Engagierter Dienst in der Gemeinde
Ihre Berufung und ihre Sendung verstehen die Autoren und Autorinnen als Dienst. Dienst als Leitwort für die Arbeit im Reich Gottes – oder mit den Worten des Buchtitels – für den Job. Sie stehen damit in der Tradition Jesu, der gekommen ist, um zu dienen (Mk 10,41ff). Paulus greift dieses Dienstverständnis auf, wenn er sich als Diener des neuen Bundes versteht (2Kor 3,7ff) und damit als Diener Christi (1Kor 4,1). Man darf – in Umwandlung der bekannten Formulierung „dienende Leiterschaft“ – denn auch von einer „leitenden Dienerschaft“ sprechen.
Das ist auch darum hervorzuheben, weil zu oft auf Leiterschaft im Sinne von „Management“ gehofft wird und von dort Wunder erwartet werden. Die Geschichten reduzieren das Selbstverständnis auf das Wesentliche: Dienst. Er mag der Dienst der Verkündigung, der Lehre, der Leitung, der Seelsorge sein. Es ist und bleibt ein Dienst. Ein Dienst im Auftrag des Herrn der Kirche und seiner Mission, an dem Ort, wo eben der Weg des Herrn hinführte. Darum kann engagierterer Dienst gelingen, weil sich die Autoren und Autorinnen ihrem Dienstherrn verpflichtet wissen.
Die Lektüre der einzelnen Geschichte inspiriert den Pastor, die Theologin, ebenfalls über die eigene Geschichte nachzusinnen. Wie war das mit meiner Berufung? Welche wichtigen Stationen begleiteten meinen Weg bis heute? Welche prägenden Persönlichkeiten wiesen mir den Weg? Warum tue ich meinen Dienst so, wie ich ihn heute tue? Welche Bestätigungen auf dem Weg bestärkten meine Berufung und meinen Dienst?
Die Geschichten motivieren wiederum zum Dienst in der Gemeinde, im Reich Gottes. Es sind Geschichten, die der eigenen Geschichte gleichen. Sie weiten den Blick über den eigenen Lebensweg hinaus auf den großen gemeinsamen Dienst im Reich Gottes. Dieser Dienst ist vielfältig und bunt. Und die einzelne Person hat Anteil an der umfassenden Mission Gottes in dieser Welt. Männer und Frauen an verschiedensten Orten sind eben darum nicht alleine, sondern gemeinsam unterwegs, durch Leben und Dienst die Mission Gottes zu leben.
Die einzelnen Geschichten regen Gemeindeleitungen, Vorstände (und wie die Gremien auch heißen mögen) an, Dienst und Leben ihres Pastors bewusster wahrzunehmen. Warum nicht den Vollzeiter einladen, seine Geschichte, seine Berufung in der nächsten Sitzung zu erzählen? Die Geschichten führen dazu, der Gemeindeleiterin, dem Pastor, dem Theologen, der Theologin zu danken. Sie laden aber auch dazu ein, sich aktiv um die Berufung von jungen Männern und Frauen zu kümmern. Das Wort Jesu liegt immer wieder im Ohr: „Die Ernte ist groß, Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende“ (Mt 9,37f).
Diese Geschichten motivieren junge Männer und Frauen, über ihre Berufung nachzudenken und die Frage nach dem Weg mit Jesus aktiv anzugehen. Was will Gott in und durch mein Leben bewirken? Wo will er mich persönlich haben? Wie wird sein Weg mit mir aussehen? Der dreieinige Gott wird den Weg weisen, wie auch immer dieser Weg aussehen wird.
Die Geschichten sind so geschrieben, dass Christen und Christinnen eine leichte Lektüre haben. Sie eröffnen ein gutes Verständnis für den vielfältigen, herausfordernden geistlichen Dienst von Männern und Frauen und fördern das Verständnis für den eigenen Gemeindeleiter und dessen Dienst, für die eigene Pfarrerin und deren Dienst.
Fritz Peyer-Müller, Dr. theol., Jg. 1952, verheiratet, ein Sohn. Rektor von IGW. Berufslehre, Studium der Theologie am TSC, Kirchliche Matur, Theologiestudium in Basel, Zürich, Bern und Debrecen/Ungarn. Doktorarbeit über die ungarischsprachige Reformierte Kirche in der Ukraine. Pastor beim EGW in Luzern, seit 1993 bei IGW, zunächst als Studienleiter in Bern, seit 2003 als Rektor.
peyer@igw.edu
Bitte mich, so will ich dir Völker zum Erbe geben (Ps 2,8)
Florian Bärtsch
Meine Story
Gottesbegegnung
Als 15½-jähriger Teenager hatte ich beim Lesen des dritten Buches Mose eine zentrale und kaum beschreibbare, doppelte Gotteserfahrung. Zuerst begegnete ich der Heiligkeit Gottes in einer „Feuererfahrung“. Diese Erfahrung bewirkte eine tiefe Erkenntnis meiner Sündhaftigkeit und Verlorenheit; aber auch der unbestechlichen Heiligkeit Gottes und last but not least eine tiefe und unauslöschliche Erkenntnis der Realität eines letzten Gerichtes und der Existenz von Himmel und Hölle. Dann, nach dem Lesen der Kernbotschaft des Evangeliums, hatte ich eine direkte Christusbegegnung. Diese übernatürliche Begegnung „veränderte alles“! Ich durfte IHN sehen und persönlich kennen lernen, meine Schuld wurde vergeben, ich wurde von neuem geboren. Direkt nach dieser intensiven Bekehrungserfahrung wurde ich mit einer nie gekannten, übernatürlichen Freude erfüllt, dass ich gleichzeitig weinte und laut lachte.
Später dann, als ich mich von meinen Knien erhob, hörte ich eine innere Stimme, die ganz deutlich zu mir sprach: „Das, was du eben erfahren hast, ist nicht nur für dich, sondern das ist eine Botschaft für alle Menschen der Welt und es ist deine Bestimmung, diese Botschaft in alle Welt hinaus zu tragen!“ Kurze Zeit später, als ich dann beim Lesen der Bibel auf Ps. 2,8: „Bitte mich so will ich dir Völker zum Erbe geben und die Enden der Erde zum Eigentum“ stieß, erlebte ich eine starke Bestätigung der Berufung eines „Botschafter Jesu Christi zu den Nationen“.
Das solide, fünfjährige, bibeltreue Studium, inklusive der „alten Sprachen“ (Latein, Griechisch, Hebräisch), war für mich ein wirklich großer Segen. Dort wurde mein Vertrauen in die Inspiration der Bibel fest verankert und beim Hören einer Vorlesung über den Reformator Martin Luther hatte ich eine herrliche Offenbarung der Gnade unseres Vaters im Himmel.
Während meines ersten Praktikums in einer reformierten Landeskirche in Graubünden hatte ich ein „pastorales“ Schlüsselerlebnis. Als ich so in diesem mächtigen Pfarrhaus mit seinen riesigen Räumen und dicken Mauern stand, „wusste“ ich plötzlich ganz klar, dass ich nie ein „normaler“ Pfarrer bzw. Pastor in einer Gemeinde sein würde. Ganz im Gegenteil, ich wusste in dem Moment glasklar: Ich muss hier weg, ich bin hier „gefangen“, ich MUSS einfach hinaus in die Welt.
In der zweiten Hälfte des Studiums heiratete ich dann meine Traumfrau Anni und mitten in den Abschlussprüfungen wurde unsere erste Tochter geboren. Das war schon auch verrückt: Mitten im Gebärsaal, beim Warten auf das Baby hatte ich einige theologische „Schinken“ dabei und versuchte noch, mich irgendwie auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Nun ja, wie gesagt, ich versuchte es … und bei dem Versuch blieb es dann auch, denn dann wurde sie, unsere Wunschtochter Sarah, geboren und das war für mich, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte und überschattete bei weitem den Abschluss meines Studiums! BEI WEITEM!
Nach dem Studium war ich dann vier Jahre theologischer Lehrer an der Bibelschule New Life in Walzenhausen und machte anschließend ein einjähriges Praktikum in der großen FEG in Langenthal. In Walzenhausen wurde unsere zweite Tochter Judith geboren, die dann aber unerwartet mit 40 Tagen an plötzlichem Kindstod starb. Zwei Jahre später wurde unser Sohn Silas geboren. Da ich gerade im Militärdienst war, kam ich leider zu spät zu seiner Geburt, aber als ich dann endlich dort war, hörte er augenblicklich auf zu schreien und wir waren einfach nur glücklich. Silas und seine Frau Graziella machten uns inzwischen zum ersten Mal zu glücklichen Großeltern.
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