Marie Louise Fischer
Junges Mädchen sucht festen Freund
SAGA Egmont
Junges Mädchen sucht festen Freund
Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof Forlag A/S
Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, ( www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany ( www.ava-international.de)
Originally published 1972 by F. Schneider, Germany
All rights reserved
ISBN: 9788711715789
1. e-bogsudgave, 2017
Format: EPUB 3.0
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Lindhardt og Ringhof Forlag A/S, et selskab i Egmont
Freunde fallen nicht vom Himmel
Egal, ob ein Mädchen viele Interessen, gute Freundinnen und nette Eltern hat, früher oder später kommt für jede der Tag, wo sie gern einen Jungen zum Freund haben möchte.
Nicht bei allen, aber bei vielen taucht dann die Frage auf: Bin ich vielleicht doch noch zu jung für eine solche Freundschaft?
Darauf gibt es eine ganz klare Antwort: nein.
Kein Mädchen ist zu jung für eine Freundschaft mit einem Jungen. Es gibt ja viele Mädchen, die vom ersten Schuljahr an oder sogar vom Kindergarten her mit einem Jungen befreundet sind.
Sagt mir jetzt nicht: Diese Art Freundschaft meinen wir nicht!
Was für eine Freundschaft denn? Ich glaube, wir müssen wirklich zuerst mal untersuchen, was die Mädchen in eurem Alter von einem Freund erwarten.
Er soll sich mit seiner Freundin sehen lassen können, mit ihr ins Kino, zu anderen Veranstaltungen oder auch zu Zusammenkünften einer größeren Gruppe gehen. Er soll Verständnis für ihre Interessen haben, zuhören, aber auch von sich erzählen können. Wenn er intelligent ist und Humor besitzt, um so besser. Eine Schönheit braucht er nicht zu sein, aber doch so nett, daß man gerne seine Hand nimmt und es auch nett findet, einen Kuß von ihm zu bekommen.
Das ist schon eine ganze Reihe von Wünschen, die sich, wie wir noch sehen werden, in Wirklichkeit gar nicht leicht erfüllen lassen. Aber mehr, liebe Leserinnen, ist in eurem Alter nicht drin. Eine harmlose Freundschaft also: zu einer anderen kann ich euch nicht raten.
Und so eine harmlose Freundschaft, in der auch schon Verliebtheit mitschwingt, kann sich auch unter Nachbarskindern und Schulkameraden durchaus entwickeln. Mehr als einmal ist später sogar die große Liebe daraus geworden, ja, hat geradewegs zur Ehe geführt.
Eines steht fest: Mädchen, die von klein auf mit Jungen zusammen sind, mit ihnen spielen und später in einer Gruppe mit Jungen bleiben, haben es leichter. Oft finden sie später den Freund in ihrer Gruppe. Selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, so sind sie dennoch Jungen gegenüber unbefangener.
Wenn ein Mädchen einen Jungen zum Freund haben möchte, so kann sich das sehr verschieden äußern.
Die eine fühlt sich zu einem bestimmten Jungen, den sie nur oberflächlich, vielleicht auch nur vom Sehen kennt, ganz besonders hingezogen. Eine andere möchte zu einem Jungen, zu dem sie bisher rein kameradschaftliche Beziehungen hatte, ein innigeres Verhältnis haben. Es ist auch möglich, daß sich ein Mädchen nach einem Freund sehnt, ohne dabei an einen bestimmten Jungen zu denken.
Für alle drei Fälle möchte ich euch ein paar Tips geben.
Aber zuerst noch eine Frage: In welchem Alter taucht der Wunsch nach einer festen Freundschaft mit einem Jungen erstmalig auf? So etwa mit zwölf Jahren.
Jetzt höre ich geradezu einige von euch wild protestieren: „Ich bin dreizehn!“ – „Ich bin vierzehn!“ – „Und ich bin fünfzehn und habe noch nie an einen Jungen gedacht! Willst du jetzt etwa behaupten, wir wären nicht normal?“
Nein, aber ich glaube, daß ihr entweder mir oder euch selber etwas vormachen wollt! An einen Jungen gedacht habt ihr nämlich bestimmt schon mal und euch auch vorgestellt, wie solch eine Freundschaft wäre. Gebt es doch ehrlich zu.
Die Wahrheit ist: Ihr habt noch keinen Freund. Das allerdings ist völlig normal. Selbst wenn ein Mädchen bis zum zwanzigsten Lebensjahr noch alleine ist, hat sie deshalb noch lange keine Macke. Zwischen dem ersten Gedanken an einen Jungen und einer Freundschaft ist nämlich ein langer Weg, und es gibt eine Menge Gründe, wenn ein Mädchen noch keinen Freund gefunden hat.
Eine allzu strenge Erziehung ist allerdings nicht der wichtigste Grund dafür. Mädchen, die ganz kurzgehalten werden, finden viele Möglichkeiten, den Eltern ein Schnippchen zu schlagen, und auch Heimlichkeiten haben bekanntlich ihren Reiz.
Nein, es ist geradezu umgekehrt. Wenn man sich mit seinen Eltern gut versteht und sich von ihnen verstanden fühlt, zu Hause viel Liebe empfängt, dann dauert es sehr viel länger, bis man sich einem Jungen zuwendet.
Auch bei einem Mädchen, das eine Freundin hat, mit der sie sehr gut harmoniert, geht es nicht so schnell. Erstens ist die Sehnsucht nach einem Jungen nicht so groß, und zweitens will sie die Beziehung mit der Freundin nicht aufs Spiel setzen, und drittens möchte sie die Freundin nicht verletzen.
Die Sache mit der Freundin ist übrigens ein Kapitel für sich, über das ich noch später sprechen werde.
Manche Mädchen in eurem Alter haben auch ein oder mehrere Hobbys, die sie so erfüllen, daß daneben kein Platz für einen Jungen ist.
Ihr werdet es vielleicht nicht glauben, aber ich kenne hübsche, muntere, intelligente Mädchen von neunzehn Jahren, die noch kein Interesse an Jungen haben. „Erst mal das Abitur“, sagen sie, und ich halte das für eine sehr vernünftige Einstellung.
Es gibt auch Mädchen, die sich nichts aus Jungen machen, weil sie sie „doof“ finden. Das ist gar nicht so schwer zu verstehen. Es ist eine Tatsache, daß Mädchen in den Entwicklungsjahren gleichaltrigen Jungen ein gutes Stück voraus sind. Das heißt: Ein vierzehnjähriger Junge steht etwa auf der gleichen Entwicklungsstufe wie ein zwölfjähriges Mädchen.
Mädchen, die sehr kritisch und anspruchsvoll sind und einen Freund suchen, den sie bewundern und bei dem sie Halt suchen können, werden sich schwertun. Das bedeutet aber nun nicht, daß diese Mädchen allein bleiben werden, sondern ihr Interesse für Jungen wird erst dann ganz großgeschrieben, wenn aus den Jungen Männer geworden sind.
Zu bedauern sind allerdings Mädchen, die liebend gern einen Freund haben möchten, aber keinen finden, sei es aus Mangel an Gelegenheit, sei es, weil sie zu schüchtern sind oder auch, weil sie sich nicht für anziehend halten.
Zum letzten möchte ich hinzufügen, daß es kein gesundes, normales Mädchen gibt, das Minderwertigkeitskomplexe zu haben braucht. Ich weiß, es gibt welche unter euch, die sich selbst nicht leiden können. Sie stehen mit betrübtem Gesicht vor dem Spiegel und seufzen: „Meine Nase ist zu dick … meine Beine sind krumm, abnehmen müßte ich auch, aber das hilft ja doch nichts. So wie ich aussehe, kann mich doch keiner mögen.“
Das ist natürlich eine grundverkehrte Einstellung, denn Freundschaft, Liebe und Sympathie fliegen gar nicht so oft den schönen Mädchen entgegen, im Gegenteil: Viele Jungen haben Angst, sich mit so einem Zauberwesen einzulassen.
Viele können ihr Aussehen gar nicht richtig beurteilen, denn sie gucken sich wie durch eine verkehrte Brille an. Oft fällt das, was einen an der eigenen Erscheinung stört, anderen überhaupt nicht auf und scheint ihnen ganz in Ordnung zu sein.
Es hat keinen Zweck, mit jemand anderem über die eigene Erscheinung zu sprechen. Ihr könnt es ja spaßeshalber mal
versuchen. Fragt eure Freundin, eure Mutter, eure Banknachbarin, ob sie eure Nase zu dick findet. Zur Antwort kriegt ihr: „Deine Sorgen möchte ich haben!“ – Oder: „Du spinnst ja!“ – Das ist nur dann ermutigend, wenn man die eigene Nase doch nicht für so häßlich hält.
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