Joe Barry - Privatdetektiv Joe Barry - Drei ohne Gnade

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Ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher Fall: Privatdetektiv Joe Barry wird in Mexico City mit einem Plastikfeuerwerk begrüßt. Er ist auf der Suche nach Isabel Escribanos, der Frau eines einflussreichen Farmers. Captain Jaimero von der örtlichen Polizei glaubt bereits zu wissen, um wen es sich bei den Entführern handelt, doch bevor nicht klar ist, weshalb die junge Frau entführt wurde, kann er unmöglich eine Großfahndung einleiten. Doch weshalb melden sich ihre Entführer nicht, um Forderungen zu stellen? Kidnapper haben es doch sonst immer ziemlich eilig damit. Joe ahnt noch nicht, dass die Antwort dieser Frage fast die Lösung des ganzen Falles ist.Fritjof Guntram heißt mit vollem Namen Fritjof Guntram Haft und ist ein deutscher Rechtswissenschaftler und Autor. 1940 in Berlin geboren, wurde Fritjof Guntram Haft 1968 mit einer Arbeit über die kybernetischen Systeme im Recht an der Justus-Liebig-Universität Gießen promoviert. 1982 habilitierte er sich an der Juristischen Fakultät der LMU München. Von 1982 bis 2005 hatte er den Lehrstuhl für Strafrecht und Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtsinformatik an der Eberhard Karls Universität Tübingen inne. Unter dem Autorennamen «Fritjof Guntram» hat Haft in den sechziger Jahren zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht, die er vorwiegend während des Jurastudiums geschrieben hat. Als Fritjof Guntram Haft hat er auch zahlreiche rechtswissenschaftliche Werke verfasst.-

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Jerry Cotton

Privatdetektiv Joe Barry

Drei ohne Gnade

SAGA Egmont

Privatdetektiv Joe Barry - Drei ohne Gnade

Copyright © 1963, 2017 Joe Barry Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

All rights reserved

ISBN: 9788711668832

1. Ebook-Auflage, 2017

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.comund Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk– a part of Egmont www.egmont.com

1. Kapitel

Der hagere Mann trug einen schmutzigweißen Anzug. Mit seinem breitkrempigen Hut und den zerschlissenen Sandalen unterschied er sich in nichts von den Tagelöhnern und Kleinbauern in Mexiko. Tiefe Linien hatten sein gebräuntes Gesicht zerfurcht; der herabhängende Schnurrbart verlieh ihm einen resignierten Ausdruck.

Er blieb auf der Veranda des kleinen Anwesens stehen und nahm seinen Hut in die Hand. Eine ältere Frau mit olivfarbenem Gesicht, das schwarze Haar in der Mitte gescheitelt, kam aus der Haustür.

„Señora“, sagte der Mann, „ich suche José Rivera. Man sagte mir, ich würde ihn hier finden!“

Die Frau stellte den Korb weg und stemmte die Arme in die Hüften.

„Wenn Sie den Tagedieb meinen, der sich seit drei Tagen hier durchfüttern läßt, unter dem Vorwand, zu arbeiten — den finden Sie auf der Koppel!“ Sie wandte sich brüsk ab und verschwand im Haus.

Der Mexikaner drehte sich um und ging über den Vorplatz. Er kam an einigen Schuppen vorbei und erreichte die Maultierkoppel. Suchend sah er sich um, dann ging er auf einen verkrüppelten Baum zu.

In den spärlichen Schatten lag ein Mann. Er hatte den Hut über das Gesicht gelegt und schien zu schlafen.

„He, Muchacho“, sagte der Mann. Er blieb stehen und wartete. Der andere rührte sich nicht. Trotzdem bestand kein Zweifel daran, daß er jetzt wach war.

Der Mexikaner kauerte sich nieder.

„Ich suche einen Mann, der mit Schußwaffen umgehen kann“, sagte er ruhig. „Man hat mich hierhergeschickt.“

Der Liegende schob den Hut soweit zurück, daß er den Ankömmling sehen konnte.

„Was wird geboten?“ erkundigte er sich.

„Eine ganze Menge. Mehr, als du hier dafür bekommst, daß du auf der faulen Haut liegst.“

„Ich bin gewissermaßen auf Urlaub hier, Amigo. Ich hatte in Mexico City Ärger mit der Polizei und entschloß mich, ein paar Wochen aufs Land zu gehen.“

Der Mann stemmte sich in die Höhe und lehnte sich mit dem Rücken gegen den dürren Baumstamm. Er war klein und schmächtig. Sein Gesicht hatte einen verschlagenen Ausdruck.

„Hier gefällt es mir gut“, fuhr er langsam fort. „Ich soll den Zaun da ausbessern und bekomme dafür zu essen.“

„Ich hatte nicht gedacht, daß der berühmte José Rivera einmal als Landarbeiter enden würde!“

Rivera gähnte.

„Du irrst, Amigo. Ich arbeite nicht.“ Er warf dem anderen einen lauernden Blick zu. „Du sprachst von einem Geschäft! Wer bist du überhaupt? Du siehst nicht so aus, als könntest du meinen Tarif bezahlen.“

„Ich heiße Enriquo“, sagte der Ankömmling ruhig. Er griff in die Hemdtasche und holte einige Bündel heraus. Es waren Banknoten, die in der Mitte durchgerissen waren.

José Rivera griff danach und blätterte sie rasch durch.

„Dreimal zweitausend Dollar! Wo sind die anderen Hälften?“

„Die bekommst du, wenn das Geschäft zum Klappen kommt. Es ist wohl unnötig, zu sagen, daß ich im Auftrage eines anderen komme. Außerdem brauchen wir noch mehr Leute. Wir brauchen jemanden, der etwas von Autos versteht und ein guter Fahrer ist, und mindestens noch einen dritten Mann.“

„Langsam, Arnigo“, sagte Rivera. „Um welches Geschäft handelt es sich?“

„Darüber sprechen wir noch. Im Augenblick handelt es sich darum, daß die richtigen Leute Zusammenkommen. Du mußt noch zwei Mann suchen. Für jeden von ihnen ist eines der Bündel gedacht.“

Rivera überlegte einen Augenblick.

„Mir wäre es lieber, ich bekäme sofort die anderen Hälften der Geldscheine. Mißtrauen ist eine schlechte Vertragsgrundlage.“

Enriquo schüttelte den Kopf.

„Nein. Erst muß ich wissen, ob du wirklich deinen Ruf verdienst.“

José Rivera griff in das Stoffbündel, das neben ihm lag, und brachte einen Revolver zum Vorschein, einen Colt mit langem Lauf. Er wies hinüber auf den Hof, der ungefähr hundert Meter entfernt lag.

„Siehst du die Hühner dort?“ Das Knallen der Waffe zerriß die Mittagsstille. Die einzelnen Explosionen folgten so schnell aufeinander, daß sie fast wie eine einzige klangen. Rivera wirbelte den Colt Zeigefinger.

„Sieh nach. Amigo! Ich habe fünf Hühnern den Hals abgeschossen — aus der Hüfte!“ Er fing die Waffe auf und richtete sie auf Enriquo.

„Und jetzt das Geld“, sagte er trocken.

Enriquo verzog keine Miene.

„Ich habe es nicht hier. Außerdem habe ich das Gefühl, daß du die längste Zeit als Landarbeiter gefaulenzt hast!“

Vom Haus her näherte sich wütend die Mexikanerin. Sie überschüttete die beiden Männer mit einem Schwall von Schimpfwörtern. Beide erhoben sich. Enriquo ging auf die Frau zu und drückte ihr einen Geldschein in die Hand.

„Das ist genug, um eine ganze Hühnerfarm zu bezahlen, Señora“, sagte er. Dann ging er, ohne sich noch einmal umzusehen, den staubigen Weg, der in die Stadt führte, hinunter.

José Rivera starrte ihm ein paar Sekunden lang nach, dann griff er nach seinem Bündel und folgte ihm.

*

In Punta trennten sie sich. Rivera quartierte sich im Hotel Cristoforo Colombo ein. Der Aufenthalt dort war von seinem unbekannten Auftraggeber im voraus bezahlt.

Enriquo hatte ihm drei Tage Zeit gelassen, um seine Partner zu suchen. Danach sollten sie genaue Instruktionen bekommen.

Rivera hatte vor, sich aus dem Geschäft sofort zurückzuziehen, wenn er die anderen Hälften der Banknoten bekommen hatte. Aber dieser gelassene Enriquo ließ sich nicht übers Ohr hauen. Nachdem er die Sache einen halben Tag überdacht hatte, kam Rivera zu dem Schluß, zunächst auf die Bedingungen einzugehen.

Er wäre zwar im Augenblick lieber untergetaucht, da in Mexico City sein Steckbrief in jeder Polizeistation hing. Andererseits war er vollkommen abgebrannt. Somit war klar, was er tun mußte.

Mit dem Nachtzug fuhr er nach Mexiko City.

Dort nahm er sich ein Taxi und fuhr auf dem kürzesten Weg in eine der engen, schmutzigen Vorstädte hinaus. Er atmete auf, als die Lichter einer Autowerkstatt aus der Dunkelheit auftauchten. Mexiko City war zur Zeit der letzte Ort, an dem er gern gewesen wäre.

Er bezahlte das Taxi und stieg aus. Durch das offene Garagentor konnte er ins Innere der Werkstatt sehen. Eir. paar Männer waren bei der Arbeit. Rivera war einen Moment unschlüssig, dann entdeckte er auf der anderen Straßenseite eine Telefonzelle. Er verschwand darin, kam nach wenigen Minuten wieder heraus und blieb ein paar Meter neben der Einfahrt im Schatten eines Torbogens stehen.

Kurz darauf schlenderte einer der Männer aus der Werkstatt. Er zündete sich eine Zigarette an und ging dann langsam die Straße hinunter.

„Holla, Compadre“, sagte Rivera und trat vor.

Der Mann blieb stehen. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.

„Sieh einer an! Ich dachte, du wärst längst tausend Meilen weg von hier!“

„War ich, José“, antwortete Rivera grinsend. „Ich hatte das Pech, bei einer gewissen Sache erkannt zu werden, während ein gewisser José Ramblas ungesehen verschwinden konnte.“

Der Mann im blauen Overall lachte. Er war mittelgroß, kräftig gebaut und hatte ein flaches Gesicht mit einem schmalen Bärtchen auf der Oberlippe.

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