Verminderung des Antriebs und erhöhte Ermüdbarkeit, deutliche Müdigkeit schon nach leichten Anstrengungen.
Zusatzsymptome sind:
Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, teilweise verminderte Fähigkeit zu denken. Mit einher geht häufig die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen.
Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Betroffene zweifeln an ihren Fähigkeiten und trauen sich vieles nicht mehr zu.
Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, die in keinem Verhältnis zur Realität stehen.
Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven begleiten die Erwartungen an Ereignisse in der Zukunft. Sie sind unrealistisch negativ und pessimistisch verzerrt. Betroffene glauben auch, dass ihre depressive Störung sich nicht mehr bessern werde.
Wiederkehrende Gedanken an den Tod (nicht nur als Angst vor dem Sterben), wiederkehrende Suizidvorstellungen ohne genauen Plan, tatsächliche Selbstverletzung, Suizidversuch oder Planung eines Suizids.
Schlafstörungen, beispielsweise mit Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen oder Erwachen früh morgens. Das Schlafbedürfnis ist häufig erhöht, Betroffene fühlen sich fast immer müde.
Deutlicher Gewichtsverlust ohne Diät oder Gewichtszunahme (mehr als 5 Prozent des Körpergewichts in einem Monat). Eine Depression geht häufig mit verändertem Appetit einher. In den meisten Fällen verlieren Betroffene ihren Appetit und in der Folge Gewicht, in manchen Fällen wird der Appetit aber auch gesteigert und Betroffene nehmen deutlich an Gewicht zu.
Häufige weitere Merkmale sind u. a. ein Morgentief mit besonders schlechter Stimmung am Morgen und deutlicher Verlust des sexuellen Interesses (Libidoverlust).
Neben den in der Checkliste genannten Symptomen gibt es noch eine Reihe weiterer Anzeichen, die eine Depression begleiten können, sogenannte somatische Symptome. Dazu gehören diffuse körperliche Beschwerden wie Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen, Schwindel oder Engegefühle in der Brust, für die keine organischen Ursachen gefunden werden können. Häufig sind das sexuelle Verlangen und Interesse vermindert.
So fühlt sich eine Depression an
Auflistungen der Symptome einer Depression helfen nur bedingt, die Erkrankung wirklich zu verstehen. Sie bleibt für viele Menschen schwer greifbar. Gefühle wie Traurigkeit und Niedergeschlagenheit kennen die meisten. Fast jeder hat schon einmal eine schwere Zeit erlebt, in der er beispielsweise wegen des Todes eines nahestehenden Menschen getrauert oder sich nach dem Verlust der Arbeitsstelle, nach einer Trennung vom Partner, aufgrund einer schweren Erkrankung oder Verletzung erschöpft, niedergeschlagen und hoffnungslos gefühlt hat. Doch irgendwie ging es weiter. Irgendwoher, tief aus dem Inneren konnte man nach einer Weile wieder Kraft finden und Hoffnung schöpfen. Man wollte wieder zurück, wieder am Leben teilnehmen. Irgendwann hatte man das Tal der Traurigkeit durchschritten und es wurde wieder heller. Eine solche Erfahrung gehört zu den Höhen und Tiefen des Lebens. Das ist keine Depression!
Eine Depression ist anders. Wer noch keine Depression hatte, kann sich nur schwer vorstellen, wie sie sich anfühlt. Betroffene beschreiben häufig einen Zustand völliger Unfähigkeit, etwas zu tun. Sie fühlen sich wie hinter einer Milchglasscheibe. Alles ist zu viel und zu anstrengend, selbst für die einfachsten Tätigkeiten fehlt schlicht die Kraft. Innerlich besteht eine große Leere. Das liegt auch daran, dass die Gefühle gedämpft oder einfach nicht mehr spürbar sind. Sie fühlen sich innerlich tot, selbst die Farben verblassen.
Nichts mehr fühlen können
„Normale“ Gefühle wie Freude, zum Beispiel weil das eigene Kind eine neue Fertigkeit erlernt hat oder ein Projekt bei der Arbeit sehr erfolgreich beendet wurde, sind einfach weg. Dabei wissen die Betroffenen sehr wohl, dass jetzt der Moment wäre, in dem sie sich freuen „müssten“ (und es früher auch getan hätten). Es sind jedoch nicht nur die positiven Gefühle wie Freude oder Zuversicht, die bei einer Depression nicht mehr fühlbar sind. Betroffene fühlen sich vielmehr aller Gefühlsregungen beraubt.
Das löst bei Betroffenen häufig große Angst aus. Angst davor, nie mehr etwas fühlen zu können, aber auch Angst vor dem Versagen, zum Beispiel davor, keine gute Mutter zu sein, vor schwerwiegenden Fehlern und davor, schuldig geworden zu sein. Depressiv Erkrankte wissen, was „normal“ wäre und was sie früher konnten, geschafft haben und zu leisten in der Lage waren. Doch gerade weil sie diesen Unterschied selbst wahrnehmen, betrachten sie sich zunehmend minderwertig und verachten sich selbst dafür.
Im Kopf kreisen Gedanken, die immer die schlechteste Möglichkeit wahrscheinlich erscheinen lassen. Sie breiten sich immer mehr aus, bis sie, wie ein schwarzes Loch, alles verschlungen haben. Zurück bleibt Leere und Dunkelheit. Gute Gedanken und der Glaube an ein gutes Ende, an eine Veränderung, die Besserung bringt, gibt es nicht mehr, ebenso fehlt jegliches Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten.
Wichtiges Kriterium: Mindestens zwei Wochen
Ein entscheidendes Kriterium darf man bei der Betrachtung der Symptome einer möglichen Depression nicht aus den Augen verlieren: die Zeitspanne. Für eine Depression müssen die Symptome (mindestens) zwei Wochen anhalten. Das klingt nicht nach viel, doch viele Angehörige und auch Freunde merken die Veränderung im Wesen des Betroffenen in diesem Zeitraum schon sehr deutlich. Besonders auffällig ist das natürlich für den Partner oder andere Personen, die im selben Haushalt leben. Zwei Wochen, in denen die Partnerin oder der Vater schwer aus dem Bett kommt, zwar noch zur Arbeit geht, aber weder den Hobbys nachgeht noch Freunde trifft, sich kaum noch am Familienleben beteiligt, sind eine lange Zeit, wenn die Person vorher gesund und vielseitig interessiert war.
Verstehen und helfen
Typische Gedanken in einer Depression:„Ich bin wertlos.“ „Ich kann nicht einmal die normalsten Sachen.“ „Ich bin ein Versager.“ „Ich bin dumm, zu blöd für die Welt.“ „Jeder sieht, dass ich nichts kann.“ „Ich bin selbst schuld an meiner Situation, weil ich ein Versager bin/nichts kann/…“ Wenn Sie versuchen, sich vorzustellen, wie sich ein Mensch fühlt, für den all diese negativen Glaubenssätze zu 100 Prozent wahr sind, können Sie eine Ahnung davon bekommen, wie es Ihrem depressiven Angehörigen oder Freund gehen könnte.
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