Hanna Schott - Matomora Matomora

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Elf Jahre alt ist Matomora, als er zum ersten Mal Weiße sieht. Er ist Internatsschüler in Tansania, kommt aus einer muslimischen Familie, Eltern und Geschwister leben polygam, er ist der Einzige, der lesen und schreiben kann. Matomora ist fasziniert von den Fremden und verfolgt von nun an ihre Spur. Die Weißen sind deutsche Missionare, und sie fördern Matomora nach Kräften. Doch was wie eine Bilderbuchgeschichte beginnt, endet in einer großen Enttäuschung – jedenfalls für die Missionare. Der begabte junge Mann und frisch bekehrte Christ wird als Medizinstudent in Köln zu einem echten 68er. Er engagiert sich für afrikanische Befreiungsbewegungen und fühlt eine Berufung, die mit dem, was seine Förderer von ihm erwarten, nicht mehr in Einklang zu bringen ist. Auf verschlungenen Wegen wird er dennoch oder gerade deshalb zu einer Figur, die das Leben Tausender im südlichen Tansania nachhaltig verändert. Und das zusammen mit einem Kölner Studienfreund, der wie er manche Utopie hinter sich gelassen hat, ohne seine Ideale zu verraten. Eine Geschichte vom Suchen und Finden des eigenen Wegs, von Berufung und Zweifel, von großen Hoffnungen und vorläufigen Enttäuschungen. Ein Buch, das Mut macht, groß zu denken und im alltäglichen Kleinen den langen Atem zu bewahren.

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Dieses Buch als E-Book: ISBN 978-3-86256-705-8

Dieses Buch in gedruckter Form: ISBN 978-3-86256-033-2,

Bestell-Nummer 590 033

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über www.d-nb.deabrufbar

Lektorat: Lukas Baumann Korrektorat: Andrea Seitz Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson Umschlagbilder und Bilder im Innenteil (soweit nicht anders angegeben): Privat; Dr. Fred Heimbach, Leichlingen; wortundtat, Essen Satz: Neufeld Verlag

© 2012 Neufeld Verlag Schwarzenfeld

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung des Verlages

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Hanna Schott

Matomora

Matomora

Der längste Umweg führt nach Hause

Inhalt Vorwortvon Dr HeinzHo - фото 1 Inhalt Vorwortvon Dr HeinzHorst Deichmann 1 Ein Januartag 2 Der kleine - фото 2 Inhalt Vorwortvon Dr HeinzHorst Deichmann 1 Ein Januartag 2 Der kleine - фото 3

Inhalt

Vorwortvon Dr. Heinz-Horst Deichmann

1. Ein Januartag

2. Der kleine Herr

3. Primus

4. Was wollen die Weißen?

5. Forschungen

6. Mehr als Wasser

7. Aufbruch

8. Umwege

9. Achtundsechzig

10. Glaube und Politik?

11. Zwischenbilanz

12. Wege und Weichen

13. Matemanga

14. Das Busch-Werk

15. KIUMA

Was ist wortundtat ?

Zur Autorin

Vorwort von

Dr. Heinz-Horst Deichmann

Wie alt muss man sein, damit man Gegenstand einer Biografie wird? Siebzig Jahre? Achtzig? Oder ist es vielleicht noch besser, man ist bereits verstorben, damit dem Biografen und den Lesern ein abschließendes Urteil möglich ist? Sonst passiert es womöglich, dass die letzten Jahre gar nicht zur eigenen Biografie »passen« ...

Jüngere Vorwortschreiber würden an diese Stelle ein Smiley setzen, aber ich bin Mitte achtzig, und das Buch, das meine eigene Lebensgeschichte erzählt, ist schon wieder ein paar Jahre alt. Es ist zu meinem achtzigsten Geburtstag erschienen. Da war mein Leben noch nicht abgeschlossen, aber es war doch ein guter Zeitpunkt, um dankbar und manchmal auch staunend zurückzublicken.

Das Leben von meinem Freund Dr. Matomora Matomora, dessen Geschichte im vorliegenden Buch erzählt wird, ist noch weniger abgeschlossen, schließlich ist er fast zwanzig Jahre jünger als ich. Dennoch gibt es viele Gründe zurückzublicken – und Grund genug zu staunen. Da ist ein junger Mann, der sehr früh ahnt, dass er zu einer besonderen Aufgabe berufen ist. Und dann beginnt doch ein verschlungener Weg voller Hindernisse und Umwege. Die Berufung scheint so klar, aber zu seinem eigentlich Beruf wird sie erst, als er fünfzig Jahre alt ist. Seine Lebensaufgabe findet er zusammen mit einem Studienfreund aus längst vergangenen Tagen. Beide waren in jungen Jahren Utopisten. Als sie die eine große Aufgabe ihres Lebens in Angriff nehmen, sind sie das nicht mehr, aber sie haben dennoch eine Vision, sie folgen einem Ruf. Und die vielen Jahre, die scheinbar mit Umwegen vergangen sind, haben sie Geduld gelehrt. Ein großer Schatz angesichts der Aufgabe, der sie sich nun stellen.

Ich glaube an Gottes Führung. Und ich freue mich, dass ich in dem Leben, das hier erzählt wird, etwas dazu beitragen konnte, dass ein Mensch es gewagt hat, sich Gottes Führung anzuvertrauen. Mit KIUMA ist in Südtansania ein Ort der Hoffnung entstanden. Er ist alles andere als perfekt, und er leidet unter vielen Beschränkungen, die die Verhältnisse in Afrika seinen Bewohnern immer noch auferlegen. Als Arzt, der ich genau wie Matomora von meiner Ausbildung her bin, nehme ich ein Beispiel aus dem medizinischen Bereich: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass sich je 20 Ärzte um 100 000 Einwohner kümmern sollten. In Tansania sind es gerade einmal zwei Ärzte für 100 000 Bürger. Aber im KIUMA-Krankenhaus arbeiten derzeit immerhin drei Ärzte. Das und vieles andere in KIUMA ist ein Segen für die ganze Region.

Ein Buch wie dieses kann eigentlich nie fertig sein. Die Wörter »fertig« und »Matomora« passen ohnehin nicht gut zusammen. Während ich dieses Vorwort schreibe, gibt es in KIUMA schon wieder neue Entwicklungen, und bis das Buch erscheint, wird sich, das ist sicher, auch wieder etwas Neues getan haben.

Als Vorsitzender von wortundtat lege ich dieses Buch dennoch mit Freude in die Hände aller, die sich gern lesend auf ein »fremdes« Schicksal einlassen. Aber was heißt schon »fremd« in einer bis in den hintersten Winkel globalisierten Welt? Und gibt es überhaupt »Fremdes«, also Dinge, die mich nichts angehen, in der weltumspannenden Gemeinschaft der christlichen Kirche? Ich meine: nein. Und dass das so ist, empfinde ich nicht in erster Linie als Aufgabe oder gar als Last, sondern als eine große Freude, die meinen Lebensweg entscheidend geprägt hat, auch und gerade in all den Jahren, die ich Dr. Matomora begleiten durfte.

Dass Sie beim Lesen diese Freude entdecken, wünscht Ihnen

Heinz-Horst Deichmann

KAPITEL 1

Ein Januartag

Die Flughafentoilette war eng. Um sich hier umzuziehen, musste man wendig sein. Matomora war alles andere als dick, aber mit der Tasche vor dem Bauch konnte er sich kaum drehen. Zwei Paar lange Unterhosen waren darin und eine zusätzliche Stoffhose, eine besonders weite, die er gleich über beide Unterhosen streifen würde – und über die Hose, die er schon anhatte.

Er hängte die Tasche an die Türklinke und zog die Schuhe aus. Der Boden war warm. Noch einen kleinen Moment wollte er dieses Gefühl genießen, wenn schon nicht barfuß, dann wenigstens in Socken. Außerhalb des Flughafengebäudes, in Bengasi, waren es sicher dreißig Grad oder mehr. Auf unbestimmte Zeit war dies hier sein Abschied von der vertrauten Wärme. Bald würde er über dem Mittelmeer sein, und dann, in wenigen Stunden, würde sie ihm entgegenschlagen, die brutale Kälte, von der Frau Dr. Stein gesprochen hatte. Besser jetzt ein bisschen schwitzen, als gleich bei der Ankunft in Europa erfrieren.

Matomora nahm die leere Tasche und verließ die Zelle. Vierlagig gegen das feindliche Klima geschützt, ging er ein wenig breitbeiniger als zuvor auf das Gate zu. Mit seinen fast zwei Metern Körpergröße wirkte er von ferne wie ein junger schwarzer Seemann, der bereit war, allem zu trotzen, was ihm begegnen würde.

Dar es Salaam – Nairobi.

Nairobi – Entebbe.

Entebbe – Bengasi.

Bengasi – London.

London – Köln.

Wer 1966 von Tansania nach Deutschland reiste, war Tage und Nächte unterwegs, musste unzählige Male Pass und Visum vorzeigen, schlief auf dieser Bank eine Stunde und auf jener eine halbe. Und wenn er endlich am Ziel war, heilfroh und überglücklich, es trotz aller Hindernisse geschafft zu haben, dann hatte er eine Ahnung davon, wie unfassbar groß die Welt sein musste. Dass man dieselbe Welt schon wenige Jahrzehnte später als globales Dorf bezeichnen würde ... schlicht unvorstellbar.

Frau Dr. Stein hatte es gut gemeint, aber England lag auch in den sechziger Jahren schon am Golfstrom, und deshalb riss sich Matomora in einer Londoner Flughafentoilette endlich drei der vier Lagen wieder vom Leib. Bis hierhin hatte er es geschafft. Vielleicht war das mit der europäischen Kälte ja auch nur ein Märchen, mit dem man unerfahrenen Afrikanern Angst machen wollte.

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