George Lebelle - Die Diktatur der Triebe

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Der Staat hat sich in eine Richtung entwickelt, die nichts mehr zu tun hat mit Demokratie und sozialem Engagement. Eine Gruppe um den Staatsanwalt Bornheim hat sich zum Ziel gesetzt, den Staat zurück in eine wirkliche Demokratie zu führen. So brechen Kämpfe aus, die sich in Richtung Bürgerkriege zu entwickeln drohen. Höchst spannend, aber auch mit viel Blutvergießen beschreibt der Verfasser diese kriegerischen Auseinandersetzungen, unterstützt durch ein umfangreiches Waffenarsenal, einschließlich Kampfrobotern. Das Ganze ist gewürzt mit deftigen Sexszenen, mitunter ins Absurde überspitzt. Welche der gegensätzlichen politischen Machtinteressen wird – nach Verlust etlicher Menschenleben auf beiden Seiten – den Sieg erringen?

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2020 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99107-128-0

ISBN e-book: 978-3-99107-129-7

Lektorat: Marie Schulz-Jungkenn

Umschlagfotos: Jozef Klopacka, Vagengeym | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Die Bornheims
Kanzler Piepgen
Bornheims leben gefährlich
Der Mafia-Anwalt
Generalbundesanwalt Baum
Generalinspekteur Baudissin

Reichskanzler Piepgen

Um halb sechs am Abend trafen am Kanzleramt in kurzen Abständen zahlreiche Dienstwagen des Bundes und der Länder ein. Die Wachleute am Portal hatten die Anweisung, nur die persönlich vom Kanzler eingeladenen Personen einfahren zu lassen. Daher mussten die als Adjutanten getarnten Leibwächter des Generalinspekteurs und der Inspekteure von Heer, Luftwaffe und Marine die Wagenkolonne verlassen und im Wartesaal Platz nehmen. Man nahm ihnen Telefone und Waffen ab und verpackte diese in nummerierten Tüten.

Baudissin verfluchte seine Entscheidung, das Kanzleramt nicht umstellen zu lassen. Auf dem Weg zum Sitzungssaal tuschelte er mit dem Luftwaffenchef.

„Hast du deine Dienstwaffe dabei?“

Brandt nickte und flüsterte. „Ich habe eine Staffel Kampfhubschrauber angefordert, falls wir nicht um punkt neun Uhr zurück vor dem Kanzleramt auftauchen.“

„Ja, mein Chauffeur telefoniert bereits mit den Kommandeuren der Einheiten rund um Berlin. Plan B wird eingeleitet.“

Sie mussten ihr Gespräch beenden, weil sie an der Tür zum Sitzungssaal von des Kanzlers Assistenten begrüßt wurden.

„Guten Abend, meine Herren, der Herr Reichskanzler lässt seinen Gruß ausrichten. Er freut sich, sie alle hier zu sehen.“

Lafontaine machte eine Verbeugung in die Richtung eines jeden der vier Militärs. „Ich wünsche Ihnen einen interessanten Abend und darf Sie zu einem kleinen Imbiss und einem Glas Champagner hier gleich rechts einladen.“

Die vier Uniformierten nickten kurz und wandten sich dem Büffet zu.

Im Saal befanden sich gut zwanzig Leute, meistens Männer in unauffälligen Anzügen mit blassblau oder blassrosa gestreiften Hemden und mit noch unauffälligeren Krawatten. Ebenso wenig bemerkenswert waren die Innenministerinnen von Niedersachsen und Brandenburg. Nur der Verteidigungsminister, der sich nun Kriegsminister nennen musste, überragte alle wegen seiner Körpergröße, aber auch wegen seines gegelten schwarzen und vollen Haarschopfes, seines dunkelblauen Maßanzuges, des knallroten Oberhemdes und der schwarzrotgoldenen Krawatte.

Kriegsminister Karl-Georg von Brauchitsch war Anfang vierzig, wurde von der Massenpresse und den TV-Sendern als Star bejubelt und empfand sich selbst als „ausgesprochen schöner Mensch“ und dazu als „ungewöhnlich intelligent“.

Dieser Mensch entdeckte seine obersten Militärs und ging mit federndem Schritt, den hatte er sich angewöhnt, um seiner dynamischen Persönlichkeit Ausdruck zu geben, auf die vier zu und begrüßte sie überschwänglich

„Wie schön, Sie zu sehen. Man sieht sich ja viel zu selten. Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Leider lässt mir mein politisches Amt zu wenig Zeit, mich um die Truppe zu kümmern. Ich bin ja so dankbar, in Ihnen so fürsorgende Chefs der Streitkräfte an meiner Seite zu wissen, und möchte Ihnen bei dieser Gelegenheit ganz, ganz herzlich für die stets gute Zusammenarbeit danken.“

Luftwaffenchef Brandt schaute auf die schwarzglänzenden Lackschuhe seines Ministers. Bei jedem Satz wippten sie auf und nieder.

Dieser Schwätzer, warum wird solch ein Quatschkopf ausgewählt, dachte er.

Doch der Minister quasselte, was das Zeug hielt. Die vier wurden jedoch hellhörig, als er von den „neuen und anspruchsvollen Aufgaben für die Bundeswehr“ sprach.

„Die Bundeswehr muss sich neuen Aufgaben stellen. Deutschland ist ja von Freunden umzingelt, hahaha. Da brauchen wir keine Panzertruppen in Armeestärke mehr. Die neuen Aufgaben entstehen da, wo unsere Rohstoffe herkommen, und diesen neuen Herausforderungen müssen wir uns stellen. Da brauchen wir Interventionstruppen, viel Marine, Marineinfanterie und Luftwaffe. Bisher hat Deutschland militärisch unter dem Mandat der UNO agiert, jedenfalls meistens, hahaha. Das soll sich nun ändern. Unter dem Schutz der Bundeswehr müssen wir selbst für eine sichere Rohstoffversorgung tätig werden. Sie verstehen, die Bundeswehr braucht eine globale Angriffskapazität.“

„Der ist gar nicht so blöde, wie ich immer angenommen hatte“, dachte Vizeadmiral Dr. Cem Döner, der Marineinspekteur.

„Männer, deshalb werden wir eine vierte Teilstreitkraft aufbauen, nämlich eine Raketenstreitmacht, die mit Langstreckenraketen jeden Ort auf der Erde erreichen kann, natürlich mit Atomwaffen. Sie wissen ja, Herr Vizeadmiral, dass man von den neuen U-Booten sowohl Nuklearraketen als auch nuklear bestückte Marschflugkörper starten kann.“

Der hält mich für blöde, dachte der Vizeadmiral.

In diesem Augenblick erklang der Gong.

„Ich bitte unsere verehrten Gäste, an den Tischen hinter den Namensschildern Platz zu nehmen. Der Herr Reichskanzler wird in wenigen Augenblicken erscheinen.“

Die donnernde Stimme Lafontaines kam aus Lautsprechern. Nach wenigen Sekunden erschien ein mittelalterlich gekleideter Herold mit einer Fanfare in der Hand auf der Bühne.

„Der Piepgen ist ja völlig durchgeknallt“, murmelte Luftwaffengeneral Brandt.

Das Gemurmel im Saal erstarb. Als es still geworden war, blies der Herold seine Fanfare, ein Dreiklang ertönte.

Die Stimme aus dem Lautsprecher: „Der Herr Reichskanzler! Bitte erheben Sie sich.“

Vizeadmiral Dr. Döner erhob sich wie alle anderen, mit Ausnahme seiner drei Militärkollegen, die ihn giftig ansahen. Aber Döner blickte nach vorn, zum Reichskanzler.

Vielleicht würde er doch noch Admiral und könnte endlich auf Augenhöhe mit seinen Admiralskollegen aus aller Welt parlieren.

Zur gleichen Zeit befand sich Rechtsanwalt Müller-Lüdenscheid II in seiner Ferienvilla im Spreewald. Dorthin hatte er seine Freunde und Mitstreiter zu einem „intimen Diner“ eingeladen.

Das großzügige Haus war umgeben von einigen Hektar Parkanlagen und Wald. Für Ortsunkundige war es schwer zu finden. Man musste von Petershagen zwei Kilometer auf einem Waldweg fahren.

Er hatte alle für die Unterstützung der Kanzlerpläne wichtigen Persönlichkeiten zu einem Abendessen für Feinschmecker eingeladen, mit „anschließendem fröhlichem Umtrunk und erotischer Kurzweil“. Zwar war kaum eine Persönlichkeit als Feinschmecker bekannt. Doch verschmähte keiner der Eingeladenen die Aussicht auf einen heftigen Rausch und Sexspiele mit reizenden Damen. Mafioso Luigi Luciano war von ihm beauftragt worden, sechzehn die verschiedenen Geschmäcker ansprechende Damen zu beschaffen.

Die mietbaren Damen trafen um halb sieben mit einem Bus ein. Sie begaben sich auf die Zimmer, um sich vorzubereiten.

Luigi verkündete dem verblüfften Rechtsanwalt, er wolle sich in einer der Damen ordentlich austoben, bevor es an die Arbeit ginge, und verschwand nach oben in die erste Etage.

Der Rechtsanwalt ging mit seinem Hausverwalter noch einmal die Gästeliste durch.

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