»Ist er nicht unglaublich schön?«, schwärmte Rochelle und war schon dabei, die imposante Brustmuskulatur des Mannes und sein perfekt definiertes Sixpack mit ihren rastlosen Fingern zu erkunden.
Nein, ist er nicht, hätte Marci am liebsten erwidert, obwohl sie sich seiner erotischen Ausstrahlung nicht entziehen konnte. Aber genauer betrachtet wirkte der Kerl eher beängstigend auf sie. Sein markantes Gesicht und der starre Blick seiner Augen signalisierten aller Perfektion zum Trotz skrupellose Entschlossenheit. Wenigstens sein weicher Mund wirkte entspannt, was für Marci den dominanten Gesamteindruck ein wenig relativierte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen solchen Robot gesehen. Er unterschied sich in fast nichts von einem echten Mann. Wenn man von seinen außergewöhnlichen Muskelbergen einmal absah, die um einiges imposanter wirkten, als die der meisten menschlichen Kerle. Die Vorstellung, was dieser Robot mit einem Menschen anstellen konnte, wenn sein Besitzer die Kontrolle verlor, ließ sie frösteln. Sie erschrak regelrecht, als er plötzlich mehrmals blinzelte, wahrscheinlich um seine Augäpfel erneut mit künstlicher Tränenflüssigkeit zu benetzen.
Zu Marcis Erstaunen ließ er keinerlei Emotionen erkennen, als Rochelles rastlose Hände weiter über seine unbehaarte Brust nach unten wanderten. Vorbei an den schmalen Hüften, bis hin zu seinem muskulösen Gesäß und den strammen Oberschenkeln, wo sie einen Moment lang verweilte und nach einem Augenblick des Zögerns über sein stattliches Glied streichelte, das sich trotz seiner erstaunlichen Größe in einem entspannten Zustand befand. Anschließend berührte sie federleicht die dazu gehörigen Hoden, bei denen die Konstrukteure anscheinend beabsichtigt – wie bei dem Rest – auf jegliche Schambehaarung verzichtet hatten. Während Rochelle sich über ihre neue Errungenschaft restlos begeisterte, wirkte der Robot vollkommen unbeeindruckt.
»Hat er auch einen Namen?«, fragte Marci unbedarft, die sich nicht vorstellen konnte, wie man einen solchen Kerl ansprechen sollte.
»Das ist Rob 007», stellte Rochelle ihn mit einem albernen Kichern vor. »Aber ich denke, ich werde ihn Robby nennen.« Wieder kicherte sie und setzte eine betont unschuldige Miene auf, was Marci beinahe belustigt hätte, wenn der kühle Gesichtsausdruck des Robots ihr nicht so unberechenbar erschienen wäre. Ihn schien es nicht zu interessieren, wie sie ihn nannte, noch zeigte er seinerseits auch nur einen Funken Sympathie für seine neue Besitzerin.
»Denken Sie wirklich, Robby ist der passende Name für einen solchen Koloss?«, fragte Marci mit einem nicht zu überhörenden Zweifel in der Stimme.
»Das ist ja das Schöne«, frohlockte Rochelle und gab Mr. Perfect einen abschließenden Klapps auf den knackigen Po. »Ich kann zu ihm sagen was ich will und ich kann mit ihm anstellen, was mir beliebt. Welcher Mann würde das zulassen?«
»Ich weiß nicht…«, antwortete Marci zögernd, während sie ein letztes Mal die unberechenbaren Züge des Robots nach einem Zeichen des Widerspruchs erforschte.
»Hast du eine Ahnung warum dieses Prachtstück in meiner Empfangshalle steht?« Rochelle sah sie herausfordernd an.
Marci musste sich erst sammeln, bevor sie zu einer Antwort fähig war.
»Ich kann’s mir zumindest denken«, antwortete sie immer noch ungläubig, »wenn Sie ihn als Mann für gewisse Stunden bezeichnen.«
Auch wenn der Typ für Marcis Geschmack nichts an sich hatte, was ihr Will ersetzen würde, konnte sie Rochelle gut verstehen. So wie er dastand, war er unglaublich sexy und sie war bestimmt nicht die einzige Frau, die sich von seiner maskulinen Erscheinung mehr als angezogen fühlte.
»Er ist ein Sexroboter«, klärte Rochelle sie mit einer geradezu diebischen Freude auf, die so gar nicht zu ihrer üblichen Souveränität passte, mit der sie alles und jedes durchdachte. »Die neuste Innovation von »Copter Robot Unlimited«. Ein ausgemusterter Kriegsroboter, komplett überholt und ausgestattet mit dem neusten emotionalen Programm«, erläuterte sie Marci und wechselte übergangslos in ihren üblichen Geschäftsmodus. »Ich habe Tanaka ein paar Entwürfe vorgelegt und er hat mir diesen fantastischen Kerl erschaffen. Gemeinsam haben wir die Idee verwirklicht, ausgemusterte Kriegsroboter in unseren Labors zu überholen und sie in sogenannte Escort Begleiter umzuprogrammieren. Fast vollkommene männliche Geschöpfe, die einer Frau jeden Wunsch von den Augen ablesen und sie gleichzeitig im Alltag beschützen. Um diesen langgehegten Traum zu verwirklichen benötigte Tanaka einen Schlüsselcode, den ich von Monty sozusagen als Trostpreis zur Abfindung erhalten habe. Er meinte damals, damit nichts anfangen zu können, weil seine Kriegsroboter keine Emotionen benötigen, um ihren Überlebensinstinkt zu aktivieren. Dr. Tanaka hingegen kann mit der für Monty nutzlosen Erweiterung jene emotionalen Hirnareale in einem Kriegsroboter aktivieren, die bei der originären Produktion unterdrückt werden, wie Empathie, Fürsorge und sexuelle Erregung. Wenn erst all diese unbefriedigten, gelangweilten Businessfrauen, einen solchen Kerl im Bett haben wollen, haben wir es geschafft. Dieser Typ ist garantiert mehr wert als jeder Kriegsrobot und wie Tanaka sagte, ersetzt er nebenbei den Bodyguard, putzt, kocht und organsiert den Garten. Ich bin sicher, das wird ein Bombengeschäft. In einem Jahr werde ich mehr Credits machen, als Monty es mit seinen Blechsoldaten je könnte. Zumal seine Geschäfte ohnehin nicht mehr so gut laufen wie früher, weil der Regierung das Geld ausgeht.«
Während Marci innerlich vor Schreck erstarrte, weil sich ihre schlimmsten Befürchtungen mit einem putzenden Robo Lover zu bewahrheiten schienen, grinste Rochelle ihr übermütig ins Gesicht.
»Ich habe Dr. Tanaka versprochen, das erste Exemplar gleich selbst zu testen und ihm noch am selben Tag einen Bericht zu schicken«, fügte Rochelle unnötigerweise hinzu. »Falls mich jemand sucht, sag ihm, ich bin bis zum Lunch nicht zu erreichen. Mal sehen, ob Rob 007 hält, was CRU seinen Kunden verspricht. Wenn ich mit ihm fertig bin und du noch da sein solltest, stelle ich dir gerne mein Schlafzimmer zur Verfügung. Dein Mann ist doch schon eine ganze Weile weg und ich bin sicher, auch du wirst deinen Spaß mit dem gut bestückten Robot haben. Je mehr Erfahrungswerte ich CRU liefern kann, umso besser. Das ist ja das Schöne an diesen Maschinen«, plapperte sie amüsiert weiter, »sie machen keinen Unterschied, in wen sie ihre leistungsfähigen Schwänze stecken. Sie können immer, überall und mit jeder und jedem. Das behauptet Dr. Tanaka zumindest nach den ersten Testläufen, wobei er bestimmt meinen gewaltigen Appetit auf einen solchen Kerl nach fast einem Jahr Abstinenz nicht berücksichtigt hat.« Mit einem süffisanten Lächeln gab sie dem Robot ein Zeichen, dass er ihr folgen solle. »Du entschuldigst mich«, sagte sie zu Marci, der es bei dem Gedanken, ihren Job womöglich schon bald an diesen »Mister Alleskönner« zu verlieren, eiskalt den Rücken hinunterlief.
Mit dem zufriedenen Grinsen einer Katze, der man ein feines Fischfilet vor die Nase setzt, machte sich Rochelle schließlich auf den Weg in ihr Schlafzimmer. Der Robot setzte sich ohne Widerstand in Bewegung, um ihr zu folgen. Aber Marci hätte ihren Hintern darauf verwetten mögen, dass er ihr im Vorbeigehen geradezu verschwörerisch zugezwinkert hatte. Entsprechend ungläubig starrte sie den beiden hinterher. Sie erwachte erst wieder aus ihrer Trance, als sich im Obergeschoss die Tür von Rochelles Schlafzimmer mit einem leisen Summen öffnete und gleich danach wieder schloss, nachdem die beiden dahinter verschwunden waren.
Obwohl Marci von Natur aus nicht besonders neugierig war, hätte sie Rochelle am liebsten hinterherspioniert und an der Tür gehorcht, ob ihre Erwartungen in den Robot auch nur ansatzweise befriedigt wurden. Oder ob die Sache in Wahrheit eine vollkommen andere Wendung nahm. Denn irgendwie war ihr der zwinkernde Robot suspekt. Aber sämtliche Räume in dieser Villa waren hermetisch abgeriegelt und fungierten im Notfall als sogenannte Panic Rooms, die man nur mit einem ganz bestimmten Passwort öffnen konnte, das Marci selbstverständlich nicht kannte. Obgleich in dieser Gegend so gut wie noch nie jemand entführt oder überfallen worden war, weil die Schutzvorkehrungen in diesen Häusern so unüberwindlich waren, wie die Mauern von Fort Knox, setzte man in Rochelles Kreisen lieber auf Nummer Sicher.
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