Plötzlich brach die Unterhaltung ab. Im selben Augenblick verliess Jan seinen Horchposten. Ohne sich die Zeit zu nehmen, sich erst umzublicken, rannte er zu seinem Rade, schwang sich hinauf und spurtete davon. Erst als die Stadt ein gutes Stück hinter ihm lag, verlangsamte er das Tempo etwas. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Sie war ganz nass vom Schweiss.
Während er die Fahrt fortsetzte, suchte er über das, was er erlauscht hatte, klar zu werden, um es in einen Zusammenhang zu bringen. Es war von einem Fischerboot die Rede gewesen ... der Name Gelting war gefallen ... morgen nacht zwischen eins und zwei ... irgendwo am Strande westlich vom Leuchtfeuer ... Die drei Männer hatten auch etwas von tausend Kronen gesagt, die bar ausgezahlt werden sollten. Schade, dass er im Deutschen nicht so tüchtig war wie Erling! Was mochte Gelting bedeuten? Es war wohl eine Stadt oder eine Insel. Aber wo lag sie?
Als Jan nach dem Lager zurückkehrte, wurde er mit einem Wasserfall von Fragen überschüttet. Er lachte und hob abwehrend die Hände: «Immer mit der Ruhe, liebe Freunde! Lasst mir doch etwas Zeit! Zuerst und vor allem eins: Weisst du, Erling, was Gelting bedeutet?»
«Gelting?» wiederholte Erling verwundert. «Wie sollte ich das wissen?»
«Wie komisch!» lachte Jan. «Der allwissende Erling muss die Waffen strecken. Es gibt also wirklich Fragen, die du nicht beantworten kannst?»
«Bin ich ein Lexikon?» brummte Erling. «Was ist denn los mit Gelting?»
«Das müssen wir gleich einmal untersuchen», erwiderte Jan. «Ich habe einen Verdacht.»
Er holte die Landkarte und breitete sie schnell aus. Es dauerte nur wenige Sekunden, so rief er frohlockend: «Da haben wir Gelting! Es ist eine kleine Stadt auf der anderen Seite der Förde ...»
«Ungeheuer interessant!» bemerkte Erling spöttisch. «Aber wenn es auch niemals schadet, dass man seine Geographiekenntnisse erweitert, so kann ich doch mit dem besten Willen nicht einsehen, warum dieses Gelting uns ganz besonders interessieren sollte. Deshalb vermag ich deine Begeisterung leider nicht zu teilen.»
«Ich will euch nicht länger in Spannung halten», sagte Jan lächelnd und faltete die Karte zusammen.
Mit knappen Worten erzählte er seinen Freunden, was er im Laufe des Nachmittags erlebt hatte. Dann schloss er: «Ich zweifle nicht mehr, dass der Mann, den Jesper im Auto gesehen hat, tatsächlich der Mann mit der Narbe war. Ausserdem bin ich überzeugt, dass er mit einer Organisation zu tun hat, die Flüchtlinge aus Deutschland über die Grenze schmuggelt. Morgen nacht haben sie etwas vor. Ein Fischerboot wird von Gelting aus vier Flüchtlinge über die Förde bringen. Sie werden westlich vom Leuchtfeuer landen. Die Frage ist nur, was wir tun sollen.»
«Wir müssen die Polizei in Sonderburg benachrichtigen», erklärte Jesper.
«Können wir nicht selbst mit der Bande fertig werden?» fragte Carl. «Es juckt mir in den Fäusten, wenn ich daran denke, dass ich mit dem Narbenmann Abrechnung halten kann.»
«Was meinst du, Erling?» fragte Jan.
«Ich bin derselben Meinung wie Jesper. Diese Sache geht die Polizei an.»
«Ich füge mich der Mehrheit», entschied Jan. «Morgen rufe ich in Sonderburg an und spreche mit dem Wachtmeister.»
Als die Buben einige Stunden später um das Lagerfeuer herumlagen, brachte Jan eine unerwartete Frage vor: «Habt ihr Lust, heute nacht auf Jagd zu gehen?»
«Auf Jagd?» wiederholten die drei andern wie aus einem Munde. «Was meinst du damit?»
«Ich möchte gern den Schakal fangen, der uns aus dem Schlaf aufgestört hat. Vermutlich wird er sich heute nacht wieder hören lassen und vielleicht noch ein paar andere Schakale mitbringen. Ich schlage vor, wir löschen das Feuer und kriechen ins Zelt. Nach einer Weile kriechen wir wieder hinaus und verstecken uns hinter dem Hügel. Dann warten wir ab.»
«Ob das nicht ... gefährlich ist?» fragte Jesper.
«Ich glaube nicht, dass der Schakal dich fressen wird, Krümel», beruhigte ihn Jan. «Halte dich nur immer in Carls Nähe. Dann wird dir sicher nichts zustossen.»
Die vier Freunde taten, wie Jan gesagt hatte. Sie schlichen zu dem Hügel und versteckten sich dort. Der Himmel war wolkenfrei, und der Mond leuchtete hell. Das schwache Plätschern der Wogen war der einzige Laut, der die Stille der Nacht unterbrach.
Als sie etwa eine halbe Stunde in ihrem Versteck gelegen hatten, flüsterte Jan plötzlich: «Schaut dort drüben hin. Seht ihr die dunklen Gestalten?»
«Ja», flüsterte Jesper. «Sie sehen ... unheimlich aus ...»
«Es sind nur drei», murmelte Carl. «Mit denen werden wir schon fertig werden!»
Die drei Gestalten hatten offensichtlich das Zelt zum Ziel. Sie bewegten sich sehr vorsichtig, kamen aber immer näher. Schliesslich waren sie nur noch etwa zwanzig Meter entfernt. Da sprang Jan auf. Die drei anderen folgten seinem Beispiel. Mit fürchterlichem Gebrüll stürzten sie sich auf die «Schakale», die sich gerade an den Zeltschnüren zu schaffen machten. Eine Weile war alles ein wildes Durcheinander. Die Luft war von Kampfgeschrei und «Schakalgeheul» erfüllt. Carl stürzte sich mit unbändigem Eifer in das Handgemenge. Jan aber rief: «Mässige dich, Carl! Du willst doch nicht etwa aus unseren Freunden Hackfleisch machen?»
Erling schüttelte sich vor Lachen. Die drei «Schakale» waren niemand anders als Henning, Holger und Jack!
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