Martina André
Robolove #2 - Operation: Copper Blood
Für Rosie
Robolove #2 - Operation: Copper Blood Copyright © 2019, 2019 Martina André und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726236293
Coverbild / Illustration: Shutterstock
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.
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RoboLOVE: Operation Copper Blood
Personen, Namen und Ereignisse in diesem Roman sind frei erfunden und entspringen der Fantasie des Autors und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt. Ereignisse in der Story, zumal in Verbindung mit tatsächlich vorhandenen Orten und Organisationen, haben keinen Bezug zu wahren Begebenheiten.
Prolog – Ewige Schuld
Kapitel 1 – Ein ganzer Kerl
Kapitel 2 – Emma
Kapitel 3 – Partygirl
Kapitel 4 – Gebrochenes Herz
Kapitel 5 – Copper Blood
Kapitel 6 – Familienbande
We’re born alone, we live alone, we die alone. Only through our love and friendship can we create the illusion for the moment that we’re not alone.
(Orson Welles)
Ewige Schuld
Februar 2056 Panamerikamische Staaten/Killingfields
»Gottverflucht, Rachel!«, brüllte Lennox aus knapp zweihundert Yards Entfernung, als er sah, wie die Situation eskalierte. »Gib den Idioten endlich die verdammte Tasche!«
Er hatte seine heißbegehrte Position an der Essensausgabe der Sozialstation längst aufgegeben und rannte so schnell er konnte zu seiner Frau, die im Schatten einer Mauer auf ihn gewartet hatte. Doch sie war zu weit weg, als dass er auf der Stelle hätte eingreifen können.
In einer trainierten Routine fasste er an seine rechte Seite und vermisste seine Pistole, die er dort noch Wochen zuvor in einem Holster getragen hatte. Aber mit seiner Entlassung als Cop hatte er sie an seine Dienststelle zurückgeben müssen und Privatpersonen war es in Detroit bei Strafe verboten, eine Waffe zu tragen.
»Verdammt!«, fluchte er, während Rachel ihren Rucksack weiterhin mit einem Arm umklammerte, als ob er ihr Leben wäre. Mit dem anderen Arm holte sie aus und schlug einem der Angreifer mit der Faust so hart ins Gesicht, dass er fluchend zurücktaumelte und sich die blutende Nase hielt.
Lennox wusste, dass Rachel selbst dann noch kämpfte, wenn der Sieg aussichtslos war. Aber diese Kerle würden nicht aufgeben, so viel war klar.
Die Angreifer bemerkten Lennox erst, als er fast bei ihnen war. In Panik zückte einer der Vermummten eine altmodische Pistole. Doch er schoss nicht auf ihn, sondern auf Rachel.
Lennox erinnerte sich nicht mehr, ob es der Schuss gewesen war oder das Aufblitzen des Feuers, das seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt hatte. Er sah immer nur das Bild vor Augen: wie Rachel fiel – in Zeitlupe – mit einem großen blutigen Loch in der Brust. Das lange schwarze Haar folgte ihrem sterbenden Körper wie eine wehende Fahne im Wind.
Einer der Kerle entriss ihr, kaum dass sie am Boden lag, den Rucksack und rannte mit den restlichen Typen davon.
Als Lennox endlich auf dem heißen Asphalt neben ihr kniete und vergeblich versuchte, die Wunde in ihrer Brust mit bloßen Händen zu schließen, schaute sie ihn aus ihren großen, gebrochenen Augen an, als ob sie nicht glauben konnte, was soeben passiert war.
Er schrie ihren Namen. Doch sie antwortete nicht. Stattdessen hörte er laut und deutlich seine innere Stimme: Sie ist tot, Len. Verdammt nochmal, sie ist tot .
Drei Monate später …
Hastig schlang Lennox seinen Bohnenschotenbrei in sich hinein, obwohl das Zeug genauso geschmacklos war wie das Insektenmehl, das Ed ihm gewöhnlich servierte und von dem er behauptete, es würde seine Muskeln eher stählen als Fleisch. Aber er musste etwas essen, sonst konnte er bei den Boxkämpfen, mit denen er sich nach Rachels Tod regelrecht selbst bestrafte, nicht bestehen.
Ed Pakorski, ein glatzköpfiger Endfünfziger mit einer mehrfach gelifteten Visage, die ihn aussehen ließ wie ein Alien aus der Area 51, stand hinter ihm und mahnte zur Eile. Er hatte Lennox nach Rachels Tod unter einer Brücke in Detroit aufgelesen und – obwohl er zu diesem Zeitpunkt ziemlich abgemagert gewesen war – sofort sein Potential als Boxer erkannt. Lennox war Mitte Zwanzig, über Eins Neunzig groß, Linkshänder und seine Arme hatten eine außergewöhnliche Reichweite. »Mit ein paar Proteinen mache ich wieder einen richtigen Kerl aus dir«, hatte Ed ihn bequatscht und ihm nicht nur eine trockene Bleibe in seinem Apartment versprochen, sondern auch einen Job als Streetfighter in seinem Club, in dem er hauptsächlich Menschen gegen Maschinen antreten ließ. Lennox, dessen Ersparnisse inzwischen vollkommen aufgebraucht waren, hatte nicht lange überlegt und zugestimmt. Pakorski, der früher mal eine große Nummer im Drogengeschäft von Detroit gewesen war, betrieb seinen »Club« im Kellergeschoss eines abbruchreifen Industriegebäudes, wo er die illegalen Schaukämpfe organisierte und ein ebenso illegales Wettbüro betrieb, in dem die Zuschauer ihre letzten Credits auf den Ausgang eines Kampfes setzen konnten.
Am liebsten sahen die Leute, wenn Lennox gegen ausrangierte Robocops antrat und sie spektakulär in ihre Einzelteile zerlegte. Er selbst hatte nichts dagegen, diesen tumben Blechbüchsen das ausdruckslose Gesicht zu polieren. Schließlich hatten sie ihn nicht nur um seine Anstellung als Polizist gebracht, sondern in seinen Augen auch Rachels Tod zu verantworten. Außerdem waren sie schuld, dass er nun halbnackt in dieser heruntergekommenen Küche saß.
»Komm her, Len.« Ed gab ihm einen Wink. »Hol dir deinen Schuss ab, Schätzchen. In einer halben Stunde geht’s los. Dann solltest du aggressiv genug sein, um sämtliche Gegner des Abends auf ihren lang verdienten Schrotthaufen zu schicken.«
»Ja doch«, brummte Lennox und genehmigte sich noch einen Schluck Whisky. Das Einzige, was ihn in dieser Hölle halbwegs bei Laune hielt.
Sein Kopf dröhnte und der Magen rebellierte. Dazu schmerzten die unzähligen Blessuren vom Vortag, die trotz eingesetzter Nanotechnik noch nicht restlos verheilt waren.
Ed erledigte das übliche Doping mit der Gelassenheit einer Krankenschwester, indem er eine unscheinbare Impfpistole mit grüner Flüssigkeit aus einer Ampulle aufzog und ihn aufforderte, am Tisch Platz zu nehmen.
»Der Stoff ist gut«, bemerkte Ed beiläufig, als Lennox sich nur mit Shorts bekleidet verkehrt herum auf einen Küchenstuhl hockte und ihm mit einem kehligen Knurren seine ungeschützte Halsvene darbot.
Ohne lange zu fackeln, setzte Ed die Injektionspistole an die pulsierende Ader und jagte ihm das grüne Teufelszeug mit einem Zischen in den malträtierten Körper. »Kommt direkt aus der Hexenküche von Raphael Salazar«, schwärmte Ed regelrecht. »Hat mich eine schöne Stange Geld gekostet. Angeblich spritzen sie das Zeug irgendwelchen menschlichen Söldnern, die im Krieg gegen die Robots eingesetzt werden.«
»Was redest du da für eine gequirlte Scheiße«, raunte Lennox durch seine zusammengebissenen Zähne, weil die Einstichstelle nach der Injektion noch eine Weile wie verrückt brannte. »Seit wann kämpfen Menschen an der Front? Die würden keinen Tag lang überleben. Du kannst die dortigen Kampfroboter nicht mit den Blecheimern vergleichen, gegen die ich in deinem verlausten Keller antrete.«
»Ich habe es aus einer sicheren Quelle«, murmelte Ed verschwörerisch, während er Lennox mit einem zerfetzten Handtuch das Blut abwischte, das aus der Injektionswunde sickerte. »Aber wehe, du verlierst auch nur ein Wort darüber. Dann sind wir beide am Arsch. Hörst du? Ich vertraue dir, mein Sohn.« Er klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter.
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