Und wieder darf gefragt werden, in wie vielen Berufen darf so etwas sein? Sicher nicht in vielen. In der Gesellschaft sucht man Spezialisten, die das, wofür sie eingestellt wurden, möglichst perfekt können. Im Pastorenberuf bleibt man dagegen lebenslang ein Lernender, eine Lernende und der Lehrer, der Heilige Geist, ist jederzeit daneben und bügelt aus, was besser gemacht werden müsste, perfektioniert, was der Pastor tut. Und wie ein kleines Kind freut sich dann der bereits in die Jahre gekommene Pastor über seine gerade vorbereitete Predigt, weil sie wieder einmal Neues enthält, noch nie vorher Erkanntes und jetzt auf einmal wurde es einem offenbar. Wie sagt es da mein guter Freund und Mentor, der ehemalige Leiter der Lausanner Bewegung für Weltevangelisation, Tom Houston, der heute 87 Jahre alt ist: „Ich habe den Eindruck, heute lerne ich sogar noch intensiver als damals als ich als junger Pastor kaum Zeit dafür fand.“ Ein 87-jähriger Pastor lernt.
Und viertens und letztens, der Pastorenberuf wird zweimal entlohnt. Sicher wird niemand durch seinen Dienst als Pastor reich, wenigstens nicht dann, wenn er und seine Gemeinde sich an die Heilige Schrift halten. Wer es darauf anlegt, Geld zu verdienen, sollte nicht Pastor werden wollen. Nicht das Gehalt macht den Reiz des Berufes aus, sondern der himmlische Segen, den man dabei bekommt und eines Tages nach dem Ende dieser Tage bekommen wird. Jesus selbst verspricht seinen Jüngern einen großen Lohn (Lk 6,35). „Und was habe ich davon, wenn das erst nach diesem Leben kommt?“, wird der diesseitig denkende Mensch fragen. Tja, viel. Hier auf der Erde lebe ich ja nur 70 bis 80 Jahre, im Himmel eine ganze Ewigkeit. Wenn man so für eine ganze Ewigkeit vorsorgen kann. Wenn sich das nicht lohnt – was dann? Und Hand aufs Herz: Gibt es einen zweiten Job, der so himmlisch entlohnt wird?
Also doch Traumberuf! Ich glaube schon. Und er steht jedem Christen offen. Die Berufung spricht zwar Gott aus, aber die Bereitschaft dazu bringen wir Menschen mit. Lassen sie sich von den Zeugnissen dieses Buches inspirieren. Sie werden wie ich begeistert sein. Und vielleicht schlägt ihr Herz höher und auch Sie lassen sich auf dieses Abenteuer mit Gott selbst ein, denn das ist der Beruf wahrlich – ein Dienst für Gott voller Überraschungen und Segen.
Johannes Reimer, Jg. 1955, verheiratet, zwei Kinder. Dr. der Theologie, Gemeindegründer, Buchautor, Professor für Missionswissenschaften an der Theologischen Hochschule Ewersbach und an der Universität von Südafrika (Unisa), 1. Vorsitzender der GBFE.
johannes.reimer@gbfe.org
Einleitung: Über dieses Buch
Fritz Peyer-Müller
Wir sind überzeugt, dass unsere Pastoren und Pastorinnen, unsere Pfarrer und Pfarrerinnen, unsere Theologen und Theologinnen einen ausgezeichneten Dienst tun. Oder mit den Worten des Buchtitels: einen ausgezeichneten Job machen. An ihrem Platz, in ihrem Dienst, in ihrer Kirche, zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, zusammen mit ihren Gemeindeleitungen. Ob sie eine große, kleine, mittlere, wachsende Kirche leiten, ihnen gehört unser Dank. Darum ist dieses Buch den teil- und vollzeitlichen Frauen und Männern gewidmet.
Wir danken aber auch den Autorinnen und Autoren, die wir angefragt haben. Obwohl einige aus zeitlichen Gründen absagen mussten, waren sie vom Buchprojekt und von der Idee begeistert – ebenso wie die Frauen und Männer, deren Beiträge nun auf den folgenden Seiten erscheinen. Ihnen danken wir besonders für ihre Bereitschaft, offen über ihren Weg mit Gott, ihren Dienst, über ihre Motivation, über Freuden und Leiden zu schreiben. Sie erlauben uns, einen Blick in ihre Lebensgeschichte zu werfen.
Im Buch haben wir die Reihenfolge der Geschichten alphabetisch nach Autoren und Autorinnen sortiert. Ein Autoren-, ein Abkürzungs- und ein Inhaltsverzeichnis erleichtern das Auffinden der einzelnen Beiträge.
Die 27 Geschichten spiegeln eine große Vielfalt im Reich Gottes wieder. Das lässt sich bereits bei den Dienstbezeichnungen beobachten. Wir haben Gemeindeleiter und Pfarrerinnen, Theologinnen und Pastoren, Heilsarmeeoffizierin und Seniorpastors, Professoren und Pastorinnen, Jugendpastoren und Gemeindegründer. Bewusst wurden in diesem Buch die verschiedenen vielfältigen Bezeichnungen belassen. Die Geschichten lassen erahnen, welche Vielfalt tatsächlich in 1Kor 12 wie auch in Eph 4 gemeint ist.
Die Autorinnen und Autoren repräsentieren auch eine große Vielfalt von Landeskirchen, Freikirchen, Gemeinschaften, Bewegungen, Projekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bewusst wurde in der Vorbereitung auf diese Vielfalt geachtet. Denn wir sind der Überzeugung, dass das Reich Gottes grösser, umfassender und eben vielfältiger ist als eine Denomination. Die Berichte erlauben uns, einen Blick über den eigenen Zaun hinaus in diesen Reichtum und diese Vielfalt zu werfen. Es kann heilsam und motivierend sein, zu sehen, wie Männer und Frauen außerhalb der eigenen Kirche geführt und berufen wurden.
Auch die Sprache der Autorinnen und Autoren haben wir im Originalton belassen. Denn dieses Buch soll ihre Geschichten, ihre Erfahrungen und Begegnungen erzählen, ihre Erkenntnisse und Herausforderungen.
Ein Thema wird in fast jedem Bericht angesprochen. Die Berufung. Die Berufung zum vollzeitlichen Dienst. Dahinter steht die Frage: Was hat Gott mit meinem Leben vor? Bin ich bereit, mein Leben ganz ihm und seiner Herrschaft zur Verfügung zu stellen? Die Erfahrungen der Berufung mögen sehr verschieden sein. Aber die Klarheit und Eindeutigkeit der verschiedenen Berufungen ist offensichtlich. Begegnungen mit dem dreieinigen Gott in der Stille, unterwegs, bei der Lektüre der Bibel haben zur Klarheit des Weges geführt. Das war der Beginn einer spannenden Reise, auf der wir die Autoren und Autorinnen begleiten können.
In den meisten Geschichten wird aber auch deutlich, dass die Umsetzung der Berufung eine Vorbereitung erfordert. Oft waren eine Ausbildung, ein Studium oder verschiedene frühe Diensterfahrungen der erste Schritt. Was zunächst oft als Umweg erscheint, wurde zur eigentlichen Vorbereitung für den Dienst, zu dem berufen wurde. Die Storys erinnern zum Teil an die Berufungsgeschichten im Alten und Neuen Testament (Mose in Ex 3; Josua in Jos 1; David in 1Sam 16; Jesaja in Jes 6; Jeremia in Jer 1; die Jünger in Mt 4,18f; Paulus in Apg 9).
Die Frage der Berufung, so zeigen die Geschichten, wird oft in jungen Jahren bewegt und geklärt. Im vorliegenden Buch sind es Berufungen in den vollzeitlichen Dienst im Reich Gottes. Aber die Frage der Berufung treibt wohl jeden um. Jeder junge Mensch ist auf der Suche nach seiner Berufung für das persönliche und gemeinschaftliche Leben mit Gott. Und wir tun gut daran, diese Fragen aufzugreifen und zur Sprache zu bringen.
Starke Liebe zur Gemeinde
Die Geschichten sind auch eine Art Liebeserklärung an die lokale Kirche. Ich meine zu sehen, dass jeder Autor, jede Autorin darüber schreibt, wie gerne er oder sie seinen oder ihren Dienst in der lokalen Kirche tut. Diese Männer und Frauen lieben ihre Kirche. Sie sind gerne mit ihren Gemeindeleitungen, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterwegs. Sie stellen sich gerne den Herausforderungen ihres Dienstes und ihren Aufgaben.
Die Liebe zur Gemeinde Jesu hat zutiefst mit den Berufungen zu tun. Die Berufung, im Reich Gottes zu dienen, manifestiert sich lokal und global, aber immer in Gemeinschaft. Denn die Gemeinde – auch die lokale, eigene Kirche, ist Leib Christi. Er ist der Herr der Kirche, er ist der Eckstein, der die Kirche zusammenhält.
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