Fest steht auf jeden Fall: Sein Selbstbewusstsein war auch schon damals immens – und konnte durchaus Schritt halten mit der Größe seiner fantastischen Autos und mit seinem medizinischen Interesse, das auf mich geradezu leidenschaftlich wirkte.
Eine Bestätigung für diese Vermutung habe ich durch ein höchst originelles Geschenk gefunden, das er mir einmal zu einer Party mitgebracht hat: Hammer, Amboss und Steigbügel - dekorativ eingeschweißt in Plexiglas. Ein wahrlich außergewöhnliches Schmuckstück! (Von welchem Toten er diese Preziosen geklaut hat, hab‘ ich ihn nie gefragt).
Die heutigen Studenten müssen auf Professor Reinhard Weinstabl als Vortragenden leider verzichten – da er den Weg in die Privatwirtschaft gewählt hat. Warum sollte er auch der Feind seiner eigenen Geldbörse sein? (..und ungezählte Autos pflastern mittlerweile seine überdimensionale Garage.) Dafür kann er sich mit vollem Einsatz und ganzem Herzen seinen dankbaren PatientInnen widmen!
Was ihn in meinen Augen nämlich nebst seinem Können noch zusätzlich ganz besonders auszeichnet, ist die Art, wie er auf den kranken bzw. leidenden Patienten zugeht: Immer auf Augenhöhe, immer jovial, immer ermutigend.
Und von einem bin ich überzeugt, und das sei speziell seinen Neidern gesagt: Auch ohne eine Steffi Graf hätte er seinen Weg gemacht.
Medizinerin, ORF-Star, Journalistin und Talkmasterin
Er ist einer, der anpackt
Franz Klammer
Ich habe Reinhard vor allem seit Gründung der Franz Klammer Foundation als Menschen kennengelernt. Ich wusste natürlich davor von seinen fachlichen Qualitäten als Sportarzt, da ich ihn ja das eine oder andere Mal bei Sportveranstaltungen bzw. gesellschaftlichen Zusammentreffen unter anderem in Kitzbühel getroffen habe.
Als wir 1998 die Franz Klammer Foundation gegründet haben, war uns allen klar, dass wir da auch sportmedizinische bzw. generell medizinische Unterstützung und Rat brauchten.
Denn Christoph Schuh als Generalsekretär, Willi Okresek, Karl Schlögl bzw. Günter Friedl und ich als Gründer waren und sind auch bis heute nicht in der Lage, medizinische Urkunden, Befunde, Verletzungen oder Diagnosen zu beurteilen …
Für uns in der Stiftung ist es aber natürlich wichtig, dass wir dort helfen und unterstützen, wo es sinnvoll und richtig ist.
Im Frühjahr 1998 habe ich dann Reinhard unkompliziert angerufen und ihn gefragt, ob er sich uns als medizinischer Experte, Ratgeber und Begleiter für die Foundation zur Verfügung stellt: „Na klar, du weißt Franz, für dich bin ich immer da“, waren seine Worte. Direkt, klar und ohne Umschweife.
Ich weiß eigentlich bis heute nicht, ob ihm damals klar war, dass dies nicht bloß eine One-Night-Story wird. Nicht nur, dass er seit 1998 bei vielen unserer über 190 geförderten SportlerInnen uns seinen Rat & seine Tat unentgeltlich zur Verfügung stellt, war er immer wieder zur Stelle, wenn es darum ging, Fundraising für die Foundation zu machen. Ob es Golfturniere oder Skirennen waren, wir konnten und können immer wieder auf Reinhard zählen. Er ist einer der anpackt, der unkompliziert im Zusammenarbeiten ist und unseren Veranstaltungen immer wieder Lebensfreude, Spaß und Kompetenz gibt.
Natürlich hat er sich intensiv innerhalb seiner Familie des Tennissports auch um seine Schäfchen gekümmert. Da hat er sich bei mir gemeldet und mir von dem tragischen Schicksal der Geschwister Klemenschitz erzählt. Da war mir klar, das was er uns immer wieder gibt, geben wir zurück – für seine Tennis-Familie. Natürlich haben wir die Geschwister unterstützt.
Die Franz Klammer Foundation hat damals diese sehr teuren Therapien, die zur Bekämpfung der Krebs-Erkrankung notwendig waren, mitfinanziert. Das war keine Frage!
Reinhard begleitet uns schon seit 22 Jahren: Er hat seinen Anteil daran, dass wir über 600.000,00 € seit damals direkt für SportlerInnen, die in Not geraten sind, ausschütten konnten. Er hat aber vor allem seinen Anteil daran, dass dies nicht irgendwie passiert sondern, dass in den jeweiligen medizinischen Fragen das Richtige und Sinnvolle getan wird. Reinhard hat Handschlagqualität, ist da, wenn man ihn braucht, und das immer mit Frohmut, Lebensfreude, Spaß und Engagement. Ich freu mich, auch in den nächsten 22 Jahren mit ihm in der Foundation zusammen zu arbeiten.
Sportikone, Abfahrts-Olympiasieger und zweifacher Weltmeister
Kapitel 1
Ehrgeiz, Visionen und der Beginn meiner Weltreise
Verbleiben wir so: Im Grunde genommen war der 5. April 1958 – global gesehen – ein recht unspektakulärer Tag. Der Leader der britischen Labour-Partei Hugh Gaitskell legte einen 5-Punkte-Plan für eine neutrale Zone in Mitteleuropa vor.
Cambridge gewann den Ruderklassiker gegen Oxford zum 58. Mal, und in den Vereinigten Staaten von Amerika wunderte sich manch einer, wie es „The Champs“ mit ihrer Single „Tequila“ bloß schaffen konnten, Elvis Presley als Nummer eins in den US-Charts abzulösen. Im deutschen Radio lief dieser Tage immer wieder die beliebteste Single der deutschen Charts „Der lachende Vagabund“ von Fred Bertelmann.
Und der Wiener „Kurier“, der damals um einen Preis von 1 Schilling und 50 Groschen verkauft wurde und wo sich gerade der Wechsel in der Chefredaktion von Hans Dichand zu Hugo Portisch vollzog, drückte an diesem Tag in seiner Mittags-Ausgabe seine Sorge in großen Lettern aus: „Chruschtschows Kriegsreden in Budapest lösen in den USA scharfe Reaktionen aus“.
Nun ja, für manch andere war besagter 5. April 1958 sogar noch weit aufregender: US-Schauspielerin und Oscar-Gewinnerin Bette Davis scharte anlässlich ihres 50. Geburtstages ihre Liebsten um sich, und auch Österreichs Ausnahmedirigent Herbert von Karajan blickte an diesem Tag auf die ersten 50 Jahre seines Lebens zurück. Agnetha Fältskog, später als das erste A der Kultband ABBA zu Weltruf gelangt, durfte zu Hause acht Geburtstagskerzen ausblasen, und Colin Powell träumte an seinem 21. Geburtstag wohl noch nicht davon, 43 Jahre später als US-Außenminister angelobt zu werden. Sonst noch was?
Eher nicht: Roger Moore war noch nicht James Bond, Steffi Graf und Thomas Muster waren noch lange nicht geboren, Viktor Klima war ein Schulbub. Das war er also, der 5. April 1958?
Nicht ganz. Auch in Österreich wurde gefeiert. Oben auf dem Kahlenberg marschierte Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Medien, Kultur und Sport an. Schließlich hatte der zweite Sender des ORF am 5. April 1958 seinen Betrieb aufgenommen.
Und … auf der Geburtenstation des Landeskrankenhauses Waidhofen an der Ybbs hatten Ärzte und Hebammen nicht nur alle Hände voll zu tun, sondern ihre emotionale Aufmerksamkeit war an diesem Tag auch auf ein Haus, nur rund 150 Meter vom Krankenhaus entfernt, gerichtet. Schließlich lag dort eine der Ihren in den Wehen. Hebamme Elfriede, die sich für eine Hausgeburt entschieden hatte, war in froher Erwartung und ihr Mann Adolf, ein Fernsehtechniker, dementsprechend nervös.
Alles gut, keine Komplikationen – Reinhard war geboren. Reinhard Weinstabl. Da war ich also. Heute nennen mich viele meiner Freunde einfach „Weindi“ oder „Reindi“ und ich blicke jetzt mal in den Rückspiegel. Nach rund 60 Jahren kann oder sollte man das gelegentlich tun. Ich lebte und ich lebe einen Traum und ich will euch einladen auf meine Zeitreise.
Willkommen in meinem Leben. Nun, das mit der Geburt haben wir also ganz gut hingekriegt. Vielleicht war ja auch schon ein Hauch von Routine eingekehrt bei Elfriede und Adolf Weinstabl. Schließlich hatte 20 Monate davor schon mein Bruder Christian dieser Welt guten Tag gesagt.
Von gröberen Problemen im Rahmen meiner Geburt wurde mir also nicht berichtet, und es sollte noch rund ein Jahr dauern, bis sich meine Eltern zum ersten Mal so richtig Sorgen um mich machen mussten.
Читать дальше