' Vermutung sich bewahrheitete. Wenn solch eine Sache wahr sein konnte.

»Nimm den Scotch einfach mit.« Silas hob sein Glas an und schlug die Richtung des Restaurants ein, das er ausgesucht hatte. Rhys lief neben ihm her.

Es war nur ein kurzer Weg von der Bar bis zu einem der kleineren und höherklassigen Restaurants an Bord. Gedämpftes Licht, goldene Akzente und strahlend weiße Wände verliehen dem Raum ein griechisch-römisches Ambiente, obwohl die meisten römischen Gaststätten nie derart polierten Marmor gesehen hatten.

Silas nannte dem Oberkellner seinen Namen, woraufhin sie zu dem Tisch geleitet wurden, den er vor gerade einmal anderthalb Stunden reserviert hatte.

Das war die erste Sache, um die er sich nach seiner Dusche gekümmert hatte. Direkt danach hatte er den Manager der Bar ausfindig gemacht, um ihn nach Rhys' Visitenkarte zu fragen. Sein dritter Halt war die Bibliothek des Schiffes gewesen, um ins Internet zu gehen. Der Amerikaner hatte eine sehr interessante persönliche Vergangenheit.

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