Marie Louise Fischer - Bravo, liebes Hausgespenst

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Familie Schmidt hat sich mittlerweile an ihr Hausgespenst gewöhnt. Monika mag Amadeus besonders und dieser ist daher auch ein wenig «eifersüchtig», was ihre anderen Freunde angeht: «Ich bin dein Freund, Monika, vergiss das nicht. Also brauchst du auch keine anderen.» Aber manchmal gehen seine Späße doch zu weit! Besonders dann, wenn sie Fremde von seiner Anwesenheit überzeugen können, so den etwas forschen Nachbarsjungen Norbert. Zum Glück erweist Amadeus sich aber oft auch als Retter in der Not, der seine Freunde aus lebensgefährlichen Situationen rettet, in denen es für sie ohne seine Hilfe sehr brenzlig geworden wäre. -

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Marie Louise Fischer

Bravo, liebes Hausgespenst

SAGA Egmont

Bravo, liebes Hausgespenst

Bravo, liebes Hausgespenst (Band 4)

Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, ( www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany ( www.ava-international.de)

Originally published 1978 by F. Schneider, Germany

Copyright © 1978, 2017 Marie Louise Fischer og Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

All rights reserved

ISBN: 9788711719664

1. e-bogsudgave, 2017

Format: EPUB 3.0

Denne bog er beskyttet af lov om ophavsret. Kopiering til andet end personlig brug må kun ske efter aftale med Lindhardt og Ringhof samt forfatter.

lindhardtogringhof.dk

Lindhardt og Ringhof Forlag A/S, et selskab i Egmont

Eine sonderbare Schneeballschlacht

Monika Schmidt blickte sehnsüchtig aus dem Fenster ihres Klassenzimmers, vor dem der weiße Schnee in dicken, dichten Flocken vom Himmel fiel. Auch als sie noch in München lebte, hatte sie sich über den ersten Schnee gefreut, aber so schön wie hier draußen auf dem Land war er nie gewesen. Monika träumte von Schneeburgen, Schneeballschlachten und Schlittenfahrten. Nur mit halbem Ohr hörte sie auf das, was die Lehrerin erzählte.

Frau Hübner mußte Monikas Namen zweimal nennen, bis sie merkte, daß sie aufgerufen worden war. Als sie endlich aufstand, spürte sie, wie alle Gesichter sich ihr zuwandten. Sogleich wurde sie rot. Das ging ihr immer so, und sie wollte sich nicht darüber ärgern. Monika hatte eine zarte weiße Haut, die sich bei der kleinsten Erregung verfärbte, und glattes, leuchtend rotes Haar.

„Monika, hast du meine Frage verstanden?“ erkundigte sich Frau Hübner.

Unwillkürlich blickte Monika hilfesuchend auf den Platz neben sich. Aber der war leer, denn Ingrid, ihre beste Freundin, hatte sich erkältet und war zu Hause geblieben.

„Nein“, mußte Monika zugeben.

„Dann will ich sie dir zuliebe noch einmal wiederholen: Wie nennt man das, wenn der Star sein Lied singt?“

Monika riß die klaren grünen Augen auf und dachte nach. Im Sommer hatte eine ganze Starenfamilie im Nistkasten hinter dem Seerosenteich gehaust. Aber auf ihr Zwitschern hatte sie nie besonders geachtet.

„Es ist ein ziemliches Durcheinander“, sagte sie endlich, „sie quietschen und pfeifen und klappern mit den Schnäbeln.“

„Das ist schon richtig“, sagte Frau Hübner, „aber wie sagt man, wenn der männliche Star singt? Es gibt einen bestimmten Ausdruck!“ Sie hatte sich mit dieser neuen Frage wieder an die Klasse gewandt.

Monika setzte sich erleichtert.

Ein blondgelockter Junge meldete sich eifrig und wurde aufgerufen. Er hieß Norbert, war erst nach den Sommerferien in die 7. Klasse gekommen und hatte vorher in Norddeutschland gelebt.

„Wenn der S-tar mit ges-träubten Kehlfedern sein Lied singt, so sagt man, der S-tar s-pottet!“ rief er.

Er sprach mit „spitzem“ st und sp, und in den Ohren der bayerischen Kinder klang das sehr komisch; die brachen in brausendes Gelächter aus.

Monika lachte nicht mit. Norbert tat ihr leid, aber sie bewunderte ihn auch, weil er, obwohl ihn alle auslachten, immer wieder das Wort ergriff.

„Sehr gut, Norbert!“ lobte Frau Hübner und, zur Klasse gewandt, fügte sie hinzu: „Es besteht durchaus kein Grund so zu johlen!“ Dann fuhr sie fort: „Die Stare ziehen meist zweimal im Jahr ihre Jungen auf und lieben auch während der Brutzeit Geselligkeit. Sicher habt ihr alle schon beobachtet, wie sie sich auf Bäumen und Leitungsdrähten, den sogenannten Singwarten, zur gemeinsamen Unterhaltung versammeln!“

Monika, die sich jetzt zur Aufmerksamkeit zwang, fand das Leben der Stare ganz interessant, aber doch nicht jetzt mitten im Winter. Als die Klingel endlich die große Pause einläutete, sprang sie erleichtert auf. Als erste war sie bei der Tür.

„Halt!“ rief Frau Hübner. „Es schneit viel zu stark. Ihr geht nicht auf den Hof, ihr bleibt oben!“

„Schade!“ schrien die Schüler durcheinander. „Warum denn?“ – „Gerade bei Schnee ist es doch lustig!“ – „Wir brauchen frische Luft!“ Ein paar schimpften sogar recht zünftig, wenn auch nicht ganz so laut.

„Macht die Fenster auf!“ ordnete Frau Hübner ungerührt an. „Aber lehnt euch ja nicht hinaus. Peter, du übernimmst die Aufsicht!“ Sie packte ihre Bücher zusammen und verließ das Klassenzimmer.

Sofort wurden alle noch viel lauter. Aber niemand wagte an die offenen Fenster zu gehen oder gar die Hände in den niedersinkenden Schnee zu halten. Frau Hübner wußte schon, warum sie Peter zum Aufpasser gemacht hatte. Er war ein starker Junge, der auch nicht davor zurückschreckte, Kopfnüsse zu verteilen, wenn es galt, Ordnung zu schaffen.

„Ruhe!“ donnerte er. „Man versteht ja sein eigenes Wort nicht!“ Kräftig hieb er das große Lineal auf den Lehrertisch.

In die Stille hinein, die daraufhin entstand, sagte Norbert aufmüpfig: „Gib doch nicht so an, du S-treber!“

Die Klasse gröhlte.

Peter hob das Lineal, als wollte er ihm eines überziehen. Aber Norberts braune Augen funkelten ihn so zornig an, daß er es lieber sein ließ. Auf eine Rauferei wollte er es doch nicht ankommen lassen.

„Selbst S-treber!“ sagte er nur, wobei er Norberts spitzes st nachahmte.

Die anderen kugelten sich.

Monika erhob die Stimme, um die anderen zu übertönen. „Allmählich langt’s. Der Witz hat so ’nen Bart. Stellt euch nur vor, wie ihr ausschauen würdet, wenn ihr ab mogen in Preußen zur Schule gehen müßtet!“

„Dös taat i nia!“ erklärte Peter in breitestem Bayerisch.

Aber die meisten hörten doch auf zu lachen, denn Monikas Worte hatten Eindruck gemacht.

Hinter sich hörte sie zwei Mädchen miteinander tuscheln.

„Du, ich glaub, die Moni spinnt auf den Preußen!“

„Sie sucht fei einen Freund!“

Wutentbrannt drehte Monika sich um. „Ihr irrt gewaltig“, zischte sie, „ich brauche keinen Freund … ich hab schon einen!“

„Ah, wirklich? Wie heißt er denn?“

„Amadeus.“

„Und wo geht er zur Schule?“

„Überhaupt nicht. Er braucht nicht mehr in die Schule zu gehen!“

Diese Behauptung machte Eindruck, und Monika spürte, daß sie Punkte gewonnen hatte. Da sie einen älteren Bruder hatte, der oft seinen Freund mitbrachte, war sie selber noch gar nicht an Jungen interessiert. Aber viele in der Klasse, das wußte sie, wünschten sich einen Freund, wenn sie auch selber noch nicht recht wußten warum. Daß sie nun einen Freund zu haben vorgab, der schon schulentlassen war, einen großen Jungen also, machte sie beneidenswert.

Mehr noch freute es Monika, daß Norbert, als er in der nächsten Stunde wieder „über den s-pitzen S-tein s-tolperte“ nicht mehr ausgelacht wurde. Sie hoffte, daß es damit nun endgültig vorbei sein würde.

Als die Schule aus war, hatte es aufgehört zu schneien, aber die weiße Pracht bedeckte den Bürgersteig und die Straßen um einen guten halben Meter. Es hatte schon die ganze Nacht geschneit, und die Räumfahrzeuge hatten den Schnee noch nicht beiseite schaffen können. Die Fahrer der Omnibusse, die die Kinder aus der Umgebung in die Mittelpunktschule nach Geretsried zu bringen pflegten, hatten Schneeketten um die Räder legen müssen. Schneebälle flogen hin und her und gegen die Fensterscheiben, bis alle eingestiegen waren.

Monika, die nur zwanzig Minuten entfernt wohnte, konnte zu Fuß nach Hause gehen. Sie trug eine Skihose und hohe Stiefel, und es machte ihr Spaß, durch den tiefen Schnee zu stapfen.

„Ganz schön anstrengend, wie?“ sagte nach einer Weile eine wohlbekannte Stimme hinter ihr.

Sie drehte sich um und sah Norbert erstaunt an. Auch er pflegte nicht mit dem Bus zu kommen, aber das Haus, in das seine Eltern gezogen waren, lag auf der anderen Seite von Geretsried.

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