Michael Göring - Vor der Wand

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Eine Jugend in den 1960er und 70er Jahren in einer typischen Mittelstandsfamilie, dem Rückgrat der Bundesrepublik, dem Hort der Tabus. In der Vätergeneration glimmt noch die Operetten-Idylle, bei den Jugendlichen geht es um laute Rockmusik, lange Haare, sexuelles Erwachen und viele linke Thesen. Georgs Vater gehört zur sprachlosen Generation, doch Georg bohrt und gibt keine Ruhe. Erst als sein Vater nichts mehr zu verlieren hat, öffnet er sich seinem längst erwachsenen Sohn. AUTORENPORTRÄT Michael Göring, Jahrgang 1956, ist in Westfalen aufgewachsen. Seit seinem Literaturstudium sammelt er Geschichten, hält Berichte und Szenen in Tagebüchern fest. 2011 erschien sein erster Roman Der Seiltänzer. Der Autor leitet die gemeinnützige ZEITStiftung und unterrichtet im Fach Kultur und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.

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Auf Station 8 wurde schon alles für die Nacht vorbereitet. Die rothaarige Schwester kam ihm entgegen, nicht mehr im weißen Schwesternkittel, sondern in einem braunen, engen Cordminirock, dessen Wirkung ihr offenbar bewusst war. Sie lächelte ihn an, drehte sich um und ging zum Fahrstuhl. Im knappen Rock zeichnete sich jede Bewegung ihrer Schritte ab. Erst als sie sich im Fahrstuhl zu ihm umwandte, wurde Georg bewusst, dass er sie nicht aus dem Blick gelassen hatte. Sie lächelte, er schlug die Augen nieder. Marie trug keine Miniröcke, sondern meistens Hosen.

In Vaters Zimmer empfing ihn Mutter mit lautem Vorwurf. Wo er denn gewesen sei, sie habe ihn schon vor Schwäche zusammengebrochen irgendwo in der Stadt liegen sehen, solche Sorgen habe sie sich gemacht. »Lass es gut sein, Charlotte«, sagte Vater mit klarer Stimme, gar nicht mehr elend und krank. Georg sah, dass Vaters Gesicht weniger grau wirkte als am Morgen, auch die Lippen zeigten eine Spur Röte. Seine Mutter hatte ihm die Haare akkurat zur Seite gekämmt.

Vater streckte ihm die Hand entgegen, sagte »danke« und nach einer Weile »für das Blut«.

Damit hatte Georg nicht gerechnet. Auch Charlotte war bei diesem Satz ganz ruhig geworden. Dann strahlte sie, goss Kaffee aus der roten Thermoskanne in eine jener hohen Tassen, die sie von zu Hause mitgebracht hatte, und reichte sie ihm. Während Georg den Kaffee trank, ging sie ans Fenster, wo auf der Fensterbank drei große Blumensträuße in schlichten Vasen steckten. »Hat Vater nicht wunderbare Sträuße bekommen, Georg? Der ist von Schnakel, vom Juniorchef selbst, und der gelbe dort vom alten Schnakel mit handgeschriebener Karte.«

»Ich würde gern ein paar Minuten mit Vater allein sein«, sagte Georg. Das Strahlen in Mutters Gesicht erstarb. »Habt Ihr etwa Geheimnisse vor mir?«, fragte sie und presste sich ein Lachen ab.

»Ja«, sagte sein Vater, trocken und ernst.

Machte ihm die Situation im Krankenzimmer Spaß? Vaters Augen gingen wach von Georg zu Charlotte, sein Blick hatte etwas Herausforderndes. Georg war erleichtert. Das frische Blut wirkte offensichtlich. Sicher wollte Vater jetzt selbst von ihm wissen, was denn die tatsächliche Diagnose sei. Vielleicht würde es daraufhin ein wirklich gutes, ehrliches Gespräch geben, ein Gespräch, wie sie es seit Jahren nicht mehr geführt hatten. Immer nur dieses kurze Gerede, dieser Austausch über das Nötigste, diese Belanglosigkeiten. Seit dem großen Streit damals immer nur dasselbe!

Mutter brabbelte von Undank, schließlich sei sie ja jeden Tag am Bett, aber nun komme Georg und schon solle es ein Männergespräch werden. Sie sprach »Männergespräch« so aus, als sei es etwas Unanständiges.

»Versteh doch«, sagte Vater, »ich möchte Georg endlich von meinem verborgenen Leben als Zuhälter erzählen, da wollen wir dich nicht dabei haben.« Georg musste lächeln. Vater sprach zwar leise, aber war wie ausgewechselt. Als Mutter nah vor Georg stand, zischte sie ihm zu: »Dass du mir nur nichts sagst.«

Georg stellte den Stuhl so ans Fußende des Bettes, dass sein Vater ihn ohne Anstrengung sehen konnte. Sie schauten sich still an. Georg suchte noch seinen ersten Satz, als Vater bereits begann. »Wir haben in den letzten Jahren eher wenig miteinander gesprochen«, Vater räusperte sich, »du bist ja auch immer nur kurz in Langenheim geblieben, und wenn du da warst, hattest du deine Bücher dabei, hast dich mit Roland getroffen oder dein Rad genommen und warst stundenlang unterwegs. Irgendein Bedürfnis nach einem Gespräch gab es wohl nicht. Am Anfang dachte ich, du würdest dich immer noch für diese Ringbohm-Sache schämen.«

Georg war überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass Vater das Gespräch an sich ziehen würde, und war erst recht verwundert, dass er dazu die uralte Ringbohm-Geschichte ansprach. Georg war nur auf eine Frage gefasst gewesen. Aber Vater fragte nicht nach der wirklichen Ursache seiner Krankheit, sondern legte eine Leutseligkeit an den Tag, die Georg ihm in dieser Situation nicht mehr zugetraut hatte. »Ich will dir mal die Wahrheit sagen«, Vater senkte die Stimme und flüsterte: »Ich hatte mich gefreut, als ich hörte, du hättest mit der Ringbohm am Waldsee, du weißt schon …« Vater machte eine kleine Pause, »naja, eine verheiratete Frau, drei Kinder, da tut man so etwas eigentlich nicht, aber ich mochte ihren Mann nie, diesen aufgeblasenen Herrn Doktor, und irgendwie war ich sogar erleichtert. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, wir hatten immer nur diese braven Mädchen, mit denen du Musik machtest, zu Gesicht bekommen mit ihren Geigen und Bratschen.« Vater stockte. »Und dann die Ringbohm, eine wirklich aparte Frau, eine Sauerei, sie zu verführen, aber dennoch, gratuliere. Mein Sohn, das sah ich, hatte Geschmack, auch wenn sie ja einiges älter war als du. Und er, dieser Herr Doktor Ringbohm, kommt zu Charlotte und beschimpft sie wegen deiner amourösen Abenteuer! Dieser Idiot!«

»Vater, es war gar nicht so, wie du denkst, es war nur …«, warf Georg ein, war sich aber gar nicht sicher, ob er jetzt sehr viel Energie investieren sollte, um seinem Vater zu erklären, was am Waldsee geschehen war.

»Du wärst damals nicht Hals über Kopf nach Köln abgehauen«, sagte sein Vater, »Monate, bevor dein Studium begann. Du brauchst dich auch gar nicht zu rechtfertigen für diese Flucht, das ist Jahre her und gehört wohl dazu, wenn man jung ist. Ich war auch mal achtzehn.« Vater hatte früher ein paarmal erzählt, wie er mit siebzehn oder achtzehn einer Freundin in Breslau imponieren wollte und dabei fast ertrunken wäre. Es war an einem See gewesen, irgendwo in Schlesien, der breiter war, als Vater gedacht hatte, aber er hatte dem Mädchen versprochen, er könne den ganzen See durchschwimmen. Hoffentlich würde Vater jetzt nicht diese uralte Geschichte ausgraben.

»Als ich 1939 nach Berlin kam, war ich noch keine zwanzig. Da kam zwar der Krieg, aber die Mädchen machten dennoch große Augen, wenn ich abends sang.« Vater lachte. Er wollte offenbar auf gar keinen Fall über seine Krankheit sprechen. Georg spürte, wie er anfing zu schwitzen. Wie konnte er das Gespräch auf das eigentliche Thema bringen? Sollte er Vater zwingen? Hinzu kam jetzt, dass das Bier im Haase und vor allem der viele Kaffee schon seit einigen Minuten einen kräftigen Druck ausübten und er Vater eigentlich kurz allein lassen müsste. Aber wäre es ratsam, das Gespräch in dieser Situation zu unterbrechen?

Vater erzählte von der braunhaarigen Paula, einer Berliner Fabrikantentochter, die ein eigenes Cabrio besaß, mit dem sie am Wochenende zu den Seen hinausgefahren seien. Dass sie eine ganze Gruppe waren, die sich am Müggelsee einsame Stellen suchte, wo man nackt baden konnte. Dass an fast jedem Wochenende irgendwo gesungen und getanzt wurde, bis dann der Krieg alles überschattete. Paula habe Anfang 42 Berlin verlassen, ihr Vater hatte sie zu Freunden aufs Land geschickt. In Sicherheit. Er habe sie nie wiedergesehen. Mit Helma, der alten Breslauer Freundin aus Schultagen, sei es dann allerdings enger geworden, aber 1944 sei auch das auseinandergegangen, als sie mit ihrer Mutter in den Schwarzwald ging und in Freiburg zum Arbeitsdienst musste. Und als man ihn im gleichen Jahr dann trotz der Augenprobleme doch noch eingezogen habe, stand keine Frau für ihn am Bahnhof und niemand habe geweint.

»Der Krieg und die Liebe vertragen sich nicht gut, Georg.« Vater schaute ihn direkt an und machte eine Pause.

Merkte Vater nicht, dass jetzt nicht der rechte Ort für solche Plaudereien war? Glaubte er denn wirklich an die Bandscheibengeschichte? In wenigen Minuten würde Mutter ins Krankenzimmer zurückkehren. Es sah nicht so aus, als könne er bis dahin noch den Dreh zum Gespräch über die Krankheit finden. Georg wurde nervös. Er musste jetzt dringend pinkeln. Vater war in seiner Erzählung bei Marianne angelangt, einer jungen Frau in Berlin, die Kontakte nach Babelsberg hatte. Fast hätte es geklappt und Vaters kleines Weddinger Operetten-Ensemble wäre in einem Ufa-Film aufgetreten. Vater war nicht zu bremsen hier im Krankenhaus mit einem kleinzelligen Krebs, der gern streute!

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