1 ...8 9 10 12 13 14 ...19 »Ich verstehe, ehrwürdige Oberste.« Ruth Homer setzte ein unergründliches Lächeln auf. »Der VFB-Repräsentant wird Sie als Berater und Beobachter begleiten. Er oder sie wird keine Autorität über Ihre Truppen auf Wayside V haben, solange Sie sich an die Bedingungen des Kontrakts halten. Er wird jedoch in Begleitung einer Kompanie draconischer Soldaten reisen, um Ihnen auf jede mögliche Art zur Seite zu stehen.«
Stirling zog die linke Augenbraue hoch und lehnte sich vor. »Für mich hat sich das nach einem Zugeständnis angehört.«
»So ist es«, bestätigte Horner. »Solange Sie mit dem Angebot des ursprünglichen Kontraktvorschlags einverstanden sind.« An ihrem Tonfall war zu erkennen, dass sie keine weiteren Verhandlungen wünschte.
»Der Preis war zu keiner Zeit ein Thema, Sho-sa«, erwiderte Oberst Cochraine. »Sie werden feststellen, dass den Highlanders Selbständigkeit wichtiger ist als Geld. Wir haben unsere eigenen Beweggründe für den Kampf. In diesem Fall erkennen auch wir, dass die Clans eine klare Bedrohung für unsere Heimatwelt darstellen. Nicht akut, aber in Zukunft.«
»Darf ich dann fragen, wie der nächste Schritt zu Ihrer Annahme des Kontrakts aussieht?«
»Eine schnelle Abstimmung, in Wahrheit nur eine Formalität. Da wir vier alle eine Annahme befürworten, könnte nur eine einstimmige Ablehnung durch die Versammlung den Kontrakt noch kippen. Und die wird es nicht geben.«
»Ausgezeichnet. Welche Regimenter haben Sie für den Einsatz ausgesucht, damit ich weiß, was ich in die endgültige Version des Kontraktdokuments einsetzen muss?«
»Stirling‘s Fusiliers werden den Angriff anführen«, teilte Oberst Senn ihr mit. »Das Befehlsbataillon von MacLeods Highlanders wird ihnen 36 Tage später als Entsatz- und Garnisonseinheit folgen. Stirling wird sich um diesen Garnisonssternhaufen kümmern, der dort Wache schieben soll, und MacLeods Leute werden bei Bedarf bei den Aufräumarbeiten helfen - ansonsten können sie die Fusiliers ablösen und auf den Heimweg schicken. Diese Nebelparder dürften dem, was wir ihnen entgegenwerfen, kaum gewachsen sein.«
4
Das Fort, Tara, Northwind
Chaos-Marken
14. Mai 3058
Major Kurt Blakadar, kommandierender Offizier des 2. Bataillons der Fusiliers, der Black Adders, betrat Lorens Büro als erster. Er war hoch aufgeschossen und trug das hellbraune Haar in einem Bürstenschnitt, der half, sein wahres Alter zu verbergen. Außerhalb des Mechcockpits trug er eine Lesebrille, so auch jetzt zu der von Loren einberufenen Offiziersbesprechung.
Blakadar ignorierte Kapitän Colin Lovat, der am hinteren Ende des kleinen Konferenztisches saß. Colins kurz zuvor erfolgte Beförderung zum Nachrichtenoffizier war in den Augen der älteren Stabsoffiziere eine ebenso unerwünschte Veränderung wie die des ChefTechs.
Loren versuchte, es zu übergehen und sich auf die an stehende Aufgabe zu konzentrieren. Mitch und Colin waren beide gute Offiziere. Sie ließen sich nicht auf Intrigen und Ränkespiele ein. Sie beherrschten ihr Metier. Wenn Blakadar und Craig wirklich etwas an den Fusiliers lag, warum blieben sie dann auf eingefahrenen Gleisen und handhabten alles so wie gehabt?
Er setzte sich an seinen üblichen Platz, als Major Cullen Craig ins Zimmer trat. Cullen war viel kleiner und breitschultriger als die beiden anderen Majore. Der Kommandeur des 3. Bataillons strahlte eine fast greifbare Arroganz aus. Er sah Blakadar offen in die Augen und lächelte dünn, wie über einen Witz, den nur sie beide kannten. Loren wusste, dass diese kleine Szene für ihn arrangiert war, aber was ihn betraf, mochten die beiden ruhig noch ein paar Sekunden glauben, die Oberhand zu haben. Sie würden sehr schnell herausfinden, dass unter seinem Befehl kein Platz für machtpolitische Spielchen war. Es wurde Zeit, sie an Rang und Position, Ehre und Pflicht zu erinnern.
»Ich gehe davon aus, dass Sie beide meine Reorganisations- und Gefechtspläne durchgesehen haben.«
Kurt Blakadar sah zuerst zu Mitch Fraser, dann zu Loren, dann zuckte sein Kopf zu Major Craig herum, auf dessen Gesicht derselbe entgeisterte Ausdruck stand.
»Major, ich gehe davon aus, dass Sie unseren ChefTech entlassen, bevor wir mit der Besprechung beginnen?«
Loren schüttelte den Kopf. »Nein, Major. Kapitän Fraser wird dieser Besprechung beiwohnen.«
»Sir«, unterbrach Craig. »Mitglieder des technischen Stabs haben noch nie an unseren Stabsbesprechungen teilgenommen. Ich weiß, Sie arbeiten sich noch ein, das konnten Sie nicht wissen.«
»Tatsächlich bin ich mir dessen absolut bewusst«, stellte Loren gleichmütig fest. »Ich habe mich entschlossen, Kapitän Fraser zu dieser Besprechung hinzu zu ziehen, weil sie in enger Beziehung zu den Leistungen seiner Leute steht.« Die beiden Majore warfen sich einen schnellen Blick zu, sagten aber nichts.
»Also dann, wie sieht es mit dem BattleMech-Umverteilungsplan aus? Gibt es irgendwelche Punkte, die wir diskutieren sollten, bevor wir die Startvorbereitungsphase einleiten?« Loren und sein ChefTech hatten bis in die frühen Morgenstunden an der Umverteilung gearbeitet. Der Plan stammte von Loren, aber Mitch war derjenige, der ihn auf dem Papier und in der Wirklichkeit umsetzen musste.
Wieder ergriff Craig das Wort und rückte dabei seine Brille zurecht. »Bei allem Respekt, Major Jaffray, aber Blacky und ich finden es nicht ratsam, gerade jetzt neue Mechs zuzuteilen. Manche unserer Leute werden keine Zeit haben, sich mit ihren neuen Maschinen vertraut zu machen. Wir würden vorschlagen, statt dessen ein paar der zusätzlichen Feldwartungseinheiten aus den Landungsschiffen zu nehmen und den gewonnenen Laderaum mit zusätzlicher Munition zu füllen. Damit würden wir Oberst Stirlings Vorgaben gemäß Ihres Berichts ebenfalls erfüllen, und würden uns das ganze Hin und Her mit der Ausrüstung sparen.«
Eine lange Pause folgte. Loren stand auf und wanderte durch das Zimmer, umkreiste den Tisch wie ein Raubvogel auf der Suche nach Beute. »Kapitän Fraser, Sie haben die vorgeschlagenen Zuteilungen durchgesehen. Stellen die notwendigen Arbeiten den technischen Stab vor irgendwelche Schwierigkeiten?«
Mitch Fraser stützte sich auf die Ellbogen, die Hände über den zurückweichenden Haaransatz gelegt, und studierte den vor ihm liegenden Bericht. Der Ausdruck war mit zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen versehen. »Ich empfehle eine Reihe von Veränderungen. Insbesondere den Einsatz von sprungfähigen Mechs. Den taktischen Infodaten zufolge, die Sie mir über die Clans geliefert haben, scheinen sie sprungfähige Mechs nicht sonderlich zu mögen. Wenn wir ein paar zusätzliche Maschinen dieser Art aufstellen, könnte uns das helfen.«
Er reichte Loren den Bericht, der ihn durchsah und die Daten in aller Ruhe überdachte. »Ausgezeichnete Analyse, Mitch. Sie werden feststellen, dass Oberst Stirling und ich das bereits berücksichtigt haben. In den meisten dieser Fälle werden wir sprungfähige Mechs einsetzen, deren Waffen nicht munitions-, sondern energiegestützt arbeiten, oder die eine geringere Tonnage haben.«
Loren wusste, welches Risiko sie eingingen, wenn sie ihre Mechs nicht austauschten. Wayside V war eine Welt ohne Zugang zu Munitionsnachschub. Hinzu kam, dass die Parder traditionell kaum sprungfähige Mechs besaßen. Wir brauchen die Springer für die taktischen Gefechte, und die Mechs mit Energiewaffen, um gegen die Parder durchzuhalten.
»Lassen wir unseren Nachrichtendienstoffizier Ihre Empfehlungen auch durchsehen.« Loren reichte den Bogen an Kapitän Lovat, der die Liste mit seinem Material verglich.
Cullen Craig schnaubte wütend. »Major Jaffray, ich habe den Eindruck, Sie sind sich über die Bedeutung meines Einwandes nicht im Klaren. Schon die Durchführung dieser Mechumverteilung wird unsere Möglichkeiten über Gebühr belasten.«
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